Café-Tagebuch

Das Café international im interkulturellen Garten ist das Herzeigeprojekt des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr und ein toller Erfolg. Das zeigt sich auch daran, dass dem Freundeskreis am 18. September 2023 für das Café der Ortenauer Integrationspreis verliehen worden ist. Einen detaillierten Eindruck davon, was an den Freitagnachmittagen des Cafés stattfindet, bekommt man, wenn man das Tagebuch liest.

Das Tagebuch dokumentiert viele Details aus dem Betrieb des Cafés, die ein rundes Bild dessen ergeben, wie der interkulturelle Austausch im interkulturellen Garten vor sich geht. – Foto: pixabay.de
TagebuchTagebuch
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2025

16. Mai 2025

Schach und matt

Äußerst geringe Anzahl an Themen im heutigen Tagebucheintrag; das heißt aber nicht, dass nicht viel los war – im Gegenteil.

Viele Gäste sangen Amani zum Geburtstag ein Ständchen, genossen die feinen Kuchen und im Garten das herrliche Wetter. Die Kinder aus den verschiedensten Ländern kennen einander inzwischen gut und tollen ausgelassen miteinander herum.

Bernd Emmelmann (Vierter von links) erklärt die Regeln des Turniers. – Fotos: privat

Aber ein einziges Thema stand im Vordergrund: das Schachturnier. Dreizehn Teilnehmer hatten sich vor einer Woche angemeldet, der jüngste sieben, die älteste 65 Jahr alt. Eine Jugendliche wurde nachträglich per Mail angemeldet. Also hatte vor Beginn Bernd Emmelmann, unser „Schachguru“, sieben Bretter mit den Figuren auf der langen Tischreihe und eine Turnierliste mit den Namen vorbereitet.

Aber es kam ganz anders: Sechs angemeldete Teilnehmer erschienen nicht, andere kamen neu dazu, so dass der unerschütterliche Bernd schließlich Spielerpaaren an acht Brettern die Regeln erklärte. Die meisten hatten noch nie nach den strengen Regeln mit der Uhr gespielt; trotzdem endeten nur vier der 32 Partien durch eine Niederlage wegen Zeitüberschreitung. Und Bernds lautes Kommando „Hände auf die Schenkel und den Mund zu!“ sorgte dann immer für die nötige Ruhe für den Beginn der vier Runden.

Alle Figuren stehen bereit, gleich geht´s los.

Melis, 14 Jahre alt, bei den Frauen und Khadir bei den Männern waren mit allen vier gewonnenen Spielen am erfolgreichsten, Nadia mit drei und eine größere Zahl, darunter auch Kinder, mit zwei gewonnenen Spielen durften sich unter den vielen Preisen einen aussuchen.

Es gab auch Tränen wegen eines verlorenen Spiels. Aber am Ende waren alle zufrieden, und Bernd wurde mit Lob und herzlichem Dank verabschiedet.

9. Mai 2025

Kein Preis, kein Problem

Ein halbes Hundert Gäste genießt das wie bestellte sonnige Wetter im Garten.

Dem tut auch die Nachricht, dass wir bei der Verleihung des Landesintegrationspreises in Bad Cannstatt am Donnerstag, 8. Mai 2025, leer ausgegangen sind, keinen Abbruch. Wie Waltraud berichtet, waren die wenigen Gewinner bereits im Voraus benachrichtigt worden – da hätten sie und Tahere sich die lange Anfahrt und die Kosten sparen können.

Waltraud (Dritte von links) und Tahere (rechts) haben den Freundeskreis in Bad Cannstadt vertreten. Was von der Preisverleihung bleibt, ist ein Foto mit dem Sozialminister; ganz links Bekannte aus Lahr: Pirmin Styrnol mit Freundin. – Fotos: privat

Ohne die beleidigte Leberwurst spielen zu wollen, fragt man sich auch, ob die Gesamtsumme der ausgeschütteten Preise in Höhe von 18 000 Euro nicht etwas dürftig ist für einen landesweiten Preis, ist doch allein dem Ortenaukreis die ehrenamtliche Arbeit für die Integration jedes Jahr die Hälfte dieser Summe wert.

Für das Schachturnier melden sich 13 Teilnehmer im Alter zwischen sieben und 65 Jahren an. Mal gespannt, wie unser Schach-Guru Bernd dieses Turnier am nächsten Freitag organisiert. Sylvia spendet ein Schachspiel im Taschenformat; um zuhause für das Turnier zu üben, wie sie sagt.

Wie fast jeden Freitag benötigt wieder jemand Hilfe beim Ausfüllen seitenlanger Formulare für eine Behörde – schwierig für einen Deutschen, eine unüberwindliche Hürde für einen Migranten.

Ina hat ein neues Sprach-Spiel mitgebracht. „Lingua“ spielt man so ähnlich wie „Scrabble“, und eine ukrainisch-kasachisch-deutsche Gruppe probiert es gleich mit großem Eifer aus. Es zeigt sich, dass auch jemand, der Probleme im Mündlichen hat, von seinem fleißig gelernten Wortschatz profitieren kann.

Café international as usual

Die im Grundschulprojekt engagierten jungen Leute treffen sich mit Heimfried zum gegenseitigen Kennenlernen und ersten Erfahrungsaustausch. Zu Lawrence, Arisha und Lina gesellt sich neu Tamaris; Eylin ist leider kurzfristig verhindert. Die Gruppe will sich in der Zukunft austauschen und von den jeweiligen Erfahrungen profitieren, gegebenenfalls auch füreinander einspringen.

Gespannt wartet man auf das für das Plenum geplante Gespräch mit Grundschulrektorinnen über das neue „Startchancen“-Programm des Landes: Welcher Bedarf besteht dann noch für unseren Einsatz für Grundschüler?

2. Mai 2025

Schachturnier und Grundgesetz-Quiz

Bei sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein – viele sagen schon, sie leiden unter der ungewöhnlichen Hitze – sucht man die Schattenplätze unter dem Vordach und dem großen Baum. Die Kinder freuen sich über den Fund eines zu Brei geschmolzenen vergessenen Schokoladen-Osterhasen. Die Nachfrage nach Getränken erreicht ein fast sommerliches Hoch.

Kein Wetter für anstrengende Hirnarbeit. Aber es soll ja wieder kälter werden. Und mit dem Schach-Lehrer und -Enthusiasten Bernd Emmelmann verabreden wir ein Schach-Turnier. Es soll am 16. Mai stattfinden, und Jung und Alt sind aufgerufen, sich mit anderen im Spiel der Könige zu messen. Bernd ist an vielen Schulen in Lahr als Schach-Coach engagiert, und wir erwarten auch Konkurrenz von außen. Kadir, neu im Café, erklärt spontan seine Teilnahme.

