Café-Tagebuch

Das Café international im interkulturellen Garten ist das Herzeigeprojekt des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr und ein toller Erfolg. Das zeigt sich auch daran, dass dem Freundeskreis am 18. September 2023 für das Café der Ortenauer Integrationspreis verliehen worden ist. Einen detaillierten Eindruck davon, was an den Freitagnachmittagen des Cafés stattfindet, bekommt man, wenn man das Tagebuch liest.

Das Tagebuch dokumentiert viele Details aus dem Betrieb des Cafés, die ein rundes Bild dessen ergeben, wie der interkulturelle Austausch im interkulturellen Garten vor sich geht. – Foto: pixabay.de
TagebuchTagebuch
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2025

12. September 2025

Sprachspiele, Beratung, Diskussionen

Ein ganz normaler Café-Nachmittag: Wie meistens angenehmes Wetter, viele Stammgäste, dazu ein paar, wie Seher und ihre Schwester Sinan, die schon lange nicht mehr dabei waren und umso herzlicher begrüßt wurden; Sprachspiele, Beratung, Diskussionen.

Cihat Baris möchte als ehrenamtlicher Helfer an einer Schule oder einem Kindergarten arbeiten und dabei sein Deutsch verbessern. Er erhält Tipps, wie er das am besten anfängt. Yulia erklärt sich bereit, das Design für einen Flyer zu übernehmen, der für die geplante Ausstellung zu Thema „Zensur“ werben soll.

Und wie schon so oft, entwickelt sich ganz am Ende noch eine multinationale Diskussion, diesmal zum Thema Feminismus und zur „positiven Diskriminierung“.

Der Sandkasten bietet viele Spielmöglichkeiten, bleibt an diesem Tag aber verwaist. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

5. September 2025

Der Duft der Grills macht Appetit

Wie so oft hat der Volksmund Recht: „Nimm den Regenschirm mit, dann regnet es nicht“ heißt es. Und hätten wir heute nicht die große Plane, Befestigungsmaterial und eine Leiter mitgebracht, hätte uns sicher heftiger Regen das Sommerfest verdorben. So aber: Bei schönem Sonnenschein und angenehmer Temperatur genossen mehr als 70 Gäste, darunter etliche neue, unser Jubiläums-Sommerfest.

Ina hatte für die Dekoration gesorgt, Nirov und Mesud für Musik und Lust zum Mitsingen, und Lawrence scharte die Kinder um sich mit einem Mal-Programm, das sie so intensiv beschäftigte, dass es trotz ihrer großen Zahl erstaunlich ruhig zuging. Zur Belohnung bekamen alle ein Eis.

Der Duft des Grillguts und der Anblick der Vielfalt der Speisen des Büffets animierten zu kulinarischen Schlemmereien und zur Diskussion über ethnische Rezepte, zum Beispiel: Was macht einen badischen Kartoffelsalat aus?

Auch die Kinder hatten beim Sommerfest ihren Spaß. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Zehn Jahre Freundeskreis Flüchtlinge! Voller Stolz blickte man auf diese Jahre ehrenamtlicher Arbeit zurück und freute sich über die Gäste, die aus diesem Anlass zu uns gekommen waren. Julia, die Chefin der Sozialarbeiterinnen, brachte sogar ein Geburtstags-Geschenk mit: Zehn Gläschen Apfelgelee, die nun das Angebot unseres Büffets bereichern werden.

Besonders freuen wir uns über Ali, dessen Gesundheit wenigstens einen kurzen Besuch erlaubt, über Allas Schwägerin, die zu Besuch hier ist, über Maria, die neu in der Küche mithilft, und über Juliia (mit Tochter Vasylysa), die als Graphik-Designerin sich bereit erklärt, uns mit ihrem Können zu unterstützen.

Gudrun, Frau der ersten Stunde des Deutschunterrichts für Geflüchtete, regt die Einladung eines Experten an, der uns die Handhabung des Defibrillators im Interkulturellen Gartens erklärt. Das ließe sich möglicherweise gut mit einem Unterricht in Erster Hilfe verbinden.

Ein weiterer Vorschlag für einen Themen-Nachmittag im Café kommt von Yunus: Einladung eines Experten zum Thema Künstliche Intelligenz.

  • Ein Fotoalbum zum Fest gibt es hier.

29. August 2025

Das Mietrecht ist Gesprächsthema

“Das ist ja heute ein richtiger Kindergarten.“ So der Kommentar eines Gastes angesichts des Trubels durch die Vielzahl der Kleinen. Aber das war nicht negativ gemeint; sie beleben die Stimmung, und bei idealem Wetter ist im Freien genug Platz für alle.

Die Tische mit Kleidung und einer Vielzahl von Spielsachen zum Mitnehmen sind in kürzester Zeit leergeräumt.

Mietrechtsprobleme beschäftigen eine Gruppe von Geflüchteten und Deutschen. Die Bestimmungen über die Nebenkosten und erlaubte Umlagen auf die Mieter sind schon für uns Deutsche schwer zu verstehen; die Migranten haben es noch viel schwerer und erhalten offenbar in vielen Fällen gar keine Jahresabrechnungen, die ihren Verbrauch und die geforderten Zahlungen belegen.

Sieht beschaulich aus, die Themen haben es aber oft in sich. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Da lohnt es sich, unseren Rat zu befolgen und Mitglied im Mieterverein zu werden. Ob es wohl möglich ist, einen Vertreter des Mietervereins ins Café für ein Informationsgespräch einzuladen?

Ab jetzt kann man sich für die Teilnahme am Minigolf- und Boulespielen am Samstag, 13. September in die Liste eintragen. Und auch für das Literaturgespräch am darauffolgenden Tag haben sich einige angemeldet und nehmen die ausgedruckten Texte mit.

Tahsin, der wegen eines anderen Termins am Literaturgespräch leider nicht teilnehmen kann, verblüfft mit seiner Kenntnis der Fabeln von Lafontaine. Er hätte sicher auch aufgrund seiner hervorragenden Deutschkenntnisse die Diskussion beim Tretenhof in Seelbach bereichert.

22. August 2025

Die Gäste üben sich in kunstvoller Schrift

Der Fahrradparkplatz hinter dem Sanitärgebäude ist überfüllt. So viele Gäste waren schon lange nicht mehr da. Darunter etliche neue, deren Namen erst später dokumentiert werden können – wenn sie wiederkommen.

Definitiv wiederkommen will Richala aus Togo. Sie spricht kein Deutsch, nur die Landessprache Französisch, aber Gott sei Dank ist Evelyne anwesend. Bei ihr wird sie wohl auch im Kurs Deutsch lernen.

Einer, der zum ersten Mal mit dem Rad ins Café gekommen ist, ist Loki, dreieinhalb. Sein Papa Daniel kommt dem Wirbelwind kaum hinterher, wie er alle Bereiche des Interkulturellen Gartens einschließlich des Sandkastens erkundet. Es wuselt nur so von Kindern.

Höhepunkt des Nachmittags und Teil unseres Sommerprogramms ist der Workshop zur Kalligraphie, den Selahaddins Schwiegersohn Ömer gestaltet. Er hat kartoniertes Papier und die geeigneten Stifte mitgebracht und malt den vielen interessierten Teilnehmern zuerst Linien, dann die Buchstaben des Alphabets und schließlich immer mehr Wörter zum Nachmachen auf seine große Vorlage – so schnell, dass manche frustriert aufgeben.

Der Freundeskreis in kunstvoll gestalteter Schrift – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Andere aber besitzen die Geduld und die sichere Hand und produzieren erstaunlich schöne Schriftzüge. Die herzeigenswerten Ergebnisse, Namen und „goldene Worte“, werden stolz mit nach Hause genommen.

Am stolzesten aber ist wohl Afsanehs kleine Tochter: Sie hat sofort von der großen Puppe, fast so groß wie sie selbst, Besitz ergriffen. Ob ihre Mama von ihrer Begeisterung für die doch recht kitschige blauäugige Blondine erfreut ist? Auch die anderen Spielsachen (zumeist in Pink und Hellblau), sind schnell vom Mitnahmetisch verschwunden.

Evelyne findet potentielle Teilnehmer für ihr Projekt einer Ausstellung zum Thema „Zensur“.

Und für das Literaturgespräch, das Yunus und Mustafa für den Samstag, 30. August, 15 Uhr, auf dem Tretenhof in Seelbach geplant haben, sind die mitgebrachten Kopien der vorgesehenen Texte schnell vergriffen. Diese vom englischen Original ins Deutsche übersetzten Texte, die O. Henry-Kurzgeschichte „Der Kaktus“ sowie die Fabel „Der Tiger, der König sein wollte“ von James Thurber, können auf Anfrage bei Heimfried Furrer, ihfurrer@t-online.de, angefordert werden.

  • Ein Fotoalbum zum Workshop gibt es hier.

15. August 2025

Wieder eine Familie komplett

Nur wenige Gäste lassen sich nicht von den Unwetterwarnungen abschrecken. Tatsächlich ist es zwar extrem schwül, aber es gewittert nicht, und im Schatten lässt es sich einigermaßen gut aushalten.

Neu im Café ist Sükran, die Frau von Abdurrahman, zusammen mit den Kindern Fatih, Ahmet und Reyyan. Sie sind erst vor kurzem nach Deutschland zum Vater und Ehemann nach Deutschland gekommen. Fatih findet schnell Anschluss zu Adam, den er im Schach bezwingt. Dieses Spiel ist international, und auch für zwei Spieler geeignet, die sich gar nicht sprachlich verständigen können.

Reyyan überwindet ihre Schüchternheit und bedient sich bei den Spielsachen, die wir von Anita aus der Mediathek bekommen haben. Alle drei Geschwister erwarten gespannt den Beginn ihres Schulunterrichts an der Verbundschule und der Schutterlindenbergschule.

Wenig los, weil es zu schwül ist und Unwetter angesagt sind. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Lucie wird mit guten Wünschen für ihr Studium in Aix-en-Provence verabschiedet. Sie wird uns während ihres Studienjahres im Café fehlen.

Bei der Hilfe für Mohammed, der seinen Einbürgerungsantrag schon perfekt ausgefüllt hat, bleibt allein die Frage zu klären, was bei den Punkten „strafrechtliche Verurteilungen“ und „Ermittlungsverfahren“ einzutragen ist. Dem deutschen Helfer wird dabei wieder einmal deutlich, mit welchen nach unseren Rechtsvorstellungen absurden Anschuldigungen man in einem Unrechtsstaat zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt werden kann.

Da ist es wichtig, dass man in Deutschland gute Anwälte findet, die den so Verfolgten zum Schutz in unserem Land verhelfen. Wir wollen dazu eine Liste der Rechtsanwälte erstellen, die kompetent und erfolgreich für unsere geflüchteten Schützlinge gearbeitet haben. Die ersten Namen stehen bereits auf der Liste, die dann allen für die Beratung zur Verfügung gestellt werden sollen.

Evelyne sucht Mitstreiterinnen und Mitstreiter für ihre geplante Ausstellung zum Thema Zensur und hat bereits einige gefunden. Sie ist voller Energie und hat immer gute Ideen. Ihre Bilder-Ralley zum Interkulturellen Garten sowie Denksportfragen hat sie ins Café mitgebracht.

Trotz der Hitze sind wir nicht zu erschöpft, über so wichtige Fragen wie das Rauchen, das Deutsch-Lernen und das Für und Wider des Frisörbesuchs zu diskutieren – mit der dem Klima angemessenen Gelassenheit und Heiterkeit, versteht sich.

8. August 2025

Stöhnen über die Hitze

Neue Gäste unter den gut 45 Anwesenden: ein afghanisches Paar mit acht Kindern, fünf Mädchen und drei Jungen. Außerdem Maria, die beim Deutschland-Spiel mitmacht und den ukrainischen Frauen hilft, die manchmal zu langen und zu schwierig formulierten Fragen zu verstehen.

Die Ukrainerinnen und auch Ayzegül mit ihren Töchtern zeigen großen Eifer beim Wörterlernen mit den Bild-Wort-Karten, bemühen sich sogar, mit jedem deutschen Wort einen Satz zu formulieren. Yuliia hat ihre beiden Kinder dabei, und die großen Jungen von Alla und Yuliia helfen beim Vorlesen der Fragen auf den Spielkarten.

