2023
29. Dezember 2023
Immer wieder neue Besucher
Erfreulich ist heute die Zusammensetzung der Gäste: Zum einen sind es wieder etliche Kinder, die es offensichtlich genießen, mit anderen Kindern zu spielen, die ihre Sprache sprechen. In der deutschen Schulklasse oder im Kindergarten ist es sicher oft frustrierend und mit Stress verbunden, wenn sie sich nur mühsam verständigen können.
Dann gibt es wieder neue Besucher. Eine Dame möchte sich engagieren und erkundigt sich intensiv nach unserer Arbeit. Wenn wir neue Mitstreiter anwerben wollen, dann sind die nicht mehr Berufstätigen eine Zielgruppe, weil sie ihr Leben mit einer neuen Aufgabe bereichern wollen. Aber auch mehr junge Leute werden gebraucht.
Klaus hat ein Info-Blatt für Interessenten an einer Garten-Parzelle im erweiterten Interkulturellen Garten entworfen und verteilt es im Café: Für das Treffen der zukünftigen Gärtner am 20. Januar müssen wir noch Werbung machen.

Eine iranische Familie und ihre kleinen Mädchen beleben die Szene.
Und da sind auch wieder mehr Ukrainer, neue und altbekannte. Prompt wird auch wieder gesungen; wir sollten das häufiger tun. Herbie bringt gerne seine Gitarre zum Einsatz. Ein junges, neu angekommenes ukrainisches Paar bekommt Hilfe, um die Kaution für die neue Wohnung bezahlen zu können. Vielleicht werden wieder mehr Menschen aus der Ukraine kommen, wenn im Januar die Theateraufführung der ukrainischen Kinder auf dem Programm steht.
Nicht zum ersten Mal erfahren wir von Mietproblemen Geflüchteter. Es scheint wohl häufiger Vermieter, selbst Migranten, zu geben, die ihre heruntergekommenen Wohnungen unerfahrenen Neuankömmlinge anbieten. Die finanziellen Risiken eines Rechtsstreits für die Mieter lassen sie darauf vertrauen, dass sie mit ihrem Verhalten durchkommen. Nicht zum ersten Mal kommt bei uns der Wunsch auf, dass uns ein Rechtsanwalt in unseren Reihen gut täte. Aber das ist wohl nicht realistisch.
Gespräch mit Waltraud und Katharina über die Möglichkeit eines Gospel-Workshops geleitet von einer erfahrenen Sängerin. Aber: Können wir uns das noch leisten? Unsere Mittel schrumpfen.
22. Dezember 2023
Freude, aber auch Sorgen
Heute unter den rund 50 Gästen einige neue mit besonderen Anliegen: Fatihs Mutter hat tatsächlich noch das Visum für einen mehrwöchigen Besuch bei Sohn und Schwiegertochter bekommen, nachdem sie sich sieben Jahre lang nicht mehr gesehen hatten.
Ein junger Mann hat von der Möglichkeit des Kirchenasyls erfahren und erkundigt sich für seinen Bruder, ob das für ihn eine Chance sei, seiner Abschiebung entgehen. Aber mehr, als ihm Kontaktdaten der Freiburger Helfer mit einschlägiger Erfahrung zu geben, ist uns nicht möglich. Überhaupt bestehen falsche Vorstellungen (und überzogene Hoffnungen) hinsichtlich dieser sehr begrenzten Möglichkeit, einen Aufschub und damit eine kleine Chance auf Abwendung der Abschiebung zu erlangen. Und in der Zeitung war vor wenigen Tagen zu lesen, dass die Polizei in Bremen das Kirchenasyl nicht respektiert hat.

Ein neues Land ist zum ersten Mal im Café vertreten: Pinar bringt eine Freundin aus Serbien mit, die mit ihr den Deutschunterricht besucht. Wie andere auch erhält sie Tipps für das zusätzliche selbstständige Lernen via Internet. Und vielleicht ist der Freitagsunterricht in der Gutleutstraße bei ihrem schon recht ordentlichen Deutsch eine weitere Option. Sie will es versuchen.
Einige junge Männer aus Afghanistan, die erst wenige Monate in Deutschland sind, bemühen sich eifrig, ihr noch rudimentäres Deutsch anzuwenden. Sie besuchen Odays Kurs in der Gutleutstraße.
Dann noch ein Gespräch mit einem jungen Mann über die Möglichkeit eines zinslosen Kredits für seine Mietkaution. Sein Freund bekommt einen Zuschuss für Fußballschuhe. Denn Vereinssport ist eine gute Gelegenheit, Deutsch zu üben und fördert die Integration.

In einer kleinen Gruppe Deutscher ist der Krieg in Israel und Palästina Thema. Was denken unsere türkischen, syrischen und anderen muslimischen Freunde darüber, was die – wenigen – Palästinenser, mit denen wir zu tun haben, und wie offen kann man über das Thema sprechen, ohne Gefühle zu verletzen oder Aggressionen auszulösen?
Zum ersten Mal so gehört: „Was sind die Gründe, warum ihr uns unterstützt?“ – Darin drückt sich unausgesprochen das Lob und der Dank für unsere Arbeit aus. Und in der Antwort ist die Bitte wichtig: „Gebt es weiter, und helft selbst Anderen, wo ihr könnt!“
Katya ist ein echter Schatz: Sie bedankt sich mit lieben Worten und kleinen Präsenten für unsere Arbeit.
15. Dezember 2023
Die Sprache als Thema
Heutiges Thema in mehreren Gesprächsrunden der 40 Gäste: Die Sprache.
Da ging es – mal wieder – um den beklagenswerten, ja katastrophalen Mangel an Deutsch-Sprachkursen für die unterschiedlichsten Sprachniveaus in Lahr. Wieso ist in anderen Städten möglich, was in Lahr nicht geht? Wieso müssen so viele unserer Flüchtlinge für Sprachkurse nach Offenburg oder Freiburg fahren? Die Wartezeiten für Geflüchtete, die dringend einen Sprachkurs benötigen, sind in Lahr unerträglich lang. Und dabei hängt es doch davon ab, dass man ein bestimmtes Niveau erreicht hat, ob man eine Ausbildungsstelle oder aber eine Anstellung im bereits erlernten und ausgeübten Beruf bekommt.
Was kann der junge türkische Schreiner, der kein Deutsch kann, aber schon ein Jahr hier lebt, tun, um seine Fähigkeiten anzuwenden, wenn er keinen Platz in einem Sprachkurs findet? Es wird schwer für ihn, auch nur eine Anstellung als Hilfsarbeiter zu bekommen. Also liegt er den deutschen Steuerzahlern auf der Tasche. Im Café versucht man, ihm Tipps zu geben, wie er selbständig wie auch mittels der begrenzten Lernmöglichkeiten, die der Freundeskreis bietet, sein Deutsch verbessern kann.