Jinan (links) und Mishame ergänzen künftig das Küchenteam des Cafés. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Mehmet sucht dringend nach Möglichkeiten, in Gesprächen sein Deutsch zu verbessern. Er besucht einen B1-Kurs und arbeitet darüber hinaus täglich noch mehrere Stunden mit seiner Tochter Melis an der Verbesserung seiner Sprachkompetenz. Er bemüht sich um eine ehrenamtliche Tätigkeit, zum Beispiel bei der Tafel, bei der er sein Deutsch verbessern kann. Da er von Beruf IT-Spezialist mit Erfahrung in der Vermittlung von Computer-Kenntnissen ist, kann er einem deutschen Partner als Gegenleistung für Gespräche im Deutschen Hilfe in der Arbeit mit dem PC anbieten.

Das Küchenteam des Cafés war schon nach längerem auf der Suche nach Verstärkung, damit die Arbeit nicht auf zu wenigen Schultern verteilt ist. Zudem sollte das Team internationaler werden. Kurzum: Beide Ziele sind erreicht worden: Jinan aus Irak und Mishame aus Äthiopien engagieren sich künftig im Café.

Und noch ein Hinweis: Unser Beitrag zur Woche der Demokratie (17. bis 24. Mai) wird im Café international stattfinden: Ein Quiz über das Grundgesetz soll zur Lektüre unserer Verfassung anregen; Termin: Freitag, 23. Mai.

25. April 2025

Gedanken an schlimme Erlebnisse

Heute sind unter den Gästen viele Ukrainerinnen. Man sitzt in der Sonne und schaut den Kindern zu, die im Garten kegeln und dabei auch Zerdesht beteiligen, der sich wie immer freut, wenn andere sich mit ihm beschäftigen. Und später genießt er es, wenn die Männer mit ihm in seinem Rollstuhl die Gartenwege entlang „rasen“. Die Mama kann verschnaufen und genießt die Sonne, die am Spätnachmittag auf die Rundbank im neuen Pavillon scheint.

Eine internationale Runde spielt Scrabble. Gesprächsgruppen auf den Bänken unter dem großen Baum und im Haus. Auf den Beeten grünt und blüht es; der Garten zeigt sich von seiner schönsten Seite.

Der Interkulturelle Garten: Hier tauschen sich Einheimische und Migranten aus. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Wenn wir diese Idylle genießen, drängen sich in den Gesprächen aber immer wieder die Gedanken an die großen Probleme und schlimmen Erlebnisse auf, die viele der Anwesenden belasten. Die palästinische Familie ist wie immer dabei, doch sie hat bei den neuesten Bombenangriffen nahe Angehörige verloren. Und fast jeden Freitag hören wir neben den Erfolgen auch von belastenden Erfahrungen und von Berichten über Freunde und Verwandte in der Türkei, im Sudan und anderen Ländern.

„Mach’s wie eine Sonnenuhr, zähl die schönen Stunden nur.“ Gut, wenn das im Café für ein paar Stunden gelingt.

An diesem Tag gibt es für das Team des Cafés etwas Schönes, Erfreuliches. Die inzwischen ausgedünnte Mannschaft hinter der Theke, zumeist Frauen, war zuletzt ziemlich ausgedünnt – im Vergleich zum Beginn des Projekts vor drei Jahren. Jetzt ist mit Jinan aus Irak eine neue Ehrenamtliche dazugestoßen, die sich heute Nachmittag unter Anleitung von Eva-Maria und Bärbel eingearbeitet hat. Und als sich das Café dem Ende zuneigt, freut sie sich darüber, nun Teil des Teams zu sein. Und das Team freut sich natürlich über die Verstärkung.

18. April 2025

(Fast) alles dreht sich um Ostern

Für Einige, die den Deutschkurs am Vormittag besucht haben, ist es wie eine Fortsetzung: Auch im Café geht es um Ostern, die Bedeutung und Symbolik des Festes und, in den anschließenden Gesprächen, um den Vergleich der verschiedenen Religionen und ihrer Feste und Symbole. Anlass ist eine gut geplante Aktion einiger Ukrainerinnen: Sie haben das Bemalen von Ostereiern organisiert.

Zuvor aber gibt es eine Einführung, unterstützt mit Bildern, über die, wie wir lernen, mehr als 3000 Jahre lange Tradition des bemalten Ostereis, über die Bedeutung der Farben und über die regionalen Unterschiede der Muster und Farben in den Regionen der Ukraine. (Die Übersetzung ins Deutsche durch den Sohn der Vortragenden ist leider immer nicht mal halb so lang wie der ukrainische Vortrag.)

Die lange Tischreihe im Innern des Gebäudes wird vollständig in Anspruch genommen von den mehr als 20 Müttern und Kindern, die Eier bemalen. Sie wenden mit Eifer die gezeigten Techniken und Materialien an und produzieren sehr schöne Ergebnisse.

Stolz werden die Ergebnisse des Eierbemalens präsentiert. – Foto Freundeskreise Flüchtlinge

Es ist eng im Raum, und trotz der Kälte draußen müssen die Türen offenbleiben, denn bei mehr als 70 Gästen herrscht dichtes Gedränge. Viele ziehen die frische Luft im Garten vor.

Linda macht dem jungen moldawischen Paar Vlada und Vitali mit Interesse an einer Gartenparzelle klar, dass alle Flächen vergeben sind. Schade für die beiden, aber erfreulich im Hinblick auf das anfänglich schleppende Interesse an den Parzellen im neuen Teil des Interkulturellen Gartens.

Die großzügige Geldspende einer Gemeinderätin für unser Grundschulprojekt führt das Gespräch auf unseren Antrag auf finanzielle Unterstützung durch den Gemeinderat. Eine weitere Schülerin des Clara-Schumann-Gymnasiums ist gekommen und möchte bei dem Projekt mitarbeiten. Aber ist unser Engagement überhaupt noch erforderlich?

Liebevoll gestaltete Jurte aus Kirgistan – Repro: Freundeskreis Flüchtlinge

Acht der neun Grundschulen in Lahr sind in das neue Startchancen-Programm des Landes aufgenommen worden. Und Steffi berichtet, dass zum Beispiel an der Schutterlindenbergschule dazu vier Personen zur Unterstützung von Kindern gefunden wurden, die Hilfe brauchen. Ein Ergebnis unseres Gesprächs: Trotz Unterstützung von Schülergruppen an den Schulen wird die individuelle Hilfe für Einzelne zusätzlich hilfreich sein. Unser Engagement wird weiterhin gebraucht.

