Ein Blick zurück auf ein ereignisreiches Jahr 2019

Ein Blick zurück auf ein ereignisreiches Jahr 2019. Heimfried Furrer, einer der Sprecher des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr, zieht eine Bilanz des zurückliegenden Jahres. Zu den Aktivitäten der Ehrenamtlichen zählen – wie seit Jahren schon – die Deutschkurse, die heute im Begegnungshaus auf dem Urteilsplatz, in der Theodor-Heuss-Schule und im Wohnheim für Geflüchtete in der Willy-Brandt-Straße stattfinden. Neu hinzugekommen ist das Projekt Nachhilfe an Grundschulen für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, die mit der deutschen Sprache hadern.

Für das Projekt, das nach den Osterferien begann, gab es bereits wenige Monate später den ersten Integrationspreis des Ortenaukreises. Einen Förderpreis gab es für die Worlderers, die Flüchtlingsband des Freundeskreises. Und Anfang des Jahres bekam Günter Endres, ebenfalls Sprecher des Freundeskreises, die Verdienstmedaille der Stadt Lahr verliehen. Weitere Höhepunkt des Jahres waren die Ausstellung des Freundeskreises im Stadtmuseum und die Teilnahme am Volkstrauertag.


Titelfoto: Gert Altmann / pixabay

Der Rückblick auf das Jahr 2019 zeigt: Die Liste der Aktivitäten war lang.


Immer noch im Angebot: Deutschkurse

Nach wie vor bieten Mitglieder des Freundeskreises regelmäßige Veranstaltungen an, die schon seit Jahren stattfinden: An drei Vormittagen gibt es Deutsch-Kurse im Begegnungshaus, dazu zweimal pro Woche das Sprach-Café in Kooperation mit der VHS, die Heimatküche und das Internationale Café in Kooperation mit der evangelischen Erwachsenenbildung sowie einen Sprachkurs in der Gemeinschaftsunterkunft Willy-Brandt-Straße. Diese Veranstaltungen gibt es schon seit Jahren, und es sind im Kern dieselben engagierten Ehrenamtlichen, die sie anbieten.

Ein Ausflug im Sommer, organisiert von Dorothea Hertenstein, führte die Helferinnen und Helfer auf einen Bio-Bauernhof. – Foto: Margot Kessler / pixelio.de

Daneben finden auch immer wieder zusätzliche Tages- oder Halbtagesveranstaltungen statt. Gegen Ende des Jahres ist es inzwischen schon Tradition, dass der Freundeskreis zum Besuch des Weihnachtsmarkts in Obernai einlädt. In diesem Jahr waren es vorwiegend kurdische und arabische Geflüchtete unter den 31 Teilnehmern, die sich für diese Traditionsveranstaltung interessierten.

Zusammenarbeit vor Ort klappt gut

Eine weitere Exkursion führte zu einem Bio-Bauernhof, wo es nach kundiger Führung und Pferdewagen-Fahrt noch einen zünftigen Imbiss gab. Und eine kleine internationale Abordnung des Freundeskreises wagte sich bis nach Mietersheim, wo sie im Stechen um den zweiten Platz im Dorfquiz knapp unterlag und als Preis eine Stiege Bier eroberte, die der einzige Biertrinker in der Gruppe vertilgen musste.

Eine Vernetzung aller, die auf dem Gebiet der Flüchtlingshilfe arbeiten, ist wichtig. – Foto: Stephanie Hofschlaeger

Um beim Einsatz für Flüchtlinge möglichst erfolgreich zu sein, bedarf es vielfältiger Kontakte. Der Freundeskreis ist deshalb regelmäßig beim Arbeitskreis Geflüchtete der Stadt Lahr im Gespräch mit Vertretern der anderen mit Flüchtlingsarbeit befassten Gruppen. Ebenso finden vom Landratsamt organisierte Raumschaftstreffen der Helfer im Ortenaukreis statt. „Diese Vernetzung ist wichtig für unsere Arbeit“, sagt Heimfried Furrer. Man kenne sich inzwischen recht gut und weiß, wen man kontaktieren kann, wenn es um Rat, Hilfe und Kooperation geht.

Insbesondere klappe die Zusammenarbeit mit den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern vor Ort, das heißt den Betreuerinnen und Betreuern in den staatlichen Unterkünften, den Integrationsmanagerinnen und -managern und nicht zuletzt mit der Lahrer Beauftragten für Flüchtlingsfragen und ihren städtischen Kolleginnen und Kollegen hervorragend. „Dies ist, wie wir aus anderen Helferkreisen hören, alles andere als selbstverständlich“, sagt Heimfried Furrer.

OB-Bewerber zu Gast beim Freundeskreis

Dass auch die Bewerber für die OB-Wahl sich beim Freundeskreis vorstellten ebenso wie Stadträte, von denen einige sogar mitarbeiten, spreche dafür, dass in Lahr die Flüchtlingsarbeit als wichtige Aufgabe angesehen werde.

Das sieht auch die Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg so, die der Lahrer Initiative im Projekt „Meine, deine, eine Welt“ einen Preis zuerkannte, der im Dezember im Neuen Schloss in Stuttgart unter Teilnahme einer international gemischten Delegation von Lahrerinnen und Lahrern verliehen wurde.

