In der Juli-Sitzung des Gemeinderats sei eines deutlich geworden, sagt der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr: Die Ausländerbehörde der Stadt ist personell und strukturell in keinem guten Zustand – und das schon seit langem. Dass eine städtische Behörde möglichst reibungslos funktioniert, sei eigentlich eine Selbstverständlichkeit, findet der Freundeskreis. Er geht deshalb davon aus, dass die Stadtverwaltung die Situation der Behörde schnellstmöglich den tatsächlichen Erfordernissen anpasst – im Interesse der Kunden, aber auch der in der Behörde Beschäftigten.
In seiner jüngsten Versammlung beschäftigte sich der Freundeskreis auch mit der Frage, warum sich die Verwaltung im Umgang mit dem Interkulturellen Beirat so schwer getan habe. Er sieht das so: Bis zu den Kommunalwahlen im Juni 2024 hatte sich der Interkulturelle Beirat nie mit Fragen der kommunalen Integrationspolitik beschäftigt, allenfalls mit Veranstaltungen mit folkloristischem Charakter, wie Fest der Kulturen oder Suppenfest. Auch im Gemeinderat sei die Integration lange Zeit kein Thema gewesen.
Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge
Der Interkulturelle Beirat tagt im großen Sitzungssaal der ehemaligen Luisenschule – dreimal im Jahr.
Die Lage habe sich dann wegen sich häufender Klagen über die schleppende Arbeit der Ausländerbehörde geändert. Die Sachkundigen im Beirat hätten die unbefriedigende Situation in der Behörde aufgegriffen und in einem Papier konkrete strukturelle Verbesserungsvorschläge gemacht. Im Gemeinderat habe Roland Hirsch von der SPD dieses Thema dann zur Sprache gebracht. Das sei dann noch so ein Novum gewesen: Die Stadträtinnen und -räte seien mit einem Integrationsthema konfrontiert worden – ungewohnt für sie.
Verwaltung und Gemeinderat stünden dieser neuen Entwicklung teilweise skeptisch gegenüber, so der Eindruck des Freundeskreises, der die Juli-Sitzung des Gemeinderats miterlebt hat. Dass Neues zunächst auf Abwehr stoße, sei menschlich zwar nachvollziehbar, aber in der Sache falsch. Das sehe man daran, dass das Papier des Beirats in der Presse sehr gelobt worden sei. Anerkennende Worte dafür hatte auch Dorothee Granderath, Stadträtin der Grünen, in der Gemeinderatssitzung für den konstruktiven Beitrag gefunden.

Die Sachkundigen im Beirat – überwiegend Migranten – hatten ursprünglich von ihrem Anhörungsrecht im Gemeinderat Gebrauch machen wollen. Dieses Recht von Integrationsräten in den Gemeinderäten sei seit nunmehr fast zehn Jahren im Partizipations- und Integrationsgesetz des Landes Baden-Württemberg festgeschrieben.
Die Verwaltung hingegen habe sich auf den Standpunkt zurückgezogen, dass hierfür grundlegende verwaltungsinterne Regelungen sowie eine Abstimmung mit dem Gemeinderat fehlten. So begründete das die Pressestelle der Stadt gegenüber den Lokalzeitungen. Und weiter meinte die Stadt: Die Anliegen der Sachkundigen könnten jene Gemeinderäte in den Sitzungen aufgreifen, die gleichzeitig Mitglieder im Beirat seien.

„Der Gedanke von Beiräten ist doch gerade der, dass Sachkundige den Gemeinderäten ihre Expertise für die Beratung zur Verfügung stellen“, widerspricht der Freundeskreis entschieden. Sein Fazit: „Der Umgang der Verwaltung mit den Sachkundigen im Interkulturellen Beirat muss künftig angemessener sein, da gibt es noch viel Luft nach oben.“
Weitere Informationen
- Über die Juli-Gemeinderatssitzung mit dem Thema Ausländerbehörde berichten: Badische Zeitung am 24. Juli 2025 und Badische Zeitung am 24. Juli 2025 – Kommentar sowie Lahrer Zeitung am 24. Juli 2025
- Eine Lokalzeitung berichtet, wie ein Migrant seine Arbeit verloren hat, weil die Ausländerbehörde zu langsam war: Lahrer Zeitung 14. August 2025
- Das Papier des Interkulturellen Beirats macht konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Ausländerbehörde: Stellungnahme des Beirats für den Gemeinderat
- Über die Kritik des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr am Umgang der Stadt mit dem Interkulturellen Beirat berichten: Badische Zeitung 18. August 2025 und Lahrer Zeitung 20. August 2025
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