Teppiche in Heimen sind umstritten

In der Geroldsecker Vorstadt und andernorts  sei das Entsetzen groß, sagt Flüchtlingshelferin Franziska Lau, denn große Teppiche in Heimen sind umstritten. Deshalb habe man sie allen Bewohnern  weggenommen. Sie spricht von einem „Teppich-Drama“, das so schnell wie möglich beendet werden müsse.

Das Landratsamt, das für die Übergangswohnheime zuständig ist, bestätigt, dass Teppiche haben entfernt werden müssen. Es verweist auf die Brandgefahr und auf Hygienemängel, die von großflächigen Teppichen ausgehen könnten. Kleinere Teppiche, wie etwa Gebetsteppiche, gingen in Ordnung.

Sie und ihr Mann hätten in einem Lahrer Flüchtlingsheim eine Familie aus Afghanistan besucht, die traurig und wie gelähmt in ihrem Zimmer gesessen sei, erzählt Franziska Lau. Das Baby habe bäuchlings auf dem kalten, nackten Boden gelegen und spielte. Immer wieder sei es von einem Hustenanfall geschüttelt worden.


Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

In den Übergangswohnheimen des Landkreises, wie zum Beispiel in der Willy-Brandt-Straße, dürfe privates Inventar nur mit Zustimmung der Verwaltung genutzt werden, so die Auskunft in Offenburg.


„Der Teppich spendet Wärme“

Pro Familie gibt es ein Zimmer für alle Mitglieder, sagt die Flüchtlingshelferin. Außer einem selbst gekauften Teppich stehen ausschließlich graue Metallmöbel im Zimmer: ein Tisch, Stühle, Spinde, Betten. Der Teppich bedeckt den grauen Boden, spendet Wärme und schenkt ein bisschen Heimat, darauf weist Franziska Lau hin. Und wörtlich: „Das Wort Heimat kommt aus dem Arabischen: Al heimatu, das Zelt. Die Geflüchteten haben derzeit „ihr Zelt“ in Deutschland aufgeschlagen. Wir stellen den Platz und geben Zuflucht.“

Die Integration könnte durch allzu rigorose Regeln gefährdet werden, befürchtet Franziska Lau. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

 

Und weiter schreibt sie: „Bisher brannten Asylheime, weil sie angezündet wurden und nicht, weil ein Teppich gebrannt hat. Aus Sorge kann es passieren, dass  gut gemeinte Maßnahmen etwas zu weit gehen. Es wäre nicht gut, wenn das genannte Problem das positive Miteinander gefährden würde.“ Deshalb sei sie großer Hoffnung, dass es eine glückliche Lösung für alle Beteiligten geben werde, betont sie in dem offenen Brief an das Landratsamt, die Stadt Lahr, an Träger der Wohlfahrtspflege und an Flüchtlingskreise.

Regelungen zum Mobiliar

Auf Anfrage der Badischen Zeitung hat die Sprecherin des Landratsamts, Gabriele Schindler, zum einen Verständnis dafür geäußert, dass es sich die Menschen in den Flüchtlingsheimen gemütlich machen wollten. Andererseits wies sie aber darauf hin, dass es in den vorläufigen Unterkünften des Ortenaukreises unter anderem aus Gründen des Brandschutzes Regelungen hinsichtlich des Mobiliars gebe.

Das Übergangswohnheim in der Marie-Juchacz-Straße ist seit Ende März 2017 Geschichte, der Landkreis hat es aufgegeben. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

 

Was den von der Helferin angesprochenen Fall betrifft, geht das Landratsamts gegenüber der Badischen Zeitung davon aus, dass es sich bei dem  Wohnheim um die Asylbewerberunterkunft in der Willy-Brandt-Straße  handelt. Dort seien in jüngster Zeit vermehrt große Teppiche sowie Sofas aufgefallen.

Ein Infoblatt in den Briefkästen

Um die Bewohner nicht zu überrumpeln, habe man am  1. März in jeden Briefkasten ein Infoblatt  auf Deutsch, Englisch und Arabisch gesteckt, auf dem die Bewohner aufgefordert wurden, ihre privaten Möbel wie Sofas und große  entweder selbst zu entsorgen oder zu Verwandten oder Freunden zu bringen.

Über den Fall hat auch die Badische Zeitung berichtet. Den Brief von Franziska Lau  kann man auf dieser Website in voller Länge lesen.