Die Suche nach Rechtsanwälten, mit denen Geflüchtete gute Erfahrungen gemacht haben, bringt wenigstens einen Teilerfolg: Bilal weiß, dass Majid sich an einen Anwalt gewandt hat; der ist aber heute ausnahmsweise nicht da.

Viele Fahrräder auf der Nordseite des Gebäudes bedeuten viele Gäste. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Einige interessieren sich für die Wanderung am nächsten Montagabend, bei der Waltraud eine Gruppe auf den Schutterlindenberg führen wird. Es gibt Anmeldungen.

Hat man die letzten Tage über die niedrigen Temperaturen geklagt, stöhnen manche heute schon wieder über die Hitze (immerhin gut 30 Grad), und Alona plagt starkes Kopfweh.

Eigentlich ist um 18 Uhr Schluss mit dem Café. Das ist nicht immer so einfach. Dann zum Beispiel, wenn Lucie – Deutsche mit französischem Namen und der Sprache des linksrheinischen Nachbarn mächtig – und ihr Freund Wilfrid – Franzose mit deutschem Namen – sowie Afsaneh und Milad aus Afghanistan ins Gespräch kommen und Wörter und kleine Redewendungen auf Französisch und Persisch austauschen. Das geht so lange, bis der Café-Chef nun aber endlich abschließen will und einschreitet – auf Deutsch.

1. August 2025

Ukrainerinnen und Türken verständigen sich

Alle sind enttäuscht, dass das Sommerfest abgesagt werden musste, aber spätestens ab dem Einsetzen des immer stärker werdenden Regens nach 17 Uhr mit der Entscheidung einverstanden.

Traurig ist vor allem Lucie, die eine Freundin mitgebracht hat: Sie wird wahrscheinlich schon zu ihrem Auslandsstudium abgereist sein, wenn wir das Fest nachholen. Auch Hildegard, zum ersten Mal im Café, ist enttäuscht; sie war gekommen, weil Phoebe ihr Tanzen in Aussicht gestellt hatte. Aber sie ist beeindruckt vom Deutsch der Gäste aus den verschiedenen Ländern. Vor allem verfolgt sie interessiert das intensive Gespräch der fünf Ukrainerinnen mit den Männern aus der Türkei und dem Iran und staunt darüber, wie gut die Verständigung klappt, natürlich auch unter Verwendung der Übersetzungs-Apps auf den Handys.

Vor allem Anna, am Vormittag zum ersten Mal im zurzeit nur von Ukrainerinnen besuchten Sprachkurs, macht Gebrauch von den Bildkarten zu Deutschlernen und animiert die anderen zum Mitmachen.

Kinder gestalten zusammen mit Ina Grußkarten. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Heute gibt es viel Obst – mitgebrachte Birnen und Pflaumen und sogar Johannisbeeren, die eine der Gärtnerinnen gespendet hatte.

Bis zum Beginn des Regens spielen einige Kinder mit dem Tischkicker. Eine eifrige Kindergruppe um Ina bemalt derweil Grußkarten, die an die Bewohner von Heimen geschickt werden sollen.

Amir beklagt sich über die unsäglich lange Zeit, die Anträge und Anfragen beim Ausländeramt unbearbeitet liegenbleiben. Auch sein neuer Arbeitgeber hatte mit dringlichen Nachfragen keinen Erfolg. Ob sich nach der Initiative des Interkulturellen Beirats und der Diskussion im Gemeinderat etwas ändern wird?

Das Gespräch über das Literaturprojekt von Yunus, geplant am und noch nicht klar in der Gestaltung und im Ablauf, ist wieder einmal Anlass für eine Diskussion über die Gülen-Bewegung und die Ziele ihrer Anhänger, zu denen auch einige unserer Gäste zählen.

25. Juli 2025

Ein Negativrekord

Am Wetter lag es nicht, dass nur etwa 25 Gäste gekommen sind – ein Negativrekord. Und gut die Hälfte davon sind Deutsche. Die Stimmung leidet darunter nicht, und wir sind zuversichtlich, dass am kommenden Freitag zu unserem Jubiläums-Sommerfest wieder viele Teilnehmer kommen werden, darunter hoffentlich auch etliche neue Gäste.

Alle freuen sich, dass es Ali gesundheitlich wieder etwas besser geht, sogar so gut, dass der Arzt ihm für den Flug nach Ägypten grünes Licht gegeben hat. Zum wiederholten Mal wird er in Kairo versuchen, den zahlreichen seiner Verwandten zu helfen, die aus dem Sudan geflohen und nun in Ägypten gestrandet sind.

Nicht viel los im Garten; da kann man sich in Ruhe mal die neue Hausordnung ansehen. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

In der kleinen Gruppe der alten Männer um oder über die 80 Jahre sind die zunehmenden Krankheiten im Alter Thema, aber auch die deprimierende Tatsache, dass das Gedächtnis nachlässt. Aber der Humor ist ungebrochen, und Lebenserfahrung und -weisheit nehmen zu.

Ali erzählt ausführlich die Geschichte Nasreddins von Vater, Sohn und Esel, deren humorvoll-philosophische Moral sagt, dass man es nie allen Menschen rechtmachen kann. Also, Mitstreiterinnen und Mitstreiter: Machen wir weiter und lassen uns nicht beirren.

Manchmal hat ein schwaches Gedächtnis sogar einen positiven Effekt: Die unbekannte Ukrainerin kennt eine frühere Lehrerin, die wir hoffentlich für unser Grundschulprojekt engagieren können.

18. Juli 2025

Familientreffen-Atmosphäre

Den „Ton” beziehungsweise die Lautstärke geben an diesem wunderschönen sonnigen Nachmittag eindeutig die Kinder an. Es herrscht eine Familientreffen-Atmosphäre.

Aber auch einige neue Gäste beleben das Geschehen: Wir sind beeindruckt vom jungen Syrer Biwat, der in nur neun Monaten seines Aufenthalts in Deutschland die B1-Prüfung geschafft hat. Das zeugt von außerordentlichem Fleiß, aber natürlich braucht es auch eine sprachliche Begabung, die nicht jeder hat. Biwat lebt in einer Wohngruppe und ist mit seiner jungen Betreuerin Gloria im Café, wo sie sofort im regen Gespräch mit einer großen Gruppe von Stammgästen sind. Beide fühlen sich wohl und kündigen an wiederzukommen.

Themen in den Gesprächsgruppen sind zum einen natürlich das Stadtfest und der Markt der Kulturen tags darauf. Ein paar von uns werden kulinarische Beiträge zum Stand beisteuern, den wir uns mit der türkischen Gruppe um Mustafa und Yunus teilen. Viele werden morgen anwesend sein.

Auch die schwierige deutsche Sprache beschäftigt uns wieder. Muhammed kommt bei seiner Arbeit für die Stadt mit vielen Dialektsprechern zusammen und hat größte Schwierigkeiten, sie zu verstehen. Am „Bepperle“, das er irgendwo aufkleben soll, scheitert sein sonst so gutes Sprachverständnis. Da kann ihm auch seine Frau Pinar nicht helfen. Sie hat in kürzester Zeit B2 geschafft und besucht jetzt einen C1-Kurs. Ihr Ehrgeiz ist groß, und sie vereinbart ein zusätzliches Einzel-Training für die C1-Prüfung.

Bei sonnigem Wetter ist der Schatten begehrt. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Afsaneh hat ihre iranische Freundin Sorour mitgebracht. Die Gespräche im Café sehen beide als gute Gelegenheit an, ihr Deutsch zu üben und zu verbessern. Wie kann man am besten seinen Wunsch, eine Arbeit mit Kindern aufzunehmen, in die Realität umsetzen? Darum geht es, und wieder spielt das erreichte oder zu erreichende Sprachniveau eine große Rolle. Tagesmutter als Selbstständige oder in einer Organisation, was sind jeweils die Bedingungen? Julyia aus der Ukraine hat sich entschieden und wird bald in einer Gruppe als Betreuerin für Kinder arbeiten.

Zum ersten Mal besucht uns auch Dominikus, der beim Landratsamt beschäftigt ist. Er hat als Teilnehmer beim ökumenischen Gottesdienst im Stadtpark vom Café gehört und beschlossen, sich selbst ein Bild zu machen. Sein Interesse an unserer Arbeit ist groß, ebenso wie seine Bereitschaft, auch über die Migrationspolitik der Regierung zu diskutieren – aus seiner Sicht und Erfahrung nicht ganz so kritisch wie die Stellungnahme des Freundeskreises.

Apropos ökumenischer Gottesdienst: Auch Heimfried uns Klaus waren bei diesem Gottesdienst im Stadtpark mit dabei. Dort stellten sie das Projekt Café international vor. Der Grund: Die Kollekte der rund 220 Gottesdienstbesucher sollte an diese Einrichtung des Freundeskreises gehen. Es sei eine niedrige vierstellige Summe zusammen gekommen, hieß es ein paar Tage später von Seiten der evangelischen Kreuzgemeinde. Das ist ein Segen, denn die Spenden, von dem das Café lebt, sind rückläufig. Gleichzeitig steigen die Kosten für Lebensmittel zum Teil erheblich.

11. Juli 2025

Rege Diskussionen

Von allen Seiten gibt es Lob für die tolle Stimmung im sonnigen Garten, und auch die Schattenplätze unter den Bäumen werden wieder aufgesucht.

Unter den Gästen, knapp 40 an der Zahl, ein paar neue, durch deren Neugierde und intensives Nachfragen sich schnell ein intensiver Austausch und rege Diskussionen entwickeln. Weil Alois („Alis“) Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage ist, war das Gespräch fast zwangsläufig schnell beim Thema „Vielweiberei“ – und wir lernten von Alis: „Mormonen“ heißen die Mitglieder dieser Kirche in Deutschland schon lange nicht mehr, und ein Mann kann auch immer nur eine Frau heiraten.

Und Baris, zwar aus der Türkei, wo ebenfalls seit langem nur die Einehe erlaubt ist, konnte bestätigen, dass in einigen anderen muslimischen Ländern ein Mann ebenfalls immer noch bis zu vier Frauen heiraten darf. Und auch die „Zeitehe“, die auch für nur ein paar Stunden abgeschlossen werden kann, gibt es in schiitischen Ländern wie Iran noch.

Es ist interessant, dass sich einige der uns bekannten Gäste des Cafés der Kirche angeschlossen haben, zu der Alis gehört. Ob da die Aussicht auf Unterstützung ein Motiv ist? Die Kirchenmitglieder sind da möglicherweise zu Recht misstrauisch.

Für Alaa, der wie Baris nach beendeter Arbeit für die Firma beziehungsweise für das Studium aus Freiburg abends noch eine Zeitlang ins Café kommt, ist die von uns heftig kritisierte Neuregelung in der Migrationspolitik ein heftiger Schlag: Als Syrer soll er Frau und Sohn, die er seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hat, nicht nach Deutschland nachholen dürfen. Wir hoffen mit ihm auf eine Sondergenehmigung und wollen versuchen, ihm zu helfen.

Unser Sommerprogramm liegt im Café aus und wird Interessenten zugeschickt. Zum Sommerfest wollen wir prominente Persönlichkeiten und die Presse einladen. Waltraud hat Kontakte zu Radio Ohr und wird da ebenfalls eine Einladung hinschicken.

Yunus wird Klaus und Heimfried zum evangelischen Gottesdienst im Stadtpark begleiten (Sonntag, 10 Uhr, beim Pavillon), denn die Kollekte soll dem Café zugute kommen.

Patrick, ehemaliger Schüler des Max-Planck-Gymnasiums, zeigt großes Interesse an unserer Arbeit und wird in Zukunft mitarbeiten.

