Multikulti auf dem Lahrer Marktplatz

Multikulti auf dem Lahrer Marktplatz, so ist es beim Fest der Kulturen in der Stadt am Samstag zugegangen. Unter den fast 40 Vereinen und Gruppierungen hat sich dort auch der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr präsentiert. Im Rahmen des Bühnenprogramms mit rund 20 Punkten gab es unter anderem auch einen Auftritt der Flüchtlingsband The Worlderers. Und an den Ständen versorgten sich die Besucher mit internationalen Speisen und Getränken.

Kinder waren die zahlreichsten „Kunden“ am Stand des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr. Der Grund: Dort gab es leckeren Kuchen und Gebäck sowie verschiedene kalte und heiße Tees – kostenlos. Es gab aber auch regen Zuspruch von Erwachsenen, von denen etliche dafür etwas in Spendenkässle warfen. Und gleich nebenan, beim Interkulturellen Beirat, mit dem der Freundeskreis sich den Stand teilte, konnte man sogar etwas gewinnen.


Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Viele Menschen verfolgen beim Fest der Kulturen auf dem Lahrer Marktplatz das Bühnenprogramm mit.


Große Nachfrage nach Henna-Tattoos

Pausenlos beschäftigt waren Silvia Boniface und Stephanie Kempchen bei der „Außenstelle“ des Freundeskreises: Um die Hausecke, im Schatten, bemalten sie die Hände von Mädchen und jungen Frauen mit Henna-Tattoos. Die filigranen Tattoos waren so kunstvoll schön, dass es eine Warteschlange gab; bis man dran war, konnte man den Künstlerinnen bei der Arbeit zuschauen. Es gab sogar Männer, die Interesse an der Körperbemalung zeigten. Auch dieses Angebot des Freundeskreises kostete nichts. Aber auch dort wurde das Spendenkässle bereitwillig gefüllt.

Silvia Boniface (links) und Stephanie Kempchen (Zweite von rechts) haben mit ihren Henna-Tattoos alle Hände voll zu tun. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

 

Es war ein erfolgreiches Fest, das da auf dem Marktplatz stattfand. Größer noch als beim vorausgegangenen Fest vor zwei Jahren war die Vielzahl von Menschen aus anderen Kulturen, die sich da mit den Deutschstämmigen mischten und das Bühnenprogramm genossen, klatschten, tanzten und filmten oder auch nur zuschauten und -hörten.

Zwei Auftritte des Freundeskreises

Durch das Programm führten Delovan Fares vom Jugendgemeinderat und Hadeel Haje Fares, jüngstes aktives Mitglied des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr, die mit ihrer jüngeren Schwester Hadia auch einen Gesangsauftritt hatte. Hadia begeisterte zusammen mit zwei Freundinnen mit ihrem famosen rhythmischen Becherspiel, zu dem sie auch noch sangen. Die Flüchtlingsband The Worlderers musste zwar auf ihren Leiter Herbie Wickertsheim verzichten, hatte aber dennoch den Mut, auch ohne ihn aufzutreten, und schlug sich wacker.

Heimfried Furrer informiert über das ehrenamtliche Engagement der Flüchtlingshelfer. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

 

Am späten Abend war der Marktplatz immer noch gedrängt voll, beim Stand des Freundeskreises alles Essbare weggeputzt. Weniger Informationsgespräche gab es als beim letzten Fest – aber inzwischen ist die Arbeit des Freundeskreises halt bekannt. Viele Besucher nahmen einen Flyer mit der Adresse der Website mit und wollten sich zuhause am PC über die Aktivitäten der ehrenamtlichen Helfer informieren.

Infos über die Arbeit der Flüchtlingshelfer

Und ein paar von den Abrisszetteln mit Telefonnummern auf der „Gesucht – Anzubieten“-Tafel wurden mitgenommen und führen hoffentlich zu einem Vermittlungserfolg bei der Job- oder Wohnungssuche, so Heimfried Furrer, einer der sechs Sprecher und Sprecherinnen des Freundeskreises. Er hatte zudem eine Reihe von Fotos ausgedruckt, anhand derer er immer wieder gerne das Engagement der Flüchtlingshelfer erläuterte.

Brigitte Daum (Mitte) trifft am Stand des Freundeskreises ihre Paten Adnan und Jumana Mamo. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

 

Im Laufe des Fests fanden sich auch sehr viele Flüchtlinge und viele Mitglieder des Freundeskreises am Stand ein und tauschten Neuigkeiten aus. Manche hatten sich schon lange nicht mehr gesehen und begrüßten einander umso freudiger.

Der OB spricht zum Thema Integration

Das Fest der Kulturen war am frühen Abend von Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller offiziell eröffnet worden. Erwartungsgemäß widmete er sich in seiner Ansprache den Themen Migration und Integration. Sein Wunsch sei es, dass die Menschen, die zunächst Einwohnerinnen und Einwohner in der mehr als 47 000 Menschen zählenden Stadt seien, zu Bürgerinnen und Bürgern werden.

Der Stand des Freundeskreises auf dem Marktplatz mit der neuen Werbefahne. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

 

Er sagte das vor dem Hintergrund, dass 40 Prozent der Einwohner der Stadt nicht in Lahr geboren worden sind und wies darauf hin, dass in Lahr Menschen aus mehr als 110 Nationen leben. Wie das zu einem Erfolg werden kann?, stellte Müller die Frage und beantwortete sie auch gleich: Indem die Stadt offen für all diese Menschen ist.

Lebensregeln des Gastlandes

Jeder dieser Menschen bringe von seiner Reise nach Deutschland einen Rucksack mit, da habe er reingepackt, was er glaubte zu brauchen, so Müller. „Wenn er angekommen ist, packt er den Rücksack aus und stellt sich die Frage: Was brauche ich für das Leben in der neuen Heimat? Das behalte ich. Was ich nicht brauche, lasse ich im Rucksack und verstaue ihn.“ Es gelte: Wenn ich in Rom bin, mache ich’s wie die Römer. Man nehme also die Lebensregeln des Gastlandes an.

Mitglieder des Freundeskreises warten an ihrem Stand auf die Besucherinnen und Besucher. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

 

Vor dem Hintergrund, dass die Stadt seit 45 Jahren eine Städtepartnerschaft mit dem kanadischen Belleville hat, ging der Oberbürgermeister auch auf den kürzlichen Besuch einer Lahrer Delegation in dem klassischen Einwanderungsland ein. Anlass waren die Feiern zum 150-jährigen Bestehen Kanadas. Eine der bewegendsten Szenen, so der Oberbürgermeister, die er dort wahrgenommen habe, sei bei einer großen Moschee in Toronto gewesen: „Dort wehte vom Minarett herab die kanadische Flagge.“

Am Ende eines langen Tages zieht Heimfried Furrrer ein positives Fazit. „Die Ehrenamtlichen vom Freundeskreis Flüchtlinge blicken auf einen gelungenen Beitrag zum Fest der Kulturen zurück“, sagt er.  Und noch ein Fazit: In die Spendenkässle sind insgesamt 120 Euro geflossen.

Ein Album mit allen Fotos des Freundeskreises vom Fest der Kulturen gibt es hier.

Auch die lokale Presse hat ausführlich über das Fest der Kulturen und das Stadtfest berichtet, die Badische Zeitung mit einem Bericht und Fotos, die Lahrer Zeitung mit einem Bericht und Fotos und der Lahrer Anzeiger ebenfalls mit Bericht und Fotos.