Der Kreistag des Ortenaukreises hat eine Gesamtstrategie für Zuwanderung verabschiedet. Um die zahlreichen, seit dem Jahr 2015 zugewanderten Menschen bestmöglich zu integrieren, hatte Landrat Frank Scherer bereits im Herbst des gleichen Jahres die Erarbeitung des fachübergreifenden und kreisweiten Konzepts initiiert.
In den letzten Monaten des alten Jahres hat der Ortenaukreis die Städte und Gemeinden, weitere Verwaltungen und Institutionen im Kreis ebenso wie ehrenamtliche Flüchtlingshelfer in die Konzipierung mit einbezogen. Ergebnis ist ein fast 100 Seiten umfassendes Strategiepapier mit über 60 Projekten und Maßnahmen, das auf die verschiedensten Lebensbereiche eingeht und bisher in dieser Form einzigartig im Land ist.
Titelfoto: Kathrin Antrak / pixelio.de
Der Kreistag im Ortenaukreis hat eine Gesamtstrategie für Zuwanderung entwickelt, um zu bestmöglichen Ergebnissen bei der Integration von Flüchtlingen zu kommen.
Ein halbes Dutzend Handlungsfelder
Als Handlungsfelder greift die Gesamtstrategie für Zuwanderung die Unterbringung und Weiterverteilung von Flüchtlingen, die Arbeit der gesamten Kreisverwaltung, den Bereich Soziales und Jugendhilfe, die Integration durch Sprache, Bildung und Kultur sowie die Integration durch Arbeit auf. Dabei geht sie sowohl auf Maßnahmen, die das Landratsamt bereits umgesetzt oder eingeleitet hat, ebenso wie auf zukünftige Vorhaben ein.
Zu den vom Landkreis bereits umgesetzten Maßnahmen gehört etwa die Schaffung neuer Stellen, insbesondere in dem von der Zuwanderung am stärksten betroffenen Migrationsamt, und die Vernetzung und Schulung von ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern. Zudem hat der Kreis bei der Unterbringung der Zuwanderer großen Wert auf eine ausgewogene Verteilung in den Städten und Gemeinden im Ortenaukreis gelegt.
Berufliche Integration
Die aktuell 25 VABO-Klassen (Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse) an den Beruflichen Schulen des Ortenaukreises mit über 400 Schülern und die Einrichtung des Zentrums zur beruflichen Integration von Flüchtlingen (ZIF) als gemeinsame Anlaufstelle der Kommunalen Arbeitsförderung (KOA) und der Agentur für Arbeit sind weitere wichtige Integrationsbausteine, die bereits in die Wege geleitet wurden.
In der Planungsphase der Gesamtstrategie für Zuwanderung befindet sich zum Beispiel die Anbindung der größeren Gemeinschaftsunterkünfte über den ÖPNV sowie die Ausbildung von Zuwanderern in der Gesundheits- und Krankenpflege am Ortenau Klinikum. Im kreiseigenen Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof sind für die kommende Saison eine Sonderausstellung zum Thema Flucht sowie pädagogische Programme geplant, die sich auch an die Zielgruppe der Zuwanderer richten. Nicht zuletzt möchte die VHS Ortenau ihre Sprach- und Integrationskurse sowie beruflichen Qualifikationsangebote weiter ausbauen.
Im November 2015 hatte Landrat Scherer zunächst sämtliche Mitarbeiter des Landratsamts dazu aufgerufen, sich mit den möglichen Auswirkungen der Zuwanderung und entsprechenden Lösungsansätzen in Bezug auf ihren Arbeitsplatz auseinanderzusetzen. Viele Workshops folgten, zuletzt mit den Führungskräften des Ortenaukreises im April 2016.
Stellungnahme zur Konzeption von vielen Seiten
Bevor sich dann die Fachausschüsse und letztlich der Kreistag abschließend mit dem Entwurf beschäftigten, hatten rund 120 Institutionen und Personen die Gelegenheit zur Stellungnahme zur Gesamtstrategie für Zuwanderung, darunter neben den Kommunalverwaltungen unter anderem die Koordinatoren der Ehrenamtlichen, die Liga der Freien Wohlfahrtspflege, die Polizei, die Agentur für Arbeit, das Staatliche Schulamt Offenburg, die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer, das Regierungspräsidium Freiburg und das Innenministerium Baden-Württemberg.
„Ich danke allen beteiligten Kreisgremien für die ausführlichen Beratungen, den Fraktionen für ihren umfassenden Input und meinem ganzen Haus für ein Jahr konzentrierte Arbeit an dieser Strategie. Ich bin mir sicher, dass sich dies für die Neuankömmlinge, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger auszahlen wird!“, betonte Scherer abschließend gegenüber dem Kreistag.
Auch die Presse hat berichtet, etwa die Badische Zeitung, die Lahrer Zeitung und der Lahrer Anzeiger.
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