Für Flüchtlingskinder, die mit ihren Eltern in einer staatlichen Unterkunft leben, sind die Sommerferien nicht unbedingt ein Grund zum Jubeln. Sie haben ohnehin weniger Möglichkeiten zum Spielen als einheimische Kinder, und sechs Wochen ohne Schule bedeuten auch weniger Kontakt mit gleichaltrigen deutschen Kindern und eine nicht willkommene Unterbrechung im Erlernen der deutschen Sprache.
Da kam die Idee von Sozialarbeiterin Julia Stoeckert gerade richtig: Ein Programm in den Sommerferien für die Kinder in der Unterkunft in der Gutleutstraße musste her, das hilft, die schulfreie Zeit zu überbrücken. Ein Programm mit vielen Spielen sollte es sein. Denn Kinder lernen Sprachen bekanntlich spielerisch. Gesagt, getan. Mit den Sommerferien ist auch das Spielprogramm für die Kinder angelaufen.
Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge
Auch das steht auf dem Ferienprogramm: Kinder im Heim in der Gutleutstraße bemalen Salzteig.
Und glücklicherweise fanden sich auch zwei junge Frauen, die Zeit und Lust auf diese Aufgabe hatten: Helene Himmelsbach, die Sozialarbeit studiert und zur Zeit eine Stelle beim Landratsamt zur Unterstützung der Sozialarbeiterinnen hat, und Nursena Cetin, die gerade ihre C1-Prüfung bestanden hat und bis zum Beginn ihres Psychologie-Studiums gerne mit Kindern arbeitet. Sie sind mit Freude bei der Arbeit, und die Kinder spielen begeistert mit.
Das zeigt sich auch an diesem Vormittag. Zehn Kinder unterschiedlichen Alters sind heute in den Sozialraum der Unterkunft im zweiten Obergeschoss gekommen. Sie sitzen an Tischen, Malkästen und ein Glas Wasser vor sich. Sie malen. Zuvor haben sie Gegenstände und Figuren aus Salzteig geformt. Sie sind noch schneeweiß, werden jetzt aber mit Wasserfarben bunt eingefärbt.
Als der Fotograf dazu kommt, um diesen kleinen Ausschnitt aus dem Ferienprogramm abzulichten, regt sich Unmut. Die Kinder wollen sich nicht fotografieren lassen, jedenfalls nicht so, dass man ihre Gesichter sehen kann. Also gut. Keine Gesichter, nur Fotos von den Händen, damit man sehen kann, was sich die Kinder erarbeitet haben. Der Kompromiss steht.
Zwei Jungen sind mit ihrer Arbeit schon fertig. Sie interessieren sich für ein Wurfspiel. Die Zielscheibe hängt an der Wand. Einer von ihnen hatte einen Abdruck seiner linken Hand aus Salzteig gemacht und großflächig angemalt. Die Mädchen arbeiten da zum Teil sehr viel filigraner.
Das Projekt ist eine Kooperation der Sozialarbeiterin Julia Stoeckert des Landratsamts mit dem Freundeskreis Flüchtlinge: Helene Himmelsbach ist im Rahmen ihres Jobs beim Ortenaukreis tätig, und Nursena Cetin, die sich vor ihrer Prüfung noch im Deutschkurs des Freundeskreises fit gemacht hat, bekommt vom Freundeskreis einen Stundenlohn im Rahmen seines Grundschulprojekts.
Falls Bedarf besteht, können die beiden jungen Frauen sich im Spielefundus des Cafés International bedienen. Nursenas Vater Ümit, in seiner Heimat langjähriger Schulpsychologe, die Mutter Esra, eine Lehrerin, und Heimfried Furrer, pensionierter Sprachenlehrer und Leiter des Grundschulprojekts, stehen jederzeit beratend zur Verfügung.
Eine Bewohnerin des Heims freut sich, dass es dieses Ferienprogramm gibt: „Ich bin froh, dass meine beiden Töchter in den Ferien Spaß haben und wenigstens eine Zeitlang betreut sind, wenn wir Unterricht haben.“ Damit meint sie sich und ihren Sohn. Beide besuchen einen Deutschkurs der Evangelischen Erwachsenenbildung.
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