Fünf Jahre Worlderers – Integration durch Musik

Ziel des Musikprojekts The Worlderers ist es, Geflüchteten die Möglichkeit zu geben, in der Öffentlichkeit bei der einen oder anderen Veranstaltung die Musik ihrer Heimat zu präsentieren, dadurch ihr Selbstbewusstsein zu stärken und somit ihre Integration zu fördern. „Und eine Art von Deutschunterricht ist es auch“, sagt Bandleader Herbie Wickertsheim, der das Projekt vor nunmehr fünf Jahren ins Leben gerufen hat.

Zum größten Teil besteht die Gruppe aus musikalischen Quereinsteigern. Sie können auf Gitarre und Keyboard noch nicht alle Akkorde, sie haben nie zuvor Noten gelernt, das ist jetzt die Basisarbeit bei den Proben. „Aber wir haben viel Spaß dabei, das ist das Wichtigste“, sagt Wickertsheim.


Titelfoto: privat

The Worlderers: Das Foto entstand anlässlich des Rosenfests der evangelischen Kirchengemeinde in Seelbach.


Die Bandmitglieder

Aus anfänglichen, sessionartigen musikalischen Zufallsbekanntschaften hat sich im Lauf der Zeit eine konstante Formation herauskristallisiert, die aus sieben Geflüchteten unterschiedlichen Alters, Herkunft, Hautfarbe und musikalischem Können besteht. Dies sind die Mitglieder der Band:

  • Kamal Ismaeel, Kurde aus Syrien – Saztambour und Gesang
  • Tahere Hossaini, Afghanin – Keyboard und Gesang
  • Yaya Singhateh, Gambier – Gitarre und Gesang
  • Melika Tajik, Afghanin – Bass
  • Thomas Warten, Deutscher – Schlagzeug und Gesang
  • Nirov Mohammad und Mesud Omar, Kurden aus Syrien – Oud, Baglama und Gesang

Der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr und die evangelische Kirche in Lahr und Seelbach sind früh auf dieses Projekt aufmerksam geworden und unterstützen die Gruppe finanziell und ideell. Auch mit einem Integrationspreis der Sparkasse wurde das Projekt gefördert.

Bei Auftritten zu verschiedenen Anlässen haben die Worlderers die große Sympathie gespürt, die den Musikern von den Festgästen entgegengebracht wurde. Hier die Vielfalt der Auftritte: Straßenfeste bei Flüchtlingsunterkünften, Fest der Kulturen, Demo von Fridays for Future, GEW-Weihnachtsfeier, Geburtstagsfeier, Stadtmühle-Feste, Konzerte im Löwen, Ichenheim, Konzert im Gemeindesaal der evangelischen Kirche in Lahr, Rosenfest der evangelischen Kirche in Seelbach, Rockcáfe Altdorf, Adventsfeier in der Christuskirche, Maibaumstellen in Seelbach, Kulturtag in Offenburg, Pfadfindertreffen in der Kirche Ettenheim, Chrysanthema, Adventstreff auf dem Lahrer Schlossplatz.

Die Worlderers proben im Gemeindesaal der evangelischen Christuskirche. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Manch kleiner Fehler beim Spielen und Singen wurde den Musikern verziehen, denn einige der Geflüchteten hatten erst in Deutschland gelernt, ihre Instrumente zu spielen. „Die Worlderers sind noch weit entfernt davon, perfekte Musiker zu sein. Aber man spürt die Freude und auch den Stolz an der persönlichen Weiterentwicklung, am gemeinsamen Musizieren unterschiedlichster Nationalitäten“, sagt Herbie Wickertsheim dazu.

Ein Gewinn für die Band war die Zusammenarbeit mit der französischen Gruppe Ballade aus Strasbourg, ebenfalls eine Formation, die aus Migranten besteht. Gemeinsame Auftritte und internationale Proben in Lahr und Strasbourg wurden finanziell unterstützt vom Eurodistrict Strasbourg/Ortenau.

Interviews mit Bandmitgliedern

Herbie Wickertsheim, der Leiter der Flüchtlingsband The Worlderers, hat mit einigen seiner Bandmitglieder Interviews geführt. Darin geht es um die Biographie der Geflüchteten, über ihre Flucht, ihr Leben und ihre Integration in Deutschland und vor allem um ein Thema, die Musik natürlich. Interviews gibt es mit Yaya, Kamal, Tahere, Nirov und Mesud.

Als die Corona-Pandemie die Band ausbremste, wurde alles sehr schwierig. Über Skype und Zoom kann man zwar gut miteinander kommunizieren, aber leider nicht zusammen musizieren, denn die Technik ist noch nicht so weit, zwei Signale gleichzeitig an beide Empfänger zu leiten. Es entsteht jedes Mal eine Verzögerung von einem Sekundenbruchteil oder eine Priorisierung des jeweils stärkeren Signals. Es klingt furchtbar.

„Dann haben wir versucht, über das Telefon miteinander zu singen und spielen, hier trat dasselbe Problem auf,“ erzählt Herbie Wickertsheim. Und weiter: „Einzelproben mit Mundschutz und Abstand und konsequente Hygienemaßnahmen brachten uns bis jetzt gesund durch die Krise. Auch im Freien bei warmem Wetter waren Proben möglich.“

Bandleader Herbie Wickertsheim gibt den Ton und den Takt vor. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Das Liedgut der Worlderers hat sich in diesen fünf Jahren grundlegend verändert. Sangen und spielten die Geflüchteten am Anfang fast ausschließlich deutsche Eigenkompositionen von ihrem Bandleader Herbie Wickertsheim, Liedtexte, die zum Thema Flucht, Neuanfang in Deutschland, Probleme, Sorgen, Wünsche gedichtet wurden, so setzten sich die Musiker gegenüber ihrem Musiklehrer schließlich mit ihren Vorschlägen durch, afghanische, afrikanische, kurdische und arabische Lieder zu spielen. „Wenn wir deutsch singen sollen, musst du auch mit uns kurdisch und afghanisch singen“, lautete die klare Ansage. Ok, I do my very best.

Es gibt aber einen Lichtschein am Ende des Tunnels, denn nach Corona sind schon wieder Auftritte geplant, zum Beispiel am 2. Oktober 2021 bei den Feiern zum 50-jährigen Bestehen der Rotarier, die die Worlderers auch unterstützen wollen, bei der Chrysanthema 2021 und beim Adventstreff auf dem Lahrer Schlossplatz. „Wir und unsere französischen Freunde von Ballade treffen uns auch bald wieder, um gemeinsam Musik machen“, sagt Herbie Wickertsheim.


Preise und Fördermittel

Weitere Informationen

Auf der Website des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr haben die Worlderers eine eigene Seite mit weiteren Informationen und Musilbeispielen in der Menüleiste unter Musizieren. Und in einem BZ-Plus-Interview spricht Herbie Wickertsheim über die Gründung und Anfänge der Band vor fünf Jahren.

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