Buchtipps

Mitglieder des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr empfehlen zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema Flucht, ihre Ursachen und Auswirkungen Bücher, die sie elbst gelesen haben. Sie werden auf dieser Website in zwei Kategorien vorgestellt: Sachbücher und Romane.

Warum nicht mal Bücher lesen, die sich mit dem Thema Migration beschäftigen? – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Sachbücher

Karl-Heinz Meier-Braun, Schwarzbuch Migration. Die dunkle Seite unserer Flüchtlingspolitik

In diesem Bändchen von 190 Seiten, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung, erfahren wir die erschütternden Details über alles, was in der deutschen und europäischen Flüchtlingspolitik schiefgelaufen ist und noch immer zu katastrophalen Folgen für die Betroffenen führt. Ein vernichtendes Urteil über die auf Wählerstimmen abzielenden inhaltsleeren Phrasen und unheilvollen kopflosen Schnellschüssen unserer Politiker.

David von Reybrouck, Revolusi. Indonesien und die Entstehung der modernen Welt

Eine detaillierte und spannende Geschichte der Kolonisierung Indonesiens und seiner Befreiung vom Joch der kolonialen Unterdrückung und Ausbeutung. Beispielhaft für ähnliche Entwicklungen und Prozesse in anderen europäischen Kolonien. Vom selben Autor die ebenso brillant geschriebene Kolonialgeschichte über ein afrikanisches Land: Kongo. Das Buch ist über die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb shop) sehr viel günstiger als zu Ladenpreis erhältlich. Im bpb-shop noch viele weitere gute Materialien zu den Themen Flucht und Migration, Rassismus, Länderkunden und so weiter – alle sehr preiswert, teilweise sogar kostenlos erhältlich

Aladin El-Mafaalani, Das Integrations-Paradox (3. Aufl. KiWi 2018)

Das Paradoxon des Buchtitels, so der Politik-Professor El-Mafaalani, bestehe darin, dass es gerade die gelungene Integration von Minderheiten sei, die zu mehr Konflikten führe. Angesichts des beruflichen und sozialen Aufstiegs und der Integration von heutzutage viel stärker im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit stehenden Minderheiten sei dies ganz normal: Dass nämlich das Bewusstsein der noch bestehenden Mängel verschärft und entsprechende Forderungen nach weiteren Verbesserungen erhoben würden. Und auf der anderen Seite regt sich, ebenso natürlich, der Widerstand bei bisher dominierenden und bevorteiligten Gruppen gegen die Erosion ihrer Stellung. In leicht lesbarer Sprache und unterhaltsamem Ton widerlegt das populärwissenschaftliche Buch überzeugend alle pessimistischen Aussagen vom Scheitern der Integration von Minderheiten und von einer gespaltenen Gesellschaft. Sehr lesenswert und als Geschenk geeignet.

Terence Ward, Auf der Suche nach Hassan. 2020:
(Originaltitel: Searching for Hassan. An American Family’s Journey Home to Iran)

Autobiographischer Bericht über die Reise von Ward und seiner Familie in den Iran Khatamis im Jahr 1998, in ein Land, das in den USA immer noch als das Reich des Bösen angesehen wird. In den 60er Jahren lebte die Diplomatenfamilie Ward im Iran und hatte sehr enge, fast familiäre Beziehungen zu ihrem Bediensteten Hassan und dessen Familie. Ohne zu wissen, wo Hassan jetzt lebt, ja ob er überhaupt noch lebt, reisen die alten Wards und ihre drei inzwischen erwachsenen Söhne auf ihrer Suche quer durch das Land. Der Leser bekommt eine Fülle von Einblicken in die faszinierende Geschichte, Kultur und Religion des Landes – und wird tief berührt von den Begegnungen mit den Menschen.

Zekarias Kebraeb, Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn. Vier Jahre auf der Flucht nach Deutschland. Bastei Lübbe TB, 2011:

Der autobiographische Bericht schildert ergreifend die unsäglichen Mühen und schrecklichen Erlebnisse des jungen Ich-Erzählers auf seiner Flucht vor der Zwangsrekrutierung in Eritrea über Sudan, Ägypten, Libyen, Italien, die Schweiz und Frankreich nach Deutschland. Glänzend geschrieben mit Hilfe einer deutschen Journalistin. Das Buch über eine Flucht, das mich am tiefsten beeindruckt hat.

Qais Akbar Omar, Die Festung der neun Türme. Die Geschichte meiner afghanischen Familie. Bertelsmann, 2014:

Autobiographischer Bericht über eine Flucht vor dem Krieg von Kabul in den Norden Afghanistans und über viele Stationen wieder zurück. Ergreifende Darstellung der Geschichte einer Familie aus der Sicht eines Kindes und Jugendlichen.

Lieve Joris, Die Tore von Damaskus. Piper TB, 2000:

Bericht einer Belgierin, die ihre syrische Freundin in Damaskus besucht und ein paar Wochen bei ihr lebt. Voller interessanter landeskundlicher und politischer Informationen, inklusive eindrucksvoller Schilderungen der Schwierigkeiten einer arabischen Frau und Mutter in einer von Männern dominierten Welt.

