Flüchtlinge finden Arbeit bei der Post

Die Niederlassung Freiburg der Deutschen Post DHL macht es möglich: Flüchtlinge finden Arbeit bei der Post. Insgesamt 45 Flüchtlinge und Asylbewerber aus elf Ländern waren in Lahr, Freiburg und Efringen-Kirchen im vergangenen Jahr beschäftigt. In Lahr arbeiten sie vor allem im Postfrachtzentrum und werden dabei von ehrenamtlichen Helfern des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr unterstützt.

Arbeit gilt als Schlüssel zur Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern. Doch die Hürden sind hoch – unsichere Aufenthaltstitel, geringe Sprachkenntnisse und die selbst für hier Geborene oft schwer zu durchschauende Bürokratie machen es Neuankömmlingen schwer, beruflich Fuß zu fassen. Die Deutsche Post zeigt in Freiburg, wie es trotzdem funktionieren kann: Dort werden seit Jahren erfolgreich Flüchtlinge und Asylbewerber fest angestellt – zu den gleichen Arbeitsbedingungen wie alle anderen, aber mit etwas zusätzlicher Unterstützung, schreibt die Post in ihrer Pressemitteilung.


Titelfoto: pixabay.de

Die Niederlassung Freiburg der Deutschen Post DHL bietet Flüchtlingen eine feste Anstellung an.


Feste Anstellung im Paketzentrum

Derzeit arbeiten 45 Asylbewerber und Flüchtlinge festangestellt bei der Niederlassung Freiburg. Die meisten kommen aus afrikanischen Ländern wie Nigeria, Somalia, Gambia, Ghana, Kongo, Kamerun oder Eritrea. Einige stammen auch aus dem Irak, aus Syrien, Afghanistan und China. Beschäftigt sind fast alle als gewerbliche Arbeitskräfte im Paketzentrum Lahr, vereinzelt auch im Briefzentrum Freiburg und bei der Paketzustellbasis in Efringen-Kirchen.

Weil sie in der Regel kaum Sprachkenntnisse mitbringen und in Deutschland noch keine Berufserfahrung haben, haben die neuen Arbeitskräfte einen höheren Betreuungsbedarf als andere neue Mitarbeiter. Das fängt schon bei der Vertragsunterzeichnung an. „Die Mitarbeiter müssen natürlich verstehen, was sie unterschreiben – nicht nur ihren Arbeitsvertrag, sondern zum Beispiel auch die Arbeitsschutzvorschriften“, sagt Anita Friedl, Flüchtlingskoordinatorin und Assistentin der Niederlassungsleitung.

Gerlinde Kleis vom Freundeskreis Flüchtlinge Lahr bietet im Paketzentrum Deutschunterricht an. Zu ihren Schülern gehören Osasumwen Ukponahunsi, John Ekata, Oko Onyekha, Adumumumin Solangi und Stanley Eghosa (von links). – Foto: Deutsche Post DHL

 

Deshalb wurden wichtige Unterlagen übersetzt und Erläuterungen, wo möglich, bebildert, damit sie allgemeinverständlich sind. Außerdem hat die Niederlassung eine zusätzliche Kraft eingestellt, die sich schwerpunktmäßig um die Geflüchteten kümmert. Sehr wichtig ist es für die neuen Mitarbeiter möglichst schnell Deutsch zu lernen. Das bedeutet nicht nur, sich allgemein verständigen zu können, sondern vor allem auch die wichtigsten Begriffe der Betriebssprache zu lernen.

Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis

„Unsere Postsprache mit ihren Fachbegriffen und Abkürzungen macht schon Muttersprachlern am Anfang oft das Leben schwer“, so Marianne Klotzbach, Abteilungsleiterin Personal der Niederlassung Freiburg. „Wenn Deutsch eine Fremdsprache ist, wird es noch schwieriger.“ Zum Glück gibt es im ehrenamtlichen Freundeskreis in Lahr, mit dem die Niederlassung eng zusammenarbeitet, eine Lehrerin, die mit den Flüchtlingen Deutsch lernt, auch abgestimmt auf die Betriebssprache der Deutschen Post.

Überhaupt ist das ehrenamtliche Engagement eine wichtige Säule. Zusätzlich zu den Helferkreisen in der Umgebung engagieren sich auch Mitarbeiter der Deutschen Post für Flüchtlinge. Anita Friedl etwa gibt in ihrer Freizeit Deutschunterricht in einer Flüchtlingsunterkunft im nahegelegenen Appenweier. Zwei andere Mitarbeiter der Niederlassung gehen als Vorlesepaten in die Integrationsklassen von zwei Schulen, die mit der Bildungsinitiative Teach First kooperieren, die wiederum von der Deutschen Post unterstützt wird. Und wieder andere Mitarbeiter kümmern sich um die Kinderbetreuung in der Flüchtlingsunterkunft, begleiten Flüchtlinge zu Ämtern und Behörden oder sammeln für sie Kinderkleidung.

Auch unter den Mitarbeitern gibt es viel freiwilliges Engagement: Gaby Koch arbeitet im Zustellstützpunkt der Deutschen Post in Offenburg und betreut ehrenamtlich den Flüchtling John Ekata, der im Paketzentrum Lahr arbeitet. – Foto: Deutsche Post DHL

 

Das freiwillige Engagement wird vom Arbeitgeber gern gesehen und unterstützt, der Konzern Deutsche Post DHL Group nimmt sich des Themas schon seit 2015 mit einer großangelegten Flüchtlingsinitiative an. Damit will das Unternehmen vor allem soziale Verantwortung zeigen. Ganz selbstlos ist das Engagement des Unternehmens natürlich nicht. Schließlich gewinnt die Deutsche Post mit den Flüchtlingen engagierte und motivierte Mitarbeiter, die sie gerade im boomenden Paketgeschäft dringend braucht, heißt es in der Pressemitteilung.

Sehr motivierte Flüchtlinge

Die Flüchtlinge sind sehr motiviert – und das nicht nur, weil sie mit ihrer Arbeit dem oft eintönigen Alltag in der Unterkunft entfliehen können. Eine Aufgabe zu haben und vor allem selbst Geld zu verdienen, ist immens wichtig für das Selbstwertgefühl und ein großer Schritt Richtung Unabhängigkeit.

Einer der Flüchtlinge beginnt im September sogar eine Ausbildung zur Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen – eine Qualifikation, die Friedl und Klotzbach gerne noch mehr Flüchtlingen ermöglichen würden. Leider scheitert es allerdings in der Regel an Deutschkenntnissen und dem nötigen Führerschein.

Und wie kommen die langjährigen Mitarbeiter mit ihren neuen Kollegen zurecht? Gut, sagt Klotzbach. „Kleinere kulturell bedingte Differenzen gibt es natürlich immer mal wieder, die gab es aber auch schon vorher. Im Wesentlichen ist das Klima bei uns wirklich gut.“ Das liegt vielleicht auch daran, dass bei der Niederlassung Freiburg immer schon Vielfalt angesagt ist: Schon vor der Flüchtlingskrise arbeiteten dort nämlich über 3000 Menschen aus 50 Nationen zusammen. „Durch die Flüchtlinge ist jetzt vielleicht eine Nationalität dazu gekommen“, scherzt Klotzbach und sagt damit auch: Eigentlich hat sich gar nicht so viel geändert.

Weitere Informationen
  • über die Deutsche Post gibt es unter www.dpdhl.de und 
  • zum Thema Flüchtlinge und Arbeit gibt es hier.