Freundeskreis mit eigenem Konzept der Wohnungsakquise

Der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr begrüßt es, dass die in der Lahrer Stadtverwaltung zu Jahresbeginn neu geschaffene Servicestelle Wohnraum jetzt ein Konzept zur Beschaffung von günstigem Wohnraum vorgelegt hat. Denn Ehrenamtliche des Freundeskreises haben in der Vergangenheit immer wieder die Erfahrung gemacht, wie außerordentlich schwierig es ist, für ihr Klientel bezahlbare Wohnungen in der Stadt zu finden.

Deshalb hat der Freundeskreis im Gespräch mit Experten auf dem Wohnungsmarkt ein eigenes Konzept erarbeitet und der Stadtverwaltung Ende 2019 schriftlich und Oberbürgermeister Markus Ibert Anfang Juni persönlich vorgestellt. Das Konzept ist übrigens für alle Menschen gedacht, die in der Stadt auf der Suche nach einem günstigen Wohnraum sind, also nicht nur für Flüchtlinge.


Titelfoto: Bernd Sterzl / pixelio.de

Wohnungen, die leerstehen, gibt es auch in Lahr. Es sollen laut Schätzungen der Stadtverwaltung rund 400 an der Zahl sein.


Konzept auf vier Säulen

Das Konzept steht auf vier Säulen und unterscheidet sich vom städtischen Konzept teilweise deutlich. Es umfasst folgende Punkte:

  • Zinslose Kredite der Stadt für Renovierungsarbeiten bis zu einer bestimmten Höhe (zum Beispiel 150 bis 200 Euro pro Quadratmeter). Diese werden über Kaltmietenanteile getilgt. Angedacht wird eine Tilgungsdauer von fünf Jahren. Höhere Renovierungskosten erfordern eine Eigenbeteiligung des Vermieters.
  • Ein Techniker veranlasst und beaufsichtigt die Renovierungsarbeiten. Somit wird sichergestellt, dass Instandsetzungen nur dort, wo sie zweckmäßig und sinnvoll sind, vorgenommen werden.
  • Eine Mietenverwaltung übernimmt die komplette Verwaltung der Wohnung. Dazu zählen Mietersuche, Mietverträge, Kaution, Betriebskostenabrechnungen, Mietkündigungen und eventuelle Hausmeistertätigkeiten. Sozialbetreuer bieten Mietern kostenlose Beratungen und soziale Betreuungen bei Wohnungs-, Arbeits-, und Behördenangelegenheiten.
  • Die Sozialbetreuer arbeiten eng mit der Mietenverwaltung zusammen und sind auch bei der Mieterauswahl beteiligt. Die Sozialbetreuung bildet somit einen wesentlichen Bestandteil zum Gelingen dieses Projekts und gewährleistet in einem hohen Maße eine gute Vermietung.
Auch der Freundeskreis Flüchtlinge hat ein Konzept zur Wohnungsakquise vorgelegt. – Foto: Jerzy / pixelio.de

Gespräche mit Experten

Im Wahlkampf zur Bürgermeisterwahl vom vergangenen Herbst hatten sich die Kandidaten auch dem Thema Wohnungssituation in Lahr gewidmet. Es tauchte auch der Aspekt auf, dass in der Stadt 400 Wohnungen leerstehen. 100 davon, so schätzte die Stadtverwaltung, ließen sich wohl dem Wohnungsmarkt zuführen. Aber wie? Das fragte sich der Freundeskreis Flüchtlinge.

Nach einem Brainstorming in einem größeren Kreis wurden Gerhard Daum und Klaus Schweizer beauftragt, das diskutierte Konzept auszuarbeiten und auf seine Machbarkeit hin zu überprüfen. Zu diesem Zweck suchten die beiden Ehrenamtlichen Gespräche mit Helmut Schlitter von der Hausverwaltung IVS Ortenau, Guido Echterbruch von der Städtischen Wohnungsbau, Sabine Fink vom Stadtplanungsamt und einer Integrationsmanagerin vom Sozialdienst des Migrationsamts in Offenburg.

„Entscheidung für Raumteiler“

Im Ergebnis deuteten die Gespräche darauf hin, dass das Konzept machbar ist. Es zeigte sich aber auch, dass es in der Stadtverwaltung eine Vorliebe für das Modell Raumteiler gibt. Dieses Konzept ist dem Technischen Ausschuss am Mittwoch, 16. September, zur Beratung vorgelegt worden. Im Gremium gab es Zuspruch. Am Montag, 28. September, hat dann der Gemeinderat dem Konzept seinen Segen gegeben.

Ob diese Wohnung wohl leer steht? Falls ja, sollte man das der Servicestelle Wohnraum bei der Stadtverwaltung melden. – Foto: Heike Hering / pixelio.de

Im Vorfeld der Sitzung des Ausschusses hat sich der Freundeskreis mit einer Pressemitteilung an die örtliche Presse gewandt, um auf sein Konzept aufmerksam zu machen. Die Badische Zeitung hat daraus sogar einen Aufmacher auf der ersten Lokalseite gemacht. Vor der Gemeinderatssitzung sind die Fraktionsvorsitzenden per E-Mail angeschrieben worden – mit ausführlichen Informationen zum Konzept des Freundeskreises im Anhang.


Das städtische Konzept

  • Informationen zum städtischen Konzept gibt es in einem Artikel auf der Website der Stadt.
  • Ausführliche Infos findet man in der Beschlussvorlage für die Sitzung des Technischen Ausschusses am 16. September 2020.
  • Der Technische Ausschuss hat das Konzept der Stadt in seiner Sitzung vom 16. September 2020 gelobt, schreiben die Lahrer Zeitung und die Badische Zeitung.
  • Der Gemeinderat hat am 28. September 2020 seine Zustimmung zum städtischen Konzept gegeben.
  • Wer eine leerstehende Wohnung hat oder von einer solchen weiß, wendet sich an die Servicestelle für Wohnraum, Tel. 07821 / 910-0684, E-Mail: karen.wurth@lahr.de.