Der sprachbegabte und hochmotivierte Afghane Amir konnte einen Platz im Sprachkurs in Offenburg ergattern. Er hat die B1-Prüfung abgelegt, und es ist zu erwarten, dass er bestanden hat. Er hält eine flammende Rede darüber, wie wichtig es sei, ausschließlich Deutsch zu sprechen, auch wenn man sich mit dem Gegenüber zum Beispiel auf Türkisch unterhalten könne. Das könnte er im Gespräch mit Tolga – aber sie sprechen nur Deutsch miteinander. Amir will in die Deutschkurse in der Gutleutstraße kommen, an denen Ukrainer und Türken teilnehmen.
Und Amir erstaunt uns alle darüber hinaus, als er mit dem Griechen, der schon länger vergeblich auf einen Gesprächspartner gewartet hat, weil er kein Deutsch kann, doch tatsächlich längere Zeit Griechisch spricht.
Die deutsche Sprache und ihre Tücken und Schwierigkeiten beschäftigt ein paar Fortgeschrittene: Diese vertrackte Unterscheidung zwischen trennbaren und nicht trennbaren Verben, die zahllosen und scheinbar unlogisch regellosen Verbindungen zwischen Verben und Präpositionen, das sind harte Nüsse, die nur durch endloses Pauken zu knacken sind.
Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz: Wie Tahsin zu Silberbesteck gekommen ist, wie man es putzt, was es traditionell mit Aussteuer zu tun hat (und: Was ist eine „Aussteuer“?) – das sind wunderbare lustige Anlässe zu Missverständnissen und kulturellen Informationen. Die Tücken der deutschen Sprache halt … Ist es nicht toll, dass es Geflüchtete gibt, mit denen man sich über solche Spitzfindigkeiten auf diesem Niveau unterhalten kann?
Klaus findet schnell Freiwillige aus drei Kulturkreisen, die sich bereit erklären, bei der Veranstaltung Friedenslicht am Samstag, 23. Dezember, 17 Uhr, auf dem Marktplatz das Café International als einen Musterort eines friedlichen Miteinanders vorzustellen. Veranstaltet wird das Friedenslicht von der Stadt Lahr und verschiedenen Kirchen.
8. Dezember 2023
Evelynes Spiel im Test
Ein ruhiger Nachmittag im Café, zu dem nach und nach etwa 40 Gäste eintrudeln.
Keine Kinder (bis auf zwei eintreffende Grundschüler aus Russland und der Ukraine), aber an den meisten Tischen wird gespielt: Die übliche Kartenspiel-Runde um Tahere findet statt. Die zwei routinierten Tavla-Experten Seher und Muhammed spielen so schnell, dass die Augen der Zuschauer den Spielzügen nicht folgen können. Die Siegerin und spielbegeisterte Seher schlägt einen Nachmittag mit Spieletournieren vor.

Evelynes neues, von ihr selbst entworfenes und hergestelltes Deutschlandspiel hat Premiere: ein Bildungsspiel mit recht komplizierten Regeln, bei dem sich Nachbesserungs-Bedarf herausstellt. Wer Interesse und Ausdauer hat, kann bei diesem Spiel viel über die Geographie und die Kultur unseres Landes lernen.
An Inas Tisch wird gebastelt: Wunderschöne, durch Ausschneiden entstandene große Papiersterne sind das Ergebnis.
1. Dezember 2023
Ein Nachmittag für die Kinder
Das heutige Café war das Café der Kinder: Ein Spielenachmittag stand auf dem Programm, und die Erwachsenen spielten nur eine Rolle am Rande – wörtlich, denn ihre Anwesenheit war auf den durch Klebeband abgegrenzten hinteren Bereich des Saals beschränkt. Der vordere große Teil des Saals aber gehörte den Kindern.
16 Kinder waren gekommen, davon allerdings drei zu jung, um bei den Wettspielen realistisch teilzunehmen. Die Ansage war: Strengt euch an, aber egal, ob ihr gewinnt, am Ende darf jedes Kind Spielsachen seiner Wahl mit nach Hause nehmen. Kinder lieben aber den Wettbewerb, und alle strengten sich mächtig an zu gewinnen, sei es beim Bobbycar-Rennen, dem Putzlappen-Rutschen oder den verschiedenen Staffel-Wettbewerben.