Der Landtag in Stuttgart spiegelt das Staatstheater wider; der Freundeskreis hatte sich immer wieder in Schreiben an Abgeordnete gewandt. – Foto: Dieter Poschmann / pixelio.de

„Ist man anerkannt und bekannt, hat man manchmal mehr Erfolg in seinen Bemühungen“, sagt Furrer. Zwar blieb die schriftliche Forderung des Freundeskreises an die Kassenärztliche Vereinigung nach Zulassung von mehr Ärzten ohne Ergebnis, aber mehrere Schreiben an Parlamentsmitglieder und Minister, in denen die extrem lange Dauer der Anerkennungsverfahren für ausländische Bildungsabschlüsse moniert wurde, seien ausführlich und verständlich beantwortet worden. Der Erfolg: Neuanstellung von zwei Sachbearbeitern, die zur schnelleren Beantwortung führen soll.

Ein Preis für das Grundschul-Projekt

Manchmal erfahren Projekte des Freundeskreises ganz besondere Anerkennung: Herbie Wickertheims Worlderers, die Flüchtlingsband, errang auch dieses Jahr wieder einen Preis, dieses Mal einen Förderpreis des Eurodistrikts für die grenzüberschreitende musikalische Zusammenarbeit mit der Straßburger Gruppe Ballade. Natürlich wurde das Preisgeld in die Ausstattung der Band investiert. Die Worlderers hatten, zusammen mit ihrem elsässischen Counterpart wie auch allein, mehrere öffentliche Auftritte. Die letzten in diesem Jahr sind am Samstag, 21. Dezember, 14 Uhr, beim Adventstreff auf dem Lahrer Schlossplatz und am Samstag, 28. Dezember, 21 Uhr, im Rock-Café in Altdorf.

Nach Ostern ging das Projekt Nachhilfe für Grundschüler los. – Foto: Birgitta Hohenester / pixelio.de

Eine Auszeichnung erfuhr auch das neueste auf Dauer angelegte Projekt Grundschulen. Seit April sind ehrenamtliche Helferinnrn und Helfer im Einsatz, um Migrantenkinder in Einzelbetreuung zu besserem Deutsch und damit zur schnelleren Eingliederung in den Normalunterricht zu verhelfen. Inzwischen sind es elf Ehrenamtliche, die an neun Grundschulen der Kernstadt arbeiten. Der Ortenaukreis verlieh diesem Projekt den Integrationspreis, erster Preis. Das Preisgeld ebenso wie ein Zuschuss der Stadt Lahr hilft dem Freundeskreis, für eine gewisse Zeit die Kosten für den Ehrenamtssold der Unterrichtenden zu tragen.

Genügend Grund zum feiern

„Da wäre auch das Geld vom ,Stadtgulden‘ willkommen gewesen, doch leider wurde die erforderliche Stimmenzahl aufgrund der Schlafmützigkeit unserer Mitglieder knapp verfehlt“, sagt Heimfried Furrer.

Auf jeden Fall gab es aber genügend Grund zum Feiern. Doch musste das geplante Grillfest im Sommer wegen Waldbrandgefahr (und dann doch wegen Gewitterregen) ausfallen. Das Ersatzfest im interkulturellen Garten nach den Sommerferien fand dann leider nur geringen Zuspruch.

Aber wie in den Vorjahren hatte der Freundeskreis wieder einen Stand beim „Fest der Kulturen“ auf dem Marktplatz und nahm am Suppenfest und am Fest an der Stadtmauer teil.

Wegen der Teilnahme dreier Syrerinnen am Lahrer Volkstrauertag war die Gedenkveranstaltung so emotional wie noch nie. – Foto: Bernhard Schlütter / pixelio.de

Schließlich ist noch von ausgesprochenen Highlights des Jahres zu berichten: Da gab es zum einen den emotionalen Höhepunkt am Volkstrauertag, wo bei der Gedenkfeier im Pflugsaal drei junge Flüchtlingsfrauen mit den Berichten über ihre Erlebnisse im Krieg in Syrien und ihre Flucht manche Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung zu Tränen rührten. Und dann war da noch die sechswöchige Sonderausstellung im Tonofenmuseum zum Thema „Flucht und Flüchtlinge in Lahr“ ein großer Erfolg.

Ausstellung bald auf der Website

Die Reden zum Volkstrauertag sind schon jetzt in vollem Wortlaut auf der Webseite des Freundeskreises nachzulesen. Die Texte und Bilder der Ausstellung inklusive der Film über zwei junge Geflüchtete, erstellt vom Lahrer Video- und Filmclub, werden demnächst auf der Webseite präsentiert.

Auch im Internet zeigt der Freundeskreis eine professionelle Präsenz. – Foto: Günther Gumhold / pixelio.de

Überhaupt die Webseite: Professionell gemacht und immer brandaktuell trägt sie wesentlich zur Bekanntheit und damit zum Erfolg des Freundeskreises bei. Sie wurde mehrfach ergänzt und perfektioniert, neuerdings auch durch eine Börse für Wünsche und Angebote zugunsten von Geflüchteten.

Als die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Dezember-Vollversammlung des Freundeskreises die Liste all dieser Aktivitäten vorgestellt bekamen, waren sie erstaunt über die Vielzahl der Unternehmungen.

Mitstreiter und Spenden sind willkommen

„Die Leistungen, die hinter all dem stehen, sind umso bemerkenswerter, als jede und jeder von uns daneben noch individuelle Hilfe für einzelne oder mehrere Flüchtlinge oder geflüchtete Familien leistet“, betont Heimfried Furrer. Und: „Es wäre wünschenswert, wenn der Enthusiasmus, der uns antreibt und der über die Jahre nicht nachgelassen hat, weitere Menschen anstecken würde. Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind ebenso wie Spenden gesucht und willkommen.“