David von Reybrouck, Kongo. Eine Geschichte. Suhrkamp, 2012:

Mit vielen Insider-Informationen, erschütternd und teilweise auch erheiternd, werden das Leben und die jüngere Geschichte eines der ärmsten und chaotischsten Länder Afrikas geschildert. Lehrreiche und zugleich spannende Lektüre.

Gilles Kepel, Chaos. Die Krisen in Nordafrika und im Nahen Osten verstehen. Kunstmann, 2019:

So holprig wie der Titel ist teilweise auch das Deutsch dieses aus dem Französischen übersetzten Buches. Der Autor zeigt die Hintergründe der Krisen und Konflikte im arabisch-islamischen Raum mit großer Genauigkeit. Hochinteressant, aber nicht leicht zu lesen.

Jürgen Todenhöfer, Du sollst nicht töten. Mein Traum vom Frieden. C. Bertelsmann, 2013:

Der frühere CDU-Politiker berichtet von seinen Reisen in der arabischen Welt und von seinen Gesprächen mit Staatsführern und Rebellen. Er räumt mit Vorurteilen auf und zeigt die Interessen, die den Konflikten zugrunde liegen. Vor allem aber ist es sein Ziel, Verständnis und Mitgefühl für die unter den Kriegshandlungen leidenden Menschen zu wecken und die Unsinnigkeit des Krieges darzulegen.

Florian Harms, Lutz Jäkel, Kulinarisches Arabien. Mit 88 Rezepten. Verlag Christian Brandstätter, 2004:

Augenweide und Gaumenfreuden vereint dieser wunderschöne Bildband, der eine Mischung aus Landeskunde und Kochbuch ist. Die Rezepte und großartigen, z. T. ganz- und doppelseitigen Fotos, sind unterteilt nach den Ländern Nordafrikas und der Levante. Überwältigend schön!

Cornelia Schinharl, Sebastian Dickhaut, Oriental Basics. Gräfe und Unzer, 2011:

Kochbuch und Produktkunde, reich bebildert, angereichert mit landeskundlichen Informationen. Empfehlenswert, gute Rezepte.

Romane

Chimamanda Ngozi Adichie, Americanah

Zwei junge Nigerianer, ein Liebespaar, verlassen getrennt ihre Heimat und haben jeweils in den USA und Großbritannien völlig unterschiedlichen Erfolg: Wirtschaftliche und gesellschaftliche Anerkennung für sie, Armut, Arbeitslosigkeit und Abschiebung zurück nach Nigeria für ihn. Was sie erleben, ist typisch für die Erfahrungen von Migranten und vermittelt den Lesern eine Fülle von Einsichten in die Schicksale dieser Menschen und die Probleme, die ihnen aus den unterschiedlichen Bedingungen und Anforderungen von Heimatland und Einreiseland ergeben. Der Roman ist auch eine glänzend geschriebene Liebesgeschichte. Die Autorin hat für ihre Werke, die in etliche Sprachen übersetzt wurden, schon zahlreiche internationale Literaturpreise gewonnen. Sie schreibt und spricht ein brillantes Englisch. Ihre Reden, die man auf Youtube-Videos finden kann, sind ein Hochgenuss.

Ronya Othmann, Die Sommer. 2020:

Roman mit autobiographischem Hintergrund. Ein Mädchen mit einem kurdisch-syrischen Vater und einer deutschen Mutter verbringt die Sommerferien regelmäßig bei ihren zahlreichen Verwandten in Kurdistan. Deren Lebensweise und Kultur werden durch die Augen eines kleinen, dann heranwachsenden Mädchens gesehen und eindrucksvoll beschrieben. Mit der Entwicklung der Protagonistin zu einer erwachsenen Frau wird sie zunehmend politisch bewusster. Der Roman erhielt vielfach exzellente Rezensionen. Das Buch zum Verschenken.

Peer Martin, Sommer unter schwarzen Flügeln. 2015:

Roman einer schwierigen Liebe zwischen einem Flüchtlingsmädchen aus Syrien, das in einer staatlichen Unterkunft lebt, und einem deutschen Jungen, Mitglied einer rechten Jugendgang, die Stimmung gegen Asylbewerber macht und zunehmend gewalttätig wird. Sehr emotional, sehr dramatisch, manchmal harte Kost.

Khaled Hoseini, Tausend strahlende Sonnen. Bloomsbury Verlag, 2007:

Schicksal zweier Frauen in Afghanistan, die als Erst- und Zweitfrau eines älteren gewalttätigen Mannes Freundschaft und Solidarität entwickeln. Ich fand dieses Buch noch beeindruckender als Drachenläufer, mit dem Hoseini weltberühmt wurde und das auch zu einem äußerst erfolgreichen Film gemacht wurde.

Rafik Schami, Die geheime Mission des Kardinals. Carl Hanser Verlag, 2019:

In diesem spannenden und in wunderbarer Sprache geschriebenen Polit-Krimi geißelt der in Syrien geborene Autor das korrupte und verbrecherische Regime seines Heimatlandes. Aus wechselnder Perspektive erzählt, behandelt dieser Roman auch Themen wie Religion, Aberglaube und Liebe. Schami ist ein großartiger Erzähler, einer der erfolgreichsten Schriftsteller in deutscher Sprache.