Während die Erwachsenen schwierige Themen wälzen, verlegen sich die Kinder auf leichtes Spiel im Sandkasten. – Foto: privat

4. Juli 2025

Wenn man Rat oder Hilfe braucht

Schwarmintelligenz – was hat die mit dem Café International zu tun? Nun, sie ist auch ein Phänomen, das in der Künstlichen Intelligenz eine Rolle spielt. Und die ist, zum wiederholten Mal, Thema der Diskussion, bei der es darum geht, inwieweit sie beim Deutschlernen hilfreich sein kann. Pinar zum Beispiel nutzt sie. Sie hat in weniger als zwei Jahren, die sie jetzt in Deutschland ist, das C1-Niveau erreicht – das ist eine fast unglaubliche Leistung.

Aber auch ganz praktisch geben einige Gäste heute ein Beispiel dafür ab, wie nützlich es ist, einen sehr heterogenen Kreis von hilfsbereiten und zugewandten Personen zur Verfügung zu haben, wenn man Rat oder Hilfe braucht: Welche Freiheiten sollte meine zwölfjährige Tochter genießen dürfen, und wie kann ich meine Sorge und Angst als Mutter überwinden? Oder: Wo finde ich einen einwöchigen Praktikumsplatz für mein 15-jähriges Kind, das Erfahrungen mit Physiotherapie, aber auch mit Ernährung sammeln möchte?

Wieder mal im Einsatz: Tischfußball – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Negativ dagegen das Urteil eines nach Alter, Nationalität und Geschlecht gemischten „Schwarms“ über das neu angeschaffte „Integrationsspiel Leben in Deutschland“: ziemlich langweilig, teilweise banal.

Das Wetter ist heute zwar wieder warm, aber nicht mehr so drückend heiß, und fast alles findet im Freien statt; auch das Tischfußballspiel wird von den Kindern in den Garten geholt. Neu angekommene Kinder werden schulisch beraten, Tipps für das Sprachenlernen gegeben, nützliche Internetadressen ausgetauscht.

Klaus hat unser Sommerprogramm um den ersten Termin für einen Literaturkreis erweitert. Vorläufiger Plan: Auf Vorschlag von Yunus soll als Erstes eine Kurzgeschichte von O’Henry Thema des Literaturgesprächs sein. Näheres zum Sommerprogramm und zum Literaturgespräch wird noch bekanntgegeben.

27. Juni 2025

Pläne für das Sommerfest

Das Café lebt von den Gästen. Und zwei Arten von Gästen sind immer eine besondere Freude: Zum einen die zum ersten Mal erscheinen, vor allem, wenn sie aus einem Land kommen, das noch nie im Café vertreten war. Heute ist das Göcher aus Turkmenistan. Sie überrascht uns mit ihrem guten Deutsch – obwohl sie noch nie einen Kurs besucht hat und nur ganz allein zu Hause gelernt hat. Aber sie will mehr: Sie wird in die beiden Deutschkurse in der Gutleutstraße kommen und hofft auch, in den Gesprächen im Café ihre Sprache zu verbessern.

Und Mustafa kommt in Begleitung von Gökalp, der einen neuen Job und eine Wohnung gefunden hat, Voraussetzung für den Nachzug seiner Familie. Er bittet um Unterstützung bei der Kaution.
Aber auch wenn „alte Hasen“ wie Ali wieder auftauchen, freuen sich alle: Es ist der älteste von uns, und es geht ihm gottseidank gesundheitlich wieder ein bisschen besser. In seinem bunten afrikanischen Hemd sieht er blendend aus und bekommt vor allem von den Frauen Komplimente, die sich auch von den deutschen Männern etwas mehr Farbe wünschen.

Draußen unter dem Schattenbaum gibt die Gruppe am großen Tisch ein schönes Bild ab: Alter von 7 bis 70 Jahre, Herkunft Iran und Deutschland, sind sie in das Memory-Spiel versunken und lernen dabei die heimische Fauna kennen.

Während die Erwachsenen plaudern, spielen die Kinder im Sandkasten – vor der Sonne geschützt durch große Schirme. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Klaus hat unser Sommerprogramm ausgehängt, und das sieht so aus: Neben der Teilnahme am Fest der Kulturen am Samstag, 19. Juli (gemeinsam mit der türkischen Gruppe um Mustafa und Yunus) gibt es eine Abendwanderung auf den Schutterlindenberg (Montag, 11. August), einen Kalligraphie-Workshop im Café am Freitag, 22. August, und einen Samstagvormittag mit Minigolf und Boule im Friedrich-Maurer-Park am 13. September.

Vor allem aber wollen wir das Jubiläum des Freundeskreises Flüchtlinge feiern: Unser Sommerfest im Interkulturellen Garten am Freitag, 1. August, steht im Zeichen unseres zehnjährigen Bestehens und soll für Kinder und Erwachsene ein paar Highlights beinhalten: Kinder werden geschminkt (Lucie), dieser Programmpunkt steht bereits fest; Musik und Hennabemalung sind angedacht, und es wird neben den gegrillten Speisen und Salaten auch Eis für die Kinder geben. Ideen und konkrete Angebote für Beiträge werden noch gesammelt.

Yunus und Mustafa planen eine Art literarischen Salon, in dem Bücher gemeinsam gelesen und diskutiert werden. Das Treffen ist für Samstag, 30. August, geplant. Auch hierfür können sich noch Interessenten mit Ideen melden.

20. Juni 2025

Zeitungsartikel bestimmen die Gespräche

In dieser Woche geben mehrere Berichte in der Badischen Zeitung Anlass zu Gesprächen, leider nur teilweise zu Freude. Ein Bericht über unsere langjährige Freundin Oleksandra (Sascha) und ihr soziales Engagement sowie ein paar Tage zuvor der Artikel über Hatice und Yunus erinnern an ihre Verbindung zum Freundeskreis Flüchtlinge (Teilnahme an unseren Sprachkursen, Besuche im Café, Engagement für andere Geflüchtete) und bestätigen uns wie auch der Öffentlichkeit, wie hilfreich und wirksam unsere Arbeit ist.

Leider führt der Bericht über Alaa den Lesern die negativen Seiten des Flüchtlingsdaseins vor Augen: Frustriert darüber, dass er so lange keinen Deutschkurs bekommen hat und bei den Behörden schon so lange hingehalten wurde, hat er resigniert und beschlossen, wieder nach Syrien zurückzukehren. Nach so langer Zeit des vergeblichen Wartens und im Hinblick auf die beschlossene Aussetzung des Familiennachzugs für Syrer hat sich die Chance auf ein Wiedersehen mit seiner Familie auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. (Für alle, die ihn nicht kennen: Es handelt sich nicht um seinen syrischen Namensvetter, den die Café-Besucher gut kennen.)

Das Integrationsspiel Leben in Deutschland wird getestet. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Freudige Nachricht bringt Tahsin mit. Das Verwaltungsgericht hat ihm die subsidiäre Anerkennung (das heißt Flüchtlings-Eigenschaft) zugesprochen. Es ist völlig unverständlich – und hat den deutschen Steuerzahler viel Geld gekostet – dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge durch seine vorausgegangene negative Entscheidung das aufwendige Verfahren verursachen konnte. Der Mann war politisch verfolgt, zu Unrecht inhaftiert und im Gefängnis misshandelt worden.

Wir testen das neue Integrationsspiel „Leben in Deutschland“ und müssen leider feststellen, dass nicht alles so klappt wie erhofft. Das Vorlesen der teilweise komplizierten Fragen und langen Antworten überfordert Mitspieler, die nur wenig Deutsch können. Die lauten Gespräche im Umfeld des Spiels erschweren dabei das Verständnis. Und alles wird dadurch mühsam und langatmig. Aber mit einigen Veränderungen in den Bedingungen wird es besser klappen.

Und zuletzt hat uns Lucies Arbeit einen interessanten neuen Gast beschert: Iris von der Geroldsecker Schule bringt Bücher mit und informiert sich über unser Grundschulprojekt. Sie wird uns über Migrantenkinder an ihrer Schule informieren, die Förderung brauchen.

13. Juni 2025

Viele Ideen für Aktionen und Projekte

Ein extrem heißer und schwüler Nachmittag im Café. Die Kinder haben es am besten: Im Plastik-Planschbecken lässt sich die Hitze am angenehmsten ertragen, und besonders Yasmina will gar nicht mehr rauskommen. Stolz führt sie auch vor, wie lange sie tauchen kann – im 30 Zentimeter tiefen Wasser. Was das Klima dieses Tages zusätzlich etwas abmildert, sind zwei große Sonnenschirme, die der Interkulturelle Garten angeschafft hat und die jetzt auf der Wiese nördlich des Hauses aufgestellt werden.

Dass trotz der Hitze viel gegessen wird, liegt daran, dass Waltraud, Lucie und Amani Waffeleisen mitgebracht haben und alle mit köstlichen Waffeln versorgen, auch die, die es lieber salzig mögen. Und am türkischen Lahmancur. Der ist Anlass für Vergleiche der Küchenkulturen: Die auch als „türkische Pizza“ bekannte Speise hat natürlich Gemeinsamkeiten mit der italienischen Variante, ist aber stärker auf den dünnen Hackfleischbelag festgelegt. Und von badischer Seite wird dann auch der Flammkuchen ins Gespräch gebracht, der unseren migrantischen Gästen nicht bekannt ist.

So lässt es sich mit der Hitze leben: Der Sonnenschirm beschattet das Planschbecken. Vier starke Männer haben den Schirm aufgebaut. – Fotos: Freundeskreis Flüchtlinge

Mithilfe des Smartphones kann man sich im Nu alle Fladengerichte im Bild vor Augen führen. Weiter geht’s für die Gourmands mit Maultaschen und dann mit Blick auf das heiße Wetter auf leckere Salate. Kein Wunder, dass das reichliche Buffet am Ende wieder fast leergeputzt ist.

Kadir hält das Gespräch unermüdlich in Gang. Vom Flammkuchen und den Maultaschen kommt er auf eines seiner Lieblingsthemen: Dialekte und Sprachvergleiche. Und dann zeigt er, dass er auch ein hervorragender Schachspieler ist, und schlägt den versierten Momo in einem spannenden Spiel.

Und wie fast immer ist das Café auch wieder Büro, Anlauf- und Beratungsstelle: Geldsorgen und Probleme mit den Behörden, Fragen nach geeigneten Rechtsanwälten, zum Beispiel bei Ablehnung des Asylantrags, Absprachen zum Markt der Kulturen und so weiter.

Weil in den kommenden Wochen so viele Veranstaltungen geplant sind (Markt der Kulturen, Waltrauds Wanderung auf den Schutterlindenberg, der Grilltreff der Frauen, das Sommerfest, das Minigolf- und Boule-Spielen im Friedrich-Maurer-Park), schlägt Yunus einen Kalender vor, in den alle Termine eingetragen werden. Vorschlag dankbar angenommen.

Waltraud, Lucie und Amani (von links) backen trotz der Hitze Waffeln ohne Ende.

Es ist auch Junus, der mit weiteren Vorschlägen aufwartet. So schlägt er vor, im Café einen Kalligrafie-Workshop anzubieten. Der Schwiegersohn von Selahaddin ist in der Kunst des schönen Buchstabens bewandert. Unter seiner Anleitung könnten schöne Lesezeichen entstehen.

Und die braucht man auch, wenn man einem weiteren Vorschlag von Junus folgt. Er stellt sich einen stillen, inspirierenden Ort vor, am besten im Wald, an dem Einheimische und Migranten zusammen Bücher lesen und auch daraus vorlesen. Es soll über diese Bücher dann auch gesprochen werden.

Man sieht: Es gibt noch viele zu tun.

6. Juni 2025

Weng los – wegen des Opferfests

So wenige Gäste haben selten das Café besucht. Lag es am Wetter? Einige kamen total durchnässt an, weil es immer wieder regnete und zwischendurch sogar richtig schüttete. Die Pfingstferien haben begonnen, aber es sind wohl nicht so viele Eltern heute schon mit ihren Kindern in die Ferien gefahren, schon gar nicht die Flüchtlingsfamilien. Ausschlaggebend war wohl das muslimische Opferfest, einer der beiden wichtigsten Feiertage im Islam; da gehen viele in die Moschee, so wie eine ganze Gruppe unserer Stammgäste, die auf dem Weg zum Freitagsgebet nur kurz im Café vorbeischauten.