Für die Erwachsenen war es geradezu vorbildlich anzusehen, wie bei allem Ehrgeiz die älteren Kinder darauf achteten, dass auch die jüngeren zum Zuge kamen und nicht enttäuscht wurden. Und beeindruckend für die Beobachter war auch, dass die älteren Kinder mehr und mehr selbst die Rollen der Spielleiter übernahmen. Ebenso erstaunlich: Kein einziger Misston, nicht die leiseste Aggression war zu bemerken. Bei Wettspielen für Erwachsene ist so etwas kaum vorstellbar.
Pinar und Muhammed sowie Nadia übernahmen das Dolmetschen in der türkischen beziehungsweise der russischen Sprache und halfen allen, sich im Getümmel zu orientieren.
Viele Spiele auf dem Plan blieben ungespielt, und, wie gewünscht, kann ein weiterer Spielenachmittag folgen. Spielsachen zum Mitnehmen gibt es noch genug.
Einer der Jüngsten, Ertugrul, war mit seinen Eltern zum ersten Mal im Café, hatte seinen dritten Geburtstag, der mit Gesang und Torte gefeiert wurde, die die Eltern mitgebracht hatten. Eine weitere Familie, mit zwei Töchtern, aus dem Iran, war ebenfalls zum ersten Mal zu Gast.
Ina kündigt an diesem Nachmittag einen winterlich-weihnachtlichen Bastelnachmittag für eines der Café im Dezember an.
Zum Kinderspielfest gibt es auch ein Fotoalbum mit insgesamt 22 Bildern.
24. November 2023
Asyl in der Kirche?
Lukas Keßler, in Lahr neu zuständig für ehrenamtliche Tätigkeiten, ist zu Besuch. Er stellt sich und seine Aufgabe bei der Stadt kurz vor, lernt viele von uns kennen – und ist gleich Teilnehmer in einer Gesprächsrunde zu einem wichtigen (und umstrittenen) Thema:
Kann Lahr einer der Orte sein, in dem Geflüchteten Kirchenasyl gewährt wird? Pfarrer Michael Donner erklärt, dass dies nur der Ausnahmefall sein kann, zeitlich begrenzt, wenn, zum Beispiel, ein Geflüchteter (oder eine Familie) schon länger hier gelebt, sich integriert, sich möglicherweise in einem Betrieb unverzichtbar gemacht hat und nun nach Jahren aufgrund der Dublin-Übereinkunft oder einer anderen für den gesunden Menschenverstand nicht immer verständlichen Regelung abgeschoben werden soll.
Die Folgen des Kirchenasyls: Aufschub, um nach weiteren Möglichkeiten zu suchen, die Abschiebung zu verhindern. (Härtefallkommission, Petitionsausschuss des Landtags …) Aber auch großer personeller Aufwand und Einsatz bei der Versorgung der Person/en. Bis zur Behandlung des Themas in einer Plenumssitzung im Januar sollten wir uns kundig machen, Informationen, aber auch Argumente sammeln.

Die junge, immer fröhliche Katija aus der Ukraine, hat sich eine rührende Geste ausgedacht: Sie lässt uns eine verdeckte Karte (Postkartengröße) ziehen, die einen weisen, humorvollen, aber auf jeden Fall zum Nachdenken anregenden Satz enthält (Beispiel „ Das Ziel ist im Weg“).
Ankündigungen zu Kinderspielfest am kommenden Freitag. Es werden für Kinder aller Altersstufen und Nationalitäten (nicht-sprachliche) Spiele stattfinden. Jedes Kind soll ein Spielzeug mit nach Hause nehmen können.
Wir erfahren, dass am Freitag, 22. Dezember, also zwei Tage vor Heiligabend, bereits verschiedene Veranstaltungen stattfinden, bei denen auch Geflüchtete oder ihre Kinder beteiligt sind. Also beschließen wir, die für diesen Termin geplante (Nicht-Weihnachts-)Feier auf den Januar zu verschieben. Arbeitsthema: Frieden in Märchen.
Der Einsatz von Fachkräften im deutschen Arbeitsleben, dringend notwendig, wie wir lesen, wird nach wie vor durch viele Hürden erschwert. Ein syrischer Apotheker berichtet von den Schwierigkeiten, seine Kenntnisse beruflich zu verwerten.
Nach dem Anmeldeschluss für die Obernai-Fahrt steht die Zahl der TeilnehmerInnen fest: Dorothea meldet bei der SWEG 75 („fünfundsiebzig“!) Personen, darunter etliche Kinder, an.
17. November 2023
Diskussion über Einbürgerung
Ist die Entscheidung für die Einbürgerung eines Geflüchteten eine Gnade des zuständigen Mitarbeiters des Migrationsamtes? Das war Thema einer der Diskussionen an diesem Nachmittag. Anlass war eine entsprechende Bemerkung, die bei der Überreichung der Urkunde über die Staatsangehörigkeit im Landratsamt gefallen ist. Bei der Diskussion tauchten eine ganze Reihe weiterer Berichte über Erfahrungen mit Behördenvertretern auf, die ähnliche Haltungen zu Tage brachten. Gott sei dank gibt es auch die anderen, meist jüngeren Beamten und Angestellten in den Behörden, die sich als Dienstleister für ihre „Kunden“ betrachten – und denen bewusst ist, dass sie ihr Gehalt für den Dienst an eben diesen Kunden verdienen.
Ein großes Lob an Günter, dessen belegte Baguette-Schnitten jeden Freitag begeisterte Abnehmer finden. Heute war der erste Teller, den er mitbrachte, sogar schon leer, bevor Brigitte ihn zum Büffet stellen konnte.
Das Rateteam für das Mietersheimer Dorfquiz am Tag darauf ist komplett und hat nun auch einen angemessenen Anteil an Migranten als Teilnehmer.

Kathrin, für die ihre soziale Tätigkeit zu weiteren Perspektiven und Fortbildungsmöglichkeiten in der Schulsozialarbeit geführt hat, ist noch fröhlicher als sonst. Sie berichtet auch, dass ihr Vermieter, eine Immobiliengesellschaft, immer wieder preisgünstige Wohnungen in Kippenheimweiler anbietet: ein Tipp für unsere Wohnungssuchenden.
Die Sammelaktion für Spielzeug hat auch heute wieder Erfolg gezeigt. Im Café wird es deshalb am Freitag, 1. Dezember, einen ersten Kindernachmittag geben, an dem die teilnehmenden Kinder Spielsachen gewinnen können.
Apropos sammeln: Ein türkischer Flüchtling hatte an diesem Tag Pilze gesammelt und sie mit seinen Landsleuten geteilt. Die Einheimischen waren nicht nur verblüfft, dass es um diese Jahreszeit noch Pilze gibt, sie waren erstaunt, als sie die Pilze sahen. Denn sie kannten sie nicht. Skepsis blieb, als die Flüchtlinge aus der Türkei bestätigten, dass sie diese Sorte aus ihrer Heimat kennen. Sie seien garantiert essbar. Na, dann mal guten Appetit.
10. November 2023
Ein Ort der Geborgenheit
Das Titel-Bild auf unserer Webseite vom 30. Oktober 2023 bestimmt den Blick auf den heutigen Nachmittag im Café. Die vier Frauen, Gülmira, die beiden Pinars und Hatice, aufgenommen noch in der Sonne des letzten Treffens im Sommerquartier des Interkulturellen Gartens, strahlen so viel gelassene Ruhe, Freude und Zuversicht aus, dass sie geradezu symbolisch für das stehen können, was das Café für seine Besucher ausmacht: Es ist der Ort, wo man sich mit vielen sympathischen Menschen trifft, wo man entspannt Gespräche führt, Sorgen vergessen kann und gleichzeitig weiß, dass man hier Rat und Hilfe erwarten und sich somit geborgen fühlen kann. Das Bild ist heute Thema in mehreren Gesprächen, und alle Beteiligten empfinden das ähnlich.

