Im Jahr 2025 waren die Ehrenamtlichen so aktiv wie selten zuvor

Der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr blickt auf ein Jahr 2025 zurück, in dem die Ehrenamtlichen so aktiv waren wie selten zuvor. Viele Geflüchtete wie auch Einheimische nahmen an den Gemeinschaftsunternehmungen teil. Zudem waren die unterschiedlichen Projekte wieder sehr erfolgreich.

Die Fahrradwerkstatt erzielte wieder ein gutes Ergebnis, das Grundschulprojekt half etlichen Kindern, die Anforderungen der Schule zu bewältigen, und das Vorzeigeprojekt des Freundeskreises – das Café international – hatte Rekordzahlen zu verzeichnen, sowohl bei der Zahl der Gäste wie auch, vor allem, den Veranstaltungen im Café.


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Im zurückliegenden Jahr gab es so einiges zu stemmen.


Was rückläufig war, ist die Zahl der Teilnehmer an den Deutschkursen. Einerseits haben immer mehr Geflüchtete eine Arbeit gefunden und deshalb weniger Zeit für Kurse, auf der anderen Seite ist das Angebot an „offiziellen“ Kursen Gott sei Dank größer geworden. „Wir freuen uns über die wachsende Zahl unserer geflüchteten Freundinnen und Freunde, die uns stolz von ihren bestandenen B1 oder gar B2-Prüfungen berichten“, heißt es bei den Flüchtlingshelferinnen und -helfern.

Erstmals im Jahr 2025: Der Valentinstag spielt im Café international eine Rolle. – Fotos: Freundeskreis Flüchtlinge

Es war also ein Erfolgsjahr, auf das der Freundeskreis stolz sein kann und das dazu ermutigen sollte, sich weiter anzustrengen. Dazu gibt auch die Lahrer Öffentlichkeit Anlass, von der es Wohlwollen und Ermutigung gibt.

Allerdings gibt der politische Kontext, in dem die Ehrenamtlichen arbeiten, wenig Anlass zur Freude. Sie haben die verschärfte Flüchtlingspolitik der neuen Bundesregierung scharf kritisiert und vor allem auf die integrationsfeindlichen Maßnahmen und auf die rechtswidrige Verweigerung des Asyls an den deutschen Grenzen durch den Abschiebeminister Dobrindt hingewiesen.

Abgesehen von einem Telefonat mit dem SPD Bundestagsabgeordneten Johannes Fechner, der dieser Kritik voll zustimmte, aber auf den vergeblichen Widerstand seiner Partei als Minderheit in der Regierung hinwies, blieb der Protest der Flüchtlingshelfer – wie zu erwarten – folgenlos.

Bei der Demo für Freiheit und Demokratie war auch der Freundeskreis mit dabei.

Viele aus den Reihen des Freundeskreises nahmen an der Demonstration für Freiheit und Demokratie und gegen Rechts teil und erlebten die Solidarität der Menschen aller demokratischen Parteien gegen die braunen Entwicklungen in der Gesellschaft.

Leider waren auch auf lokalpolitischer Ebene entmutigende Entwicklungen hinzunehmen. Als geradezu katastrophal sehen viele – ebenso wie andere mit Geflüchteten befasste Organisationen und Einzelpersonen – die Entscheidung an, die Arbeit der Integrationsbeauftragten der Stadt Lahr, Charlotte Morton, zu beenden. Formal beschloss der Gemeinderat zwar „nur“ die Halbierung ihrer Stelle und die Umschichtung von 50 Prozent der Aufgaben auf eine andere Person, die bereits im Dienst der Stadt steht, scheinbar eine Sparmaßnahme also.

Es war aber schon lange bekannt, dass der wegen ihres Fleißes, ihres Einsatzes und ihrer Kompetenz hochgeschätzten Frau eine halbe Stelle nicht genügen würde. Es besteht deshalb die starke Vermutung, dass Frau Morton zu selbständig, zu aktiv und zu unbequem war, als dass sich die Verwaltungsoberen für den Erhalt ihrer Stelle eingesetzt hätten. Der Freundeskreis betrachtet ihren erzwungenen Weggang als großen Verlust für die Flüchtlingsarbeit und für Lahr.