Die Deutschen, weitgehend unter sich, schwelgten in Erinnerungen. „Weißt du noch …?“, „Erinnerst du dich noch an …?“ – so begannen viele der Rückblicke der Pioniere der Flüchtlingsarbeit in Lahr, darunter einige, die schon vor der Gründung des Freundeskreises Flüchtlinge Ende 2014 sich in den Unterkünften engagiert hatten.

Frustrierende Kämpfe und deprimierende Erfahrungen mit unerfahrenen Angestellten des Landratsamtes, neue Aufgaben und Herausforderungen auf völligem Neuland für die engagierten Helfer und Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen – wir lernten immens viel und erlebten vor allem Neues und oft Positives, manchmal sogar Beglückendes.

Ungewohntes Bild im Café: leere Stuhlreihen Foto Freundeskreis Flüchtlinge

„Wie hieß noch einmal die nigerianische Frau, die ihr Neugeborenes „Endurance“ (Durchhaltevermögen) nannte, und für die ich als Zeuge und Übersetzer bei der Vaterschafts-Anerkennung fungierte? … Erinnert ihr euch noch daran, wie die afrikanischen Eltern ihr erstes Kind behandelten, die dann noch zwei weitere hier in Lahr bekamen? … Die Idee mit der Kleiderkammer habe ich aufgegeben, weil viele der Klamotten auf dem Müll landeten. … Die Flüchtlingsgruppe in der Willy-Brandt-Straße hatten eine gut funktionierende Gemeinschaft, für die eine ältere Frau den Einkauf und das Kochen für alle übernahm. … Was ist aus dem georgischen Pärchen geworden, die in Lahr ein Kind bekamen? … Ist es nicht toll, dass H. und T. jetzt im Abitur sind und N. es geschafft hat und nun im Landratsamt arbeitet? … Was war das für eine wilde Party in der Turnhalle des IBG, in der so viele Afrikaner und Pakistani untergebracht waren! … H. hat es geschafft: Seine Frau ist mit dem zweiten Kind aus der Türkei in seine neue Wohnung zu ihm gezogen, er hat die Ausbildung beendet und einen guten Job, sein erster Sohn sehr erfolgreich in der Schule …“

Natürlich waren da nicht nur die Deutschen. Kadir berichtet über die höchst unterschiedlichen Bräuche bei Hochzeiten in der Türkei (in tadellosem Deutsch). Es gibt Bitten um finanzielle Unterstützung für Führerscheingebühren und Heizkostennachzahlungen. Puzzles für die Jüngste, russisch-iranische Schachpartien, Ballspiel im Regen, Fragen einer besorgten Mutter zur Benotung im deutschen Schulsystem sowie sicher noch manches andere Gespräch haben in der ruhigen Atmosphäre in der kleinen Zahl der Gäste genügend Zeit und Raum.

30. Mai 2025

Angeregte Diskussionen

Trotz des immensen plötzlichen Temperaturanstiegs auf 25 Grad Celsius und verschiedentlichen Klagen über Kopfweh gibt es in den Gruppen im Schatten angeregte und höchst interessante Diskussionen.

Wie so oft drehen sie sich um die für Ausländer schwierige deutsche Sprache: Ist sie wirklich schwerer zu lernen als zum Beispiel Englisch oder Französisch? Je nach kulturellem Hintergrund fließen die unterschiedlichsten Erfahrungen und Meinungen in die Diskussion ein, in der auch Türkisch, Kurdisch und Arabisch eine Rolle spielen. Das Gespräch zeigt, welches erstaunliche sprachliche Niveau im Deutschen einige unserer Gäste schon erreicht haben.

Und die Möglichkeiten, die KI in verschiedenen Apps für Übersetzungen, aber auch für die mündliche Kommunikation bietet, werden intensiv genutzt. Denn die Motivation, auch die Tests für höhere sprachliche Abschlüsse wie B2 oder sogar C1 zu wagen, ist bei etlichen unserer Gäste vorhanden. Tipps für Übungsmöglichkeiten werden dankbar angenommen; zum Beispiel: Wer bei Google „daf B2 (oder auch C1) übungen / test / grammatik“ oder Ähnliches eingibt, findet eine Menge hilfreiches Material dazu.

Amani (rechts) ist neu zum Theken-Team dazugestoßen, sie unterstützt an diesem Tag Eva-Maria. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Halimes Schilderung der Selbstzweifel von Migrantenkindern in einer deutschen Schulklasse ist beeindruckend und zeigt, dass auch ohne Diskriminierung oder Mobbing ein Kind aus einer anderen Kultur Probleme haben kann, einfach weil es sich als „anders“ empfindet. Das hat nicht nur mit dem Aussehen, insbesondere der Haarfarbe zu tun, das insbesondere wohl bei Mädchen eine Rolle spielt, sondern mit dem Bewusstsein, neu in ein bisher unbekanntes Umfeld geraten zu sein. Verständnisvolle und einfühlsame Lehrerinnen und Lehrer sind da gefragt.

Dass es auch unter Migranten sehr kontroverse Meinungen zum Zuzug von neuen Geflüchteten gibt, zeigt sich bei der Diskussion über das Regierungsprogramm und die darin angekündigten Änderungen in der Migrationspolitik: Der Familiennachzug von Geflüchteten mit sekundärem Schutz soll abgeschafft werden. Dazu gibt es extrem gegensätzliche Meinungen. Die Einen sind entsetzt darüber, dass damit die Integration in einem ganz entscheidenden Punkt erschwert wird; auf der anderen Seite wird argumentiert, dass alles getan werden müsse, dem Zustrom neuer Geflüchteter Einhalt zu gebieten.

Dass jemand, der selbst vor Jahren nach Deutschland gekommen ist, letztere Meinung vertritt, ist verstörend, auch, und vor allem, weil sich in der Diskussion zeigt, dass die populistischen Sprüche über arbeitsscheue, nicht integrationswillige und sogar kriminelle Menschen aus bestimmten Herkunftsgebieten sogar bei Flüchtlingen selbst Wirkung zeigen, wenn sie lange genug in Deutschland gelebt haben.

Auf ganz anderer Ebene bewegt sich das Gespräch über kulinarische Themen, so zum Beispiel über grüne Mirabellen, manchen eine Delikatesse, für andere ungenießbar. Der Wunsch, auch in der neuen Umgebung noch über das Essen Heimatliches zu bewahren, ist ausgeprägt.

23. Mai 2025

Ein Quiz zum Grundgesetz

„Wie lautet der erste Satz des Artikel 1 des Grundgesetzes?“ Diese Frage bereitete keinem der Teilnehmer am Grundgesetz-Quiz ein Problem. Alle zwölf Zweier-Teams, die am Quiz im Café teilnahmen, hatten auch mit den weiteren neun Fragen zu den Grundrechten keine Schwierigkeiten. Jeweils eine muttersprachlich oder mindestens sehr gut Deutsch sprechende Person zusammen mit jemandem, der noch nicht so fit im Deutschen ist, wetteiferten um die Plätze und Preise, und der Ernst und Eifer der Teilnehmenden war bewundernswert.

Die Idee war, dass als Beitrag des Freundeskreises zur „Woche der Demokratie“ alle sich intensiv mit dem Grundgesetz beschäftigen sollten. Jeder bekam dazu eine Textausgabe des Grundgesetzes geschenkt, mit deren Hilfe die Fragen beantwortet werden sollten. Nicht Wissen, sondern Studium der Verfassung war gefordert. Das überraschende Ergebnis: Die ersten drei Plätze belegten Kadir mit Milad (beide Türkei), Alla (Ukraine) sowie Ferdi (Türkei) noch vor dem ersten gemischten Team Majid und Gabi.

Eifrig beim Studium des Grundgesetzes: Gäste des Cafés international – Foto: privat

Sie alle erzielten mindestens 18 der 20 möglichen Punkte, das heißt, sie waren auch bei den Fragen 11 bis 20, die von den organisatorischen Bestimmungen handeln und weitaus schwieriger zu beantworten waren, erstaunlich erfolgreich. Hier ein Beispiel für eine der schwierigeren Fragen: „Kann das Grundgesetz geändert werden? Wenn ja, wie?“
Die Kommentare der Teilnehmer waren durchweg positiv, man habe Interessantes gelernt und sich intensiv mit der Partnerin / dem Partner über die Themen unterhalten. Genau dies war ein zweites Ziel der Veranstaltung. Einige erklärten sogar, dass sie sich zuhause weiter mit dem Grundgesetz auseinandersetzen wollten.

Und Halime, Yevheniia und Fatima überraschten damit, dass sie sich die ersten zwölf Artikel auswendig gemerkt hatten, indem sie eine durch Bilder unterstützte Technik anwendeten, die sie gerade gelernt hatten: Artikel 1 („gerade und aufrecht wie eine Eins, also würdevoll, also die Würde des Menschen“), Artikel 2 („man kann aus einer Zwei leicht einen Schwan zeichnen, also einen Vogel, ein Symbol der Freiheit“), Artikel 3 („die Drei ist schön, wenn, wie bei einem Popo oder einem Busen, die beiden Teile gleich sind, also Gleichheit“), und so weiter …

16. Mai 2025

Schach und matt

Äußerst geringe Anzahl an Themen im heutigen Tagebucheintrag; das heißt aber nicht, dass nicht viel los war – im Gegenteil.

Viele Gäste sangen Amani zum Geburtstag ein Ständchen, genossen die feinen Kuchen und im Garten das herrliche Wetter. Die Kinder aus den verschiedensten Ländern kennen einander inzwischen gut und tollen ausgelassen miteinander herum.

Bernd Emmelmann (Vierter von links) erklärt die Regeln des Turniers. – Fotos: privat

Aber ein einziges Thema stand im Vordergrund: das Schachturnier. Dreizehn Teilnehmer hatten sich vor einer Woche angemeldet, der jüngste sieben, die älteste 65 Jahr alt. Eine Jugendliche wurde nachträglich per Mail angemeldet. Also hatte vor Beginn Bernd Emmelmann, unser „Schachguru“, sieben Bretter mit den Figuren auf der langen Tischreihe und eine Turnierliste mit den Namen vorbereitet.

Aber es kam ganz anders: Sechs angemeldete Teilnehmer erschienen nicht, andere kamen neu dazu, so dass der unerschütterliche Bernd schließlich Spielerpaaren an acht Brettern die Regeln erklärte. Die meisten hatten noch nie nach den strengen Regeln mit der Uhr gespielt; trotzdem endeten nur vier der 32 Partien durch eine Niederlage wegen Zeitüberschreitung. Und Bernds lautes Kommando „Hände auf die Schenkel und den Mund zu!“ sorgte dann immer für die nötige Ruhe für den Beginn der vier Runden.

Alle Figuren stehen bereit, gleich geht´s los.

Melis, 14 Jahre alt, bei den Frauen und Khadir bei den Männern waren mit allen vier gewonnenen Spielen am erfolgreichsten, Nadia mit drei und eine größere Zahl, darunter auch Kinder, mit zwei gewonnenen Spielen durften sich unter den vielen Preisen einen aussuchen.

Es gab auch Tränen wegen eines verlorenen Spiels. Aber am Ende waren alle zufrieden, und Bernd wurde mit Lob und herzlichem Dank verabschiedet.

9. Mai 2025

Kein Preis, kein Problem

Ein halbes Hundert Gäste genießt das wie bestellte sonnige Wetter im Garten.

Dem tut auch die Nachricht, dass wir bei der Verleihung des Landesintegrationspreises in Bad Cannstatt am Donnerstag, 8. Mai 2025, leer ausgegangen sind, keinen Abbruch. Wie Waltraud berichtet, waren die wenigen Gewinner bereits im Voraus benachrichtigt worden – da hätten sie und Tahere sich die lange Anfahrt und die Kosten sparen können.

