Anerkennung der Zeugnisse dauert zu lang

Der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr kritisiert: Die Anerkennung der Zeugnisse dauert zu lang; gemeint sind die Schulabschlüsse, die Geflüchtete in ihrem Heimatland erworben haben. Das bringen die Flüchtlingshelfer in einem Brief unter anderem auch an die für Lahr zuständigen Landtags- und Bundestagsabgeordneten und den Stuttgarter Minister für Soziales und Integration zum Ausdruck. An die Politiker ergeht die Bitte, sich dafür einzusetzen, dass motivierte Migranten von deutschen Behörden nicht ausgebremst werden.

Geflüchtete müssen, wenn sie in Deutschland arbeiten, eine Ausbildung absolvieren oder studieren wollen, ihre im Ausland erworbenen Abschlüsse prüfen und anerkennen lassen. In Baden-Württemberg ist dafür das Regierungspräsidium in Stuttgart zuständig, erläutert der Freundeskreis. Dieses Prüfen dauere häufig sehr lange sagen die ehrenamtlich tätigen Flüchtlingshelfer und führen zwei Fälle an.


Titelfoto: Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de

Zeugnisse, die Geflüchtete in ihrer Heimat erworben haben, müssen in Deutschland anerkannt werden.


Die beiden Fälle

– Almouayadbellah Albashwat, 26 Jahre, hat im Mai 2017 den Antrag auf Anerkennung seiner schulischen Bildungsnachweise gestellt. Seinen Pass hat der aus Syrien stammende junge Mann auf Anforderung vom 4. Juli 2017 nachgereicht. Am 6. Dezember 2017 hat das Stuttgarter Regierungspräsidium den Nachweis des Aufenthaltstitels verlangt. Am 14. Dezember 2017 wurde er zugeschickt. Seitdem hat Almouayadbellah Albashwat nichts mehr von der Behörde gehört.

– Shabana Hassanzadah, 28 Jahre, hat im Sommer 2017 den Antrag mitsamt ihrer Zeugnisse und eines Zusatzkurses beim Stuttgarter Regierungspräsidium eingereicht. Von dort hat die junge Afghanin bis heute keine Antwort bekommen.

Die Wartezeiten für die Anerkennung von Zeugnissen Geflüchteter sind lang. – Foto: Tim Reckmann / pixelio.de

Zwölf Monate und länger

Nach Auskunft der dort zuständigen Stelle, die der Freundeskreis eingeholt hat, dauern die Verfahren derzeit etwa zwölf Monate und länger. „Können Sie nachweisen, dass Ihr Fall dringend ist, kann die zuständige Stelle eine schnellere Bearbeitung anstreben“, heißt es zwar auf der Website der Behörde. Doch auf Nachfrage werde Folgendes erklärt: Eine Dringlichkeit werde nur dann gesehen, wenn Antragsteller einen Ausbildungsvertrag oder eine Studienzulassung vorlegen. „Das“, darauf weist der Freundeskreis in seinem Brief hin, „ist aber kaum möglich, denn die Anerkennung der ausländischen schulischen Bildungsnachweise ist ja gerade die Voraussetzung für die Zulassung zu einer Ausbildung oder einem Studium.“

Wenn Behörden zu langsam arbeiten, ist das nicht im Interesse der Gesellschaft. – Foto: Melanie Jedryas / pixelio.de

„Nicht im Sinne der Gesellschaft“

Da für viele Ausbildungen und Studiengänge die Bewerbungsfristen sehr lange, oft einjährige Vorlaufzeiten hätten, bedeute die derzeitige Verfahrensdauer, dass ein Geflüchteter, der jetzt einen Antrag auf Anerkennung eines schulischen Bildungsnachweises aus dem Ausland stelle, frühestens in zwei Jahren eine Ausbildung oder ein Studium beginnen könne, schlussfolgert der Freundeskreis. Das könne insbesondere angesichts der demografischen Entwicklung und des Fachkräftebedarfs nicht im Sinne der Gesellschaft sein.

Absicht des Briefes, den auch der Stuttgarter Regierungspräsident und der baden-württembergische Ministerpräsident bekommen haben: „Wir bitten Sie, sich im Rahmen Ihrer Möglichkeiten dafür einzusetzen, dass motivierte, bildungswillige und -fähige Migranten in Baden-Württemberg nicht durch behördliche Unzulänglichkeiten ausgebremst werden.“

Informationen über die Anerkennung von Zeugnissen aus dem Ausland beim Regierungspräsidium in Stuttgart gibt es hier.