Eine Wanderung auf den Schutterlindenberg war Teil des Sommerprogramms.

Trotz allem fällt die Bilanz des Freundeskreises in diesem Jahr sehr positiv aus, zum Beispiel bei einigen gelungenen Unternehmungen. Die Abendwanderung auf den Schutterlindenberg hatte viele begeisterte Teilnehmer, so dass sie sich hoffentlich zu einer alljährlichen Tradition entwickelt. Eine solche Tradition haben das alljährliche Sommerfest (wegen schlechten Wetters in diesem Jahr auf den Herbst verlegt) sowie der Besuch des Weihnachtsmarktes in Obernai, an dem dieses Jahr 50 Leute teilnahmen.

Zum Minigolf und Boulespiel im Friedrich-Maurer-Park traf sich eine bunt gemischte Gruppe der verschiedensten Altersgruppen. Ein internationales Gespräch über Literatur wurde initiiert und soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Es gab Treffen sowohl des Café-Teams wie auch der Mitarbeiter der Fahrrad-Werkstatt. Dabei kann gar nicht oft genug betont werden, dass inzwischen bei allen unserer Aktivitäten Geflüchtete intensiv mitarbeiten, teilweise die Initiative ergriffen haben. Das war von Anfang an ein wichtiges Ziel, auf dessen Erreichen der Freundeskreis stolz ist.

Auch Minigolf war mit im Programm.

Die meisten der Veranstaltungen fanden natürlich wieder im Café international statt. Dieses Jahr mussten sogar einige geplante Programmpunkte auf das kommende Jahr verschoben werden, um an den Nachmittagen dazwischen genügend Zeit und Gelegenheit zum „normalen“ Cafébetrieb zu lassen, das heißt zu Gesprächen und Spielen in der gewohnten entspannten Atmosphäre. Und auch Zeit für die ernsteren und dringlicheren Diskussions- und Beratungsgespräche in Flüchtlingsangelegenheiten.

Die Zahl der Cafénachmittage mit Programm war, wie gesagt, sehr hoch, die Themen von enormer Bandbreite: Vorträge zur Berufsausbildung, zur Situation in Syrien und zu einem religionsübergreifenden Thema; Wettbewerbe wie ein Schachturnier und ein Grundgesetz-Quiz; Konzerte mit Stubenmusik, Gesang und Stücken zur Querflöte; ein Valentinstag-Ball, der Besuch des türkischen Nikolaus mit Bescherung für die Kinder und mehr.

Café international mal anders: Das Team lässt es sich gut gehen.

Viele deutsche Helferinnen und Helfer waren zum Fastenbrechen der türkischen Community eingeladen. Der Freundeskreis nahm auch mit einem gemischten Team an einem Tag der Menschlichkeit des Clara-Schumann-Gymnasiums teil.

Die Fahrrad-Werkstatt war wieder erfolgreich und konnte die Finanzlage des Freundeskreises aufbessern, was dem Grundschulprojekts zugute kam. An die 200 Räder wurden instandgesetzt und an Migranten zu einem geringen Preis verkauft. Sogar der zurückgebliebene Metallschrott wurde noch verwertet und zu Geld gemacht. Es bahnen sich grundlegende Veränderungen an: Ein Verein soll die Arbeit in der Werkstatt organisatorisch und versicherungsrechtlich absichern, das Konzept der Werkstatt grundsätzlich verändert werden.

Fahrrad-Werkstatt mal anders: Eine Parkbank wird restauriert – für die Fitness-Anlage auf dem Flugplatz.

Ob darüber hinaus unsere gesamte Arbeit im Rahmen eines neu zu gründenden „Vereins Freundeskreis Flüchtlinge“ geleistet werden soll, wie einige (wieder einmal) vorschlagen, bleibt den Diskussionen im kommenden Jahr vorbehalten. Vielleicht würden dann ja – wegen der steuerlichen Absetzbarkeit von Zahlungen an einen gemeinnützigen Verein – wieder Spenden eintreffen, deren Zahl in diesem Jahr sehr gering geblieben ist.

Der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr geht jedenfalls zuversichtlich und mit Schwung ins neue Jahr. Gleich zu Beginn des neuen Jahres soll der erste Café-Nachmittag mit einer Neujahrs-Party für den nötigen Elan sorgen.