Ende September war Schluss mit der Fahrrad-Werkstatt des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr – für dieses Jahr. Anfang April hatte sie ihren Betrieb aufgenommen. In diesen sechs Monaten, in denen die Werkstatt jeden Samstag von 10 bis 12.30 Uhr geöffnet hatte, wurden Geflüchtete und Migranten mit mehr als 200 Fahrrädern versorgt – zu einem symbolischen Preis. Im Jahr zuvor war es eine vergleichbare Zahl von Rädern gewesen.
An die 250 Räder waren gespendet worden. Nicht nur Lahrer beteiligten sich an der Spendenaktion, sondern Menschen aus dem ehemaligen Landkreis Lahr und sogar darüber hinaus. Dem Werkstatt-Team gehörten als Kernmannschaft acht türkische Flüchtlinge, zwei aus der Ukraine und zwei Einheimische an. Zeitweilig kamen weitere Geflüchtete dazu, die einmal mal tageweise mithelfen wollten.
Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr
Eine rundum runde Sache ist die Saison 2023 der Fahrrad-Werkstatt auf dem Schlachthof-Areal gewesen.
In diesem Jahr gab es keine speziellen Verkaufsaktionen an bestimmten Tagen. Flüchtlinge konnten Räder grundsätzlich an jedem Samstag erwerben. Es gab auch keinen Samstag, an dem nicht etliche Spender beim Schlachthof vorbeischauten, um ihre gebrauchten Räder für den guten Zweck vorbei zu bringen. Und dann waren da noch jene Migranten, die mit ihrem Rad den Schlachthof ansteuerten, um es reparieren zu lassen. Im Jahr zuvor waren die unterschiedlichen Anliegen zeitlich und teilweise auch räumlich getrennt.
Bei großem Andrang auf dem Schlachthofgelände führte das an machen Tagen dazu, dass die Lage unübersichtlich war. Um so besser war es, dass Jürgen Siefert vom Freundeskreis schon Anfang Mai als Organisator zum Team dazu stieß, um neben Klaus Schweizer möglichst die Übersicht über die Vielzahl der Fahrräder und der Menschen zu behalten.
Übersichtlich blieb es allerdings am Samstag, 17. Juni. Da hatte die Fahrrad-Werkstatt zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Geboten waren Informationen, Getränke und Gebäck. Die Gäste konnten auf Bänken an Tischen Platz nehmen und sich auch die weiteren Projekte des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr erklären. Allein, der große Ansturm blieb aus. