Gerhard und Brigitte Daum vom Freundeskreis Flüchtlinge Lahr sind die beiden Paten von Jumana und Adnan, ein junges syrisches Ehepaar. Die beiden haben inzwischen ein kleines Töchterchen – Lillian. Ein Grund mehr für die beiden Flüchtlingshelfer, sich als Paten zu engagieren.
„Man spürt ihre Motivation, es in Deutschland zu etwas bringen zu wollen, und die Wertschätzung für unsere Arbeit“, sagen Brigitte und Gerhard Daum. Mit Arbeit meinen die beiden die Patenschaft, die sie für ein junges syrisches Ehepaar übernommen haben. Was allerdings außerordentlich frustrierend gewesen sei, war die Wohnungssuche. Irgendwann war auch die erfolgreich. Aber der Reihe nach.
Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr
Gerhard und Brigitte Daum (Zweiter und Dritte von links) kümmern sich um Adnan und Jumana Mamo mit Töchterchen Lillian.
Pädagogisches Talent
Als es die beiden Rentner Anfang 2015 nach Lahr verschlug, war für sie klar, dass es neben den Dingen des täglichen Lebens, den Hobbys und den Spaziergängen mit dem Hund noch Luft nach oben gab, wie Gerhard Daum es ausdrückt. Ins Auge fassten beide ein soziales Engagement. Da stießen sie auf einen Aufruf des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr, der auf der Suche nach weiteren Helfern für den Deutschunterricht war. Gerhard Daum meldete sich und entdeckte sein pädagogisches Talent.
Brigitte Daum konnte sich hingegen nicht vorstellen, vor einer ganzen Klasse von Flüchtlingen zu stehen. Sie bot sich deshalb als Sprachpatin an. Die Paten ließen nicht lange auf sich warten: Jumana (20 Jahre) und Adnan Mamo (25), ein Ehepaar aus einer kleinen Stadt nördlich von Aleppo. Die beiden wohnten damals noch in der Übergangsunterkunft in der Willy-Brandt-Straße. Anfangs war eine direkte Kommunikation nur mit Jumana möglich, die wenigstens ein paar Brocken Englisch sprach.
Briefe von Behörden
Bald schon brachten die beiden Syrer nicht nur ihre Schulbücher mit zu den Treffen mit Brigitte Daum, sondern auch Schreiben von Behörden, die sie nicht verstanden, darunter ein Brief des Migrationsamts. Der Inhalt: Weil sie anerkannte Flüchtlinge seien, hätten sie die Flüchtlingsunterkunft zu verlassen und müssten sich nun um eine eigene Wohnung bemühen. „Wir konnten die beiden in dieser Situation doch nicht hängen lassen“, sagt Brigitte Daum. Das Ehepaar machte sich also auf die Suche nach einer Bleibe.
Und die war gekennzeichnet von einem wochenlangen Studium der Wohnungsanzeigen und durch viele Absagen der Vermieter am Telefon. Flüchtlinge als Mieter kommen nicht gut an. In zehn Fällen schafften es die Daums aber bis zu einer Wohnungsbesichtigung – ohne Erfolg. Und dann wurde doch noch alles gut – durch Zufall. Die Folge: Heute wohnt das Ehepaar Mamo in Kippenheim, zusammen mit der inzwischen fünfmonatigen Tochter Lillian.
Viel Papierkram
Zuvor allerdings hatte viel Papierkram erledigt werden müssen: Mietvertrag, Antrag beim Jobcenter auf Übernahme der Miete, Kindergeldantrag, Elterngeldantrag. „Ich habe lange gebraucht, bis ich da durchgestiegen bin“, bekennt Gerhard Daum. Die Zusammenarbeit mit den Behörden kann er allerdings nur loben: „Das lief harmonisch, schnell und gut.“
Nächster Schritt: Die Wohnung musste eingerichtet werden. Klar, da gab’s den Zuschuss des Jobcenters. Mit dem kann man allerdings keine großen Sprünge machen. Deshalb sind das Sozialkaufhaus Fundus der Neuen Arbeit Lahr (NAL) und die Awo-Gebrauchtwarenhalle gute und günstige Adressen für Möbel. Auch der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr hat beim Hausrat mitgeholfen. Das Ehebett stammt übrigens von einer Russlanddeutschen, die sich von dem Möbelstück trennen wollte, nachdem ihr Mann gestorben war. Und als sie hörte, das es einer Flüchtlingsfamilie zugute kommen soll, gab’s als Dreingabe von ihr noch eine Mikrowelle.
Die nächste Herausforderung
Damit ist es aber noch nicht getan, weitere Hürden sind zu nehmen. Adnan besucht derzeit einen Integrationskurs, anschließend soll er an einem Projekt der NAL zur Vorbereitung auf eine Lehre teilnehmen, so wünscht es sich Gerhard Daum. „Der junge Mann ist handwerklich sehr begabt“, sagt er. Und Daum hat ihm deutlich gemacht: „Ohne Lehre keine Perspektive.“
Jumana hingegen kann sich eine Arbeit in einem Büro gut vorstellen. Doch als erstes will auch sie einen Integrationskurs besuchen. Dazu muss Tochter Lillian aber noch ein bisschen älter sein. Und wer kümmert sich dann um das kleine Mädchen? Das ist dann die nächste Herausforderung für die beiden Paten von Jumana und Adnan.
Weitere Informationen zum Thema Sprachpatenschaft gibt es hier.
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