Geld vom Eurodistrikt für die Worlderers

Der Eurodistrikt Straßburg-Ortenau hat das grenzüberschreitende Projekt Famosik mit 5000 Euro gefördert. Der Begriff Famosik setzt sich aus den Wörtern famos und Musik zusammen. Empfänger des Geldes – jeweils 2500 Euro – sind die Lahrer Flüchtlingsband The Worlderers und die Musikgruppe Ballade aus Straßburg. „Projekte sind nur dann förderfähig“, schreibt der Eurodistrikt in seinen Auswahlkriterien, „wenn mit ihnen ein grenzüberschreitender Mehrwert verbunden ist.“ Der Mehrwert liegt darin, dass beide Musikgruppen auf beiden Seiten des Rheins Konzerte geben. Den Konzerten geht allerdings erst einmal eine Phase mit gemeinsamen Proben voraus.

Geprobt wird zweimal im Monat, abwechselnd in Lahr und Straßburg. Diesmal ist also Lahr dran, die Musikerinnen und Musiker treffen sich am Samstag im evangelischen Gemeindesaal bei der Christuskirche. Auf dem Weg zum Proberaum fragt man sich: Wie soll das bloß funktionieren? Die Worlderers haben einen ganz anderen Stil als Ballade. Hinzu kommt: „Wir arbeiten mit Technik“, hat Herbie Wickertsheim, Chef der Lahrer Gruppe, tags zuvor erläutert, die Straßburger singen und musizieren ohne technische Unterstützung. „Das Schwierige ist, beide Formationen so zu kombinieren, dass niemand beim gemeinsamen Musizieren unglücklich ist.“


Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Eine verkleinerte Formation von Worlderers und Ballade probt im evangelischen Gemeindesaal bei der Christuskirche.


Gemeinsamkeit ist der Migrationshintergrund

Hinzu kommt der Altersunterschied. Ballade setzt sich überwiegend aus Jugendlichen zusammen, in erster Linie Mädchen. Bei den Worlderers sind Jugendliche eher die Ausnahme, die beiden Geschlechter halten sich die Waage. Eines ist allerdings allen Musikern gemeinsam: Sie haben einen Migrationshintergrund. Das führt dazu, dass die Kommunikation oft mit Händen und Füßen stattfindet. Apropos Kommunikation: Weder Herbie Wickertsheim noch Jean-Claude Chojcan, der Leiter von Ballade, sprechen die Sprache des Nachbarn.

Es gibt also eine Reihe von Herausforderungen, die bei diesem gemeinsamen Projekt zu meistern sind. Und wie funktioniert das konkret? „Die Musik ist das verbindende Element“, sagt Herbie Wickertsheim. Die sei ja auch so etwas wie eine Sprache. „Wenn Ballade spielt, hören wir uns in die Akkordfolge hinein und schließen uns dann an und umgekehrt.“

Herbie Wickertsheim (links) und Jean-Claude Chojcan, zwei Musiker, die sich verstehen, obwohl sie die Muttersprache des jeweils anderen nicht sprechen. Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Strophen auf arabisch, kurdisch oder farsi

Die 15 Musikerinnen und Musiker proben an diesem Samstag zuallererst das Lied „Wenn die Sonne erwacht in den Bergen“. Das Stück, das Adam & Eve 1971 gesungen haben, liegt Herbie Wickertsheim besonders am Herzen. Denn der Song hat auch eine Strophe auf französisch. Andere Lieder müssen mit Strophen auf arabisch, kurdisch oder farsi gesungen werden. Das Konzert soll rund eine Stunde dauern. Das heißt, jede Seite kann maximal sechs Songs einbringen.

Da ist es dann verständlich, wenn Herbie Wickertsheim bei einem Lied andeutet, dass der Instrumentalteil zu lang ist. Die Hälfte reicht. In einem anderen Fall gefallen Jean-Claude Chojcan, Leiter von Ballade, die Schlusskadenz eines Liedes nicht. Statt das mit den anderen Musikern zu diskutieren, spielt er einfach auf der Gitarre vor, wie er es schöner fände. Gut, so wird es gemacht. „Das wird gut, wenn wir weiter so üben“, meint einer der Worlderers, der des Deutschen schon mächtig ist.

Ein Teil der Worlderers spielt sich ein. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Lieder für die Chrysanthema

Ballade und The Worlderers sind im vergangenen Jahr in der Städtischen Musikschule Lahr im Rahmen eines zweitägigen Workshops zum ersten Mal aufeinandergetroffen und haben zusammen ein paar Lieder einstudiert, die dann auf der Chrysanthema präsentiert wurden.

Charlotte Wolf, Flüchtlingsbeauftragte der Stadt, hatte in einer Sitzung des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr auf die Fördermöglichkeiten des Eurodistrikts hingewiesen. „Beantragen können wir das ja mal“, hatte Herbie Wickertsheim gemeint.

Die junge Frau von Ballade schließt sich an. – Foto: Freundekreis Flüchtlinge Lahr

Abschlusskonzert in Straßburg

Er formulierte den Antrag auf deutsch und Evelyne Bayer, Mitglied im Freundeskreis und gebürtige Französin, nahm daraufhin den Kontakt mit Ballade in Straßburg auf, auch wegen der französischen Version des Antrags an den Eurodistrikt. Die Straßburger haben sich seitdem um die bürokratische Abwicklung des Projekts gekümmert. Dort soll im November auch das gemeinsame Abschlusskonzert stattfinden.

Eine Fotogalerie zu den Proben gibt es hier.

Weitere Informationen über The Worlderers gibt es hier.