Tahsins Arbeit im Kindergarten lässt ihm am heutigen Karfreitag Zeit, einmal wieder vorbeizuschauen. Arkan ist aus Lindau gekommen und berichtet von seiner neuen Arbeit. Und zu unserer großen Freude ist auch Alaa erfolgreich: Er wird demnächst eine seinem Beruf als Chemiker gemäße Stelle bei einem Freiburger Chemieunternehmen antreten. Arkans Kommentar: „Eure Arbeit ist ungeheuer wichtig für die Integration von Geflüchteten.“

Gülmira war zu einem Besuch in ihrem Heimatland Kirgistan. Sie hat kleine bunte, liebevoll gestaltete Jurten mitgebracht, die sie verschenkt. Von Baris, der sechs Jahre lang in Kirgistan gelebt hat, Günter mit Reiseerfahrung in Kirgisien und von der Kirgisin Gülmira lernen wir Einiges über das Leben in Jurten.

11. April 2025

Religion und Toleranz

“Warum hängen hier Eier auf den Bäumen?“ Das ist die Ausgangsfrage der türkischen Freunde am Biertisch in der Sonne. Und ein interessantes Gespräch über Ostern schließt sich an, ein Fest, das es im Islam nicht gibt.

Christlicher Glauben an die Auferstehung von Jesus, vorchristliche Feier des Frühlings und der wieder erwachten Fruchtbarkeit mit ihren Symbolen Eiern und Hasen – das sind für unsere muslimischen Gesprächspartner neue interessante Informationen. Das gegenseitige Interesse am Religionsvergleich führt wie schon des Öfteren zum Thema Toleranz.

Hier sind sich alle, auch die Atheisten, einig und hoffen, dass diese auch das Gespräch mit den Türken beherrschen wird, die bei der nächsten Vollversammlung des Freundeskreises ihren Verein vorstellen werden. Wir haben beschlossen, beim Fest der Kulturen im Juli uns einen Stand mit ihnen zu teilen.

Praktischer geht es im Innenraum beim Thema Ostern zu: Ina bastelt mit einigen Kindern und Frauen Österliches aus buntem Papier. Die Kinder nehmen ihre fantasievollen Werke mit nach Hause.

Volle Konzentration beim Basteln – Foto: privat

Die meisten der vielen Kinder und Erwachsenen (zwischen 70 und 80) aber zieht das sommerliche Wetter im Freien vor. Sie genießen Allas Kuchen, eine wahre Kalorienbombe, und den Obstsalat. Etliche neue Gäste bereichern das Miteinander. Sprachvergleiche sind wieder mal das Thema, bei dem es nicht nur um Deutsch, sondern auch um Englisch geht. Unsere Spiele zum Lernen und Üben der deutschen Sprache finden Interesse, auch dass man sie sich für eine Woche nach Hause ausleihen kann. Waltraud bringt immer mal wieder leicht zu lesende deutsche Bücher mit.

Die drei jungen algerischen Brüder stellen fest, dass sie hier auf türkische Bekannte aus dem Schwimmkurs treffen. Melis berichtet, dass sie eine Sprachpartnerin gefunden hat, die das Clara-Schumann-Gymnasium besucht. Sie und ihre Eltern sind sehr fleißig und machen enorme Fortschritte im Deutschen, ebenso wie Ferhat und seine Frau, für deren Tochter Ikra wir jemanden suchen, der sie im Rahmen unseres Grundschulprogramms betreut.

Und dann ist auch noch Helga in den Garten gekommen, die als Tagesmutter in Mietersheim arbeitet. Sie weiß um das Problem, dass Geflüchtete ihre Kinder nur schwer in Kindertagesstätten unterbringen können und bietet als Alternative ihre Kindertagespflege an. Afsaneh hat mit ihren zwei Töchtern schon davon Gebrauch gemacht und ist begeistert.

Auch heute zeigt sich deutlich: Das Café ist ein Ort, an dem man durch die Begegnungen ganz nebenbei sein Deutsch trainieren kann.

4. April 2025

Sonniger Auftakt im Garten

Was für ein Auftakt unserer Sommersaison im Interkulturellen Garten! 80 Gäste genießen das perfekte, fast schon sommerlich warme Wetter. Wir genießen den Schattenplatz unter der neu errichteten Pergola mit der Rundbank. Sie ist ein ästhetischer Gewinn auf dem zentralen Platz des Gartens.

Unter den Gästen sind einige neue: Zwei Elftklässlerinnen des Clara-Schumann-Gymnasiums möchten bei uns mitarbeiten, vorzugsweise im Grundschulprojekt, und werden sich in der Schutterlindenbergschule nach Einsatzbedarf erkundigen. Beide haben selbst einen migrantischen Hintergrund (Moldawien / Russland). Ein deutsches Ehepaar aus dem Münchtal bringt seine neue syrische Nachbarin und ihre zwei Söhne vorbei. Larissa hat ukrainische Bekannte mitgebracht.

Wieder im Interkulturellen Garten und das Wetter eignet sich dazu, draußen zu sitzen. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Beratungsbedarf zum Thema Mietrecht: Leider sind es oft Vermieter, die selbst Migranten sind, welche sich illegaler Mittel bedienen, um ihre nicht mit dem deutschen Mietrecht vertrauten Vertragspartner auszubeuten. Wir können natürlich keine Rechtsauskunft geben, aber den Rat, dem Mieterbund beizutreten (die Ausgabe lohnt sich!) bzw. sich bei kundigen Institutionen (die Refugee Law Clinic in Freiburg kommt bei Mietrechtsstreitigkeiten leider nicht in Betracht) beraten zu lassen.

Auf den Gartenparzellen wird fleißig gearbeitet, obwohl der ausgetrocknete Boden hart und schwer zu bearbeiten ist. Es gibt neue Interessenten für ein Stück Garten, aber nur geringe Chancen auf Erfolg, weil wohl keine Parzellen mehr zur Verfügung stehen.

Die kleine Mascha triumphiert mit ihrem phänomenalen visuellen Gedächtnis und ist haushohe Siegerin beim Memory-Spiel gegen Erwachsene.

Ein paar wichtige Leute sind heute verhindert: Für Waltraud und Klaus haben gleich mehrere die Arbeiten im Café übernommen und sorgen für reibungslosen Ablauf. Ali liegt nach einer Operation noch im Krankenhaus, befindet sich aber auf dem Weg der Besserung.