Waltraud (Dritte von links) und Tahere (rechts) haben den Freundeskreis in Bad Cannstadt vertreten. Was von der Preisverleihung bleibt, ist ein Foto mit dem Sozialminister; ganz links Bekannte aus Lahr: Pirmin Styrnol mit Freundin. – Fotos: privat

Ohne die beleidigte Leberwurst spielen zu wollen, fragt man sich auch, ob die Gesamtsumme der ausgeschütteten Preise in Höhe von 18 000 Euro nicht etwas dürftig ist für einen landesweiten Preis, ist doch allein dem Ortenaukreis die ehrenamtliche Arbeit für die Integration jedes Jahr die Hälfte dieser Summe wert.

Für das Schachturnier melden sich 13 Teilnehmer im Alter zwischen sieben und 65 Jahren an. Mal gespannt, wie unser Schach-Guru Bernd dieses Turnier am nächsten Freitag organisiert. Sylvia spendet ein Schachspiel im Taschenformat; um zuhause für das Turnier zu üben, wie sie sagt.

Wie fast jeden Freitag benötigt wieder jemand Hilfe beim Ausfüllen seitenlanger Formulare für eine Behörde – schwierig für einen Deutschen, eine unüberwindliche Hürde für einen Migranten.

Ina hat ein neues Sprach-Spiel mitgebracht. „Lingua“ spielt man so ähnlich wie „Scrabble“, und eine ukrainisch-kasachisch-deutsche Gruppe probiert es gleich mit großem Eifer aus. Es zeigt sich, dass auch jemand, der Probleme im Mündlichen hat, von seinem fleißig gelernten Wortschatz profitieren kann.

Café international as usual

Die im Grundschulprojekt engagierten jungen Leute treffen sich mit Heimfried zum gegenseitigen Kennenlernen und ersten Erfahrungsaustausch. Zu Lawrence, Arisha und Lina gesellt sich neu Tamaris; Eylin ist leider kurzfristig verhindert. Die Gruppe will sich in der Zukunft austauschen und von den jeweiligen Erfahrungen profitieren, gegebenenfalls auch füreinander einspringen.

Gespannt wartet man auf das für das Plenum geplante Gespräch mit Grundschulrektorinnen über das neue „Startchancen“-Programm des Landes: Welcher Bedarf besteht dann noch für unseren Einsatz für Grundschüler?

2. Mai 2025

Schachturnier und Grundgesetz-Quiz

Bei sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein – viele sagen schon, sie leiden unter der ungewöhnlichen Hitze – sucht man die Schattenplätze unter dem Vordach und dem großen Baum. Die Kinder freuen sich über den Fund eines zu Brei geschmolzenen vergessenen Schokoladen-Osterhasen. Die Nachfrage nach Getränken erreicht ein fast sommerliches Hoch.

Kein Wetter für anstrengende Hirnarbeit. Aber es soll ja wieder kälter werden. Und mit dem Schach-Lehrer und -Enthusiasten Bernd Emmelmann verabreden wir ein Schach-Turnier. Es soll am 16. Mai stattfinden, und Jung und Alt sind aufgerufen, sich mit anderen im Spiel der Könige zu messen. Bernd ist an vielen Schulen in Lahr als Schach-Coach engagiert, und wir erwarten auch Konkurrenz von außen. Kadir, neu im Café, erklärt spontan seine Teilnahme.

Jinan (links) und Mishame ergänzen künftig das Küchenteam des Cafés. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Mehmet sucht dringend nach Möglichkeiten, in Gesprächen sein Deutsch zu verbessern. Er besucht einen B1-Kurs und arbeitet darüber hinaus täglich noch mehrere Stunden mit seiner Tochter Melis an der Verbesserung seiner Sprachkompetenz. Er bemüht sich um eine ehrenamtliche Tätigkeit, zum Beispiel bei der Tafel, bei der er sein Deutsch verbessern kann. Da er von Beruf IT-Spezialist mit Erfahrung in der Vermittlung von Computer-Kenntnissen ist, kann er einem deutschen Partner als Gegenleistung für Gespräche im Deutschen Hilfe in der Arbeit mit dem PC anbieten.

Das Küchenteam des Cafés war schon nach längerem auf der Suche nach Verstärkung, damit die Arbeit nicht auf zu wenigen Schultern verteilt ist. Zudem sollte das Team internationaler werden. Kurzum: Beide Ziele sind erreicht worden: Jinan aus Irak und Mishame aus Äthiopien engagieren sich künftig im Café.

Und noch ein Hinweis: Unser Beitrag zur Woche der Demokratie (17. bis 24. Mai) wird im Café international stattfinden: Ein Quiz über das Grundgesetz soll zur Lektüre unserer Verfassung anregen; Termin: Freitag, 23. Mai.

25. April 2025

Gedanken an schlimme Erlebnisse

Heute sind unter den Gästen viele Ukrainerinnen. Man sitzt in der Sonne und schaut den Kindern zu, die im Garten kegeln und dabei auch Zerdesht beteiligen, der sich wie immer freut, wenn andere sich mit ihm beschäftigen. Und später genießt er es, wenn die Männer mit ihm in seinem Rollstuhl die Gartenwege entlang „rasen“. Die Mama kann verschnaufen und genießt die Sonne, die am Spätnachmittag auf die Rundbank im neuen Pavillon scheint.

Eine internationale Runde spielt Scrabble. Gesprächsgruppen auf den Bänken unter dem großen Baum und im Haus. Auf den Beeten grünt und blüht es; der Garten zeigt sich von seiner schönsten Seite.

Der Interkulturelle Garten: Hier tauschen sich Einheimische und Migranten aus. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Wenn wir diese Idylle genießen, drängen sich in den Gesprächen aber immer wieder die Gedanken an die großen Probleme und schlimmen Erlebnisse auf, die viele der Anwesenden belasten. Die palästinische Familie ist wie immer dabei, doch sie hat bei den neuesten Bombenangriffen nahe Angehörige verloren. Und fast jeden Freitag hören wir neben den Erfolgen auch von belastenden Erfahrungen und von Berichten über Freunde und Verwandte in der Türkei, im Sudan und anderen Ländern.

„Mach’s wie eine Sonnenuhr, zähl die schönen Stunden nur.“ Gut, wenn das im Café für ein paar Stunden gelingt.

An diesem Tag gibt es für das Team des Cafés etwas Schönes, Erfreuliches. Die inzwischen ausgedünnte Mannschaft hinter der Theke, zumeist Frauen, war zuletzt ziemlich ausgedünnt – im Vergleich zum Beginn des Projekts vor drei Jahren. Jetzt ist mit Jinan aus Irak eine neue Ehrenamtliche dazugestoßen, die sich heute Nachmittag unter Anleitung von Eva-Maria und Bärbel eingearbeitet hat. Und als sich das Café dem Ende zuneigt, freut sie sich darüber, nun Teil des Teams zu sein. Und das Team freut sich natürlich über die Verstärkung.

18. April 2025

(Fast) alles dreht sich um Ostern

Für Einige, die den Deutschkurs am Vormittag besucht haben, ist es wie eine Fortsetzung: Auch im Café geht es um Ostern, die Bedeutung und Symbolik des Festes und, in den anschließenden Gesprächen, um den Vergleich der verschiedenen Religionen und ihrer Feste und Symbole. Anlass ist eine gut geplante Aktion einiger Ukrainerinnen: Sie haben das Bemalen von Ostereiern organisiert.

Zuvor aber gibt es eine Einführung, unterstützt mit Bildern, über die, wie wir lernen, mehr als 3000 Jahre lange Tradition des bemalten Ostereis, über die Bedeutung der Farben und über die regionalen Unterschiede der Muster und Farben in den Regionen der Ukraine. (Die Übersetzung ins Deutsche durch den Sohn der Vortragenden ist leider immer nicht mal halb so lang wie der ukrainische Vortrag.)

Die lange Tischreihe im Innern des Gebäudes wird vollständig in Anspruch genommen von den mehr als 20 Müttern und Kindern, die Eier bemalen. Sie wenden mit Eifer die gezeigten Techniken und Materialien an und produzieren sehr schöne Ergebnisse.

Stolz werden die Ergebnisse des Eierbemalens präsentiert. – Foto Freundeskreise Flüchtlinge

Es ist eng im Raum, und trotz der Kälte draußen müssen die Türen offenbleiben, denn bei mehr als 70 Gästen herrscht dichtes Gedränge. Viele ziehen die frische Luft im Garten vor.

Linda macht dem jungen moldawischen Paar Vlada und Vitali mit Interesse an einer Gartenparzelle klar, dass alle Flächen vergeben sind. Schade für die beiden, aber erfreulich im Hinblick auf das anfänglich schleppende Interesse an den Parzellen im neuen Teil des Interkulturellen Gartens.

Die großzügige Geldspende einer Gemeinderätin für unser Grundschulprojekt führt das Gespräch auf unseren Antrag auf finanzielle Unterstützung durch den Gemeinderat. Eine weitere Schülerin des Clara-Schumann-Gymnasiums ist gekommen und möchte bei dem Projekt mitarbeiten. Aber ist unser Engagement überhaupt noch erforderlich?

Liebevoll gestaltete Jurte aus Kirgistan – Repro: Freundeskreis Flüchtlinge

Acht der neun Grundschulen in Lahr sind in das neue Startchancen-Programm des Landes aufgenommen worden. Und Steffi berichtet, dass zum Beispiel an der Schutterlindenbergschule dazu vier Personen zur Unterstützung von Kindern gefunden wurden, die Hilfe brauchen. Ein Ergebnis unseres Gesprächs: Trotz Unterstützung von Schülergruppen an den Schulen wird die individuelle Hilfe für Einzelne zusätzlich hilfreich sein. Unser Engagement wird weiterhin gebraucht.

Tahsins Arbeit im Kindergarten lässt ihm am heutigen Karfreitag Zeit, einmal wieder vorbeizuschauen. Arkan ist aus Lindau gekommen und berichtet von seiner neuen Arbeit. Und zu unserer großen Freude ist auch Alaa erfolgreich: Er wird demnächst eine seinem Beruf als Chemiker gemäße Stelle bei einem Freiburger Chemieunternehmen antreten. Arkans Kommentar: „Eure Arbeit ist ungeheuer wichtig für die Integration von Geflüchteten.“

Gülmira war zu einem Besuch in ihrem Heimatland Kirgistan. Sie hat kleine bunte, liebevoll gestaltete Jurten mitgebracht, die sie verschenkt. Von Baris, der sechs Jahre lang in Kirgistan gelebt hat, Günter mit Reiseerfahrung in Kirgisien und von der Kirgisin Gülmira lernen wir Einiges über das Leben in Jurten.

11. April 2025

Religion und Toleranz

“Warum hängen hier Eier auf den Bäumen?“ Das ist die Ausgangsfrage der türkischen Freunde am Biertisch in der Sonne. Und ein interessantes Gespräch über Ostern schließt sich an, ein Fest, das es im Islam nicht gibt.

Christlicher Glauben an die Auferstehung von Jesus, vorchristliche Feier des Frühlings und der wieder erwachten Fruchtbarkeit mit ihren Symbolen Eiern und Hasen – das sind für unsere muslimischen Gesprächspartner neue interessante Informationen. Das gegenseitige Interesse am Religionsvergleich führt wie schon des Öfteren zum Thema Toleranz.

Hier sind sich alle, auch die Atheisten, einig und hoffen, dass diese auch das Gespräch mit den Türken beherrschen wird, die bei der nächsten Vollversammlung des Freundeskreises ihren Verein vorstellen werden. Wir haben beschlossen, beim Fest der Kulturen im Juli uns einen Stand mit ihnen zu teilen.

Praktischer geht es im Innenraum beim Thema Ostern zu: Ina bastelt mit einigen Kindern und Frauen Österliches aus buntem Papier. Die Kinder nehmen ihre fantasievollen Werke mit nach Hause.

Volle Konzentration beim Basteln – Foto: privat

Die meisten der vielen Kinder und Erwachsenen (zwischen 70 und 80) aber zieht das sommerliche Wetter im Freien vor. Sie genießen Allas Kuchen, eine wahre Kalorienbombe, und den Obstsalat. Etliche neue Gäste bereichern das Miteinander. Sprachvergleiche sind wieder mal das Thema, bei dem es nicht nur um Deutsch, sondern auch um Englisch geht. Unsere Spiele zum Lernen und Üben der deutschen Sprache finden Interesse, auch dass man sie sich für eine Woche nach Hause ausleihen kann. Waltraud bringt immer mal wieder leicht zu lesende deutsche Bücher mit.

