Eine Integration im Tandem

Eine Integration im Tandem: Im Projekt Lahrer Integrationstandem begleiten Einheimische und heimisch gewordene Migranten neu zugewanderte Erwachsene aus aller Welt auf ihrem Weg der Integration in die Gesellschaft. Das Engagement der Ehrenamtlichen reicht von wöchentlichen Gesprächskontakten zum Einleben, der kursbegleitenden Unterstützung beim Sprachenlernen bis hin zu Hilfen beim Lesen und Verfassen von Texten und der Begleitung zu Ämtern.

Das Mehrgenerationenhaus begleitet das Projekt und bietet den Integrationsbegleitern Einführungsgespräche, regelmäßige Treffen mit anderen Freiwilligen zum gegenseitigen Austausch und zur Reflexion, wie die Stadt mitteilt.


Titelfoto: Stadt Lahr

Im Gespräch (von links): Nancy Akpoyibo, Elisabeth Velte, Ibrahim Jalali, Mathias Bandle und die Koordinatorin des Projekts, Nadezhda Derevanko


Ehrenamtliches Engagement

Elisabeth Velte und Nancy Akpoyibo aus Nigeria sind eines der 28 Integrationstandems, die es derzeit in Lahr gibt. Die beiden Frauen treffen sich seit Mai dieses Jahres immer dienstags im Begegnungshaus am Urteilsplatz. Dabei hilft Elisabeth Velte Nancy Akpoyibo dabei, sich in Lahr zurechtzufinden. Ein weiteres Tandem bilden Mathias Bandle und Ibrahim Jalali aus dem Iran.

„Als letztes Jahr so viele Flüchtlinge nach Lahr gekommen sind, wollte ich mich einbringen. Mich hat bewegt, was die Menschen, die sich auf den Weg hierher machen, auf sich nehmen müssen“, erklärt Elisabeth Velte ihr Engagement. Sie hat sich nach einem passenden Projekt umgeschaut und ist durch entsprechende Informationen des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr auf das Projekt Integrationstandem aufmerksam geworden.

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Bei der Kommunikation der Tandempartner geht es auch um Gespräche über ganz alltägliche Dinge.  – Foto: Dieter Schütz / pixelio.de

Gespräche über Alltägliches

Während der gemeinsamen Stunde geht es Elisabeth Velte und Nancy Akpoyibo nicht nur um das Lernen der deutschen Sprache. Neben Gesprächen über Alltägliches üben die beiden auch einen Anruf beim Arzt oder tauschen sich über das Kochen von deutschen und nigerianischen Gerichten aus. Hin und wieder gehen Elisabeth Velte und Nancy Akpoyibo gemeinsam über den Lahrer Wochenmarkt. Dabei lernt Nancy Akpoyibo die deutschen Begriffe der angebotenen Waren und probiert auch schon mal Lebensmittel, die sie nicht kennt. Beim jüngsten Besuch auf dem Markt hat Nancy Akpoyibo Radieschen gekostet, sie haben ihr aber nicht besonders geschmeckt.

Auf der Suche nach einer Wohnung

Nancy Akpoyibo ist 27 Jahre alt, kommt aus Nigeria und ist seit zwei Jahren in Deutschland. Sie wohnt mit ihrem Lebensgefährten und ihrer acht Monate alten Tochter Annet, die in Deutschland zur Welt kam, in einer Lahrer Gemeinschaftsunterkunft. Im Augenblick sucht Nancy Akpoyibo eine Wohnung für sich und ihre Familie. Auch dabei unterstützt sie Elisabeth Velte.

Auf die Frage, was ein Wohnberechtigungsschein ist und wo der zu bekommen ist, hilft die Koordinatorin des Projekts Lahrer Integrationstandem, Nadezhda Derevanko, weiter. Sie hat schon entsprechende Erfahrungen gesammelt. Vor zehn Jahren hat sie selbst als Neuzugewanderte an dem Projekt teilgenommen, bis heute hat sie eine enge Beziehung zu ihrer damaligen Integrationsbegleiterin Gudrun Gurath.

„Das war für mich ein Glücksfall, dass ich Frau Gurath getroffen habe. Ich finde, jeder soll die Möglichkeit zur Integration haben“, sagt Nadezhda Derevanko. Mittlerweile koordiniert sie das Projekt Integrationstandem seit sechs Jahren und vermittelt die passenden Tandempartner.

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Die Tandempartner treffen sich regelmäßig einmal in der Woche, mal im Treffpunkt, mal im Begegnungshaus. –  Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de

Jeden Freitag gibt es ein Treffen

Und noch eine Integration im Tandem: Mathias Bandle und Ibrahim Jalali treffen sich seit vier Wochen immer freitagnachmittags im Bürgerzentrum Treffpunkt Stadtmühle. Ibrahim Jalali kommt aus dem Iran, ist 43 Jahre alt und wohnt mit seiner Frau und seinen drei Kindern ebenfalls in einer Lahrer Gemeinschaftsunterkunft. In seinem Heimatland hat er den Beruf des Elektronikers gelernt und besaß ein eigenes Geschäft. Obwohl Ibrahim Jalali bisher wenig Deutsch spricht, verlaufen die gemeinsamen Treffen sehr lebendig. Die beiden Tandempartner lernen viel mit- und voneinander.

Großes Interesse an Geschichte

Ibrahim Jalali interessiert sich für verschiedene Themen, besonders für Geschichte. „Ich habe schon viel von Herrn Bandle gelernt“, sagt der Iraner. „Man sieht die vielen Fortschritte, die Ibrahim Jalali macht“, erzählt Mathias Bandle. Fast immer dauern die Treffen länger als eine Stunde und enden erst, wenn das Bürgerzentrum schließt.

Mathias Bandle betreut sogar noch einen zweiten Tandempartner und berichtet voller Stolz, dass der neulich die Sprachprüfung auf Niveau B1 des Europäischen Referenzrahmens bestanden hat. „Das Projekt ist eine gute Sache, es macht Spaß zu sehen, wie die Menschen an Sprachkompetenz und Selbstsicherheit gewinnen“, sagt Mathias Bandle.

Gesucht sind weitere Tandempartner

Wer sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit im Projekt interessiert oder selbst den Wunsch nach einer solchen Unterstützung hat, kann sich immer montags von 9 bis 12 Uhr unverbindlich im Mehrgenerationenhaus, Begegnungshaus am Urteilsplatz, Friedrichstraße 7, informieren. Während dieser Sprechzeiten gibt Projekt-Koordinatorin Nadezhda Derevanko Auskünfte.

Kontakt

Zu erreichen ist Nadezhda Derevanko  unter Tel. 07821/3271144 oder per E-Mail: nadezhda.derevanko@lahr.de