Der Zuspruch ist wieder gestiegen: Mehr als 50 Besucher, darunter einige neue, sind zusammengekommen. Zum ersten Mal auch zwei neu für Lahr zuständige Sozialarbeiterinnen, Rausan und Sopie, Letztere mit ihrem quirligen Mädchen. Überhaupt sind es heute viele Kinder, die die Stimmung prägen und auch etliche Erwachsene dazu animieren, mit ihnen zu spielen. Inzwischen haben wir Gottseidank einen guten Fundus an Spielzeug und an Spielen für alle Altersstufen!
Klaus wird vermisst, und alle wünschen, dass er bald wieder gesund und im Café dabei ist. Er wird sich freuen zu hören, dass Sascha möglicherweise durch Inas Vermittlung eine Wohnung gefunden hat.
Kommenden Freitag werden wir voraussichtlich die Anmeldungen für unseren Ausflug nach Obernai bekommen; man lässt sich gerne Zeit und bespricht sich noch mit Freunden. Jeweils eine Stunde für Hin- und Rückfahrt mit dem Bus für die drei Stunden in Obernai sind Diskussionsstoff vor allem für die Familien mit Kindern. Und viele, die gerne mitkommen würden, dürfen das Land nicht verlassen.
Für das Grundschulprojekt benötigen wir noch LehrerInnen: Einige türkische und russische Kinder brauchen Unterstützung.

Und wer noch eine Bestätigung für das schwärmerische Lob des Cafés am Anfang dieses Tagebuch-Eintrags braucht, der lese den Text, den die heute ebenfalls anwesende Elise im Journal der Kreuzgemeinde über unser Café geschrieben hat.
Ausblick: Lukas Keßler, Nachfolger von Karin Brixel bei der Stadt Lahr mit Zuständigkeit für Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung, will das nächste Café besuchen und sich und seine Tätigkeit vorstellen. Er möchte sich in Gesprächen auch über die Arbeit des Freundeskreises informieren.
3. November 2023
Umstellung im Winterquartier
Was für eine Umstellung! Sieben Monate lang Freitagnachmittage in der Sonne im Interkulturellen Garten, und heute kämpft man sich durch Sauwetter in den Gemeindesaal – und friert dort, weil die Heizung viel zu niedrig eingestellt ist. Der gähnend leere Raum verursacht gedrückte Stimmung…
… bis mit Verspätung immer mehr Gäste auftauchen und ihre Zahl sich langsam auf die gewohnte Zahl von rund 45 erhöht, mehr Tische aufgestellt werden müssen, und das Spiel der Kinder und die lebhaften Gespräche das übliche vertraute Café-Ambiente entstehen lassen. Gleich wird es einem auch wärmer.
Neue Gesichter und neuer Bedarf an Informationsgesprächen. Leider ist der griechische Pianist nicht gekommen; ein deutsch-griechisches Paar hatte darauf gehofft, dass mit ihm ein Gesprächspartner für den griechischen Mann da sein würde, der wenig Deutsch versteht.

Ob der Pianist in den nächsten Wochen kommen wird? Thema ist der Wunsch nach Programm für kommende Sitzungen; da wäre ein Konzert willkommen. Aber Halime hat auch Ideen zu Bastelnachmittagen für Kinder; Ina käme da zum Zuge. Halime könnte sich auch Tanzen auf dem Programm vorstellen, wird sich weitere Programmpunkte überlegen.
Für die geplante Fahrt nach Obernai mit dem Vis-à-vis-Bus interessieren sich viele, etliche müssen dann aber enttäuscht feststellen, dass für sie eine Fahrt über die Grenze nicht erlaubt ist.
Was wäre das Café ohne die engagierten Helfer aus den Kreisen der Geflüchteten?
Die Idee, das Sprecherteam des Freundeskreises um mindestens einen Flüchtling zu erweitern, führt zu einem Gespräch mit Muhammed, einem der aktivsten und hilfsbereitesten unserer türkischen Freunde. Er wäre bereit zur Mitarbeit.
27. Oktober 2023
Vorerst letzter Tag im Garten
Letzter Tag im Sommer-Domizil des Cafés im Interkulturellen Garten.
Weil trotz aller schlechter Voraussagen Petrus uns wieder wohlgesonnen ist, viel Platz im Garten für die mehr als 40 Besucher. Viele neue junge Männer, die zum Teil mit Leih-Rollern gekommen sind – und uns auch früh wieder verlassen. Zu viele, um sich mit ihnen zu unterhalten und herauszufinden, wer sie sind und woher sie kommen. Beim nächsten Treffen im Gemeindesaal am Doler Platz soll das nachgeholt werden – wenn sie wieder kommen.
Larissas Apfel-Teigtaschen schmecken nicht nur den Kindern, die Domino spielen und sich dann im Freien austoben.
Immer wieder Anfragen zu Möglichkeiten, Deutsch zu lernen. Leider kommen dann nur wenige in die empfohlenen Kurse.
Die Informations-Gespräche drehen sich, wie so oft, um die langen Zeiten, die behördliche Vorgänge dauern. Das verzögert zum Beispiel die Auszahlung von Leistungen und bringt die Leute, denen sie zustehen, in große Schwierigkeiten.
Jetzt, da mehr Geflüchtete Jobs haben, geht es auch um Anmeldepflichten, Freibeträge und Minijobs. Wir sollten vielleicht einen Beratungsnachmittag mit Experten planen.
20. Oktober 2023
Die Sache mit dem Griechen
Eine Woche zuvor noch sonnig, 30 Grad im Schatten – und das Mitte Oktober. Heute nur noch halb so warm, regnerisch. So schnell ist der Herbst dann plötzlich doch da. Trotzdem zählt das Café mehr als 40 Gäste. Doch viele von ihnen halten sich nicht allzu lange auf, denn es ist unwirtlich. Einige der Stammgäste freuen sich deshalb auf das Winterquartier am Doler Platz im evangelischen Gemeindesaal, wo man vom Wetter unabhängig ist. Erster Termin dort ist der 3. November 2023.
Auch heute wieder sieht man neue Gesichter, die man bislang im Café noch nicht gesehen hat. Zum Beispiel Lena Sevenich von der Reha-Gesellschaft zur Förderung psychisch Kranker, die zwei Männer mit Migrationshintergrund mitgebracht hat.
Aber auch eine Gruppe von Ukrainern ist wieder da, die man lange nicht mehr gesehen hat. Einer aus der Gruppe will unbedingt etwas mitteilen. Klar ist nur, dass es sich um ein Fahrrad handeln muss. Es geht wohl um die Fahrrad-Werkstatt. Ein Grieche bekommt das mit, erkennt, dass der Mann Ukrainer ist und der andere, ein Deutscher, ihn nicht versteht. Der Zufall will es, dass der Grieche sowohl Russisch als auch Englisch spricht. Dank des griechischen Dolmetschers wird schließlich auch dem Deutschen klar, was der Ukrainer ihm sagen wollte.