Die drei jungen algerischen Brüder stellen fest, dass sie hier auf türkische Bekannte aus dem Schwimmkurs treffen. Melis berichtet, dass sie eine Sprachpartnerin gefunden hat, die das Clara-Schumann-Gymnasium besucht. Sie und ihre Eltern sind sehr fleißig und machen enorme Fortschritte im Deutschen, ebenso wie Ferhat und seine Frau, für deren Tochter Ikra wir jemanden suchen, der sie im Rahmen unseres Grundschulprogramms betreut.

Und dann ist auch noch Helga in den Garten gekommen, die als Tagesmutter in Mietersheim arbeitet. Sie weiß um das Problem, dass Geflüchtete ihre Kinder nur schwer in Kindertagesstätten unterbringen können und bietet als Alternative ihre Kindertagespflege an. Afsaneh hat mit ihren zwei Töchtern schon davon Gebrauch gemacht und ist begeistert.

Auch heute zeigt sich deutlich: Das Café ist ein Ort, an dem man durch die Begegnungen ganz nebenbei sein Deutsch trainieren kann.

4. April 2025

Sonniger Auftakt im Garten

Was für ein Auftakt unserer Sommersaison im Interkulturellen Garten! 80 Gäste genießen das perfekte, fast schon sommerlich warme Wetter. Wir genießen den Schattenplatz unter der neu errichteten Pergola mit der Rundbank. Sie ist ein ästhetischer Gewinn auf dem zentralen Platz des Gartens.

Unter den Gästen sind einige neue: Zwei Elftklässlerinnen des Clara-Schumann-Gymnasiums möchten bei uns mitarbeiten, vorzugsweise im Grundschulprojekt, und werden sich in der Schutterlindenbergschule nach Einsatzbedarf erkundigen. Beide haben selbst einen migrantischen Hintergrund (Moldawien / Russland). Ein deutsches Ehepaar aus dem Münchtal bringt seine neue syrische Nachbarin und ihre zwei Söhne vorbei. Larissa hat ukrainische Bekannte mitgebracht.

Wieder im Interkulturellen Garten und das Wetter eignet sich dazu, draußen zu sitzen. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Beratungsbedarf zum Thema Mietrecht: Leider sind es oft Vermieter, die selbst Migranten sind, welche sich illegaler Mittel bedienen, um ihre nicht mit dem deutschen Mietrecht vertrauten Vertragspartner auszubeuten. Wir können natürlich keine Rechtsauskunft geben, aber den Rat, dem Mieterbund beizutreten (die Ausgabe lohnt sich!) bzw. sich bei kundigen Institutionen (die Refugee Law Clinic in Freiburg kommt bei Mietrechtsstreitigkeiten leider nicht in Betracht) beraten zu lassen.

Auf den Gartenparzellen wird fleißig gearbeitet, obwohl der ausgetrocknete Boden hart und schwer zu bearbeiten ist. Es gibt neue Interessenten für ein Stück Garten, aber nur geringe Chancen auf Erfolg, weil wohl keine Parzellen mehr zur Verfügung stehen.

Die kleine Mascha triumphiert mit ihrem phänomenalen visuellen Gedächtnis und ist haushohe Siegerin beim Memory-Spiel gegen Erwachsene.

Ein paar wichtige Leute sind heute verhindert: Für Waltraud und Klaus haben gleich mehrere die Arbeiten im Café übernommen und sorgen für reibungslosen Ablauf. Ali liegt nach einer Operation noch im Krankenhaus, befindet sich aber auf dem Weg der Besserung.

28. März 2025

Letztes Café im Winterquartier

Es wäre schön, wenn in einer Woche das Wetter sich am heutigen ein Vorbild nehmen würde: Am Freitag, 4. April 2025, findet nämlich das Café international wieder in unserem Sommerquartier im Interkulturellen Garten statt. Bei Regenwetter und Kälte gäbe es dagegen Probleme, die heutige Zahl von Gästen von mehr als 50 trocken unterzubringen.

Das Zählen fällt meistens nicht leicht. Das Café füllt sich immer erst allmählich, und Einige kommen erst, wenn die ersten schon wieder gegangen sind. Fest steht auf jeden Fall die erfreuliche Tatsache, dass nicht nur ein paar neue, sondern Besucher aus drei bisher nicht vertretenen Ländern gekommen sind: Marileide aus Brasilien, Mishame aus Äthiopien sowie Benamar und sein Sohn Ibrahim aus Algerien genießen die lebendige und fröhliche Atmosphäre und erklären, dass sie wieder kommen wollen.

Wieder draußen sitzen, im Garten – das könnte von April 2025 wieder möglich sein, wenn nur das Wetter mitspielt. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Neu ist auch Hannah, die mitarbeiten will und sich über die Möglichkeiten ihres Einsatzes informiert. Sie will an den nächsten Freitagen möglichst viele von uns kennenlernen und sich für das Engagement an einem unserer Projekte entscheiden.

Die vielen Kinder wollen vor allem spielen und finden an den meisten Tischen junge und alte Mitspieler beim Schach, bei Uno und Scrabble. Und wer da noch nicht mithalten kann, hat mit Legosteinen Spaß. Marius erklärt, dass er jetzt immer kommen will: Der große Momo aus dem Iran spielt mit ihm Schach und beeindruckt ihn ungeheuer.

Für zwei algerische Kinder in der Grundschule wird Lawrence die Betreuung übernehmen.

Und eine erfreuliche Nachricht wirft Probleme auf: Wir sind zur Feier der Verleihung des Ehrenamtspreises des Landes Baden-Württemberg eingeladen. Super! Aber niemand sagt uns, ob wir – mit einem von 236 vorgeschlagenen Projekten – zu den Preisträgern gehören, oder nur, nach langer und teurer Fahrt nach Stuttgart, anderen applaudieren dürfen.

21. März 2025

Ein Ort wichtiger Besprechungen

Einen Tag später am Abend feiern viele unserer muslimischen Freunde Iftar, das Fastenbrechen. Viele von uns sind eingeladen und werden die antreffen, die heute nicht dabei sind. Und heute ist das kurdische Nevros-Fest. Die meisten der mehr als 200 ausgelegten Namensschilder, alphabetisch geordnet, werden nicht gebraucht. Dennoch mehr als 30 Gäste; viele Kinder.

Das Café ist der geeignete Ort, an dem man sich zu wichtigen Besprechungen verabreden kann. Heute im Vordergrund: Ursel, die die VKL-Klasse am Max-Planck-Gymnasium leitet und vom Beginn an organisiert hat, sucht Unterstützung.

Nadia hat die nötige pädagogische Erfahrung und interessiert sich für den Job; ein intensives Informationsgespräch findet statt. Evghenya, ist eine ihrer Schülerinnen und nimmt teil am Gespräch, und auch Yunus ist Teilnehmer an diesem russisch-ukrainisch-türkisch-deutschen Austausch.

Schach geht immer im Café – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Ursel hat für die Vernetzung der VKL-Lehrer an den Lahrer Schulen untereinander wie auch mit den SozialarbeiterInnen und sozialen Einrichtungen gesorgt und den Freundeskreis zur Teilnahme am nächsten Treffen eingeladen. Das wird eine Gelegenheit zur Werbung für das Café wie auch für den Freundeskreis sein.

Lucie studiert in Freiburg und hat Kontakt zur Refugee Law Clinic (RLC) – https://rlc-freiburg.org/ – sowie der Organisation Südbadisches Aktionsbündnis Gegen Abschiebungen (SAGA) – http://saga.rasthaus-freiburg.org -, die beide Geflüchteten Rechtshilfe anbieten beziehungsweise sie bei drohenden Abschiebungen beraten. Lucie gibt gerne weitere Auskünfte und vermittelt Kontakte.

Afsaneh aus Iran hat heute zwei Teilnehmerinnen aus ihrem B2-Deutschkurs mitgebracht, Jinan aus Irak und Petra aus Rumänien. Beide Frauen sind schön länger in Lahr, kannten das Café international bislang aber noch nicht. Es gefällt ihnen.

Ahmed verabschiedet sich gegen Ende des Cafés auch von den drei Frauen, die demnächst die B2-Prüfung ablegen: „Tschüss, ich gehe jetzt zu Hause.“ „. . . nach Hause heißt das“, rufen sie unisono. Ja, auch auf diese Weise lernen Migranten auch richtiges Deutsch. Und die drei Damen haben ihre Prüfung wohl schon in der Tasche.

14. März 2025

Der Irrsinn bürokratischer Abschiebungen

Wohl wegen des Ramadan beträgt die Gästezahl heute nur knapp 35 – das ist bisheriger Negativrekord. Man wird die meisten der nicht erschienenen Freunde am nächsten Wochenende beim Fastenbrechen treffen, zu dem auch viele der Nicht-Muslime eingeladen sind. Umso mehr Zeit und Gelegenheit, sich um einige wichtige Anliegen zu kümmern.

Ein Iraker, der schon acht Jahre in Deutschland lebt, kommt in Begleitung seines deutschen Freundes und bittet um Rat: Er soll abgeschoben werden, weil nun der Irak als sicheres Herkunftsland gilt. Wir sind keine Fachleute und können keine Rechtsberatung geben, verweisen aber an die Refugee Law Clinic in Freiburg, empfehlen einen Rechtsanwalt und haben schon oft von der Flüchtlingsbeauftragten der Evangelischen Kirche kompetente Auskünfte bekommen. Wieder einmal wird uns der Irrsinn bewusst, nach dem gut integrierte Menschen, die die deutsche Wirtschaft dringend braucht, aufgrund formaler Regelungen und ohne Berücksichtigung des Einzelfalles ausgewiesen werden.

Melis, 15 Jahre alt und seit einem halben Jahr in Deutschland, besucht die VKL-Klasse am Max-Planck-Gymnasium. Leider sind solche Klassen für jemand wie sie, die schon erstaunlich gut Deutsch spricht und sehr ehrgeizig ist, nur begrenzt hilfreich, weil wegen der Zusammensetzung der TeilnehmerInnen (verschiedene Altersstufen, unterschiedlichste Sprachniveaus und Motivationslage) eine maximale Förderung nicht gewährleistet ist.

Sie arbeitet mit unglaublicher Energie an der Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse, nach der Schule mit einem Sprachlernprogramm und abends mit ihrem Vater, der einen Deutschkurs in Offenburg besucht, weil er, Informatiker mit großer Berufserfahrung, für eine adäquate Beschäftigung in Deutschland unbedingt die B2-Prüfung schaffen muss. Sie will in eine Normalklasse überwechseln und sucht dringend eine Partnerin, mit der sie viel Deutsch sprechen kann. Sie bekommt Ratschläge, was sie an ihrer Schule dazu unternehmen kann. Aber vielleicht bringt ja auch das Treffen mit Arisha, das wir für den nächsten Freitag im Café vermitteln, den Erfolg.

Und auch Marius hat in Andrej über die Begeisterung für Schach und Fußball, die beide teilen, möglicherweise einen Kameraden für die Zukunft gefunden.

Wir sammeln Zusagen für kulinarische Beiträge, die wir an einem Stand beim Markt der Kulturen im Juli anbieten können. Wir haben bereits mehrere Angebote und sind zuversichtlich, dass wir eine ausreichende Anzahl von Speisen bekommen werden.

Für Ostern ist wieder eine Ostereier-Aktion geplant. Ina hat Ideen und Erfahrung im Bemalen von Eiern, und wenn wir einen passenden Termin finden und uns noch weitere Aktionen einfallen lassen, können wir für die Kinder einen Nachmittag veranstalten. Wir hoffen auf Anregungen zu Spielen.

Sascha, Mitglied im Interkulturellen Beirat, informiert sich über unser Grundschulprojekt, um einen Antrag auf Förderung durch die Stadt zu unterstützen.

