Protest gegen die Asylpolitik der Bundesregierung

Die Versammlung des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr hat sich am Mittwoch, 11. Juni 2025, unter anderem auch mit der Neuausrichtung der Migrationspolitik der Koalition aus Christdemokraten und Sozialdemokraten befasst und ihre Empörung darüber zum Ausdruck gebracht. Aus mehr als zehnjähriger Erfahrung in der Arbeit mit Geflüchteten wisse man, welcher Schaden durch diese Maßnahmen angerichtet werde – Schaden an der Menschlichkeit, am Recht, aber auch am Ansehen des Landes, hieß es in der Versammlung.

Aus diesem Grund beschloss die Versammlung, ihren Unmut in einem Schreiben an CDU und SPD Ausdruck zu verleihen. Es wurde an die Fraktionen der beiden Regierungsparteien sowie an die entsprechenden Mitglieder des Bundestags für den Wahlkreis Lahr / Emmendingen geschickt. Gleichzeitig hat Heimfried Furrer, Sprecher des Freundeskreises, das Schreiben, dessen Entwurf er verfasst hatte, auch der örtlichen Presse zukommen lassen. Im Wortlaut heißt es darin:


Titelfoto: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr protestiert gegen die Migrationspolitik der neuen Bundesregierung.


„Wir wenden uns an Sie, um unserem Entsetzen über die Pläne der Bundesregierung zur Migrationspolitik Ausdruck zu verleihen. Es sind vor allem zwei Maßnahmen, die uns regelrecht empören:

Zum einen sehen wir einen Verstoß gegen das Grundrecht auf Asyl in der Verweigerung der Einreise für Asylsuchende. Dass trotz einem Urteil weiterhin dieses Grundrecht durch Verwaltungshandeln praktisch abgeschafft werden soll, ist ein Skandal. Er erinnert an das Vorgehen von Autokraten in anderen Ländern, die sich weder um die Rechte von Menschen noch um Entscheidungen der Justiz kümmern.

Vor allem aber missachtet die Verweigerung von Asyl das Gebot der Menschlichkeit, das im Grundrecht auf Asyl mit gutem Grund in unsere Verfassung aufgenommen wurde. Hat man denn die jüngere deutsche Geschichte vergessen, in der die Aufnahme von Flüchtlingen aus Nazi-Deutschland Menschenleben rettete – und die Verweigerung der Aufnahme viele das Leben kostete?

Heimfried Furrer hat den Entwurf zur Stellungnahme der Flüchtlingshelfer geschrieben. – Foto: Frendeskreis Flüchtlinge

Eine weitere Maßnahme, die geplant ist, spricht allen hohlen Politikerreden vom Wert der Familie Hohn. Die Aussetzung des Familiennachzugs für Geflüchtete mit subsidiärer Anerkennung ist zutiefst unmenschlich und empörend. Sie zeigt auch, dass hier nur mit
plumpem Populismus Stimmung gemacht werden soll, denn die bisher schon klein gehaltenen Zahlen wie auch die Art der Personen, um die es geht (Ehefrauen, Eltern, Kinder), sind sicher nicht geeignet, die immer wieder zitierte Bedrohung durch „illegale Einwanderer“ zu erhöhen.

Dass man den Familiennachzug verhindern will, ist zudem noch äußerst dumm, weil kontraproduktiv: Die Erfahrungen bei unserer über zehnjährigen Arbeit mit Geflüchteten zeigen, dass gerade junge Männer, deren Ehefrauen und teilweise auch Kinder noch in den Unrechtsländern zurückgeblieben sind, die größten Anstrengungen unternehmen, Deutsch zu lernen, um dann einen Job oder eine Ausbildung zu bekommen, und dann eine ausreichend große Wohnung suchen, wenn sie die Chance auf Zuzug ihrer Familie sehen.

Diese große Motivation und das spätere Zusammenleben in der Familie, das sind wahrscheinlich die besten Voraussetzungen für die erfolgreiche Integration in unsere Gesellschaft. Welche Unmenschlichkeit! Aber auch was für ein schlimmer Fehler im Hinblick auf die Integration
dieser Menschen!