Schreibwerkstatt mit dem Dichter José F. A. Oliver

Mit einem Literaturprojekt geht der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr neue Wege. Er bietet Geflüchteten eine Schreib- und Erzählwerkstatt mit dem bekannten Schriftsteller José F. A. Oliver an. Diese großartige Idee, die neue Sprachräume abseits der Alltagssprache eröffnet, entstand aus der Bekanntschaft von Lisbeth Siegwart, einer Ehrenamtlichen des Freundeskreises, mit dem Hausacher Dichter. Der Workshop findet samstags, am 17. Dezember und am 7. Januar 2023, jeweils von 14 bis 17 Uhr, in der Lahrer Mediathek statt.

Oliver, der Initiator – unter anderem – des Hausacher Literaturfestivals „LeseLenz“ hat bereits in Deutschland – auch in Lahr – sowie in Spanien literarische Workshops veranstaltet. Einen solchen in Lahr für Migranten zu organisieren, war ein Vorschlag, der in der Vollversammlung des Freundeskreises zündete. Auch der Dichter selbst war von der Idee angetan und sagte zu. Und obwohl er, kurz nach der entsprechenden Vereinbarung, zum Präsidenten von PEN Deutschland, der Schriftstellervereinigung, gewählt worden war und nun vielen neuen Verpflichtungen nachkommen muss, hielt er seine Zusage aufrecht.


Titelfoto: pixabay.de

In der Schreibwerkstatt sollen Geflüchtete neue Erfahrungen mit der deutschen Sprache machen können.


Seit Ende 2014 hat sich der Freundeskreis mit zahlreichen Projekten für in Lahr gestrandete Menschen engagiert, die ihr Heimatland angesichts von Krieg, Verfolgung und Not verlassen mussten. Die Lahrer Öffentlichkeit wurde in den Zeitungen regelmäßig informiert, und auf der stets aktuellen Webseite kann der Interessierte so gut wie alle Aktionen der Hilfe für Geflüchtete seit Beginn des Engagements des Freundeskreises mit- und auch zurückverfolgen.

Von Anfang an waren Sprach-Angebote eines der wichtigsten Tätigkeitsfelder. So gibt es auch aktuell Angebote an Sprachkursen (von denen es in Lahr noch viel zu wenige gibt), dazu das Grundschulprojekt sowie, inzwischen fest etabliert, das wöchentliche Café international, das stets gut besucht ist und als willkommene Gelegenheit gesehen wird, Deutsch-Kenntnisse zu erproben und zu verbessern.

Der Lyriker José F. A. Oliver lebt in Hausach. – Foto: Yves G. Noir

Und immer wieder gibt es neue, kreative Ideen, die auch der veränderten Zusammensetzung der neu angekommenen Geflüchteten Rechnung tragen, unter denen die Zahl gut gebildeter und schnell Deutsch lernender Menschen größer geworden ist.

Und aus diesem Grund findet gegen Ende dieses Jahres und am Anfang des nächsten am 17. Dezember und am 7. Januar in der Lahrer Mediathek eine Schreibwerkstatt für Migrantinnen und Migranten statt. Die Intention des Workshops ist folgende: Ins Gespräch kommen über die eigene Geschichte, über den Weg von der alten in eine neue Heimat, über die Gefühle, Ängste und Hoffnungen. Es geht darum, vom Erzählen ins Schreiben zu kommen. Das Motto lautet: „Worte reichen wie Hände, die man sich gibt.“ (José F. A. Oliver)

Der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr ist stolz auf dieses außergewöhnliche Projekt, zu dem sich bereits 13 Teilnehmer aus sechs Ländern angemeldet haben. Und, besonders erfreulich: Der Rotarier-Club hat sich als Sponsor des Projekts bereit erklärt, die Kosten für dieses Angebot zu übernehmen.

Geflüchtete sollen vom Erzählen ins Schreiben kommen. – Foto: pixabay.de

Zur Person

Der als Sohn spanischer Gastarbeiter im Schwarzwald geborene Lyriker José F. A. Oliver ist für seinen ungewöhnlichen, spielerischen Umgang mit den Sprachen bekannt, in denen er aufgewachsen ist: Spanisch, Andalusisch, Deutsch und dessen alemannische Variante. Von ihm wurden etliche Gedichtbände veröffentlicht, aber auch Prosatexte wie zum Beispiel „Fremdenzimmer“, eine Sammlung von autobiographischen Essays. Eines seiner Themen ist, autobiographisch bedingt, die Migration.

So schreibt José F. A. Oliver zum Beispiel in einem Gedicht über seinen Vater:

„Schwarzmilan“

„ … jahre später
verlor er auch die sprache
ans gemachte eis der migration …“

Der Sohn dagegen hat, offensichtlich, Sprache(n) gewonnen.

  • Weitere Infos: Der Dichter und PEN-Deutschland-Vorsitzende José Oliver nimmt Geflüchteten in einer Schreibwerkstatt  die Angst vor dem Schreiben