Das Containerdorf auf dem Flugplatz wird aufgelöst, und zwar bis Ende September, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Landratsamt und Stadt. Die Containeranlage für Geflüchtete war Ende 2015 auf dem Höhepunkt der Fluchtbewegung in Betrieb gegangen. Angesichts sinkender Flüchtlingszahlen wird sie nun nicht mehr benötigt. Die Unterkunft auf dem Flugplatz war ursprünglich für 531 Personen konzipiert und bot zuletzt Platz für bis zu 337 Menschen.
Bei den aktuell noch 181 auf dem Flugplatz untergebrachten Bewohnern handelt es sich nach Angaben des Landratsamts um Männer aus 16 verschiedenen Nationen, die vorwiegend aus Gambia, Nigeria, Somalia und Togo stammen. Die letzten Bewohner sollen voraussichtlich bis Mitte September ausgezogen sein. Danach werden die Anlage geräumt und die Versorgungseinrichtungen abgebaut. Anschließend erfolgt der Abbau der Container durch die Eigentümerfirma.
Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr
Die Containerwohnanlage auf dem Flugplatz, von manchen als Ghetto bezeichnet, ist Ende September Geschichte.
„Rücksicht auf die Lebensumstände“
„Auch bei der Aufgabe der Unterkunft in Lahr nehmen wir soweit möglich Rücksicht auf die Lebensumstände und den begonnenen Integrationsprozess der Menschen“, betont Michael Loritz laut Pressemitteilung, der für Migration verantwortliche Dezernent im Landratsamt. So achte man nach Möglichkeit darauf, dass die rund 100 Menschen, die wegen ihres Aufenthaltsstatus noch in der vorläufigen Unterbringung verbleiben, in eine der anderen Unterkünfte des Kreises in Lahr oder im Umland umziehen können.“
Diejenigen Zuwanderer, die aufgrund einer Aufenthaltsgenehmigung ab sofort in eigenen Wohnungen oder in der Anschlussunterbringung leben können, sollen nach der in Baden-Württemberg eingeführten Wohnsitzauflage möglichst gleichmäßig und unter Berücksichtigung von Arbeit und Ausbildung auf den Ortenaukreis verteilt werden.
„Weitestgehend reibungslos“
Wie an vielen anderen Standorten im Ortenaukreis sei auch der Betrieb der Unterkunft am Flugplatz entgegen anfänglicher Befürchtungen weitestgehend reibungslos verlaufen. Man danke ausdrücklich allen ehrenamtlichen Flüchtlingsinitiativen für ihr großes Engagement. Mit zahlreichen Angeboten und Aktivitäten wie dem Sprachunterricht, der Bewerbungshilfe, der Wohnungssuche aber auch mit vielfältigen Veranstaltungen hätten sie den Start der Neuankömmlinge in Lahr erleichtert und zu einem guten Miteinander beigetragen, werden Oberbürgermeister Wolfgang Müller und Bürgermeister Guido Schöneboom in der Pressemeldung zitiert.
Vor Ort haben sich die ehrenamtlichen Helfern von „Willkommen in Hugsweier“ und der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr engagiert. Auch aus den Reihen der Hausärzte habe insbesondere Doris Reinhardt mit ihrem Einsatz vor Ort für unbürokratische Lösungen gesorgt, so die Pressemitteilung.
Bis zu 337 Wohnheimplätze
Die Wohnanlage auf dem Flugplatz, die aus drei zweistöckigen Containerblöcken sowie der Mensa, Aufenthalts- und Büroräumen besteht, bot entsprechend der anfangs gültigen Mindestwohnfläche von viereinhalb Quadratmetern pro Person Platz für 531 Menschen; nach den in 2017 eingeführten sieben Quadratmetern Mindestwohnfläche waren es 337 Wohnheimplätze. Eine Betreiberfirma kümmerte sich unter anderem um die Sicherheit auf dem Gelände, die Verpflegung der Bewohner und die Sauberkeit; durch die Versorgung mit Essen hatten die Bewohner im Gegensatz zu den Unterkünften mit Selbstversorgung entsprechende Abzüge von ihren Sozialleistungen.
Und wie ist die aktuelle Situation bezogen auf den Ortenaukreis? „Die bis Sommer 2016 aufgebauten 5700 Plätze der vorläufigen Unterbringung im gesamten Landkreis haben wir auf aktuell 2075 reduziert. Bis Ende des Jahres werden wir bei voraussichtlich rund 1500 Plätzen liegen. Ziel unseres Abbaukonzepts ist es, eine wirtschaftlichere Belegung von 70 Prozent zu erreichen, aber auch im Falle eines nicht vorhersehbaren, erneuten Anstiegs der Zugänge ausreichend Puffer zu haben“, erklärt Michael Loritz laut Pressemitteilung, Grund für den gesunkenen Platzbedarf in der vorläufigen Unterbringung seien neben der voranschreitenden Bearbeitung von Asylanträgen durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vor allem die stark zurückgegange.
Eine Bilanz von zweieinhalb Jahren Containerdorf auf dem Flugplatz zieht die Badische Zeitung.
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