Damit ist die Geschichte mit dem Griechen aber noch nicht zu Ende. Er, der bislang nur Russisch und Englisch als Fremdsprachen beherrscht, will auch noch Deutsch lernen. Klar, schließlich will er künftig in Deutschland leben. Ebenso klar, dass ihm im Café international geholfen werden kann.
Und es geht weiter – mit dem Griechen. Von Beruf ist er nämlich Pianist – klassische Ausbildung. Er beherrsche aber jede Art von Musik, sagt er. Im Hinblick auf den Umzug ins Winterquartier kommt man da natürlich auf den ein oder anderen Gedanken, zumal der Gast aus Griechenland das Café auch am neuen Standort besuchen möchte. Dort nämlich steht ein veritabler Steinway-Flügel.
13. Oktober 2023
Flüchtlingsfrauen finden Arbeit
Rund 40 Gäste genießen den Rekord-Spätsommer. Es ist schwer sich vorzustellen, dass wir nach nur weiteren zwei Freitagnachmittagen im Interkulturellen Garten mit Beginn des Novembers wieder in den Gemeindesaal am Doler Platz umziehen werden.
Die Kinder aus der Türkei und aus Russland spielen im Sandkasten. Auch einige Brettspiele kommen zum Eisatz. Nicht nur die Kinder genießen das Eis und die weiteren Angebote eines reichhaltigen Büffets.

Einige Leute sind zum ersten Mal im Café: Charlotte hat 2014 den Freundeskreis mit ins Leben gerufen.
Ein Kurde aus Damaskus, Syrien, kommt durch Vermittlung von Isabel aus Offenburg zu uns – er ist gleich zweimal von den Bränden in den dortigen Unterkünften betroffen und hat dadurch buchstäblich alles verloren. Er bekommt Informationen über unsere kurdischen Mitstreiterinnen, die ihm sprachlich, aber auch praktisch, helfen können.
Wir informieren neu aus der Türkei angekommene Männer über unser Angebot an Sprachkursen.
Gute Nachrichten verdienen es verbreitet zu werden, weil sie das Potenzial haben Mut zu machen:
Die Englischlehrerin Pilar hat einen Teilzeitjob an der Friedrichschule bekommen. Und Anna aus der Ukraine muss nicht mehr stundenweise als Putzfrau arbeiten, weil sie nun eine Stelle als Zahnarzthelferin gefunden hat.

Die Erweiterung des Interkulturellen Gartens findet weiteres Interesse; werden die Interessenten aus verschiedenen Nationen auch bereit sein, sich verbindlich zur Übernahme von Verantwortung und Pflichten über ihre eigene Gartenparzelle hinaus bereit zu erklären?
Letzte Werbung für die Abstimmung zum Stadtgulden (Projektnummer 089) und für den Brunch am am darauffolgenden Tag.
6. Oktober 2023
Viel Interesse am Garten
Bei typischem Café-Wetter in der warmen Herbstsonne heute viele Kinder im Garten. Der Sandkasten ist gefragt, braucht aber eine Auffrischung: Hat jemand für private Zwecke Sand entnommen?
Die Erweiterung des Interkulturellen Gartens über den Spielplatz hinweg findet Interesse: Türkische wie ukrainische Familien, aber auch Einzelpersonen, bekräftigen ihren Wunsch nach einer Gartenparzelle. Ob alle den Hinweis auf die Pflicht zur Übernahme von Verantwortung und Arbeiten über das eigene Gärtchen hinaus ausreichend verstanden haben? Dies und auch der nötige Aufwand zur Bearbeitung des harten, verdichteten Bodens – Themen, die vor der endgültigen Verabschiedung einer Vereinbarung besprochen werden müssen.

