Suche nach neuer Identität

Die Ankunft in Deutschland bedeutet für Geflüchtete nicht nur das Ende einer schweren Reise, sondern auch einen Neuanfang in einer fremden Welt, deren Regeln meistens unbekannt sind.

Wann kann man dann von Integration sprechen? Müssen sie ihre kulturelle Identität aufgeben, also von einem Tag auf den anderen ihre Heimat und Gebräuche vergessen? Reicht es, eine fremde Sprache zu lernen und den gesellschaftlichen Umgang im Ankunftsland zu beherrschen?

Was Geflüchtete auf ihrer Suche nach einer neuen Identität begleitet, ist auch die Sprache des Gastlandes. Auch das ist in der Sonderausstellung thematisiert worden. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Flüchtlinge können und sollen nicht ihre Vergangenheit verdrängen. Sie ist der Boden, auf dem sie stehen. Aber, um eine stabile Identität weiterzuentwickeln, müssen sie auf vielen Gebieten einen Bogen spannen zwischen ihren Traditionen und ihrem neuen Leben hier.

Manchmal geht es darum, Kompromisse zu schließen, manchmal auch auf eigene kulturelle Werte zu verzichten. Denn unter dem Druck der Gesellschaft wie auch durch den Wandel innerhalb der Familie kann nicht alles beim Alten bleiben. Die alten Rollen können oft ins Wanken kommen.

Die Autorität des Vaters zum Beispiel wird in Frage gestellt, weil die Kinder besser Deutsch sprechen als er. Oder die Frau, die eine neue Rolle finden kann, entfernt von den strengen Sitten der Heimat. Integration setzt also die Suche nach einer neuen Identität voraus.

Die Erinnerung an die Vergangenheit muss in das neue Leben eingebettet werden. Ein lebenslanger Prozess also, ein Balanceakt, den Ernst Bloch so formuliert hat: “Man nimmt sich mit, wohin man geht“.

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