Leben und Alltag von Geflüchteten in Lahr

Mit dem Leben und Alltag von Geflüchteten in Lahr beschäftigt sich die Ausstellung des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr in Kooperation mit dem Stadtmuseum. Un-bekannte Mitbürger nennt sie sich. Die Sonderausstellung will über das Thema Flucht informieren und auf diese Weise Vorbehalte gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund abbauen. Vernissage ist am Sonntag, 22. September, 11.30 Uhr, im Stadtmuseum.

„Es ist eine Ausstellung des Freundeskreises, wir sind nur unterstützend tätig“, betonte Gabriele Bohnert, Leiterin des Stadtmuseums, als der Lahrer Presse Idee und Konzept der Sonderausstellung am Mittwoch, 11. September 2019 vorgestellt wurde. Die Ausstellung sei schon seit längerer Zeit in Planung. Als das Stadtmuseum Ende Februar 2018 eröffnet wurde, sei Günter Endres vom Freundeskreis auf sie, Gabriele Bohnert, zugegangen und sagte: „Wir würden gerne einmal eine Ausstellung machen über die Situation von Flüchtlingen in Lahr, über ihr Leben fern der Heimat und die Probleme, die damit verbunden sind.“ „Gut, wir machen das gemeinsam“, antwortete die Leiterin des Museums. Nach der langen Phase der Planung und vielen Diskussionen sei man nun zu einem guten Ergebnis gekommen.


Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Silke Höllmüller, Günter Endres und Gabriele Bohnert (von links) präsentieren vor dem Stadtmuseum das Plakat für die Sonderausstellung.


Herkunft, Ankunft, Zukunft

Die Ausstellung ist in drei Teile gegliedert, erläuterte Gabi Bohnert. Es gibt den Bereich Herkunft, der sich mit Fluchtgründen und Fluchtwegen beschäftigt. Tafeln mit Texten und Fotos informieren, es werden aber auch Objekte gezeigt, Dinge, die die Geflüchteten aus ihrer Heimat mitgebracht haben, wie zum Beispiel Instrumente und ein Beatmungsgerät. Es geht aber auch um Ideelles, wie Musik und Sprache. Ausgestellt ist auch eine Bücherecke mit breitgefächerten Themen zum Thema Flucht.

Runder Tisch: Museumsleitung und Freundeskreis diskutieren über Inhalte der Ausstellung im Stadtmuseum. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Dann gibt es noch den Bereich Ankunft. Da sehen die Ausstellungsbesucher zum Beispiel den kleinen Raum, der Flüchtlingen in einem Übergangswohnheim zur Verfügung steht. Und der Bereich Zukunft beschäftigt sich mit den Problemen, die die Geflüchteten haben. Da geht es auch um das Thema Sprache. Die Besucher sollen die Probleme, mit denen Geflüchtete zu kämpfen haben, auch persönlich nachvollziehen können.

Interaktive Elemente

Für die Geflüchteten gehe es vor allem darum, eine Wohnung zu finden, was außerordentlich schwierig sei, in Ausbildung oder in einen Beruf zu kommen und natürlich, was ganz wichtig sei, die Sprache zu beherrschen, ergänzte Günter Endres vom Freundeskreis Flüchtlinge Lahr.

Silke Höllmüller, Sonya Hamsani und Heimfried Furrer (von links) bei der Arbeit. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Silke Höllmüller, die Museumspädagogin, zeigte dann konkret die interaktiven Elemente der Ausstellung auf. So gibt es etwa Spiele, bei denen man sich zum Beispiel in die Rolle eines Flüchtlings versetzen kann, oder Hörstationen. Es gibt Rezepte und eine Geruchsstation für Gewürze. „Ausstellungsbesucher können so eintauchen in die Welt der Flüchtlinge“, sagte sie. Mit dem Ideenbaum schließe sich dann der Kreis. Hier seien die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung aufgefordert, Ideen für ein besseres Zusammenleben in Lahr einzubringen. „Vielleicht gibt es ja Ideen, die der Freundeskreis so noch nicht hatte.“ Das könne seine Arbeit bereichern.

Vielfältiges Begleitprogramm

Dann stellte Silke Höllmüller noch das vielfältige Begleitprogramm vor, das es auch auf dem Ausstellungs-Flyer zur Ausstellung gibt. Auftakt ist die Vernissage am Sonntag, 22. September. Die Ausstellung eröffnet Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller. Die deutschen Kurden, eine Abteilung der Worlderers spielen dazu. Die Sonderausstellung dauert bis zum 10. November.

Die Ausstellung im Stadtmuseum dauert vom 22. September bis zum 10. November. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Auf die Frage, warum der Freundeskreis so eine Ausstellung auf die Beine gestellt hat, betonte Günter Endres: „Alle Leute in der Stadt wissen, dass in Lahr etliche Flüchtlinge leben, dass 40 Prozent der Bewohner der Stadt einen Migrationshintergrund haben, aber nur wenige wissen, was es damit auf sich hat. Trotzdem gibt aber viele Vorurteile. Unser Ziel ist es deshalb, die möglichst abzubauen.“

Das Team des Freundeskreises

Günter Endres machte dann deutlich, dass aus dem Freundeskreis ein ganzes Team von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern an der Ausstellung mitgewirkt hat. An erster Stelle nannte er Evelyne Bayer, dann Heimfried Furrer, Cosima Lipps, Sonya Shamsani, Ali Rahman und Klaus Schweizer. Günter Endres selbst war auch mit von der Partie.

Silke Höllmüller (links) und Cosima Lipps besprechen letzte Details. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Klaus Schweizer machte deutlich, dass die Ausstellung nur ein Aspekt ist, mit dem sich der Freundeskreis beschäftigt. Fast jeder Ehrenamtliche sei Pate eines einzelnen Geflüchteten oder gar einer ganzen Flüchtlingsfamilie. Helferinnen und Helfer geben Deutschunterricht im Begegnungshaus oder betreiben das Lerncafé in der Theodor-Heuss-Schule. Jüngstes Projekt des Freundeskreises sei die Nachhilfe in Deutsch für Grundschulkinder mit Migrationshintergrund. Und dann gebe es seit neuestem noch eine Arbeitsgruppe, die sich Gedanken mache, wie die 400 leerstehenden Wohnungen in der Stadt vermietet werden könnten.