Unser Projekt für den Stadtgulden bedarf intensiver Erklärung. Wir hoffen auf rege Teilnahme (und kulinarische Beiträge) zum Brunch am Tag der Abstimmung.
Vielleicht hat die Werbung für beide Vorhaben auch den Erfolg, dass einige von den Geflüchteten der Einladung an der Versammlung am darauffolgenden Mittwoch folgen.
Die finanzielle Unterstützung des Freundeskreises für Mietkautionen und für die Anerkennung beruflicher Qualifikationen macht mehrere Geflüchtete glücklich. Das Café ist heute nicht nur der Ort, wo die nötigen Details abgesprochen werden, sondern auch Gelegenheit zur Rückzahlung.
Es trifft sich hervorragend, dass heute bei mehr als 50 Gästen auch das Buffet besonders reichlich mit mitgebrachten Speisen versehen ist.
Die Diskussion an einem der Tische geht um die Frage, warum nur sehr selten Afrikaner das Café besuchen. Gibt es Möglichkeiten, hieran etwas zu ändern?
Geschichten am Rande
Mustafa, von Beruf Lehrer, möchte Geflüchteten nach bestandener C1-Prüfung Deutschunterricht für Anfänger geben. Das stand am 15. September im Tagebuch. Auch Charlotte Morton, Integrationsbeauftragte der Stadt, hat das gelesen und wollte mit Mustafa in Kontakt treten. Denn genau nach so einem Angebot war sie auf der Suche. Im Café am 6. Oktober war Mustafa nun wieder Gast im Café, ziemlich stolz darauf, dass er im Begegnungshaus Deutsch unterrichten kann. Gäste im Café waren auch zwei seiner Schülerinnen aus der Ukraine. Und die hatten offensichtlich noch fragen an ihren Lehrer.

Die Fahrrad-Werkstatt hat ihren offiziellen Betrieb Ende September für dieses Jahr eingestellt. Sehr zum Leidwesen von Nadia. Sie war häufiger Gast der Werkstatt gewesen. Kein Wunder: Sie hat eine große Familie mit vielen Fahrrädern. Und jetzt schon wieder ein Problem. Ein Plattfuß. Was tun? Einen individuellen Termin vereinbaren mit Selahaddin, dem Werkstattchef.
Unter den neuen Gesichtern an diesem Nachmittag sind drei junge Männer aus der Türkei. Nach dem Brand in der Container-Unterkunft für Geflüchtete am Sägeteich in Offenburg sind sie in Lahr untergebracht worden – in den Containern im Mauerweg. Einer der Männer würde gerne beim neuen Spielzeug-Projekt mitmachen.
22. September 2023
Es braucht Fahrradständer
Wir brauchen Fahrradständer: zahlreiche Räder und gut 50 Besucherinnen und Besucher bei gutem Café-Wetter.
Wie bestellt, hat die Sonne es den zahlreichen Kindern Freude gemacht, im Garten zu spielen. Eine Erweiterung des Interkulturellen Gartens wäre im Interesse der Geflüchteten und ihrer Familien mehr als wünschenswert.
Auch die meisten anderen Aktivitäten finden im Freien statt: Die Plätze an den Biertisch-Garnituren und unter dem Feigenbaum sind voll besetzt: Den Neu-Ankömmlingen werden Deutschkurse bekanntgegeben, der Anhänger für einen Möbel-Transport vermittelt, Bedarf an Hausrat (Kühlschrank, Kleiderschrank) angemeldet.

Natia hat Interesse, ihr Deutsch zu verbessern und die B2-Prüfung zu schaffen, Stefan möchte Russisch lernen – was liegt näher, als dass sich die beiden und ihre Familien treffen und, gegenseitige Sympathie vorausgesetzt, einander sprachlich und kulturell austauschen und bereichern?
Schlechte Witze kursieren: Wo bleiben die beim Besuch bei „Izkidz“ auf dem Langenhard eingeladenen und mit Spannung erwarteten „unbekleideten Minderjährigen“? Fehlanzeige.
Die schlechte Nachricht: Am kommenden Freitag, 29. September, muss das Café ausfallen, weil das WDR-Fernsehen im Garten ohne Café-Besucher filmen will.
15. September 2023
Ein gemeinsames Projekt?
Mehr als 45 Gäste genießen das warme, sonnige Wetter.
Zur großen Freude und Erleichterung aller ist Nadia mit ihren Kindern nach einem Monat in Sankt Petersburg wieder zurück. Sie spricht von gemischten Gefühlen: freut sich einerseits sehr, wieder die vielen Leute zu sehen, mit denen sie sich bei uns angefreundet hat; auch die Kinder Mascha und Rostya fühlen sich bei uns wohl. Aber der Abschied von Freunden und Verwandten in Russland ist allen, vor allem den älteren Kindern, schwer gefallen. Es ist irgendwie seltsam: Sie konnten völlig ohne Probleme in ein Land reisen, das sich im Krieg befindet.
Beim Baden im Waldmattensee haben sie Axel kennengelernt, der zum ersten Mal im Café zu Besuch ist.
Die älteste Tochter, Arischa, ist entschlossen, demnächst allein wieder nach der Heimatstadt zu reisen: Diskussion darüber, ob das zu verantworten und rechtlich überhaupt möglich ist.

Gerhard, der sich intensiv um Rustem kümmert, kommt direkt nach einem Freiburg-Besuch mit ihm ins Café. Sie waren auch im Mundenhof.
Mustafa hat am Montag seine C1-Prüfung. Er hat vor, nach Bestehen einen Deutschkurs für Anfänger zu geben, und erkundigt sich nach einem Unterrichtsraum. Ist der Kursraum in der Gutleutstraße eine Möglichkeit?
Zoia möchte tags darauf noch auf den Ausflug zum Jägertonihof mitkommen. Kein Problem, da Hanna arbeiten muss und gerade abgesagt hat. Dann möchte aber auch Kürsad mit Frau und Kindern noch mit. Sie haben am Vormittag einen Termin zur Unterschreibung des Mietvertrags, werden aber rechtzeitig zur Abfahrt am Treff sein können. Wir hoffen, dass unsere Gastgeber noch so kurzfristig das Brunch-Büffet ausweiten können – sonst müssen wir alle kleinere Portionen in Kauf nehmen.
Außer Kürsad und Muhammed haben noch zwei weitere türkische Männer ihre Familien nachholen können, wie wir hören.
Einige Türken freuen sich auf das Holzofenbrot: Sie haben gehört, dass es mit Butter eine Delikatesse ist und wollen es auch beim Jägertonihof kaufen.

