Im Gespräch mit Flüchtlingen und Helfern

Im Gespräch mit Flüchtlingen und Helfern – darum ist es beim kommunalen Flüchtlingsdialog der Stadt Lahr gegangen. Leben und arbeiten, das Miteinander der Religionen und Kulturen sowie Einblicke in die Lebensgeschichten der Geflüchteten – das waren die Hauptthemen.

Bei diesem Flüchtlingsdialog ging es während gut drei Stunden darum, die zusammenzubringen, die sich in der Region dauerhaft ein neues Leben aufbauen wollen, und jene, die schon eines haben. Kultur, Wohnraum, Arbeit, Sprache waren nur einige Themen von vielen Workshops, bei denen sich Fachleute, Verantwortungsträger, Lahrer Bürger und Flüchtlinge austauschen konnten.


Titelfoto: Heidi Fössel

Zum Flüchtlingsdialog der Stadt Lahr im Max-Planck-Gymnasium sind rund 140 Teilnehmer gekommen.


Dolmetscher helfen beim Dialog

Die Veranstaltung wurde vom Land Baden-Württemberg finanziell unterstützt. Moderation und Veranstaltung hatte die einschlägig erfahrene Agentur „Team Ewen“ organisiert. Als Moderatorin fungierte Carla Schönfelder. Damit ein Dialog möglich wurde, waren aus den Reihen und dem Umfeld des interkulturellen Beirats Dolmetscher in allen gängigen Sprachen der Geflüchteten organisiert worden. Wo es haperte, half man sich mit Englisch weiter. Unter den 140 für das Forum angemeldeten Teilnehmern befanden sich am Samstag im Max-Planck-Gymnasium fast 40 Asylbewerber, wie die Lahrer Lokalzeitungen vermelden.

Die Stadt wolle weiter an bereits bestehende Integrationserfolge anknüpfen und Erfahrungen aus früheren Jahren mit in die Arbeit einbringen, sagte Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller, der die Veranstaltung eröffnet hatte.

In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmer dann verschiedene Themen und Fragestellungen und präsentierten im Anschluss ihre Ergebnisse. Bei den alltäglichen Begegnungen gebe es in Lahr schon viel, was funktioniert, sagte Andreas May, bei der Stadtverwaltung unter anderem zuständig für das Thema Migration. Wichtig seien aber auch die informellen Begegnungen, wie beispielsweise das Suppenfest, das möglicherweise auch breiter aufgestellt werden könnte.

 


Impressionen vom Flüchtlingsdialog

Fotos: Heidi Fössel


 

Kritik vonseiten der Flüchtlinge übermittelte Sana Ahmad Hussein-Al Yaaqubi. Die Flüchtlinge würden sich auf der einen Seite bei den Lahrern für die Aufnahme bedanken. Allerdings hätten sie große Probleme, Wohnungen zu finden. In der Stadt würde große Hoffnung mit weit ausgebreiteten Armen angeboten, widersprach Bürgermeister Tilman Petters. Das Angebot müsse auch angenommen werden. Konflikte ließen sich nur durch Dialoge lösen.

Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit

Die Flüchtlinge sähen sich zudem in einer Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit gefangen, da ihre Berufe nicht anerkannt würden, sagte Sofia Stappel von der Ansprechstelle der Stadtverwaltung für Flüchtlinge. Sie forderte eine Lockerung: „Arbeitgeber könnten auch mal eine Kurve fahren, statt immer nur den geraden Weg“, betonte sie.

Sprache sei einer der Schlüssel zur Integration, fuhr Sofia Stappel fort, die den Dialog organisiert hatte. Doch müsse Wert auf qualitativ Hochwertigen Sprachunterricht gelegt werden. Unseriösen Anbietern von Deutschkursen, die mit nicht erfüllbaren Versprechungen locken, müsse das Handwerk gelegt werden.

Das Zusammenleben verschiedener Kulturen funktioniere in den Gemeinschaftsunterkünften erstaunlich gut, stellte Günter Evermann fest, Leiter des städtischen Amts für Soziales, Schulen und Sport. Es fehle jedoch an offenen sozialen Räumen, die die Bewohner nutzen könnten.

Die Lokalpresse hat ausführlich über die Veranstaltung berichtet: Badische Zeitung, Lahrer Zeitung und Lahrer Anzeiger.