28. März 2025

Letztes Café im Winterquartier

Es wäre schön, wenn in einer Woche das Wetter sich am heutigen ein Vorbild nehmen würde: Am Freitag, 4. April 2025, findet nämlich das Café international wieder in unserem Sommerquartier im Interkulturellen Garten statt. Bei Regenwetter und Kälte gäbe es dagegen Probleme, die heutige Zahl von Gästen von mehr als 50 trocken unterzubringen.

Das Zählen fällt meistens nicht leicht. Das Café füllt sich immer erst allmählich, und Einige kommen erst, wenn die ersten schon wieder gegangen sind. Fest steht auf jeden Fall die erfreuliche Tatsache, dass nicht nur ein paar neue, sondern Besucher aus drei bisher nicht vertretenen Ländern gekommen sind: Marileide aus Brasilien, Mishame aus Äthiopien sowie Benamar und sein Sohn Ibrahim aus Algerien genießen die lebendige und fröhliche Atmosphäre und erklären, dass sie wieder kommen wollen.

Wieder draußen sitzen, im Garten – das könnte von April 2025 wieder möglich sein, wenn nur das Wetter mitspielt. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Neu ist auch Hannah, die mitarbeiten will und sich über die Möglichkeiten ihres Einsatzes informiert. Sie will an den nächsten Freitagen möglichst viele von uns kennenlernen und sich für das Engagement an einem unserer Projekte entscheiden.

Die vielen Kinder wollen vor allem spielen und finden an den meisten Tischen junge und alte Mitspieler beim Schach, bei Uno und Scrabble. Und wer da noch nicht mithalten kann, hat mit Legosteinen Spaß. Marius erklärt, dass er jetzt immer kommen will: Der große Momo aus dem Iran spielt mit ihm Schach und beeindruckt ihn ungeheuer.

Für zwei algerische Kinder in der Grundschule wird Lawrence die Betreuung übernehmen.

Und eine erfreuliche Nachricht wirft Probleme auf: Wir sind zur Feier der Verleihung des Ehrenamtspreises des Landes Baden-Württemberg eingeladen. Super! Aber niemand sagt uns, ob wir – mit einem von 236 vorgeschlagenen Projekten – zu den Preisträgern gehören, oder nur, nach langer und teurer Fahrt nach Stuttgart, anderen applaudieren dürfen.

21. März 2025

Ein Ort wichtiger Besprechungen

Einen Tag später am Abend feiern viele unserer muslimischen Freunde Iftar, das Fastenbrechen. Viele von uns sind eingeladen und werden die antreffen, die heute nicht dabei sind. Und heute ist das kurdische Nevros-Fest. Die meisten der mehr als 200 ausgelegten Namensschilder, alphabetisch geordnet, werden nicht gebraucht. Dennoch mehr als 30 Gäste; viele Kinder.

Das Café ist der geeignete Ort, an dem man sich zu wichtigen Besprechungen verabreden kann. Heute im Vordergrund: Ursel, die die VKL-Klasse am Max-Planck-Gymnasium leitet und vom Beginn an organisiert hat, sucht Unterstützung.

Nadia hat die nötige pädagogische Erfahrung und interessiert sich für den Job; ein intensives Informationsgespräch findet statt. Evghenya, ist eine ihrer Schülerinnen und nimmt teil am Gespräch, und auch Yunus ist Teilnehmer an diesem russisch-ukrainisch-türkisch-deutschen Austausch.

Schach geht immer im Café – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Ursel hat für die Vernetzung der VKL-Lehrer an den Lahrer Schulen untereinander wie auch mit den SozialarbeiterInnen und sozialen Einrichtungen gesorgt und den Freundeskreis zur Teilnahme am nächsten Treffen eingeladen. Das wird eine Gelegenheit zur Werbung für das Café wie auch für den Freundeskreis sein.

Lucie studiert in Freiburg und hat Kontakt zur Refugee Law Clinic (RLC) – https://rlc-freiburg.org/ – sowie der Organisation Südbadisches Aktionsbündnis Gegen Abschiebungen (SAGA) – http://saga.rasthaus-freiburg.org -, die beide Geflüchteten Rechtshilfe anbieten beziehungsweise sie bei drohenden Abschiebungen beraten. Lucie gibt gerne weitere Auskünfte und vermittelt Kontakte.

Afsaneh aus Iran hat heute zwei Teilnehmerinnen aus ihrem B2-Deutschkurs mitgebracht, Jinan aus Irak und Petra aus Rumänien. Beide Frauen sind schön länger in Lahr, kannten das Café international bislang aber noch nicht. Es gefällt ihnen.

Ahmed verabschiedet sich gegen Ende des Cafés auch von den drei Frauen, die demnächst die B2-Prüfung ablegen: „Tschüss, ich gehe jetzt zu Hause.“ „. . . nach Hause heißt das“, rufen sie unisono. Ja, auch auf diese Weise lernen Migranten auch richtiges Deutsch. Und die drei Damen haben ihre Prüfung wohl schon in der Tasche.

14. März 2025

Der Irrsinn bürokratischer Abschiebungen

Wohl wegen des Ramadan beträgt die Gästezahl heute nur knapp 35 – das ist bisheriger Negativrekord. Man wird die meisten der nicht erschienenen Freunde am nächsten Wochenende beim Fastenbrechen treffen, zu dem auch viele der Nicht-Muslime eingeladen sind. Umso mehr Zeit und Gelegenheit, sich um einige wichtige Anliegen zu kümmern.

Ein Iraker, der schon acht Jahre in Deutschland lebt, kommt in Begleitung seines deutschen Freundes und bittet um Rat: Er soll abgeschoben werden, weil nun der Irak als sicheres Herkunftsland gilt. Wir sind keine Fachleute und können keine Rechtsberatung geben, verweisen aber an die Refugee Law Clinic in Freiburg, empfehlen einen Rechtsanwalt und haben schon oft von der Flüchtlingsbeauftragten der Evangelischen Kirche kompetente Auskünfte bekommen. Wieder einmal wird uns der Irrsinn bewusst, nach dem gut integrierte Menschen, die die deutsche Wirtschaft dringend braucht, aufgrund formaler Regelungen und ohne Berücksichtigung des Einzelfalles ausgewiesen werden.

Melis, 15 Jahre alt und seit einem halben Jahr in Deutschland, besucht die VKL-Klasse am Max-Planck-Gymnasium. Leider sind solche Klassen für jemand wie sie, die schon erstaunlich gut Deutsch spricht und sehr ehrgeizig ist, nur begrenzt hilfreich, weil wegen der Zusammensetzung der TeilnehmerInnen (verschiedene Altersstufen, unterschiedlichste Sprachniveaus und Motivationslage) eine maximale Förderung nicht gewährleistet ist.

