Traumata bei Geflüchteten bleibt ein Thema

Traumata bei Geflüchteten bleibt ein Thema, mit dem sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr immer wieder beschäftigen. Einige von ihnen haben Mitte Januar deshalb ein vierstündiges Seminar zum Thema im Gemeindesaal bei der Christuskirche besucht.

Was ist ein Trauma? Woran erkenne ich es bei den von mir betreuten Flüchtlingen? Was kann ich tun? Wie muss ich mich verhalten, was darf ich nicht tun? Diese Fragen bewegen die Ehrenamtlichen des Freundeskreises, die sich seit längerem mit dem Thema traumatisierte Flüchtlinge beschäftigen. Sie erhofften sich Antworten von den Experten, Psychologen und Psychiater der Organisation Refugio, die von der Beauftragten der Evangelischen Erwachsenenbildung in der Ortenau, Katharina Lindner, für dieses Seminar engagiert worden waren.


Titelfoto: Burkard Vogt / pixelio.de

Woran erkennt man ein Trauma? Mit dieser Frage und anderen beschäftigen sich auch Mitglieder des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr.


Folgen traumatisierender Erlebnisse

Die rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus Helferkreisen in Lahr und Kippenheim sowie aus dem Jobcenter und dem Jugendamt; dazu kamen einzelne unabhängige Helfer. Alle hatten schon Erfahrungen im Umgang mit Flüchtlingen und ihren Problemen gemacht, so dass viele der von den Referenten eingeplanten Informationen übersprungen werden konnten.

So blieb mehr Zeit für die Darstellung und Erörterung von Ursachen und Folgen traumatisierender Erlebnisse und dem Umgang mit ihnen – immer noch viel zu wenig Zeit, um die vielen Fälle zu besprechen, die die Teilnehmer vorbrachten.

Wichtige Erkenntnisse

Einige wichtige Erkenntnisse aus dem Seminar haben nun unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeit der Betreuerinnen und Betreuer mit traumatisierten Flüchtlingen. Hier einige Beispiele:

  • Nachfragen nach den Erlebnissen vor und während der Flucht sind zu vermeiden, weil sie durch die schlimmen Erinnerungen re-traumatisierend wirken können. Somit muss auch der Wunsch von durchaus wohlwollenden Menschen beziehungsweise Schulklassen nach Vermittlung eines Flüchtlings abgewiesen werden, der von seiner Flucht berichten soll.
  • Normalität, Gespräche über Alltägliches und Banales sind wichtig. Vertrauen und Wertschätzung geben den Menschen Selbstsicherheit.
  • Dazu gehört auch eine gewisse Beständigkeit der Beziehungen zwischen Betreuten und Betreuern.
  • Deutlich wurde auch, dass Laien nicht die Kompetenz haben, Traumata zu heilen.
In der Region scheint es einen Nachholbedarf bei der Hilfe für traumatisierte Menschen zu geben. – Foto: Günther Gumhold / pixelio.de

Viele sind therapiebedürftig

Nach Einschätzung der Referenten ist eine große Zahl von geflüchteten Menschen therapiebedürftig und brauchen die Hilfe von erfahrenen Psychologen und Psychiatern. Bei der Organisation Refugio in Villingen scheint es eine nahezu ideale Zusammenarbeit von therapeutischen Experten, Dolmetschern und sonstigen Helfern zu geben, die ihre Hilfe anbieten.

Die kritischen Nachfragen der Teilnehmer des Seminars bezogen sich allerdings auf die Möglichkeiten der Therapie im Raum Lahr sowie vor allem auf die Bezahlbarkeit der oft notwendigen zahlreichen Therapie-Sitzungen. Hier scheint es in dieser Region noch erheblichen Nachholbedarf zu geben, auch was die Bereitschaft der Behörden angeht, die Therapiebedürftigkeit anzuerkennen und zu finanzieren. Darin war sich der Lahrer Freundeskreis einig.

Und: Die Mitglieder des Freundeskreises fanden sich in ihren Aktivitäten bestätigt: Tanz, Musik, Spiele, Feste, Kinderbetreuung, gemeinsame Ausflüge, das internationale Café, Willkommensgespräche bei Tee und Gebäck – all das fördert die Beruhigung und Normalisierung des Lebens von Menschen, die unter ihren traumatischen Erlebnissen leiden. Hier muss auch wieder ein Schwerpunkt der Arbeit des  Freundeskreises  im neuen Jahr liegen, so das Fazit.

Weitere Information über die Organisation Refugio gibt es hier.