In seiner Sitzung vom 28. Juni 2021 hat der Lahrer Gemeinderat einen Zwischenbericht zum Projekt Wohnungsakquise in der Stadt zur Kenntnis genommen. Nach dem bisherigen Stand haben sich insgesamt 39 Eigentümer bei der Stadtverwaltung gemeldet, die sich für das Projekt interessieren. Dabei kam es zu zwölf Wohnungsbesichtigungen. So heißt es in der Verwaltungsvorlage des Stadtplanungsamts. In der Sitzung selbst wurde bekannt, dass es zu zwei Vertragsabschlüssen gekommen ist.
Bei fünf weiteren Anfragen steht ein Vertragsabschluss in Aussicht, heißt es weiter. In diesen Fällen müssen die Wohnungen erst noch renoviert werden. Bei den anderen Objekten haben die Eigentümer noch um Bedenkzeit gebeten. Oder es sind größere Renovierungsarbeiten notwendig, sodass sich eine Vermietung noch hinzieht. In einem weiteren Fall hat sich der Eigentümer für den Verkauf der Wohnung entschieden.
Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr
So mancher Vermieter lässt seine Wohnung lieber leer stehen, als eine Miete zu kassieren. Das soll sich in Lahr ändern.
Zielgruppe sind auch Geflüchtete
Zielgruppe für die Vermietung dieser Wohnungen sind Personen, die auf einen bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind, also auch Geflüchtete. Sie müssen einen Wohnberechtigungsschein vorlegen und bekommen dann eine Wohnung in Höhe der ortsüblichen Vergleichsmiete, abzüglich von 20 bis 40 Prozent der Miete.
Die Stadt Lahr hatte zum 1. Januar 2020 die Servicestelle Wohnraum beim Stadtplanungsamt geschaffen. Besetzt wurde sie mit Karen Wurth. Sie soll sich darum kümmern, dass leer stehende Wohnungen wieder auf dem Markt zur Verfügung stehen. Nach dem Vorbild der Stadt Karlsruhe will die Lahrer Verwaltung potentielle Vermieter durch verschiedene Anreize motivieren, ihre Wohnungen wieder zu vermieten.
So soll es Sanierungszuschüsse bis zu 7000 Euro geben, außerdem will die Stadt geeignete Mieter vermitteln und für eine bestimmte Zeit betreuen. Unter anderem gehören auch ein Probewohnen, eine Mietausfallgarantie, eine Vorfinanzierung der Kaution und eine Mieterschulung zum Konzept.
Die Anreize zur Vermietung
In der Sitzung des Lahrer Gemeinderats vom 28. September 2020 ist das Projekt vorgestellt und der Projektstart mehrheitlich beschlossen worden. Folgende Anreize will die Stadt im einzelnen anbieten:
- sorgfältige Mieterauswahl
- Betreuung von Vermietern und Mietern durch die Servicestelle
- fester Ansprechpartner über die gesamte Laufzeit des Mietvertrags
- Probewohnen im ersten Mietjahr
- Mietausfallgarantie für zwei Jahre
- Sanierungszuschuss bis maximal 7000 Euro
- Wiedervermietungsprämie (Angebot der Landsiedlung BW: Zuschuss in Höhe von zwei Monatskaltmieten bei Wiedervermietung von Wohnungen, die mindestens neun Monate leer standen
- Vorfinanzierung der Kaution
- Mieterschulung bei Wohnungsübergabe
- Kooperationsvertrag mit der Stadt
Öffentlichkeitsarbeit
Um die Wohnungsakquise bekannt zu machen, hat die Stadt Mitteilungen zum Projekt an die Presse geschickt und in den eigenen digitalen Medien veröffentlicht. Des weiteren wurde Ende 2020 ein Flyer erstellt. Rund 9000 von ihnen wurden zusammen mit den Abwasserbescheiden verschickt. Weitere 1000 Flyer gingen mit dem jährlichen Infoschreiben des Vereins Haus und Grund an die Mitglieder raus. Künftig soll alle sechs Wochen eine Anzeige in den Mitteilungsblättern der Stadtteile geschaltet werden. Zudem ist geplant, den Flyer in den verschiedenen Anlaufstellen der Stadt – Kulturbüro, Museum, Stadtmarketing – auszulegen. Sobald es erste Vertragsabschlüsse gibt, wird dies durch eine Pressemitteilung publik gemacht. Dadurch sollen bisher unentschlossene Vermieter angesprochen werden.
Das Thema Wohnungsakquise in Lahr hat bereits eine lange Vorgeschichte. Bereits am 24. Juli 2017 hat der Gemeinderat beschlossen, eine Stelle für das Projekt zu schaffen. Erst im August 2019 ist eine Anzeige der Stadt geschaltet worden, um die Stelle auszuschreiben. Die Stelle gibt es seit dem 1. Januar 2020. Erst am 28. September 2020 hat der Gemeinderat dann das Konzept für das Projekt beschlossen.
Auch der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr hatte sich im Jahr 2020 mit der Frage beschäftigt, wie man leerstehenden Wohnraum in der Stadt akquirieren kann. Er hat dazu ein Konzept erarbeitet, das auf vier Säulen ruht. Dieses Konzept hat er zusammen mit Fachleuten auf seine Machbarkeit hin durchleuchtet – mit positivem Ergebnis.
Modell des Freundeskreises
Daraufhin ist das Konzept auch Oberbürgermeister Markus Ibert vorgestellt worden. Es wurde auch in der Presse präsentiert und die Fraktionsvorsitzenden der im Lahrer Gemeinderat vertretenen Parteien sind gezielt über die Ideen des Freundeskreises informiert worden. Der Gemeinderat hat sich schließlich aber für eine Variante entschieden, die sich am Karlsruher Modell orientiert.
Karen Wurth von der Servicestelle Wohnraum hat sich übrigens bereiterklärt, auch der Versammlung des Freundeskreises Flüchtlinge das städtische Konzept der Wohnraumbeschaffung zu erläutern – in einer Form, die Corona gerecht wird. Und in der Hoffnung natürlich, dass sie aus dem Kreis der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer eine Unterstützung erfährt.
Die Servicestelle
Die Stadt hat einen Flyer zur Wohnraumaktivierung herausgegeben. Wer eine leerstehende Wohnung hat oder von einer solchen weiß, wendet sich an Karen Wurth, Servicestelle Wohnraum, Tel. 07821 / 910-0684, E-Mail: karen.wurth@lahr.de. Hier gibt es weitere Informationen.
Konzepte zur Akquise
- Wer sich für das Konzept des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr interessiert, findet den entsprechenden Beitrag auf dieser Website.
- Informationen zum städtischen Konzept gibt es in einem Artikel auf der Website der Stadt.
- Ausführliche Infos findet man in der Beschlussvorlage für die Sitzung des Technischen Ausschusses am 16. September 2020.
- Der Technische Ausschuss hat das Konzept der Stadt in seiner Sitzung vom 16. September 2020 gelobt, schreiben die Lahrer Zeitung und die Badische Zeitung.
- Der Gemeinderat hat am 28. September 2020 seine Zustimmung zum städtischen Konzept gegeben.
Unterlagen zur Wohnungsakquise
Für die Gemeinderatssitzung am 29. Juni 2021 hat die Stadtverwaltung den Gemeinderätinnen und -räten detaillierte Dokumente vorgelegt, die auch auf der Website des Freundeskreises nachgelesen werden können.
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