Maysa Jah aus Gambia hat viel Glück

Maysa Jah aus Gambia hat viel Glück. Der 35-jährige Möbelschreiner, der in dem Containerdorf für Flüchtlinge auf dem Lahrer Flugplatz lebt, hat ein Praktikum machen können. Dass es dazu gekommen ist, hat er Zufällen zu verdanken. Und der Tatsache, dass er zumindest einen Satz gut auf Deutsch sagen kann.

Zufall Nummer eins: Herbie Wickertsheim vom Freundeskreis Flüchtlinge Lahr ist auf Maysa Jah aufmerksam geworden. Das war im März. Damals hatte der Mann aus Gambia bei der Kreisputzete mitgeholfen. Dabei traf er auf Wickertsheim und sagte einen Satz in bestem Deutsch: „Mein Beruf ist Tischler.“

Viel mehr konnte er in der für ihn fremden Sprache nicht sagen. „Mein Interesse an ihm war geweckt“, erzählt der Helfer vom Freundeskreis, „spontan dachte ich, dass der Mann in einen Job zu vermitteln sein müsste.“


 Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Seniorinnen des Offenburger Awo-Seniorenzentrums  freuen sich über den Laubengang , den Maysa Jah aus dem Containerdorf auf dem Lahrer Flugplatz gebaut hat.


Maysa mit Bruder
Maysa Jah (rechts), mit einem seiner Brüder, ist stolz auf das Werk seines kleines Betriebs in Gambia: ein kunstvoll hergestelltes Doppelbett.  – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Luft im Personalbudget

Zufall Nummer zwei: Herbie Wickertsheim  ist mit Daniel Stadler gut bekannt. Stadler ist der Leiter des Awo-Seniorenzentrums Marta-Schanzenbach-Haus in Offenburg. Hinzu kommt, dass Wickertsheims Sohn Frank dort Pflegedienstleiter ist. In gemütlicher Runde saßen die Drei beieinander, man kam bei dieser Gelegenheit auch auf Maysa Jah zu sprechen.

Zufall Nummer drei: Im Personalbudget  des Marta-Schanzenbach-Hauses habe es kurzfristig etwas Luft gegeben, erzählt Daniel Stadler. Zum anderen habe  schon seit einiger Zeit der Wunsch nach einem Hochbeet für die Parkanlage bestanden, an dem die Heimbewohner, auch im Rollstuhl, gärtnern können. Auch ein Laubengang sollte die Außenanlage weiter aufwerten.

Praktikant für zwei Monate

Also wurde für zwei Monate eine Praktikantenstelle mit insgesamt 100 Arbeitsstunden geschaffen. Die Stelle bekam Maysa Jah. „Die Bezahlung hat sich am Mindestlohn orientiert“, erklärt Daniel Stadler. Zudem bekam der Asylbewerber die Fahrtkosten erstattet. Und dann konnte sich der Mann aus Gambia in Offenburg an die Arbeit mit dem Werkstoff Holz machen.

Diese Arbeit war er in seiner Heimat schon gewohnt gewesen. Dort arbeitete er als Möbelschreiner in einem eigenen kleinen Betrieb und fertigte Schränke und Betten in liebevoller Handarbeit, wovon alte Fotos zeugen. Lesen und schreiben hat er allerdings nie gelernt, erzählt Herbie Wickertsheim. Um das Geschäftliche kümmerte sich seine Mutter, die allerdings plötzlich starb.

Kritik am Regime

Erschwerend kam hinzu, dass sich Maysa Jah kritisch über den Präsidenten und sein korruptes totalitäres Regime geäußert hatte. Das war der Obrigkeit zu Ohren gekommen. Soldaten fahndeten nach ihm. Entdeckt haben sie ihn nicht. Sie haben allerdings in seiner kleinen Schreinerei gewütet, alles kurz und klein geschlagen und einen seiner Brüder mitgenommen, so erzählt Maysa Jah seine Geschichte.

Er floh, zunächst nach Libyen. Dort arbeitete er, um sich das Geld für die Überfahrt in einem Schlauchboot nach Italien zu verdienen. In Europa angekommen, saß er erst einmal ein Jahr lang in einem italienischen Auffanglager fest. Für 69 Euro hat er sich dann im September 2015 ein Zugticket nach München gekauft. Von dort ging es weiter nach Karlsruhe, schließlich landete er in dem Containerdorf auf dem Lahrer Flugplatz.

Maysa in Gambia
Maysa Jah bringt in seiner Heimat Gambia einen Schrank auf den Weg. – Foto:  Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Gute Erfahrungen

Dann begegnete er Herbie Wickertsheim. Darüber, dass es so gekommen ist, ist Daniel Stadler vom Awo-Seniorenheim  froh. Denn er hat sehr gute Erfahrungen mit seinem Praktikanten gemacht. „Er ist ein feiner Kerl“, sagt er, „und sehr fleißig“. Auch die Chemie zwischen dem Schreiner aus Gambia und den Seniorinnen und Senioren habe gestimmt.

„Wenn Maysa mit seinem muskulösen braunen Körper im Park arbeitete, saßen Bewohnerinnen mit ihren Rollstühlen und Rollatoren in respektvollem Abstand um ihn herum und sahen ihm mit glänzenden Augen zu“, beschreibt Herbie Wickertsheim die Situation.

Praktikum in einer Schreinerei

Das Fazit von Daniel Stadler lautet: „Wenn wir jetzt eine Stelle zu vergeben hätten und Maysas Deutsch besser wäre, hätte er eine gute Chance.“ Die hat er jetzt vielleicht im Ried.

Dort hat er ein Praktikum bei einer kleinen Schreinerei  gemacht. Und auch das verdankt er einem Zufall. Gegenüber einem deutschen Mitarbeiter in der Kantine des Containerdorfs hatte er in bestem Deutsch einen bereits bekannten Satz gesagt:  „Mein Beruf ist Tischler.“ Woraufhin ihm der Mitarbeiter den Job vermittelte.