Mit einem Flyer, der im evangelischen Gemeindesaal am Doler Platz ausliegt, macht der Freundeskreis Flüchtlinge schon jetzt darauf aufmerksam, dass das Café international vom 4. April 2025 an wieder im Interkulturellen Garten stattfindet.

7. März 2025

Nicht viel los wegen Ramadan? Von wegen!

Reger Besuch trotz Ramadan. Auch etliche Gäste aus dem Iran, Syrien, der Türkei und anderen Ländern, die überwiegend von Muslimen bewohnt sind, kommen ins Café. Wahrscheinlich gibt es, wie in Deutschland auch, einen Anteil von Menschen, die sich nicht so viel aus der (traditionellen, restriktiven) Religion machen. Hat vielleicht auch die Anwesenheit in Deutschland den Effekt einer Lossagung oder Befreiung von dogmatischen Vorschriften?

Die vielen kleinen Kinder, die heute laut um uns herumtollen, scheren sich ohnehin um solche Fragen nicht und stürzen sich mit Wonne auf die süßen Sachen vom Büffet. Können oder sollen wir für mehr Gesundes am Büffet sorgen? Mascha stopft sich wie immer den Bauch mit Süßem voll, und auch Bjarne und Marius erliegen gerne der Versuchung.

Ali bringt wieder einen ganzen Sack Spielsachen mit, und Mascha ergattert auch heute wieder einen Plüsch-Elch – diesmal in Rot.

Sie sind die letzten, die im Café international noch tätig sind – in der Küche. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Ein ernstes Thema ist es, wenn ein Geflüchteter mit noch unsicherem Status von der Polizei einer illegalen Handlung verdächtigt wird. Es liegt ein Missverständnis zugrunde; wir versuchen den Mann zu beruhigen, dass man das aufklären kann, und bieten Unterstützung an. Aber es wird uns eindrucksvoll deutlich, wie ein solcher Vorfall, den wir als Deutsche gelassen und selbstbewusst als schnell zu klären abhaken würden, einem Menschen in der prekären Lage eines Geflüchteten die innere Ruhe und nächtelangen Schlaf rauben können.

Wieder beschäftigt uns das Thema Kredite. Wir werden wohl für geraume Zeit aus finanziellen Gründen die Vergabe von Krediten aussetzen müssen. Wir benötigen das Geld für unser Grundschulprojekt, für das wir schon seit längerer Zeit keine Unterstützung von der Stadt Lahr mehr bekommen.

Neuer Bedarf ist vorhanden: Für die Kinder einer algerischen Familie haben wir noch keine Hilfe organisieren können, und es hat uns auch die Bitte der Sozialarbeiterin Julia erreicht, Elif verstärkt zu unterstützen. Lawrence, bereits schon mehrfach in der Deutsch-Nachhilfe tätig, erwägt zusätzliches Engagement und wird Kontakt mit den Kindern aufnehmen.

28. Februar 2025

Faschings-Torte und Popcorn-Maschine

Ein ruhiger Nachmittag mit Spielen und Gesprächen. Das Büffet ist heute besonders reichhaltig; Brigittes Faschings-Torte und Halimes Popcorn-Maschine sorgen für Neues. Einige vertraute Gesichter lassen sich mal wieder sehen, darunter Ursel, die für ihren Schwimmkurs Werbung macht. Ihre Kinder spenden drei Fußbälle.

Sprachspiele finden besonders bei Larissa und Liuda Interesse; beide Ukrainerinnen sind zum ersten Mal im Café. Sie spielen in einer größeren Gruppe mit großem Eifer Scrabble und später noch das Sätze-Domino.

Ina schlägt „Rummikup Word“ zur Neuanschaffung vor, und auch „Tabu“ sollten wir uns zulegen, das im Sommer von etlichen Gästen mit Begeisterung gespielt wurde. Oder kann uns jemand diese Spiele spenden?

Das für März geplante Schachturnier verschieben wir wegen des Ramadans zugunsten unserer zahlreichen muslimischen Schachfans auf später.

21. Februar 2025

Ein Nachmittag mit Barmusik

Ein Café-Nachmittag mit Programm: Roland spielt wunderschöne leichte Barmusik mit bekannten Melodien. Und er begleitet unser Geburtstagsständchen für Udo. Der freut sich über eine Geburtstagstorte von Aysegül, und alle, die ein Stückchen davon abgekommen haben, genießen mit ihm die zarte und leichte Torte, die von einem Konditor stammen könnte. Natürlich reicht sie nicht für die etwas mehr als 50 Gäste, die heute gekommen sind, davon einige neue.

Aysegül ist eine von den Personen, die wir vielleicht dafür gewinnen können, beim Markt der Kulturen im Sommer für ein kulinarisches Angebot zu sorgen. Unser bewährtes kostenloses Gebäck mit Tee wird von den Organisatoren für das internationale Fressmarkt-Angebot nicht mehr als ausreichend und akzeptabel angesehen, und wir stehen vor der Entscheidung, entweder zum ersten Mal nicht dabei zu sein oder einen kulinarischen Verkaufsstand auf die Beine zu stellen.

Roland, Eva-Marias Mann, sorgt am Flügel für eine leichte Unterhaltung der Gäste. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Gesprächsthemen sind wieder einmal bevorstehende Sprachprüfungen und die Angst davor. Dabei ist die bisherige Erfolgsbilanz groß: Fast alle unserer Betreuten haben bisher bestanden. Allerdings stoßen die Bitten um individuelles Training für den sprachlichen Teil der Prüfung auf unsere Belastungsgrenzen.

Erfolgsmeldungen wirken sich immer positiv auf die Motivation aus: Yuliias bestandene B2-Prüfung und Arkans erfolgreiche Bewerbung für einen Job machen uns froh – leider ist heute Arkans heutiger Besuch im Café sein vorläufig letzter, denn er zieht für seinen neuen Job nach Bayern um.

Ob das arrangierte Treffen von Arisha und Yefgheniia zu gegenseitiger Sympathie und weiteren Kontakten führt? Das Café ist der Ort, wo auch Freundschaften entstehen können.

Nadia will mit Bernd die Organisation eines Schachturniers übernehmen. Geplanter Termin ist der 14. März. Die Anmeldungen laufen.

Auf YouTube ist von diesem Nachmittag ein kurzes Video zu sehen.

14. Februar 2025

Knalliges Rot am Valentinstag

Auffällig viel Rot: Junge Frauen sehr schick in knalligem Rot gekleidet und lippengeschminkt. Auf den Tischen jeweils eine rote Rose. Es spricht sich herum – heute ist Valentinstag, und Katya und Tahere hatten die Idee, diesen Tag auf besondere Weise im Café zu begehen.

Sie verteilen rote Papierherzen, auf denen etwas Nettes an eine anwesende Person geschrieben werden soll. Die Sympathie-Botschaften werden den Adressaten zugestellt und verursachen warme Gefühle. Ferhat toppt die Aktion allerdings: Unter lautem Beifall überreicht er Mihriban, seiner Frau, einen großen Blumenstrauß.

Man fühlt sich wie in einer großen Familie . . .

Rote Rosen, rote Lippen . . . – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Die vielen Kinder freuen sich über die neuen Buntstifte. Und wie bei einem Familienfest sorgen sie für ausgelassene Stimmung. Die neuen Gäste bekommen so einen intensiven Eindruck von der Café-Atmosphäre.

Daneben wie immer auch das „Geschäftliche“: Wer kann mir beim Verfassen meiner Steuererklärung helfen? Wo und wann gibt es den passenden Deutschkurs? Wem kann ich meine Texte zur Vorbereitung auf die B2-Prüfung zuschicken, und wer trainiert mich dann für die mündliche Prüfung?

Leider spielt die abscheuliche Entgleisung gegenüber den ukrainischen Geflüchteten, die sich eine Lokalpolitikerin der AfD geleistet hat, in einigen Diskussionen eine zentrale Rolle. Die ukrainischen Gesprächspartner haben Angst vor dem Ausgang der Wahl: Wie willkommen und sicher werden sie sich noch in Deutschland fühlen dürfen, wenn sich das menschenverachtende rechtsradikale Denken weiter ausbreitet?

Lucie versucht mit ihren gefilmten Interviews, die politische Stimmung einiger Gäste einzufangen. Sie findet die Idee gut, Geflüchtete zu interviewen, die lobenswerte Beispiele von Fleiß und gelungener Integration sind. Sie erwartet „Nominierungen“ – und wird wohl in der Zukunft ordentlich Arbeit haben.

  • Zum Valentinstag gibt es auch ein Fotoalbum.

7. Februar 2025

Wer wohl beim Memory gewinnt?

Ina ist nicht die einzige Künstlerin unter unseren Gästen. Mascha wartet immer noch darauf, dass wir Buntstifte und Papier zur Verfügung stellen. Und der ältere ukrainische Herr zeigt uns auf seinem Handy seine Zeichnungen von Comic-Figuren in lustigen Posen; er bittet um entsprechende Vorlagen für seine weitere künstlerische Betätigung. Nadia hilft beim Übersetzen seines Anliegens aus dem Russischen.

Das klappt im Café hervorragend: Es gibt immer wieder Gäste, die etwas können, mit dem sie anderen behilflich sind, auch über das Dolmetschen hinaus. So findet Angelika in Amani eine Abnehmerin für ihre schöne Kommode, und beide einen Transporteur, der mit seinem Auto-Anhänger helfen kann.

Memory: Wer da wohl das bessere Gedächtnis hat? Die Erwachsenen oder die kleine Emma (vorne rechts)? – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Bücher, Kurse und Kredite werden vermittelt. Ein Schach-Experte wird gefunden, der uns bei der Planung eines Schachturniers helfen kann – oder es möglicherweise selbst organisiert. Man weiß, hier gibt es immer jemand, der helfen kann, zum Beispiel beim Ausdrucken von Texten und Bildern.

Man kennt sich und kümmert sich um den Anderen, und die nicht nur als kulturell bedingte Floskel verwendete Frage „Wie geht es dir?“ bei der Begrüßung bekommt inhaltliche Bedeutung, wenn man sich dabei an die Sorgen des Gesprächspartners erinnert und nicht nur geduldig zuhört, sondern auch Lebensberatung leistet.

Das Café ist wieder überdurchschnittlich gut besucht. Memory ist heute das von einer größeren Gruppe gespielte Spiel; kleine Kinder und Erwachsene haben dabei Spaß miteinander, wobei die Kinder durchaus nicht im Nachteil sind.

Yunus ist einer von den alten Freunden, die viel beschäftigt sind, aber trotzdem immer mal wieder vorbeischauen, wenn sie Zeit haben. Und auch einige Neue werden wieder vorgestellt. Die notwendigen zusätzlichen Namensschilder sind bestellt.

31. Januar 2025

Neue Gesichter und viele Fragen

Nach unserem Info-Vormittag im Clara-Schumann-Gymnasium (Katya, Alaa, Klaus und Heimfried) waren wir etwas enttäuscht: Wir hatten zwar aufmerksame Zuhörer, aber es gab nicht sehr viele Fragen der Schülerinnen und Schüler.

Deshalb heute die Überraschung: Eine der Zehntklässlerinnen, Emilia, erschien als Gast im Café und zeigte sogar Interesse, am Grundschulprogramm teilzunehmen. Sie suchte mutig das Gespräch mit Geflüchteten und spielte dann mit den Kindern, die von ihrer lieben und fröhlichen Art sehr angetan waren. Sie wäre als Mitstreiterin eine Bereicherung für uns.

Neue Gäste im Café – sie kommen aus Indien. – Fotos: Freundeskreis Flüchtlinge

Und noch ein sehr erfreulicher Neu-Zugang: Nitah ist nicht mehr die Einzige aus Indien, denn Amir macht uns mit drei Klassenkameraden aus der Berufsschule bekannt. Manish, Imran und Liaqat kommen aus Haiderabad und Neu-Delhi. Sie sprechen schon gut Deutsch, haben schon in ihrem Heimatland Deutsch gelernt, Einer sogar mit B1-Abschluss. Alle Drei arbeiten, genießen die Atmosphäre im Café und wollen wiederkommen.

