Es herrschte ideales Wetter – aber leider gab es nur wenige Passanten, die Zeit oder Lust hatten, sich auf das Thema Flüchtlinge einzulassen. Das ist das Fazit einer Aktion, mit der der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr an seinem Infostand in der Innenstadt Diskussionen über Vorurteile gegenüber Geflüchteten anregen und Informationen verbreiten wollte.
Das Thema beherrscht den öffentlichen Diskurs wie kaum ein anderes, und nur wenige, die lautstark ihre Meinung dazu kundtun, haben wirklich eine Ahnung. Fakten, Zahlen und fundierte Argumente hört man kaum, dafür aber jede Menge Vorurteile, falsche Behauptungen und leider auch rassistische Äußerungen.
Titelfoto: pixabay.de
Das Boot ist voll. Wirklich? Also, in diesem Fall stimmt es tatsächlich.
Die Ehrenamtlichen des Freundeskreises Flüchtlinge hatten deshalb Kärtchen mit Fragen vorbereitet, mit denen man sein Wissen über Migration und Flüchtlinge testen konnte. Und seine eigene Voreingenommenheit hinterfragen: Welchen Beruf und Bildungsstand kann man einem Menschen allein aufgrund seines Porträtbildes zuordnen?
Mit einigen Gesprächspartnern gab es angeregte Gespräche anhand der Bilder und der satirischen Karikaturen sowie über ihre Antworten auf die Wissensfragen. Das waren in der Mehrzahl Ältere, kaum Junge. Nur in einem Fall gab es rüpelhafte rassistische Äußerungen.
Die Menschen, die zu einem Gespräch bereit waren, zeigten sich überwiegend aufgeschlossen und interessiert und standen der Aufnahme von Flüchtlingen positiv gegenüber. Angesichts dieser Gespräche kann man die Aktion wohl auch als Erfolg ansehen. Aber ob der Freundeskreis die Menschen mit Bedenken oder gar Ängsten überzeugen konnten? Wenn es gelänge, mehr Deutsche mit Geflüchteten zusammenzubringen – so wie im Café International des Freundeskreises – ließen sich vielleicht eher einige der Ängste abbauen.
Aber insgesamt muss man sich wundern, dass sich so wenige Leute auf die Problematik einließen, wo doch, wenn man den fremdenfeindlichen Populisten Glauben schenken wollte, der Untergang der deutschen Kultur und Wirtschaft droht. Aber das sagt man halt leicht so.
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