Weniger Helfer, mehr Arbeit beim Freundeskreis

Weniger Helfer, mehr Arbeit beim Freundeskreis, das ist das Ergebnis einer Umfrage des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr unter seinen Mitgliedern. Die Zahl der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ist deutlich gesunken. Obwohl auch die Zahl der Geflüchteten rückläufig ist, hat der Freundeskreis aber mehr Arbeit. „Deshalb suchen wir händeringend nach weiteren Menschen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren wollen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Freundeskreises.

Die Zahl der Helfer war in den Jahren 2015 und 2016 rasch angestiegen und betrug rund 100. Jeweils Mehr als 50 von ihnen nahmen an den monatlichen Versammlungen im Gasthaus „Zum Zarko“ teil. Inzwischen sind diese Zahlen laut Umfrage um die Hälfte zurückgegangen.


Titelfoto: pixabay

Der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr hat seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter um eine Rückmeldung gebeten.


Anteil der Frauen überwiegt

Diese Entwicklung ist nicht nur typisch für Lahr. An fast allen Orten, in denen in den letzten beiden Jahren mehr Hauptamtliche für die Betreuung der Flüchtlinge eingestellt worden waren, ging die Zahl der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer zurück. Gleichzeitig wird auch deutlich, wenn man die derzeitigen ehrenamtlichen Tätigkeiten näher betrachtet, dass die besondere integrative Wirkung der Betreuung von Flüchtlingen durch Ehrenamtliche, die in vielen Fällen durch besondere persönliche Nähe, ja freundschaftliche Beziehungen, geprägt ist, die Arbeit der Hauptamtlichen aufs Sinnvollste ergänzt und bereichert.

Mehr als die Hälfte der Mitglieder im Freundeskreis sind Frauen. – Foto: pixabay

 

Zur Zusammensetzung des Freundeskreises Flüchtlinge in Lahr gibt die Umfrage folgende Auskünfte: Die Zahl der Frauen überwiegt leicht die der Männer. Fast die Hälfte der Aktiven sind über 60 Jahre alt, etwa 30 Prozent zwischen 40 und 60, und rund 20 Prozent unter 40.  Mehr als zehn Prozent sind Migranten, darunter auch drei Flüchtlinge.

Nach wie vor Sprachkurse

Angesichts der im Vergleich zu den letzten drei Jahren geringeren Zahlen an aktiven Ehrenamtlichen ist die Fülle und Bandbreite der geleisteten Arbeiten geradezu überwältigend, schreibt der Freundeskreis. Fast alle Helfer kümmern sich um mehr als eine geflohene Person. Alle sind mit einer Vielzahl von Tätigkeiten befasst. Und in einem Fall kann man fast von der kompletten Adoption einer ganzen Familie sprechen.

Deutschunterricht gehört zum Standardprogramm. – Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de

 

Nach wie vor werden in Sprachkursen und im Sprachcafé Deutschkenntnisse vermittelt, daneben in etlichen Fällen einzelnen Geflüchteten Sprachunterricht, Nachhilfestunden und sprachliche Hilfen für den Berufsschulunterricht gegeben. Die Begleitung bei Behördengängen, Arzt-, Rechtsanwalts- und Krankenhausbesuchen, die Übersetzung und Erklärung von Schriftstücken, die Beratung und Einführung in deutsche Gepflogenheiten sind nach wie vor Standardaufgaben. Die Betreuung von Flüchtlingskindern bis hin zu besonderen Angeboten für Kinder mit Behinderungen, ist dabei eine ganz besonders anspruchsvolle und lohnende Aufgabe.

Auf Wohnungssuche

Die meisten Geflüchteten befinden sich inzwischen in der sogenannten Anschlussunterbringung. Sie wohnen also nicht mehr in den Sammelunterkünften. Das bedeutet, dass Ehrenamtliche bei der Suche nach Wohnungen helfen und wenn das gelungen ist, geht es darum, Möbel und Hausratsgegenstände zu beschaffen. Und obwohl sich hauptamtlich Beschäftigte natürlich auch darum bemühen, Arbeitsstellen zu beschaffen, waren manche der Ehrenamtlichen auch auf diesem Gebiet schon erfolgreich.

Nicht ganz einfach: Wohnungen für Geflüchtete zu finden. –  Foto: Helene Souza / pixelio.de

 

Die Mitglieder des Freundeskreises organisieren auch Gemeinschaftsveranstaltungen wie zum Beispiel das Frühlingsfest und Ausflugsfahrten. Man trifft sich zu Gesprächsrunden und im Internationalen Café. Es gibt sogar eine schon mehrfach erfolgreich öffentlich aufgetretene Flüchtlingsband, die „Worlderers“, finanziell unterstützt vom Freundeskreis.

Kooperation mit Hauptamtlichen

Bei seinem Engagement operieren die Helferinnen und Helfer des Freundeskreises eng mit den Hauptamtlichen der Stadt und des Ortenaukreises, verschiedenen Behörden und karitativen Organisationen und schickt Vertreter zu den Treffen mit ihnen. Gemeinsam ist den Ehrenamtlichen die Freude im Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen und der Wunsch, Menschen zu helfen, die diese Hilfe brauchen.

Haupt- und Ehrenamtliche kooperieren. – Foto: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

 

Das sind die am häufigsten genannten Motive, die in der Umfrage genannt wurden. Viele betonen aber auch, dass sie für sich selbst viel lernen bei ihrer Tätigkeit, die sie als Bereicherung ihres Lebens ansehen. Es haben sich sogar enge Freundschaften zwischen Helfern und Betreuten entwickelt.

Zitat einer Helferin

Eine Helferin hat sich dazu so geäußert: „Das Leben meinte es gut mit mir und ich wuchs in einer Zeit auf, in der ich glauben konnte, vieles würde auf dieser Welt besser und gerechter werden. Die Realität sieht nun anders aus; uns geht es immer noch gut, aber auf Kosten vieler anderer Menschen und zu Lasten derer Ressourcen und Umwelt. Aus diesem Wissen heraus ist es für mich bürgerliche, menschliche und politische Pflicht, mich für Flüchtlinge einzusetzen und ,einer der kleinen Tropfen auf dem heißen Stein‘ zu sein.“

Der Tropfen auf dem heißen Stein – Foto: pixabay

 

  • Der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr ist ein loser Zusammenschluss von Ehrenamtlichen.  Er sucht noch dringend weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter.
  • Reinschnuppern können Interessenten bei den Treffen jeden ersten Montag im Monat um 19 Uhr im Gasthaus „Zum Zarko“ in der Schillerstraße in Lahr.
  • Auch Spenden sind willkommen. Weitere Informationen dazu gibt es hier.