Deutschunterricht für Geflüchtete im Wandel

Deutschunterricht für Geflüchtete im Wandel, meldet der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr. Seit 2015 hat sich die Situation der Geflüchteten auch in Lahr verändert. Analog dazu hat sich die Arbeit der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gewandelt, vor allem beim Deutschunterricht. Diesen Wandel beschreibt dieser Beitrag.  Ergänzt wird er von Erfahrungsberichten ehrenamtlicher Deutschlehrer.

Seit Beginn der Aufnahme seiner Aktivitäten im Jahr 2013 war eines der wichtigsten Tätigkeitsfelder des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr, wenn nicht das wichtigste, der Deutschunterricht. Es ist jedem klar, dass das Erlernen der deutschen Sprache Grundvoraussetzung für die Integration der Geflüchteten ist. Nur wenn ein gewisses sprachliches Niveau vorhanden ist, besteht die Chance auf eine Arbeitsstelle, kann ein Leben außerhalb der Flüchtlingsunterkunft gelingen.


Titelfoto: S. Hofschlaeger / pixelio.de

Die ehrenamtlichen Deutschlehrerinnen und -lehrer sortieren die Buchstaben, damit für die Geflüchteten Wörter und Sätze entstehen.


Mancher unterrichtet wie ein Profi

Dabei haben aber die wenigsten, die sich im Deutschunterricht engagieren, eine Ausbildung als Deutschlehrer oder gar Erfahrung im Unterrichten von Deutsch als Fremdsprache. Also hieß es: „learning by doing“. Und nach mehreren Jahren der Erfahrung unterrichtet mancher bereits wie ein Profi. Dazu beigetragen hat auch der häufige Erfahrungsaustausch der Unterrichtenden, der von den Koordinatoren des Deutschunterrichts, Cosima Lipps, Gerhard Daum und Evelyne Bayer, angeregt und organisiert wurde. Einzelne Lehrer geben den anderen auch Tipps und stellten Materialien zur Verfügung, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht hatten.

Die wenigsten „Deutschlehrer“ haben eine Ausbildung zum Deutschlehrer gemacht. – Knipseline / pixelio.de

 

So gab es in den Unterkünften in der Geroldsecker Vorstadt, der Willy-Brandt-Straße und der Rainer-Haungs-Straße regelmäßigen Unterricht, der anfangs hauptsächlich am Vormittag, später auch zunehmend am Nachmittag und teilweise am Abend stattfand. Aus den Mitteln, die dem Freundeskreis Flüchtlinge aus Spenden zur Verfügung stehen, wurden mehrere Tausend Euro für Unterrichtsmaterialien ausgegeben. Die Zahl der Teilnehmer pro Kurs war teilweise recht hoch, manchmal mit über 20 „Schülerinnen und Schülern“ zu hoch, im Schnitt meist zwischen 5 und 15.

An diesen schwankenden Zahlen zeigt sich schon ein Problem, mit dem der Deutschunterricht für Flüchtende von Anfang belastet war: die ständig wechselnde Zahl und Zusammensetzung der Teilnehmer. Das war und ist nicht nur eine Frage der Motivation.

Die Lehrerinnen und Lehrer versuchen bis heute, durch eine lockere Atmosphäre bei Tee und Gebäck, durch Spiele und Lieder das Erlernen der schweren deutschen Sprache angenehm zu gestalten.

 


FFL-Deutschkurse (Dozenten)

OrteDozenten
Begegnungshaus am UrteilsplatzUrsula Krämer, Karin Wickert, Kirsten Porta, Thomas Fösel, Cosima Lipps und Gerhard Daum (die beiden Organisatoren des Deutschunterrichts im Begegnungshaus)
Theodor-Heuss-Schule (Lerncafé)Ulrike Kindle, Almuth Zipf-Panther, Waltraud Stark (FFL) und Lina Sayed-Ahmed (VHS)
Wohnheim in der Willy-Brandt Straße 6 Heimfried Furrer, Matthias Morton, Trudy Wickertsheim

 

Um den unterschiedlichen Niveaus der Teilnehmer Rechnung zu tragen, wird, wo es geht, in Zweierteams unterrichtet. Aber Verlegungen in andere Unterkünfte, Wegzug, Überforderung, Belastung durch kleine Kinder und andere Gründe sowie immer neu hinzukommende Teilnehmer erschwerten oft einen „normalen“ Unterricht. Insgesamt haben aber inzwischen geschätzt weit über 100, vielleicht sogar 200 Flüchtlinge die Kurse des Freundeskreises durchlaufen.

Die äußeren Umstände haben sich im Lauf der Zeit sehr stark verändert. Viele Geflüchtete haben eine Arbeit oder eine Ausbildungsstelle gefunden, andere besuchen inzwischen Kurse bei der Volkshochschule, bei diversen privaten Anbietern oder bei der Neuen Arbeit Lahr. Das hat zu stark sinkenden Teilnehmerzahlen in den Kursen des Freundeskreises geführt, aber auch zu einem geänderten Bedarf, dem die Ehrenamtlichen Rechnung getragen haben.

 


FFL-Deutschkurse (Zeiten)

OrteZeiten
Begegnungshaus am UrteilsplatzDienstag, 9 bis 10.30 Uhr
Dienstag, 16 bis 17 Uhr
Mittwoch, 9 bis 10.30 Uhr
Donnerstag, 9 bis 10.30 Uhr
Theodor-Heuss-Schule (Lerncafé)Dienstag, 12.30 bis 14.30 Uhr
Donnerstag, 12.30 bis 14.30 Uhr
Wohnheim in der Willy-Brandt Straße 6Dienstag, 18 bis 20 Uhr
Dienstag, 14 bis 15.30 Uhr
Freitag, 18 bis 20 Uhr

 

So gibt es jetzt zusätzlich im Begegnungshaus an drei Vormittagen Deutschkurse, bei denen die Teilnehmerinnen auch ihre Kinder mitbringen können. Für alle Teilnehmer an VHS-Kursen gibt es an zwei Tagen über die Mittagszeit das Lerncafé in den VHS-Räumen der alten Theodor-Heuss-Schule, wo mit drei Lehrerinnen vom Freundeskreis, aber auch individuell mit Lernprogrammen an Computern gearbeitet werden kann. Alle am Deutschlernen Interessierten können teilnehmen. Und an zwei Abenden kann man im Übergangswohnheim in der Willy-Brandt-Straße die Hilfe von Lehrern aus dem Freundeskreis in Anspruch nehmen.

Dort unterrichtet auch Trudy Wickersheim. Ihr Kurs war früher ein ABC-Kurs, aber wegen der dauernden Querein- und Aussteiger mit total verschiedenen Deutsch-Niveaus nennt sie ihren Kurs jetzt „Deutsch sprechen, zusammen essen, trinken, und lachen“.

Seit etlichen Wochen gibt es keinen Deutschunterricht mehr im Containerdorf auf dem  Flugplatz. „Wir sind aber abrufbereit, falls eine neue Gruppe gebildet werden sollte, sagt Evelyne Bayer dazu.

Weitere Informationen zum Deutschunterricht und die Ansprechpartner gibt es hier.


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