Bilanz und Ausblick auf neue Projekte

Bei den Ehrenamtlichen des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr geht es in den ersten Wochen des neuen Jahres um zwei Dinge: Bilanz und Ausblick auf neue Projekte. Die Flüchtlingssituation hat sich geändert und damit auch die Arbeit der rund 100 Helferinnen und Helfer. Aber weniger und leichter ist diese Arbeit nicht geworden.

Besonders stolz sind die Ehrenamtlichen laut Pressemitteilung auf die Flüchtlingsband The Worlderers, die im vergangenen Jahr einen Integrationspreis bekommen hat. Für das neue Jahr gibt es bereits weitere Pläne, etwa das Lerncafé in der Theodor-Heuß-Schule und das Projekt Deutsch lernen am Computer in der Übergangsunterkunft in der Willy-Brandt-Straße.


Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Im neuen Jahr gibt es neue Projekte, die Geflüchteten helfen sollen, Deutsch zu lernen.


Persönliche Freundschaften

Nach wie vor betreuen die meisten der Mitglieder des Freundeskreises einzelne Migranten oder ganze Familien, beraten sie, begleiten sie zu Ärzten und anderen Terminen. Diese Kontakte sind im Laufe der Zeit immer enger geworden und haben teilweise dazu geführt, dass sich Einheimische und Zuwanderer angefreundet haben und gemeinsam etwas unternehmen.

Nach wie vor bietet der Freundeskreis Deutschunterricht an; die Teilnehmerzahl ist kleiner geworden, weil viele Flüchtlinge Arbeit gefunden haben oder einen Kurs bei der Volkshochschule oder einer anderen Organisation machen. Auch die große Nachfrage nach Fahrrädern hat nachgelassen; offenbar sind die meisten Geflüchteten mit fahrbaren Untersätzen gut versorgt.

Gebrauchte Fahrräder für Flüchtlinge herzurichten, zählt nicht mehr zu den vordringlichsten Aufgaben. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

 

Am erfreulichsten ist, dass die Zahl der Aktiven aus ganz verschiedenen Alters- und Berufsgruppen und auch die Zahl der Teilnehmer an den monatlichen Treffen nahezu konstant geblieben ist. Neue Mitglieder sind aber immer hochwillkommen, auch zum Reinschnuppern sind die Versammlungen offen für alle: immer am ersten Montag im Monat ab 19 Uhr im Nebenraum des Gasthauses zum Zarko.

Gute Zusammenarbeit

Die meisten Menschen, die in Lahr – ehrenamtlich oder von Berufs wegen – in der Betreuung von Flüchtlingen tätig sind, kennen sich inzwischen recht gut. Insbesondere die Zusammenarbeit mit den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern in den Unterkünften und in der Anschlussunterbringung wie auch mit den zuständigen Personen bei der Stadt und in Projekten von Diakonie, Caritas und Rotem Kreuz sowie mit den Schul-Sozialabeiterinnen ist meist sehr gut, betont der Freundeskreis in seiner Bilanz.

Die von allen Besuchern hochgelobte Website, inzwischen ergänzt durch die Rubrik „Humans of Lahr“, gibt regelmäßig aktuell Auskunft über die wichtigsten Aktivitäten. Einige Highlights des vergangenen Jahres sollen hier besonders erwähnt werden: der Spiele-Nachmittag für Flüchtlingskinder mit den Bufdis der Arbeiterwohlfahrt in Seelbach, das große Frühlingsfest im Gemeindesaal am Doler Platz, der Eisstand beim Sommerfest bei der Stadtmühle, die Teilnahme am Fest der Kulturen und die Fahrt zum Weihnachtsmarkt nach Obernai.

Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer waren auch beim Fest der Kulturen mit dabei. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

 

Hinzu kommt die Weihnachtsbescherung der Flüchtlingskinder im Max-Planck-Gymnasium, organisiert von einer Schülergruppe, bei der nicht nur die Kinder beschenkt wurden: Die Belegschaft und die Geschäftsführung der Firma Schneider Electric spendeten dem Freundeskreis 1500 Euro. Noch vor Weihnachten erhöhte sich der Kontostand um weitere 450 Euro durch den Verkauf von Selbstgebackenem und Selbstgebasteltem in der Sozialhütte beim Adventstreff auf dem Schlossplatz.

Neuer Proberaum

Somit finanziell gut ausgestattet, konnte für die Flüchtlingsband The Worlderers von Herbie Wickertsheim ein Probenraum angemietet werden. Die Band hatte zahlreiche Auftritte im Lauf des Jahres, ihren letzten zwei Tage vor Weihnachten auf dem Schlossplatz. Herbie wurde für seine Arbeit mit dem zweiten Integrationspreis der Sparkasse für ehrenamtliches Engagement durch den Landrat ausgezeichnet.

Die Teilnahme an der „Heimatküche“ und an der Jam-Session im Zeit-Areal, das Verkehrstraining, das Führerschein-Training für Afghanen, die Einladung von Experten und Politikern, die Ausstattung eines zusätzlichen Lern- und Sozialraums in der Unterkunft Geroldsecker Vorstadt 73 – all das und mehr macht eine Menge Arbeit, für die der Freundeskreis gerne noch weitere Mitstreiter hätte; Spaß bei der Arbeit und Kontakt mit freundlichen und interessanten Menschen seien garantiert, heißt es in der Mitteilung des Freundeskreises. Auch wer in der Woche nur zwei Stunden für eine der vielfältigen Aufgaben übrig hat, kann sich sinnvoll einbringen.

Die Flüchlingsband Worlderers beim Adventstreff auf dem Lahrer Schlossplatz in Aktion. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

 

Zumal auch für das neue Jahr schon Einiges geplant ist: Das Lerncafé in der Theodor-Heuß-Schule wird zweimal in der Woche stattfinden, Hilfen zum Deutsch-Lernen an jedem Wochentag abends in der Unterkunft Willy-Brandt-Straße sollen angeboten werden (inklusive Arbeit mit Selbstlern-Programmen an Laptops) und eine Fortbildung zum Thema „Traumatisierte Flüchtlinge“ steht auf dem Programm.

Neue Schwerpunkte

Sehr erfreulich ist, dass die Rotarier das Projekt „Kindergruppe“ in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik wieder finanziell fördern. Auch die Zusammenarbeit mit der Volkshochschule entwickelt sich erfolgversprechend, so der Freundeskreis.

Aber die neuen Schwerpunkte, die immer mehr im Vordergrund stehen, bereiten den Ehrenamtlichen große Sorge: Obwohl viele Arbeitgeber Mitarbeiter suchen und gerne auch Flüchtlinge einstellen, ist das aufgrund behördlicher Vorschriften oft nicht möglich. Und noch schwieriger ist es meistens für die Migranten und ihre Helfer, geeigneten bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Im Übergangswohnheim in der Willy-Brandt-Straße entsteht ein Computerraum, in dem Geflüchtete selbständig Deutsch lernen können. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

 

Viele Mitglieder des Freundeskreises blicken auch mit Sorge auf die Verhandlungen über die neue Bundesregierung: Sie sehen das Leid der Geflüchteten, deren Familienangehörige nicht zu ihnen kommen dürfen, und leiden mit ihnen.

Für umso wichtiger hält der Freundeskreis die Aufgabe, diese Menschen dort, wo man Einfluss nehmen kann, nämlich bei der Bewältigung ihres Alltags in der Stadt, so gut wie möglich zu unterstützen.

Über Erfolge und Misserfolge in der Flüchtlingsarbeit berichtet auch die Lahrer Zeitung Mitte Januar 2018.