Sie arbeitet mit unglaublicher Energie an der Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse, nach der Schule mit einem Sprachlernprogramm und abends mit ihrem Vater, der einen Deutschkurs in Offenburg besucht, weil er, Informatiker mit großer Berufserfahrung, für eine adäquate Beschäftigung in Deutschland unbedingt die B2-Prüfung schaffen muss. Sie will in eine Normalklasse überwechseln und sucht dringend eine Partnerin, mit der sie viel Deutsch sprechen kann. Sie bekommt Ratschläge, was sie an ihrer Schule dazu unternehmen kann. Aber vielleicht bringt ja auch das Treffen mit Arisha, das wir für den nächsten Freitag im Café vermitteln, den Erfolg.

Und auch Marius hat in Andrej über die Begeisterung für Schach und Fußball, die beide teilen, möglicherweise einen Kameraden für die Zukunft gefunden.

Wir sammeln Zusagen für kulinarische Beiträge, die wir an einem Stand beim Markt der Kulturen im Juli anbieten können. Wir haben bereits mehrere Angebote und sind zuversichtlich, dass wir eine ausreichende Anzahl von Speisen bekommen werden.

Für Ostern ist wieder eine Ostereier-Aktion geplant. Ina hat Ideen und Erfahrung im Bemalen von Eiern, und wenn wir einen passenden Termin finden und uns noch weitere Aktionen einfallen lassen, können wir für die Kinder einen Nachmittag veranstalten. Wir hoffen auf Anregungen zu Spielen.

Sascha, Mitglied im Interkulturellen Beirat, informiert sich über unser Grundschulprojekt, um einen Antrag auf Förderung durch die Stadt zu unterstützen.

Mit einem Flyer, der im evangelischen Gemeindesaal am Doler Platz ausliegt, macht der Freundeskreis Flüchtlinge schon jetzt darauf aufmerksam, dass das Café international vom 4. April 2025 an wieder im Interkulturellen Garten stattfindet.

7. März 2025

Nicht viel los wegen Ramadan? Von wegen!

Reger Besuch trotz Ramadan. Auch etliche Gäste aus dem Iran, Syrien, der Türkei und anderen Ländern, die überwiegend von Muslimen bewohnt sind, kommen ins Café. Wahrscheinlich gibt es, wie in Deutschland auch, einen Anteil von Menschen, die sich nicht so viel aus der (traditionellen, restriktiven) Religion machen. Hat vielleicht auch die Anwesenheit in Deutschland den Effekt einer Lossagung oder Befreiung von dogmatischen Vorschriften?

Die vielen kleinen Kinder, die heute laut um uns herumtollen, scheren sich ohnehin um solche Fragen nicht und stürzen sich mit Wonne auf die süßen Sachen vom Büffet. Können oder sollen wir für mehr Gesundes am Büffet sorgen? Mascha stopft sich wie immer den Bauch mit Süßem voll, und auch Bjarne und Marius erliegen gerne der Versuchung.

Ali bringt wieder einen ganzen Sack Spielsachen mit, und Mascha ergattert auch heute wieder einen Plüsch-Elch – diesmal in Rot.

Sie sind die letzten, die im Café international noch tätig sind – in der Küche. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Ein ernstes Thema ist es, wenn ein Geflüchteter mit noch unsicherem Status von der Polizei einer illegalen Handlung verdächtigt wird. Es liegt ein Missverständnis zugrunde; wir versuchen den Mann zu beruhigen, dass man das aufklären kann, und bieten Unterstützung an. Aber es wird uns eindrucksvoll deutlich, wie ein solcher Vorfall, den wir als Deutsche gelassen und selbstbewusst als schnell zu klären abhaken würden, einem Menschen in der prekären Lage eines Geflüchteten die innere Ruhe und nächtelangen Schlaf rauben können.

Wieder beschäftigt uns das Thema Kredite. Wir werden wohl für geraume Zeit aus finanziellen Gründen die Vergabe von Krediten aussetzen müssen. Wir benötigen das Geld für unser Grundschulprojekt, für das wir schon seit längerer Zeit keine Unterstützung von der Stadt Lahr mehr bekommen.

Neuer Bedarf ist vorhanden: Für die Kinder einer algerischen Familie haben wir noch keine Hilfe organisieren können, und es hat uns auch die Bitte der Sozialarbeiterin Julia erreicht, Elif verstärkt zu unterstützen. Lawrence, bereits schon mehrfach in der Deutsch-Nachhilfe tätig, erwägt zusätzliches Engagement und wird Kontakt mit den Kindern aufnehmen.

28. Februar 2025

Faschings-Torte und Popcorn-Maschine

Ein ruhiger Nachmittag mit Spielen und Gesprächen. Das Büffet ist heute besonders reichhaltig; Brigittes Faschings-Torte und Halimes Popcorn-Maschine sorgen für Neues. Einige vertraute Gesichter lassen sich mal wieder sehen, darunter Ursel, die für ihren Schwimmkurs Werbung macht. Ihre Kinder spenden drei Fußbälle.

Sprachspiele finden besonders bei Larissa und Liuda Interesse; beide Ukrainerinnen sind zum ersten Mal im Café. Sie spielen in einer größeren Gruppe mit großem Eifer Scrabble und später noch das Sätze-Domino.

Ina schlägt „Rummikup Word“ zur Neuanschaffung vor, und auch „Tabu“ sollten wir uns zulegen, das im Sommer von etlichen Gästen mit Begeisterung gespielt wurde. Oder kann uns jemand diese Spiele spenden?

Das für März geplante Schachturnier verschieben wir wegen des Ramadans zugunsten unserer zahlreichen muslimischen Schachfans auf später.

21. Februar 2025

Ein Nachmittag mit Barmusik

Ein Café-Nachmittag mit Programm: Roland spielt wunderschöne leichte Barmusik mit bekannten Melodien. Und er begleitet unser Geburtstagsständchen für Udo. Der freut sich über eine Geburtstagstorte von Aysegül, und alle, die ein Stückchen davon abgekommen haben, genießen mit ihm die zarte und leichte Torte, die von einem Konditor stammen könnte. Natürlich reicht sie nicht für die etwas mehr als 50 Gäste, die heute gekommen sind, davon einige neue.

Aysegül ist eine von den Personen, die wir vielleicht dafür gewinnen können, beim Markt der Kulturen im Sommer für ein kulinarisches Angebot zu sorgen. Unser bewährtes kostenloses Gebäck mit Tee wird von den Organisatoren für das internationale Fressmarkt-Angebot nicht mehr als ausreichend und akzeptabel angesehen, und wir stehen vor der Entscheidung, entweder zum ersten Mal nicht dabei zu sein oder einen kulinarischen Verkaufsstand auf die Beine zu stellen.

