Die Kehrwoche – ein Beitrag zur Integration?

Die Kehrwoche – ein Beitrag zur Integration? Die Frage ist berechtigt, denn die Sauberkeit, Ordnung und Hygiene in den Flüchtlingsunterkünften ist bei den monatlichen Stammtischen des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr immer wieder ein Thema gewesen. Warum? Weil die Zustände in und vor den Häusern – nach deutschen Maßstäben – sehr zu wünschen übrig ließen. Oft und mit Leidenschaft haben Ehrenamtliche diskutiert, was zu tun sei. Jetzt scheint der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr mit einer Aktion der besonderen Art einen Schritt weitergekommen zu sein.

Heimfried Furrer, einer der Sprecher des Freundeskreises, hat sich an der Putzaktion nach dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe beteiligt. Er hat festgestellt, dass es viele Gründe gibt, die deutschen Vorstellungen von Sauberkeit entgegenstehen. Und er hat die Erfahrung gemacht, dass es trotzdem möglich ist, Menschen aus völlig verschiedenen Kulturen dazu zu motivieren, zu Putzmitteln und Scheuerlappen zu greifen. Er stellt sich jetzt die Frage: Ist die Kehrwoche ein Beitrag zur Integration? Hier ist seine Antwort:


Titelfoto: birgitH / pixelio.de

Der Freudeskreis Flüchtlinge Lahr stellt die Reinigungsmittel zur Verfügung und erklärt, wie man sie anwenden muss.


Zahlreiche Vorurteile

„Die Vorurteile gegen Flüchtlinge sind zahlreich. Kulturelle Unverträglichkeit ist eines der häufigsten Argumente gegen eine liberale Flüchtlingspolitik. Deutsche Sauberkeitsstandards – gehören die zu den Alleinstellungsmerkmalen unseres hehren Selbstbildes, das uns afrikanischen und arabischen Mitmenschen überlegen und diese für die Integration in die deutsche Gesellschaft ungeeignet erscheinen lässt?

In der Unterkunft in der Geroldsecker Vorstadt 81 sind Flüchtlinge angetreten, um für Sauberkeit zu sorgen. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

 

Geroldsecker Vorstadt 81, die Flüchtlingsunterkunft, die immer wieder Anlass zu heftiger Kritik an den Bewohnern gegeben hat: verschmutzte Flure, katastrophale hygienische Zustände in den Toiletten und Duschräumen, Fahrrad- und anderer Schrott sowie Müll jeder Art im Außenbereich, die Küchen total verdreckt und mit von unsortiertem Müll überquellenden Mülleimern, ja sogar Ratten im Haus. Auch unter wohlmeinenden Ehrenamtlichen war die Abscheu groß.