Klaus und Heimfried besichtigen das Gartengrundstück, das die Leute vom Interkulturellen Garten zusätzlich übernehmen wollen. Waltraud möchte dazu den Freundeskreis Flüchtlinge mit ins Boot nehmen. Das Grundstück ist überraschend groß und bietet viele Möglichkeiten. Etliche Geflüchtete möchten noch gärtnern und haben Bedarf angemeldet. Der große zentrale Platz würde sich für eine feste Grillstelle anbieten. Und nachdem sie ebenfalls das Grundstück in Augenschein genommen haben, bekunden weitere drei Familien mit Migrationshintergrund ihr großes Interesse. Die Frage ist, wer bereit ist, für die Organisation und die Gemeinschaftarbeiten zur Verfügung zu stehen. Und gibt es Kosten? Kann das ein gemeinsames Projekt der Interkulturellen Gärtner mit dem Freundeskreis werden?
8. September 2023
Viele Neue, viele Anliegen
Heute überraschend viele Fahrräder und großer Andrang. Einer der Gründe: Der Fernsehsender WDR hatte sich angekündigt, um Foto-Aufnahmen und einen Film vom Interkulturellen Garten und den Gärtnern zu machen. Aber es kommen auch neue sowie länger abwesende Besucher: Ali, Günter und der Musiker Lothar Baumann mit seinem Blindenhund.

Suhrab aus dem Iran, der bewandert in persischer Literatur, aber nicht im Deutschen ist und neu im Café, findet gleich mehrere Gesprächspartner, die Farsi sprechen.
Viele Anliegen und Erzählbedarf machen die Runde an einem Tisch richtig stressig: Urlaubserzählungen, Informationsmangel bei Neuen, Geschäftliches, Arbeit am geplanten Deutschlandspiel, es geht alles durcheinander. Es fehlt ein Anwalt in unseren Reihen, der spontan rechtliche Auskünfte geben könnte . . .
Aber der Laden läuft, erstaunlicherweise sogar ohne den Chef: Klaus ist aus privaten Gründen verhindert.
Wieder werden neue Ideen geboren und diskutiert: Die mögliche Erweiterung des Interkulturellen Gartens soll im Plenum am folgenden Mittwoch besprochen werden – eine attraktive Idee, über die es sich lohnt nachzudenken.

Und die Zeitungsberichte über die 50 unbegleiteten Minderjährigen, die aus Raummangel in Zelten auf dem Langenhard untergebracht sind, beschäftigen viele. Können, müssen wir helfen? Kontakt zu Christine Binggeli-Kurz vom Intensiv stationären Krisen-Interventions-Zentrums Iskiz auf dem Langenhard ist hergestellt. Es besteht das Angebot, dass Jugendliche in unserer Fahrradwerkstatt mitarbeiten können. Aber wahrscheinlich ist der Arbeitsanfall durch die vielen Neuankömmlinge so groß, dass für ein solches Detail keine Zeit bleibt.
Können unsere „etablierten“ Geflüchteten helfen? Die Bereitschaft ist da. Bärbel, Yunus und Heimfried werden sich kommende Woche auf dem Langenhard informieren.
1. September 2023
Das Café gewinnt einen Preis
Nach Regen noch am Morgen wieder unser Café-Wetter: Sonnenschein und warm, ideal für den Aufenthalt im Freien.
Wer aus Versehen zu früh ins Café kommt, ist nie der Erste: Klaus und Waltraud sind schon da und bereiten den Empfang der Gäste vor.
Gudrun B., Frau der ersten Stunde, die schon 2014 in der Unterkunft Deutschunterricht gegeben hat, zu Besuch.
Zum ersten Mal auch Benotmane A. vom Treffpunkt Lahrer Kulturen. Mit ihm Gespräch über die Probleme der Gruppen im Begegnungshaus und das bevorstehende Gespräch mit Bürgermeister Schöneboom.
Stefan R. bringt Spiele mit, die das Sprachvermögen fördern, vor allem „Scrabble“! Bisher war „Tabu“ das Spiel, mit dem die im Deutschen Fortgeschrittenen ihre Kenntnisse testen konnten.
Der kleine Loki, Daniels eineinhalbjähriger Sohn, entzückt Jung und Alt mit seiner Energie und seinem Charme. Der neue Sandkasten kommt zum Einsatz.

Kreditvertrag mit Halbar über ein zinsloses Kleindarlehen für die Mietkaution.
Gülmira aus Kirgistan hat ein wohlschmeckendes arabisch-türkisches Gebäck mitgebracht. Ihr Mann Fatih und sie melden sich zum Ausflug zum Jägertonihof an und teilen mit, dass sie Larissa aus der Ukraine im Auto mitnehmen werden.
Planungsgespräch mit Evelyne (und Tipps von Ina) für ein lehrreiches Deutschlandspiel, das dem Café zur Verfügung gestellt werden soll. (Das Honorar für die kommerzielle Produktion wird schon einmal optimistisch aufgeteilt.)
Das Beste zum Schluss: Die Nachricht vom Gewinn eines Integrationspreises macht die Runde. Zur feierlichen Verleihung im Rahmen einer Einbürgerungsfeier hat das Landratsamt eingeladen – aber welcher Preis und wie viel Geld?! Wir müssen uns überraschen lassen.
25. August 2023
Besuch von der Polizei
Nach heftigen Gewittern am Vormittag und bedrohlichen Wetterprognosen doch wieder Café-Wetter: Sonne und heiß (aber schwül). Im Freien wenigstens ab und zu ein Windzug.
Brigitte hat leckeres Gebäck gemacht und mitgebracht. Das Spendenglas heute erfreulich gut bestückt.

Wir sitzen gerade draußen und diskutieren Herbies Vorschlag, wir sollten bei der Stadt beantragen, dass in der Römerstraße mehr Parkmöglichkeiten eingeräumt werden. Grund: Etliche von uns mussten schon Strafen fürs Falschparken zahlen. Ein Polizist in Uniform erscheint und verursacht sofort Schuldgefühle: Hat sich jemand etwas zu Schulden kommen lassen, oder geht es nur um falsches Parken?
Unsinn. Es ist nicht der Ordnungsdienst, und der freundliche junge Polizist – Mathias Reitter vom Bezirksdienst – ist gekommen, um sich über unser Café zu informieren. Das Gespräch mit ihm ist fruchtbar: Er hat gute Ideen zu dem Problem des Diebstahlverdachts gegen die Migranten, die von uns ein wertvolles Fahrrad bekommen haben. Diese werden einen Fahrradpass erhalten, den die Polizei uns zur Verfügung stellt.