Etliche weitere Gäste sind zum ersten Mal dabei. Das Spektrum der Nationalitäten ist sehr groß: Neben den Indern noch Afghanen, Syrer, Iraner, Palästinenser, Russen, Türken, Ukrainer und natürlich Deutsche. Und eine Brasilianerin aus Ettenheim, die sich dort für Flüchtlinge engagiert, ist in Lahr auf der Suche nach Migranten, die Russisch sprechen, denn sie möchte diese Sprache lernen. Sie wird fündig.

Glückwünsche für Günter

Etliche Gespräche über finanzielle Hilfen. Wir sind aber am Limit unserer Möglichkeiten angelangt. Ein Iraker fragt nach Kirchenasyl. Einem Familienvater aus Algerien, dessen Familie abgeschoben werden soll, ist die Bedeutung eines Briefs von seinem Anwalt nicht ganz klar. Fragen gibt es auch zur Demokratie-Veranstaltung der Evangelischen Erwachsenenbildung, die am Samstag, 8. Februar, im Haus am Doler Platz stattfindet.

Vor einem Jahr haben wir Günters Geburtstag gefeiert, und auch heute singen wir ihm ein Ständchen – zum Einundachtzigsten. Herzlichen Glückwunsch, Günter!

Und noch ein freudiges Ereignis: Selahaddin hat nach fünf Jahren seine Frau wiedergesehen. Nachdem sie einen türkischen Pass bekommen hatte, haben sich die Eheleute für ein paar Tage in Bosnien getroffen. Sobald Selahaddins Frau ein deutsches Visum bekommt, steht einer endgültigen Familienzusammenführung dann nicht mehr im Weg. Das kann allerdings noch dauern.

24. Januar 20225

Zwei unerwartete Ereignisse

Amani hatte gebetet, dass ihre Verwandten in Gaza nicht zu den Opfern der verheerenden Angriffe gehören würden. Und weil diese das schreckliche Geschehen überlebt hatten, lud Amani alle Gäste im Café zu einem köstlichen Essen aus Hähnchenschlegel und Gewürzreis mit buntem Salat ein. Für die annähernd 70 Gäste gab es mehr als reichlich zu essen, obwohl es so gut schmeckte, dass mindestens einem auch noch ein üppiger Nachschlag schmeckte – und sogar einige Portionen mit nach Hause genommen wurden.

Amani hatte für die Gäste des Cafés Huhn, Reis und Salat vorbereitet und die griffen gerne zu. – Fotos: Freundeskreis Flüchtlinge

Ein ganz besonderes Ereignis war das überraschend angekündigte Klassik-Konzert der jungen Marianna Kramarenko, deren gekonntes Spiel auf der Querflöte von ihrer Lehrerin Tatjana Kharalgina-Wilson am Flügel begleitet wurde. Ein Walzer von Dmitri Shostakowich, ein Scherzo von Johann Sebastian Bach sowie ein Stück von Miroslav Skorik beeindruckten die Anwesenden so sehr, dass es im sonst immer sehr lebhaft lauten Café erstaunlich ruhig war.

Unzufrieden war nur die kleine Mascha, weil alle Buntstifte verschwunden waren. Nächstes Mal wird es viele Buntstifte geben, haben wir ihr versprochen – und uns darauf verlassen, dass Leser dieser Notizen am nächsten Freitag Buntstifte mitbringen . . .

. . . und dazu gab es klassische Musik.

Daneben fand das „normale“ Café-Geschehen statt, mit dringenden Bitten um Hilfe bei der Wohnungssuche sowie um finanzielle Hilfen, Berichten über Erfolge und Misserfolge in den Deutschkursen und im Beruf, aber auch mit lockeren Gesprächen und etlichen Schachpartien der Kinder.

Wo sonst kann man solch interessante und anregende zweieinhalb Stunden erleben?

  • Vom Konzert gibt es einen kleinen Eindruck auf YouTube.

17. Januar 2025

Berufsausbildung war das Thema

Der heutige Nachmittag stand ganz im Zeichen von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Fast 70 Gäste waren gekommen, auch etliche neue, um zu hören, was Julia Gauerhof von der Industrie- und Handelskammer an Informationen mitgebracht hatte. Sie, die „Kümmerin“, so die offizielle Bezeichnung ihres Arbeitsfeldes, war uns bereits von einem früheren Besuch bekannt.

Damals war sie mit ihrer, heute leider wegen Krankheit verhinderten, Kollegin Katharina Beckmann von der Handwerkskammer, auf großes Interesse unter den Geflüchteten gestoßen und von Beginn bis zum Ende von Ratsuchenden umgeben. Auch heute gab es wieder viele Fragen, und Julia musste viele auf ihre Bürostunden oder auf zuständige Kolleginnen oder Kollegen verweisen.

Zwei Problemfelder standen dabei im Vordergrund: Zum einen haben nur sehr wenige junge Geflüchtete die für eine Ausbildung notwendige sprachliche Qualifikation des Niveaus B1 oder B2. Und für die Älteren steht die Frage im Vordergrund, ob und wie ihre bereits vorhandene Qualifikation und Berufserfahrung anerkannt oder wenigstens teilweise berücksichtigt werden kann, wenn sie sich für eine Arbeit oder eine Ausbildung beziehungsweise Weiterbildung bewerben.

Julia Gauerhof informiert im Gespräch mit Geflüchteten über Möglichkeiten einer Ausbildung. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Dank der Übersetzungshilfe von Muhammed und Arkan konnten zahlreiche Gespräche stattfinden, und die vielfältigen Angebote zu Hilfen bei der Ausbildungsberatung, bei Bewerbung und bei Hilfen im Kontakt mit den Behörden wurden dankbar registriert, die Kontaktadressen notiert.

Erfreuliche Nachrichten am Rande sind immer wieder Erfolge von fleißigen und aktiven Geflüchteten: Mustafa („der Dünne“) hat eine Teilzeitstelle als Betreuer an der Berufsschule, Momo als Schwimmlehrer. Konstantin und seine Frau haben eine behindertengerechte Wohnung für sich und die neu angekommene Schwiegermutter in Lahr gefunden – und er erzählt lebhaft von den Parallelen zu der im Deutschkurs am Vormittag in einem Text behandelten gelähmten Margarete Steiff.

Wenn doch nur alle, die öffentlich Unsinniges über Geflüchtete schwadronieren, erleben könnten, mit welchem unermüdlichen Eifer unsere migrantischen Freunde und Freundinnen sich bemühen, in Deutschland Fuß zu fassen!

  • Vom Info-Nachmittag zur Berufsausbildung gibt es auch ein Fotoalbum.

10. Januar 2025

Zwei Besucherinnen und rege Diskussionen

Viele Gäste im Café, so dass mehr Stühle herangeschafft werden müssen. Das liegt sicher auch am angekündigten Besuch von zwei besonderen Besucherinnen.

Die Kandidatin der Grünen für den Bundestag, Susanne Floss, war bald von einer Gruppe junger Männer umgeben, und es ergab sich ein lebhaftes Gespräch – ermöglicht durch die Übersetzungsarbeit von Arkan. Ein deutsches Ehepaar war gekommen, weil sie auf die Kandidatin neugierig waren.

Bundestagskandidatin der Grünen, Susanne Floss, zu Gast: Arkan hilft bei der Kommunikation. – Fotos: Freundeskreis Flüchtlinge

Besuch aus dem Elsass gab es aus einem anderen Grund: Gabrielle Meton, eine junge Journalistin der Zeitschrift „Rheinblick“ (von den Zeitungen L’Alsace und Dernières Nouvelles d’Alsace) hatte sich zum Ziel gesetzt, Meinungen zu der Bezahlkarte für Geflüchtete einzuholen. Diese hatte der Ortenaukreis als erster Kreis in Deutschland schon eingeführt; sie soll nach der Neuregelung nun aber bundesweit in stark geänderter Form verpflichtend gemacht werden.

Die Meinungen dazu gingen weit auseinander, und selten wurde im Café so heftig und auch lautstark diskutiert: Während die Ortenaukarte weitgehend positiv beurteilt wurde, stieß die Neuregelung mit ihren Beschränkungen und etlichen Detailregelungen bei einigen Diskussionsteilnehmern auf deutliche Ablehnung.

Sie machten sich vor allem die zahlreichen Argumente der Gesellschaft für Freiheitsrechte zu eigen, die an der Karte nichts Gutes ließen. Überraschenderweise stimmten aber die an der Diskussion teilnehmenden Geflüchteten überwiegend dem engagierten Plädoyer von Afsaneh für die Vorzüge der neuen Karte zu.

Gabrielle Meton, Journalistin aus Straßburg, und Milad kommunizieren mit einer Übersetzer-App.

Wir sind alle auf Gabrielles Artikel gespannt, den sie uns für die Webseite zur Verfügung stellen will.

Außer den üblichen Spielen und Unterhaltungen gab es natürlich noch weitere Themen: Gratulationen zu einer bestandenen Sprachprüfung und zur erfolgreichen Job-Bewerbung sowie, wie fast immer, dringende Bitten um Hilfe bei der Wohnungssuche.

Nita aus Indien sucht immer noch eine Ausbildung als Altenpflegerin. Vielleicht können ihr die beiden für den nächsten Freitag angekündigten Gäste helfen – die beiden „Kümmerinnen“ der IHK und der Handwerkskammer werden, wie bereits zuvor sehr erfolgreich, über Ausbildungsmöglichkeiten für Geflüchtete informieren.

  • Von diesem Nachmittag im Café gibt es ein Fotoalbum.

3. Januar 2025

Sorgen aller Art

Wohnungssuche, Geldsorgen, Beratungsbedarf – das waren die vorherrschenden Themen dieses Café-Nachmittags.

Warum gibt es keine Möglichkeit, den Geflüchteten aus öffentlichen Mitteln Geld, Kleinkredite, zur Verfügung zu stellen – erforderlich meist zwischen 500 und 2000 Euro – damit sie sich dringender Geldsorgen (Kautionen, Möbelkauf u.a.m.) entledigen können? Rückzahlbar in erschwinglichen Raten und ohne Zinsen, natürlich. Unsere Mittel sind begrenzt.

Kein Café-Tag ohne Bitten um Hilfe bei der Wohnungssuche. Wir müssen die Hoffnungen enttäuschen, denn die Chancen, eine 2- oder 3-Zimmerwohnung zu finden, sind mehr als gering. Und die Enttäuschung groß, wenn der Nachzug der Ehefrau und des Kindes bevorsteht.

Arash (links) und Milad haben sich im alten Jahr oft im Café engagiert. Heute gönnen sie sich bei einer Partie Schach mal eine Pause. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Da hilft auch die Dringlichkeit nicht, die durch die psychisch-traumatische (Vor-) Belastung eines Kindes entsteht, das in der beengten Massenunterkunft unter Angstzuständen leidet, wenn die alleinerziehende Mutter wegen der Teilnahme an einem Deutschkurs das Kind stundenweise allein lassen muss. Psychotherapeutische Hilfe für Menschen ohne einen Aufenthaltstitel gibt es nicht.

Hin und wieder erfreuliche Nachrichten sind das Ergebnis der Anstrengungen fleißiger und zielstrebiger Geflüchteter: Erfolgreiche Jobbewerbungen, Aussichten auf einen dem eigenen Berufsabschluss halbwegs angemessenen Ausbildungsplatz – wir helfen bei der Abfassung der Schreiben an Behörden und Firmen und freuen uns über die stolz präsentierten Initiativen und Bemühungen.

Und bewundern zum Beispiel den jungen Mann mit schon sehr guten Deutschkenntnissen, der jeden Freitag eine Liste schwieriger Begriffe präsentiert, die er erklärt haben möchte. Was ist „Selbsterkenntnis“? Was bedeuten „nämlich“ oder „Unikat“? Dies einfach zu erklären ist manchmal eine Herausforderung.

Nita aus Indien trägt zu unserer multinationalen Vielfalt bei. Neben ihrer Ausbildung im Krankenhaus betreut sie die Kinder ihrer Nachbarin Afsaneh aus Afghanistan. Ihr gefällt die Atmosphäre unter den rund 55 Gästen, und sie sagt, sie will wieder kommen.