Eine Fortbildung für Flüchtlingshelfer hat es jetzt im Landratsamt Ortenaukreis in Offenburg gegeben. Es ist um die interkulturelle Handlungskompetenz gegangen. Rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich von dem erfahrenen Trainertandem Katrin Gratz und Naser El Bardanohi informieren lassen. Zu dieser Veranstaltung mit der promovierten Ethnologin und dem ägyptischen Autor hatte die Koordinationsstelle Ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit im Landratsamt eingeladen.
„Die Teilnehmer zeigten sich am Ende des Tages begeistert und gaben durchweg positive Rückmeldungen. Die Veranstaltung war rundum gelungen“, berichtete Ursula Moster von der Koordinationsstelle Ehrenamt. Dazu beigetragen habe insbesondere die authentische Vermittlung der Werte des arabisch-orientalischen Kulturraums.
Titelfoto: Landratsamt
Rund 60 Ehrenamtliche der Flüchtlingshilfe im Ortenaukreis freuen sich über das gelungene Seminar zum Thema interkulturelle Kommunikation mit dem Referentenduo Katrin Gratz (erste Reihe links) und Naser El Bardanohi (zweite Reihe links) sowie Ehrenamtskoordinatorin Ursula Moster (erste Reihe rechts).
Unterschiedliche Familienstrukturen
Die Fortbildung für Flüchtlingshelfer weckte das Bewusstsein für die unterschiedlichen Familienstrukturen in Deutschland und den arabisch-orientalisch geprägten Ländern. Steht dort die Familie und der gesamte dazugehörige Klan im Mittelpunkt, liegt hier der Fokus auf dem Individuum. Klar wurde auch, dass sich das auf die Geschlechterrollen und auf die Bedeutung von Kindern und deren Erziehung auswirke.
Auch der Einfluss der Religion kam zur Sprache. „Flüchtlinge, die zwischen beziehungsweise mit zwei Kulturen leben müssen, haben zwei Herzen und stehen daher im Dauerkonflikt“, erklärte Gratz.
„Wir nehmen viele Impulse mit und haben einen neuen Blick auf die Schwierigkeiten in der Kommunikation und im Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen gewonnen“, so eine Äußerung aus den Reihen der Ehrenamtlichen.
Gesten und Blickkontakt
Dass etwa Gesten oder der Blickkontakt in beiden Kulturen teilweise nahezu gegensätzlich zu werten seien, habe eindrücklich vorgeführt, wie und warum Missverständnisse in der Kommunikation entstehen können und Kenntnisse der anderen Sprache allein nicht ausreichen, um kulturelle Hindernisse zu überwinden.
So fügte der Ägypter provozierend hinzu: „Bei uns ist das ganze Leben ein Basar“, und veranschaulichte an einem Beispiel, dass nicht nur der Austausch von Waren, sondern auch der von Standpunkten in der orientalischen Welt verhandelbar seien.
Weit über 2000 Ehrenamtliche
Die Ehrenamtlichen waren sich einig, dass sie viele Erkenntnisse aus der Fortbildung für Flüchtlingshelfer direkt umsetzen können – sei es als Sprachlehrer, Familienpate oder Hausaufgabenbetreuer. Neben ihrem Dank an das Referentenduo und die Organisatoren im Landratsamt drückten sie auch ihren Wunsch nach einer Vertiefung des Themas im nächsten Jahr aus. Auch Ursula Moster bedankte sich bei den Referenten für die kurzweilige Darbietung eines schweren Themas und beim Publikum für das große Interesse.
Im Ortenaukreis sind weit über 2000 Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe aktiv. Um sie in ihrer Arbeit zu unterstützen, bietet die Koordinationsstelle Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe regelmäßig Austausch-, Informations- und Fortbildungsveranstaltungen an.
Weitere Informationen zur Koordinierungsstelle gibt es hier.
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