Das zurückliegende Jahr hat vor allen Dingen Schlagzeilen gemacht wegen der Pandemie. Der Corona-Virus hat das Leben der Menschen bestimmt. Eingeschränkt, genauer gesagt. Vieles, was in anderen Jahren selbstverständlich war, konnte im Jahr 2020 nicht stattfinden. Das hat sich auch auf das Engagement des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr ausgewirkt.
Ehrenamtliche, vor allem die Älteren unter ihnen mussten sich zurückziehen von der Betreuung der Geflüchteten. Die hat es teilweise schlimm getroffen, sie haben ihre Arbeit verloren. Völlig untätig waren die Helferinnen und Helfer allerdings nicht. Davon berichtet Heimfried Furrer, einer der Sprecher des Freundeskreises, in seinem Jahresrückblick.
Titelfoto: pixabay.de
Der Freundeskreis blickt auf ein Jahr zurück, das Corona ziemlich verhagelt hat.
Die Leidtragenden waren die Geflüchteten
„2020 – ein besch…eidenes Jahr auch für die Aktiven des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr. Die Leidtragenden waren natürlich die Geflüchteten, die nicht in demselben Maß von ihnen betreut werden konnten. So mussten alle geplanten Gemeinschaftsveranstaltungen wegen der Pandemie ausfallen: Also dieses Jahr keine Ausflüge, kein Fest, keine Fortbildungsveranstaltungen. Auch das Angebot von Deutschkursen wurde reduziert. Und nachdem zeitweise die Schulen geschlossen waren, fand auch der Einzelunterricht für Migrantenkinder an Grundschulen von April bis zum Ende der Sommerferien nicht mehr statt.
Nun allerdings sind an einzelnen Grundschulen wieder Ehrenamtliche im Einsatz. Leider nicht alle: Einige der Aktiven sind schon in dem Alter, in dem man zur Risikogruppe zählt, und sind zudem durch Vorerkrankungen noch besonders gefährdet. Einige waren auch zeitweise in Quarantäne. So ist es verständlich, dass es Ältere gibt, die aus Vorsicht ihre Außenkontakte stark eingeschränkt haben. Darunter leiden auch die Deutschkurse im Begegnungshaus und im Rahmen des Lern-Cafés in der Theodor-Heuss-Schule.
Ausbildungsverträge liegen auf Eis
Die gravierendsten Auswirkungen bekommen jedoch die Flüchtlinge sowohl in den Unterkünften als auch in Anschlussunterbringung zu spüren, die infolge der Pandemie ihren Job verloren haben und zur Zeit auch keinen neuen finden können. Auch vorgesehene Ausbildungsverträge liegen auf Eis. Und die beengten Wohnverhältnisse in den Unterkünften befördern die Angst einer Ansteckung mit dem Virus.
Die zuständigen Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen und das Landratsamt haben zwar viele Schutzmaßnahmen getroffen, und bisher sind auch noch keine schlimmen Erkrankungen eingetreten, aber die besonderen Bedingungen in den Übergangswohnheimen bergen immer noch große Gefahren und sorgen dafür, dass die älteren der ehrenamtlichen Helfer einen Besuch dort meiden.
Also tote Hose auf der ganzen Linie? Natürlich nicht!
Heimfried Furrer
Also tote Hose auf der ganzen Linie? Natürlich nicht! In zahlreichen Einzelfällen wurde um Hilfe nachgefragt und diese auch geleistet: Beratung, Begleitung zu Behörden und Ärzten, Vermittlung von Wohnraum (ja, in wenigen Fällen ist auch das gelungen!), Beschaffung von Möbeln und Hausrat und deren Transport, Ausstattung mit Fahrrädern – all das war Gott sei dank noch möglich und fand in fast normalem Umfang statt. Besondere Erwähnung verdient die Arbeit von Evelyne Bayer, die ihre Schüler digital weiter mit Deutschunterricht versorgt hat. Und besonders intensiv ist ihre Betreuung eines blinden Flüchtlings ohne Fremdsprachenkenntnisse, dem sie, auch mit Hilfe von Mirav Sido, Deutsch beibringt.
Neues Konzept der Sitzungen
Und wenn auch die monatlichen Sitzungen im „Zarko“ nur teilweise stattfinden konnten, so gab es doch da einen Höhepunkt: Mirav aus Kurdistan, Syrien, berichtete über ihre Stadt Afrin, ihre Geschichte und ihr furchtbares gegenwärtiges Schicksal. Beeindruckende, teilweise erschütternde Bilder unterstützten den Vortrag. Er ist auf der Webseite des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr nachzulesen und auch mit Fotos versehen.
Miravs Vortrag war die erste Veranstaltung im Rahmen des neu beschlossenen Konzepts der monatlichen Treffen: Zwischen den regulären Treffen mit vorgegebener Tagesordnung, die nur noch alle zwei Monate stattfinden, soll es jeweils ein Treffen mit einem besonderen Thema oder Themenschwerpunkt geben, mit Vorträgen, Diskussionen mit geladenen Gästen und dergleichen.
Spendenaktion für Alia
Einen neuen Weg schlug der Freundeskreis mit dem Spendenaufruf zugunsten des kurdischen Mädchens Alia ein, deren verbleibendes Augenlicht nur durch eine kostspielige Operation gerettet werden kann.
Trotz Corona stattfinden konnte die Neuwahl der Sprecher des Freundeskreises. Bei ihr wurde ein schon länger gehegter Plan umgesetzt: Neben den fünf bisherigen Sprecherinnen Silvia Boniface-Anyanwu, Dagmar Ehret, Günter Endres, Heimfried Furrer und Dr. Stephanie Kempchen vertreten nun zwei Geflüchtete die Gruppe: Mamdouh Almansour aus Syrien und Mirav Sido aus Kurdistan, Syrien.“
- Die Kurdin Mirav Sido berichtet auf dieser Website über die Situation in ihrer Heimat im Norden Syriens, der Beitrag hat den Titel Die kurdische Kultur in Afrin soll ausgelöscht werden.
- Für die junge Kurdin Alia läuft eine Spendenaktion des Freundeskreises, es geht dabei um den Erhalt ihres Augenlichts.
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