Roland, Eva-Marias Mann, sorgt am Flügel für eine leichte Unterhaltung der Gäste. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Gesprächsthemen sind wieder einmal bevorstehende Sprachprüfungen und die Angst davor. Dabei ist die bisherige Erfolgsbilanz groß: Fast alle unserer Betreuten haben bisher bestanden. Allerdings stoßen die Bitten um individuelles Training für den sprachlichen Teil der Prüfung auf unsere Belastungsgrenzen.

Erfolgsmeldungen wirken sich immer positiv auf die Motivation aus: Yuliias bestandene B2-Prüfung und Arkans erfolgreiche Bewerbung für einen Job machen uns froh – leider ist heute Arkans heutiger Besuch im Café sein vorläufig letzter, denn er zieht für seinen neuen Job nach Bayern um.

Ob das arrangierte Treffen von Arisha und Yefgheniia zu gegenseitiger Sympathie und weiteren Kontakten führt? Das Café ist der Ort, wo auch Freundschaften entstehen können.

Nadia will mit Bernd die Organisation eines Schachturniers übernehmen. Geplanter Termin ist der 14. März. Die Anmeldungen laufen.

Auf YouTube ist von diesem Nachmittag ein kurzes Video zu sehen.

14. Februar 2025

Knalliges Rot am Valentinstag

Auffällig viel Rot: Junge Frauen sehr schick in knalligem Rot gekleidet und lippengeschminkt. Auf den Tischen jeweils eine rote Rose. Es spricht sich herum – heute ist Valentinstag, und Katya und Tahere hatten die Idee, diesen Tag auf besondere Weise im Café zu begehen.

Sie verteilen rote Papierherzen, auf denen etwas Nettes an eine anwesende Person geschrieben werden soll. Die Sympathie-Botschaften werden den Adressaten zugestellt und verursachen warme Gefühle. Ferhat toppt die Aktion allerdings: Unter lautem Beifall überreicht er Mihriban, seiner Frau, einen großen Blumenstrauß.

Man fühlt sich wie in einer großen Familie . . .

Rote Rosen, rote Lippen . . . – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Die vielen Kinder freuen sich über die neuen Buntstifte. Und wie bei einem Familienfest sorgen sie für ausgelassene Stimmung. Die neuen Gäste bekommen so einen intensiven Eindruck von der Café-Atmosphäre.

Daneben wie immer auch das „Geschäftliche“: Wer kann mir beim Verfassen meiner Steuererklärung helfen? Wo und wann gibt es den passenden Deutschkurs? Wem kann ich meine Texte zur Vorbereitung auf die B2-Prüfung zuschicken, und wer trainiert mich dann für die mündliche Prüfung?

Leider spielt die abscheuliche Entgleisung gegenüber den ukrainischen Geflüchteten, die sich eine Lokalpolitikerin der AfD geleistet hat, in einigen Diskussionen eine zentrale Rolle. Die ukrainischen Gesprächspartner haben Angst vor dem Ausgang der Wahl: Wie willkommen und sicher werden sie sich noch in Deutschland fühlen dürfen, wenn sich das menschenverachtende rechtsradikale Denken weiter ausbreitet?

Lucie versucht mit ihren gefilmten Interviews, die politische Stimmung einiger Gäste einzufangen. Sie findet die Idee gut, Geflüchtete zu interviewen, die lobenswerte Beispiele von Fleiß und gelungener Integration sind. Sie erwartet „Nominierungen“ – und wird wohl in der Zukunft ordentlich Arbeit haben.

  • Zum Valentinstag gibt es auch ein Fotoalbum.

7. Februar 2025

Wer wohl beim Memory gewinnt?

Ina ist nicht die einzige Künstlerin unter unseren Gästen. Mascha wartet immer noch darauf, dass wir Buntstifte und Papier zur Verfügung stellen. Und der ältere ukrainische Herr zeigt uns auf seinem Handy seine Zeichnungen von Comic-Figuren in lustigen Posen; er bittet um entsprechende Vorlagen für seine weitere künstlerische Betätigung. Nadia hilft beim Übersetzen seines Anliegens aus dem Russischen.

Das klappt im Café hervorragend: Es gibt immer wieder Gäste, die etwas können, mit dem sie anderen behilflich sind, auch über das Dolmetschen hinaus. So findet Angelika in Amani eine Abnehmerin für ihre schöne Kommode, und beide einen Transporteur, der mit seinem Auto-Anhänger helfen kann.

Memory: Wer da wohl das bessere Gedächtnis hat? Die Erwachsenen oder die kleine Emma (vorne rechts)? – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Bücher, Kurse und Kredite werden vermittelt. Ein Schach-Experte wird gefunden, der uns bei der Planung eines Schachturniers helfen kann – oder es möglicherweise selbst organisiert. Man weiß, hier gibt es immer jemand, der helfen kann, zum Beispiel beim Ausdrucken von Texten und Bildern.

Man kennt sich und kümmert sich um den Anderen, und die nicht nur als kulturell bedingte Floskel verwendete Frage „Wie geht es dir?“ bei der Begrüßung bekommt inhaltliche Bedeutung, wenn man sich dabei an die Sorgen des Gesprächspartners erinnert und nicht nur geduldig zuhört, sondern auch Lebensberatung leistet.

Das Café ist wieder überdurchschnittlich gut besucht. Memory ist heute das von einer größeren Gruppe gespielte Spiel; kleine Kinder und Erwachsene haben dabei Spaß miteinander, wobei die Kinder durchaus nicht im Nachteil sind.

Yunus ist einer von den alten Freunden, die viel beschäftigt sind, aber trotzdem immer mal wieder vorbeischauen, wenn sie Zeit haben. Und auch einige Neue werden wieder vorgestellt. Die notwendigen zusätzlichen Namensschilder sind bestellt.

31. Januar 2025

Neue Gesichter und viele Fragen

Nach unserem Info-Vormittag im Clara-Schumann-Gymnasium (Katya, Alaa, Klaus und Heimfried) waren wir etwas enttäuscht: Wir hatten zwar aufmerksame Zuhörer, aber es gab nicht sehr viele Fragen der Schülerinnen und Schüler.

Deshalb heute die Überraschung: Eine der Zehntklässlerinnen, Emilia, erschien als Gast im Café und zeigte sogar Interesse, am Grundschulprogramm teilzunehmen. Sie suchte mutig das Gespräch mit Geflüchteten und spielte dann mit den Kindern, die von ihrer lieben und fröhlichen Art sehr angetan waren. Sie wäre als Mitstreiterin eine Bereicherung für uns.

