Die Fahrrad-Werkstatt des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr geht nun schon in ihr viertes Jahr. Am Samstag, 22. März 2025, nimmt sie wieder ihre Arbeit auf. Bei diesem Projekt geht es vor allem darum, Migranten mit günstigen Fahrrädern zu versorgen. Zu diesem Zweck werden gebrauchte Fahrräder, die gespendet worden sind, wieder verkehrstüchtig gemacht.
Das passiert in der Werkstatt im Schlachthof, Dreyspringstraße 16. Zunächst werden an zwei Samstagen in der zweiten Märzhälfte gebrauchte Räder angenommen. Am Samstag, 5. März, wird mit dem Reparieren begonnen. Mitte April soll der Verkauf beginnen. Über dieses Projekt sprachen wir mit zwei der drei Organisatoren, mit Jürgen Siefert und Udo Scharr.
Titelfoto: ChatGPT
Um gebrauchte Fahrräder kümmert sich das Projekt des Freundeskreises nun jede Woche bis Ende September.
Das Interview
Die Werkstatt scheint ja gut zu laufen.
Jürgen Siefert: Ja, wir sind sehr zufrieden. Wir konnten bislang jedes Jahr mehr als 200 gebrauchte Fahrräder aller Art an Geflüchtete übergeben.

Das waren aber nicht nur Migranten aus Lahr?
Udo Scharr: Nein, dabei handelt es sich auch um Migranten aus den Umlandgemeinden. Wir decken in etwa den alten Landkreis Lahr mit unserem Angebot ab.
Jürgen Siefert: Die Spenderinnen und Spender kommen übrigens auch nicht nur aus Lahr und den Stadtteilen. Sie bringen ihre Räder aus einem großen Umkreis zu uns, aus Ettenheim im Süden, Hohberg im Norden, aus dem Ried und dem Tal.
Was motiviert die Spender, ihre gebrauchten Räder in der Fahrrad-Werkstatt abzugeben?
Scharr: Sie wollen Geflüchteten zunächst einmal dazu verhelfen, zu einem günstigen fahrbaren Untersatz zu kommen. In vielen Fällen geht es ihnen aber auch um den Aspekt der Nachhaltigkeit. Sie finden die Idee gut, dass ihre Räder repariert werden und dann einen neuen Besitzer finden, der sich darüber freut.
Siefert: Oft ist es auch so, dass E-Bikes angeschafft worden sind und die alten Räder nun im Weg stehen. Für den Sperrmüll oder den Schrottplatz sind sie den Eigentümern aber zu schade. Da ist dann die Fahrrad-Werkstatt die willkommene Lösung.

Sie sprachen davon, dass die gebrauchten Räder der Fahrrad-Werkstatt günstig sind. Was heißt das konkret?
Scharr: Wir verschenken die Fahrräder nicht an Geflüchtete. Wir verlangen mindestens zehn Euro, je nach Zustand und Alter des Rades auch einiges mehr. Es geht dabei um die Wertschätzung. Sie wissen: Was nichts kostet . . .
Siefert: Es gibt aber noch einen zweiten Aspekt. Wir wollen am Ende der Saison einen ansehnlichen Geldbetrag erwirtschaftet haben. Er wird überwiesen auf das Konto des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr, der auch mit diesem Geld die Aufwandsentschädigungen für sein Grundschulprojekt finanziert, also die Deutsch-Nachhilfe für Kinder von Migranten. Diese Einnahmequelle ist übrigens sehr viel wichtiger geworden, seitdem die Stadt ihren Zuschuss für dieses Projekt aus finanziellen Gründen gestrichen hat.

Die Arbeit in der Fahrrad-Werkstatt wird aber nicht vergütet?
Scharr: Nein, natürlich nicht. In der Werkstatt sind nur Geflüchtete tätig, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Sie kommen aus der Türkei, aus der Ukraine und aus Syrien. Ein Palästinenser ist ebenfalls im Team.
Siefert: In der Werkstatt passiert genau das, was das Ziel des Freundeskreises ist: Flüchtlinge helfen Flüchtlinge. Dank des Fahrrad-Projekts sogar doppelt: Geflüchtete bekommen ein verkehrstüchtiges Fahrrad und Kinder von Geflüchteten Nachhilfe in Deutsch.
Infos zur Werkstatt
Die Fahrrad-Werkstatt des Freundeskreises findet vom 22. März 2025 an jeweils samstags von 10 bis 12 Uhr im Schlachthof Jugend & Kultur, Dreyspringstraße 16, statt. Angenommen werden in dieser Zeit gebrauchte Räder aller Art. Sie sollten noch gut erhalten und nicht zu alt sein. Willkommen ist auch Zubehör, wie Helme, Schlösser, Körbe oder Kindersitze, Ersatzteile und Werkzeug. Die Werkstatt befindet sich im Gebäude rechts des Bistros. Auf der Website gibt es weitere Infos über das Projekt und die Details zur Werkstatt.
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