Zwischen einem Flüchtling und dem deutschen Polizisten gibt es ein für alle Zuhörer hochinteressantes Gespräch über das System der Polizei in autoritären Staaten und die Rolle der Politik dort.
Es werden weitere Anmeldungen für den Ausflug zum Jägertonihof abgegeben. Stand bis jetzt: 18 Anmeldungen.
Mehmet und Mustafa hätten gerne Heimfrieds Anhänger für einen Möbeltransport am nächsten Tag.
Freitag, 18. August 2023
Schweißtreibendes Wetter
Ein heißer Tag im Café. Schweißtreibendes feuchttropisches Wetter, das nicht nur dem fleißigen Thekenteam zu schaffen macht. Christiane kühlt sich mit einem nassen Handtuch um den Hals.
Die rund 50 Gäste lassen sich von der Hitze nicht abschrecken. Sogar ein Tischtennismatch in der Sonne findet statt. Und die Kinder der beiden wiedervereinten türkischen Familien (siehe vorigen Freitag) spielen Federball.
Im Haus steht die Hitze trotz aller geöffneten Türen genauso wie draußen; kein Windzug ist zu spüren. Aber: Ist es nicht toll, dass wir seit April des vorigen Jahres immer das Wetter-Glück hatten, das Gelände des Interkulturellen Gartens außerhalb des Hauses nutzen zu können! Und die Wassermelone, inzwischen beliebter als Kuchen, sowie Bärbels Vanilleeis sind ein umso erfrischenderer Genuss.
Martin V., der zum ersten Mal zu Gast ist, bringt einen ganzen Stapel Spiele mit. Schach findet als erstes seine Spieler, und bei den Kindern kommt das Leitern-Spiel an.

Tahsin fehlt heute: Er hat seinen ersten Probe-Arbeitstag im Seelbacher Betrieb für Gartengestaltung und die Option auf eine feste Anstellung oder auch Ausbildung.
Die Kunde von Annas Kurzbesuch aus der Kiew macht die Runde.

Viele füllen die Anmeldungen für den Ausflug zum Jägertonihof am 16. September aus. Ob dann das Wetter noch mitmacht?
Schön zu sehen: Linda (Syrien) kümmert sich rührend um Larissa (Ukraine), erklärt ihr alle Details der Anmeldung und mit einer Zeichnung, wo man sich zur Abfahrt trifft.
Stefan R., der zwei tolle Räder nebst Zubehör für das Radprojekt gespendet hat, fühlt sich bei seinem ersten Besuch im Café sichtlich wohl und findet in Christiane eine Gesprächspartnerin, mit der er intensiv Erinnerungen an die gemeinsame Schulzeit am Max-Planck-Gymnasium und an Verbindungen in ihrer Lahrer Vergangenheit austauscht.
Wird sein Interesse zu einer neuen Skatrunde im Café führen?
Fatih und Gülmira sind nach ihrer Besichtigung der Wohnung guter Hoffnung, dass ihre Bewerbung (auch mit Hilfe eines Empfehlungsschreibens vom Freundeskreis Flüchtlinge) Erfolg hat.
Freitag, 11. August 2023
Ein besonderer Tag
Heute war ein besonderer Tag: Voller Begeisterung begrüßten die ungefähr 40 Gäste die beiden Frauen, die vor ein paar Tagen mit ihren Kindern endlich bei ihren Männern und Vätern aus der Türkei eingetroffen waren. Es war rührend anzusehen, wie der fünfjährige Junge an seinem Vater hing, den er nach langer Zeit endlich wieder bei sich hatte. Und schnell hatte er sich auch mit den beiden Kindern der anderen Familie angefreundet, die ebenfalls wieder zusammengefunden hatte. Beim Memory-Spiel im Haus und beim Federball im Freien konnte man das Glück der Kinder mitverfolgen.

Die beiden Frauen, Pinar die Eine wie die Andere genannt, waren sofort der Mittelpunkt von lebhaften Gesprächen; sie fühlten sich durch die warmherzige Aufnahme und das Interesse an ihnen sichtlich wohl. Beide haben in der Türkei schon etwas Deutsch gelernt. Sie erhielten gleich Informationen über den für sie geeigneten Deutschunterricht, an dem sie ab der nächsten Woche teilnehmen können.
Eine Wohnung für die Familie hat nur Muhammed (gerade noch rechtzeitig) gefunden. Dringend gesucht wird noch eine Bleibe für Kürsats vierköpfige Familie.
Neu im Café war auch Larissa aus der Ukraine. Sie hat ebenfalls gleich zu einem Deutschkurs gefunden, in dem die teilnehmenden Ukrainerinnen und Bulgaren mit ihr in ihrer Sprache und auf Russisch über die anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten hinweghelfen können.
Die Nachricht, dass Fatih und seine Frau (Herkunftsländer Türkei und Kirgisistan) am Montag nach dem Café am Freitag einen Termin zur Besichtigung einer Wohnung bekommen haben, machte die Runde.

Und alle, die schon länger Gäste des Cafés sind, freuten sich über die ausführliche Nachricht von Anna, deren Abschied im November mit Liedern und Reden und auch der einen oder anderen Träne gefeiert wordn war. Sie erfreute uns auch mit einem Familienfoto, das sie mit den uns ebenfalls wohlbekannten Kindern Katya und Andrij sowie ihrem Mann zeigt, zu dem sie aus Lahr zurückgekehrt sind.
Jürgens mitgebrachte Lederjacke und Hemden fanden Abnehmer, denen sie passten.
Nach unserem ausführlichen Gespräch über die Gülen-Bewegung fand die Gülen-Biographie (Geschenk eines Kurses an den Deutschlehrer) eine Interessentin, die sie sich auslieh.
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