Neue Gäste im Café – sie kommen aus Indien. – Fotos: Freundeskreis Flüchtlinge

Und noch ein sehr erfreulicher Neu-Zugang: Nitah ist nicht mehr die Einzige aus Indien, denn Amir macht uns mit drei Klassenkameraden aus der Berufsschule bekannt. Manish, Imran und Liaqat kommen aus Haiderabad und Neu-Delhi. Sie sprechen schon gut Deutsch, haben schon in ihrem Heimatland Deutsch gelernt, Einer sogar mit B1-Abschluss. Alle Drei arbeiten, genießen die Atmosphäre im Café und wollen wiederkommen.

Etliche weitere Gäste sind zum ersten Mal dabei. Das Spektrum der Nationalitäten ist sehr groß: Neben den Indern noch Afghanen, Syrer, Iraner, Palästinenser, Russen, Türken, Ukrainer und natürlich Deutsche. Und eine Brasilianerin aus Ettenheim, die sich dort für Flüchtlinge engagiert, ist in Lahr auf der Suche nach Migranten, die Russisch sprechen, denn sie möchte diese Sprache lernen. Sie wird fündig.

Glückwünsche für Günter

Etliche Gespräche über finanzielle Hilfen. Wir sind aber am Limit unserer Möglichkeiten angelangt. Ein Iraker fragt nach Kirchenasyl. Einem Familienvater aus Algerien, dessen Familie abgeschoben werden soll, ist die Bedeutung eines Briefs von seinem Anwalt nicht ganz klar. Fragen gibt es auch zur Demokratie-Veranstaltung der Evangelischen Erwachsenenbildung, die am Samstag, 8. Februar, im Haus am Doler Platz stattfindet.

Vor einem Jahr haben wir Günters Geburtstag gefeiert, und auch heute singen wir ihm ein Ständchen – zum Einundachtzigsten. Herzlichen Glückwunsch, Günter!

Und noch ein freudiges Ereignis: Selahaddin hat nach fünf Jahren seine Frau wiedergesehen. Nachdem sie einen türkischen Pass bekommen hatte, haben sich die Eheleute für ein paar Tage in Bosnien getroffen. Sobald Selahaddins Frau ein deutsches Visum bekommt, steht einer endgültigen Familienzusammenführung dann nicht mehr im Weg. Das kann allerdings noch dauern.

24. Januar 20225

Zwei unerwartete Ereignisse

Amani hatte gebetet, dass ihre Verwandten in Gaza nicht zu den Opfern der verheerenden Angriffe gehören würden. Und weil diese das schreckliche Geschehen überlebt hatten, lud Amani alle Gäste im Café zu einem köstlichen Essen aus Hähnchenschlegel und Gewürzreis mit buntem Salat ein. Für die annähernd 70 Gäste gab es mehr als reichlich zu essen, obwohl es so gut schmeckte, dass mindestens einem auch noch ein üppiger Nachschlag schmeckte – und sogar einige Portionen mit nach Hause genommen wurden.

Amani hatte für die Gäste des Cafés Huhn, Reis und Salat vorbereitet und die griffen gerne zu. – Fotos: Freundeskreis Flüchtlinge

Ein ganz besonderes Ereignis war das überraschend angekündigte Klassik-Konzert der jungen Marianna Kramarenko, deren gekonntes Spiel auf der Querflöte von ihrer Lehrerin Tatjana Kharalgina-Wilson am Flügel begleitet wurde. Ein Walzer von Dmitri Shostakowich, ein Scherzo von Johann Sebastian Bach sowie ein Stück von Miroslav Skorik beeindruckten die Anwesenden so sehr, dass es im sonst immer sehr lebhaft lauten Café erstaunlich ruhig war.

Unzufrieden war nur die kleine Mascha, weil alle Buntstifte verschwunden waren. Nächstes Mal wird es viele Buntstifte geben, haben wir ihr versprochen – und uns darauf verlassen, dass Leser dieser Notizen am nächsten Freitag Buntstifte mitbringen . . .

. . . und dazu gab es klassische Musik.

Daneben fand das „normale“ Café-Geschehen statt, mit dringenden Bitten um Hilfe bei der Wohnungssuche sowie um finanzielle Hilfen, Berichten über Erfolge und Misserfolge in den Deutschkursen und im Beruf, aber auch mit lockeren Gesprächen und etlichen Schachpartien der Kinder.

Wo sonst kann man solch interessante und anregende zweieinhalb Stunden erleben?

  • Vom Konzert gibt es einen kleinen Eindruck auf YouTube.

17. Januar 2025

Berufsausbildung war das Thema

Der heutige Nachmittag stand ganz im Zeichen von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Fast 70 Gäste waren gekommen, auch etliche neue, um zu hören, was Julia Gauerhof von der Industrie- und Handelskammer an Informationen mitgebracht hatte. Sie, die „Kümmerin“, so die offizielle Bezeichnung ihres Arbeitsfeldes, war uns bereits von einem früheren Besuch bekannt.

Damals war sie mit ihrer, heute leider wegen Krankheit verhinderten, Kollegin Katharina Beckmann von der Handwerkskammer, auf großes Interesse unter den Geflüchteten gestoßen und von Beginn bis zum Ende von Ratsuchenden umgeben. Auch heute gab es wieder viele Fragen, und Julia musste viele auf ihre Bürostunden oder auf zuständige Kolleginnen oder Kollegen verweisen.

Zwei Problemfelder standen dabei im Vordergrund: Zum einen haben nur sehr wenige junge Geflüchtete die für eine Ausbildung notwendige sprachliche Qualifikation des Niveaus B1 oder B2. Und für die Älteren steht die Frage im Vordergrund, ob und wie ihre bereits vorhandene Qualifikation und Berufserfahrung anerkannt oder wenigstens teilweise berücksichtigt werden kann, wenn sie sich für eine Arbeit oder eine Ausbildung beziehungsweise Weiterbildung bewerben.

Julia Gauerhof informiert im Gespräch mit Geflüchteten über Möglichkeiten einer Ausbildung. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Dank der Übersetzungshilfe von Muhammed und Arkan konnten zahlreiche Gespräche stattfinden, und die vielfältigen Angebote zu Hilfen bei der Ausbildungsberatung, bei Bewerbung und bei Hilfen im Kontakt mit den Behörden wurden dankbar registriert, die Kontaktadressen notiert.

