Globale Verantwortung vor der eigenen Haustür

Mit dem zweiten Preis in der Kategorie mittelgroße Kommunen und dem Preisgeld in Höhe von 3500 Euro ist die Stadt Lahr im Rahmen der landesweiten Initiative Meine.Deine.Eine Welt für ihre Veranstaltungsreihe Eine-Welt-Tage Lahr ausgezeichnet worden. Der Preis wurde der Lahrer Delegation am Freitag, 13. Dezember 2019, im Neuen Schloss in Stuttgart überreicht. Mit dabei war auch eine Abordnung des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr. Damit wurde das ehrenamtliche Engagement der Helferinnen und -helfer für den Austausch zwischen Lahrer Bürgern und Neuankömmlingen gewürdigt.

Die von der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) im Jahr 2006 ins Leben gerufene Initiative fand zum achten Mal statt. Vom 1. September bis 31. Oktober 2019 setzten sich insgesamt 26 Städte und sechs Gemeinden in Baden-Württemberg mit mehr als 350 Aktionen für weltweit mehr Nachhaltigkeit ein und dafür, dass die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 in die Tat umgesetzt werden. Die Stadt Lahr beteiligte sich zum vierten Mal. 2017 hatte das Lahrer Netzwerk den dritten Platz in der Kategorie der mittelgroßen Kommunen und 1500 Euro gewonnen. Lahr ist die einzige Stadt aus dem Ortenaukreis, die sich an dieser Aktion beteiligt hat.


Titelfoto: SEZ

Die Lahrer Delegation holt sich den zweiten Preis im Neuen Schloss in Stuttgart ab.


Freundeskreis war einer der Pluspunkte

Der Koordinator der Lahrer Aktion, Heinz-Dieter Ritzau vom Freundeskreis Alajuela-Lahr, hatte sich für die Stadt mit viel Informationsmaterial zu den Eine-Welt-Tagen und zu den vielfältigen Aktionen in deren Rahmen um einen der von der SEZ ausgeschriebenen Preise beworben, schreibt Heimfried Furrer.

Ritzau erhielt die Nachricht, dass Lahr einen der ersten drei Preise zugesprochen bekommen habe, und lud auch eine Gruppe von Ehrenamtlichen des Freundeskreises Flüchtlinge ein, zur Feier der Preisverleihung mit nach Stuttgart zu kommen. Die ehrenamtliche Arbeit des Freundeskreises zur Integration der nach Lahr geflüchteten Menschen aus vielen Ländern war nämlich einer der Pluspunkte, die für Lahr sprachen und den Ausschlag für die Zuerkennung des Preises gaben.

Gebanntes Warten auf die Preisvergabe – Foto: privat

Internationale Truppe aus Lahr

Es war eine bunt gemischte Busladung von Lahrern, die sich da durch den freitagnachmittäglichen Autobahnstau in die Landeshauptstadt quälte: Junge und ältere Menschen aus Somalia, Kurdistan, Syrien, der Türkei, Russland, Irak, Indien, Togo und natürlich Deutschland nutzten die lange Fahrt zum gegenseitigen Kennenlernen und zu intensiven Gesprächen. Etwas verspätet, doch noch rechtzeitig zur Preisverleihung trafen sie im Neuen Schloss ein.

Viele Gruppen aus ganz Baden-Württemberg warteten da gespannt darauf, welche Stadt welchen Preis in ihrer Größen-Kategorie (kleine, mittlere, große Kommunen) bekommen würde. Beeindruckt waren alle von den vielen kreativen Aktionen, die die Laudatoren bei der Preisverleihung an die einzelnen Gruppen aufzählten. Und riesig groß war die Freude der Lahrer Delegation unter der Führung von OB-Stellvertreter Klaus Schwarzwälder, als unter den ausgezeichneten mittelgroßen Städten die Lahrer immerhin den zweiten Preis und das damit verbundene Preisgeld von 3500 Euro davontrugen.

