Interkulturelles Konzert im Ichenheimer „Löwen“

Musik verbindet Kulturen, lautet das Motto des interkulturellen Konzertabends, der am Sonntag, 14. Oktober, 18 Uhr, im „Löwen“ in Ichenheim, Hauptstraße 40, stattfindet. Mit von der Partie sind die Formationen Dimbaaya Mooya und The Worlderers sowie einige Solisten.

Organisiert wird die Veranstaltung von den beiden Musikern Annette Lorenz Kalomba, Renchen, und Herbie Wickertsheim, Seelbach. Das Konzert wird unterstützt von der Evangelischen Erwachsenenbildung Ortenau und dem Freundeskreis Flüchtlinge Lahr.  Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei, Spenden werden aber gerne entgegen genommen.


Titelfoto: privat

The Worlderers unter Leitung von Herbie Wickertsheim (Dritter von rechts) sind zuletzt bei der Herbstschau der Seelbacher Werbegemeinschaft aufgetreten.


Kein Anspruch auf Perfektion

Im Rahmen seines Musikprojekts trifft sich der pensionierte Lehrer und Musiker Herbie Wickertsheim mit Menschen aus Afghanistan, Syrien, Gambia, Nigeria, aus dem Iran und Irak, um einmal pro Woche in Lahr zu proben. „Dabei bleiben Religion oder Politik außen vor und es zählt nur noch die vielfältige Musikkultur“, sagt Wickertsheim. Wichtig sei vor allem, keinen Anspruch auf Perfektion zu haben und geduldig und offen zu sein. „Das bezieht sich auf beide Seiten“, betont er.

Die sieben Musiker der Worlderers leben in Seelbach, Schuttertal, Friesenheim und Lahr und haben schon etliche öffentliche Auftritte hinter sich, zuletzt bei der Herbstschau der Seelbacher Werbegemeinschaft.

The Worlderers bei der Probenarbeit. – Foto: privat

Selbst mit Musik groß geworden und unter anderem bekannt mit seiner Tanz- und Showband „Hot & Sweet“, lag für Herbie Wickertsheim die Idee nahe, zusammen mit Asylsuchenden Musik zu machen. Dabei spielte auch der Gedanke der Integration eine große Rolle. Deshalb gehören viele deutsche Lieder zum Repertoire. Zu diesem Zweck hat Wickertsheim zu bekannten und eingängigen Melodien eigenen Texten gedichtet, die sich mit den aktuellen Problemen von Asylsuchenden beschäftigen.

Viele deutsche Lieder im Repertoire

Zum Thema schwierige Wohnungssuche singt die Gruppe zum Beispiel zur Melodie von Pretty Belinda „Ich kauf mir ein Hausboot und stell’s in die Schutter“. Mit Ohrwürmern wie „Ein bisschen Deutsch (Spaß) muss sein“ oder dem Bajazzo mal ganz anders mit: „Ich bin nur ein Flüchtling, doch auch ein Mensch wie du“ sollen verschiedene Aspekte der Integration thematisiert werden. Beim Konzertabend in Ichenheim ist aber in erster Linie persische, kurdische, arabische und internationale Musik zu hören.

Für sein Engagement erhielt Wickertsheim im Jahr 2017 den Integrationspreis des Ortenaukreises und der Sparkasse Offenburg/Ortenau in Silber. Für die 1000 Euro, mit denen der Preis dotiert war, schaffte Wickertsheim sofort weitere Instrumente an.

Dimbaaya Mooya mit Bandleaderin Annette Lorenz Kalomba (Mitte, an der Gitarre) spielen traditionelle und zeitgenössische Lieder. – Collage: privat

Eine nette Familie

Die Musikpädagogin und Musikerin Annette Lorenz Kalomba, alias Anatou, spielt in Ichenheim mit ihrer Band Dimbaaya Mooya – auf deutsch: eine nette Familie. Seit ihrem fünften Lebensjahr beschäftigt sich Anatou mit Musik, mit Tasten, Saiten, Fellen und mit der Stimme. Schon in den frühen 80er-Jahren hat sie während eines langjährigen Aufenthaltes in West-Afrika musikalische Eindrücke gesammelt und vertieft. Inspiration und Glaube als treibende Kräfte hätten sie dem Ziel näher gebracht, ihr Wissen mit Würde und Achtsamkeit weiterzutragen und zu verbreiten, sagt sie.

Um die Bandleaderin versammeln sich Musiker mit und ohne Migrationshintergrund aus Guinéa, Senegal, Chile, Gambia, Guadeloupe und Deutschland. Die Kombo spielt sowohl traditionelle Lieder aus Afrika und Lateinamerika als auch Interpretationen zeitgenössischer Musiker wie zum Beispiel Lokua Kanza, Fatoumata Diawara, Namika, Sona Jobarteh und Carlos Santana. Auch eigene Kompositionen und Werke stehen auf dem Programm. Die Songs werden in verschiedenen afrikanischen Sprachen wie Mandinka, Wollof, Ga, Ewe, Lingala, Tshisluba und Zwaheli, aber auch in deutscher, englischer, spanischer, und in créolischer Sprache gesungen.

Reggae aus Gambia – Foto: privat

Musikwünsche des Publikums

Das weitere Programm: Y. Singateh aus Gambia präsentiert seine Reggae-Kompositionen, Evans Tip aus Ghana rappt in seiner Landessprache. Eine syrische Gruppe unter der Leitung von Mesud und Nirov spielt zum Tanz auf. Michael Hitzels Flüchtlingsband aus Schwanau hat ihren ersten öffentlichen Auftritt. Zu hören sind ferner Mohammad Hosseini auf der Dambura und Kamal Ismaili auf der elektronischen Saz-Tambour. Und ganz zum Schluss legt ein DJ Musikwünsche des Publikums auf.

Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen; sie kommen Musikern mit Migrationshintergrund zugute.

Weitere Informationen über Herbie Wickertsheims Bandprojekt mit Fotos, einem Video und einer Hörprobe gibt es hier.