Erfreuliche Nachrichten am Rande sind immer wieder Erfolge von fleißigen und aktiven Geflüchteten: Mustafa („der Dünne“) hat eine Teilzeitstelle als Betreuer an der Berufsschule, Momo als Schwimmlehrer. Konstantin und seine Frau haben eine behindertengerechte Wohnung für sich und die neu angekommene Schwiegermutter in Lahr gefunden – und er erzählt lebhaft von den Parallelen zu der im Deutschkurs am Vormittag in einem Text behandelten gelähmten Margarete Steiff.

Wenn doch nur alle, die öffentlich Unsinniges über Geflüchtete schwadronieren, erleben könnten, mit welchem unermüdlichen Eifer unsere migrantischen Freunde und Freundinnen sich bemühen, in Deutschland Fuß zu fassen!

  • Vom Info-Nachmittag zur Berufsausbildung gibt es auch ein Fotoalbum.

10. Januar 2025

Zwei Besucherinnen und rege Diskussionen

Viele Gäste im Café, so dass mehr Stühle herangeschafft werden müssen. Das liegt sicher auch am angekündigten Besuch von zwei besonderen Besucherinnen.

Die Kandidatin der Grünen für den Bundestag, Susanne Floss, war bald von einer Gruppe junger Männer umgeben, und es ergab sich ein lebhaftes Gespräch – ermöglicht durch die Übersetzungsarbeit von Arkan. Ein deutsches Ehepaar war gekommen, weil sie auf die Kandidatin neugierig waren.

Bundestagskandidatin der Grünen, Susanne Floss, zu Gast: Arkan hilft bei der Kommunikation. – Fotos: Freundeskreis Flüchtlinge

Besuch aus dem Elsass gab es aus einem anderen Grund: Gabrielle Meton, eine junge Journalistin der Zeitschrift „Rheinblick“ (von den Zeitungen L’Alsace und Dernières Nouvelles d’Alsace) hatte sich zum Ziel gesetzt, Meinungen zu der Bezahlkarte für Geflüchtete einzuholen. Diese hatte der Ortenaukreis als erster Kreis in Deutschland schon eingeführt; sie soll nach der Neuregelung nun aber bundesweit in stark geänderter Form verpflichtend gemacht werden.

Die Meinungen dazu gingen weit auseinander, und selten wurde im Café so heftig und auch lautstark diskutiert: Während die Ortenaukarte weitgehend positiv beurteilt wurde, stieß die Neuregelung mit ihren Beschränkungen und etlichen Detailregelungen bei einigen Diskussionsteilnehmern auf deutliche Ablehnung.

Sie machten sich vor allem die zahlreichen Argumente der Gesellschaft für Freiheitsrechte zu eigen, die an der Karte nichts Gutes ließen. Überraschenderweise stimmten aber die an der Diskussion teilnehmenden Geflüchteten überwiegend dem engagierten Plädoyer von Afsaneh für die Vorzüge der neuen Karte zu.

Gabrielle Meton, Journalistin aus Straßburg, und Milad kommunizieren mit einer Übersetzer-App.

Wir sind alle auf Gabrielles Artikel gespannt, den sie uns für die Webseite zur Verfügung stellen will.

Außer den üblichen Spielen und Unterhaltungen gab es natürlich noch weitere Themen: Gratulationen zu einer bestandenen Sprachprüfung und zur erfolgreichen Job-Bewerbung sowie, wie fast immer, dringende Bitten um Hilfe bei der Wohnungssuche.

Nita aus Indien sucht immer noch eine Ausbildung als Altenpflegerin. Vielleicht können ihr die beiden für den nächsten Freitag angekündigten Gäste helfen – die beiden „Kümmerinnen“ der IHK und der Handwerkskammer werden, wie bereits zuvor sehr erfolgreich, über Ausbildungsmöglichkeiten für Geflüchtete informieren.

  • Von diesem Nachmittag im Café gibt es ein Fotoalbum.

3. Januar 2025

Sorgen aller Art

Wohnungssuche, Geldsorgen, Beratungsbedarf – das waren die vorherrschenden Themen dieses Café-Nachmittags.

Warum gibt es keine Möglichkeit, den Geflüchteten aus öffentlichen Mitteln Geld, Kleinkredite, zur Verfügung zu stellen – erforderlich meist zwischen 500 und 2000 Euro – damit sie sich dringender Geldsorgen (Kautionen, Möbelkauf u.a.m.) entledigen können? Rückzahlbar in erschwinglichen Raten und ohne Zinsen, natürlich. Unsere Mittel sind begrenzt.

Kein Café-Tag ohne Bitten um Hilfe bei der Wohnungssuche. Wir müssen die Hoffnungen enttäuschen, denn die Chancen, eine 2- oder 3-Zimmerwohnung zu finden, sind mehr als gering. Und die Enttäuschung groß, wenn der Nachzug der Ehefrau und des Kindes bevorsteht.

Arash (links) und Milad haben sich im alten Jahr oft im Café engagiert. Heute gönnen sie sich bei einer Partie Schach mal eine Pause. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Da hilft auch die Dringlichkeit nicht, die durch die psychisch-traumatische (Vor-) Belastung eines Kindes entsteht, das in der beengten Massenunterkunft unter Angstzuständen leidet, wenn die alleinerziehende Mutter wegen der Teilnahme an einem Deutschkurs das Kind stundenweise allein lassen muss. Psychotherapeutische Hilfe für Menschen ohne einen Aufenthaltstitel gibt es nicht.

Hin und wieder erfreuliche Nachrichten sind das Ergebnis der Anstrengungen fleißiger und zielstrebiger Geflüchteter: Erfolgreiche Jobbewerbungen, Aussichten auf einen dem eigenen Berufsabschluss halbwegs angemessenen Ausbildungsplatz – wir helfen bei der Abfassung der Schreiben an Behörden und Firmen und freuen uns über die stolz präsentierten Initiativen und Bemühungen.

Und bewundern zum Beispiel den jungen Mann mit schon sehr guten Deutschkenntnissen, der jeden Freitag eine Liste schwieriger Begriffe präsentiert, die er erklärt haben möchte. Was ist „Selbsterkenntnis“? Was bedeuten „nämlich“ oder „Unikat“? Dies einfach zu erklären ist manchmal eine Herausforderung.

Nita aus Indien trägt zu unserer multinationalen Vielfalt bei. Neben ihrer Ausbildung im Krankenhaus betreut sie die Kinder ihrer Nachbarin Afsaneh aus Afghanistan. Ihr gefällt die Atmosphäre unter den rund 55 Gästen, und sie sagt, sie will wieder kommen.