Lahrerinnen mit einem Gläschen im Neuen Schloss. – Foto: privat

Wie es sich für solche Veranstaltungen gehört, wird auch viel geredet, die auf die jeweiligen Preisträger abgestimmte Laudatio durfte natürlich auch nicht fehlen. „Meine.Deine.Eine Welt. ist eine großartige Initiative. Auf 400 Veranstaltungen haben die Städte, Gemeinden und Zivilgesellschaft globale Verantwortung übernommen und ein starkes Zeichen für gesellschaftlichen Zusammenhalt, Klimagerechtigkeit und internationales Miteinander gesetzt“, sagte etwa Staatsministerin Theresa Schopper, die Schirmherrin der Aktion, laut Pressemitteilung der SEZ.


„Alle Engagierten der Eine-Welt-Tage

sind ein Vorbild für andere.“

Philipp Keil

„Globale Verantwortung fängt vor unserer eigenen Haustür an. Kommunen und lokale Initiativen spielen dabei eine sehr wichtige Rolle. Alle Engagierten der Eine-Welt-Tage sind ein Vorbild für andere. Denn sie zeigen, wie nachhaltiges Handeln ganz konkret aussehen kann. Durch die vielen gemeinsamen Aktionen kreativer und engagierter Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger entsteht ein Netzwerk für globale Verantwortung, das immer dichter wird“, sagte Philipp Keil, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg laut Pressemitteilung.

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 seien das Hauptthema des zweimonatigen Programms in Lahr gewesen. Daran erinnerte Stefan Wilhelmy, Leiter der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global, in seiner Laudatio auf die Stadt Lahr. „Dabei fanden Sie auch Räume, um die Agenda nicht nur an den klassischen Stellen zu zeigen: So gab es in der Volksbank eine Ausstellung, eine Buchhandlung präsentierte über ein Schaufenster relevante Publikationen, im schnelllebigen Social-Media-Zeitalter wurden Litfaßsäulen für eine stetige Erinnerung an die Aktionen plakatiert.“

Heinz-Dieter Ritzau hält die Urkunde in der Hand. – Foto: privat

Hoffen auf ein Stück vom Preiskuchen

Und weiter: „Die Jury überzeugte aber vor allem auch das große Engagement in der Begegnung und dem Austausch zwischen Alt- und Neubürgerinnen und -bürgern. Aktionen unter dem Titel „Aufeinander zugehen – miteinander lachen“, Lahrer Integrationstandems,
ein Internationales Café oder das Suppenfest standen auf dem Programm. Es gab Angebote für alle, Zugänge für alle, Partizipationsmöglichkeiten für alle“, betonte Stefan Wilhelmy laut Pressemitteilung.

Und auch das Thema Klima sei nicht erst seit „Fridays for Future“ wichtig in Lahr. Seit fast 20 Jahren seien Mitglieder des Freundeskreises Alajuela-Lahr zu ihren Partnern in Costa Rica unterwegs. Dieses Engagement mündete 2012 in eine kommunale Klimapartnerschaft.

Ganz besonders gefallen im Schloss hat es Mirav. Sie war kaum dazu zu bewegen, es wieder zu verlassen. – Foto: privat

Reger Austausch und Rotwein

Nach den Reden und Ehrungen fand beim anschließenden Buffet noch ein reger Austausch mit Mitgliedern anderer Gruppen statt. Es war nicht nur der gute Rotwein, der dazu beitrug, dass die Lahrer als Letzte die Stufen des Schlosses hinunterstiegen und im Bus die Heimfahrt antraten.

Der Freundeskreis Flüchtlinge hofft nun, ein ordentliches Stück vom Preiskuchen zu erhalten.


  • Zur weiteren Information gibt es die Pressemitteilung der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg und die Laudatio auf die Stadt Lahr.
  • Auch die Lokalpresse hat über die Aktion Meine.Deine.Eine Welt informiert: Badische Zeitung
  • Wer mehr über die Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg wissen will, klickt hier.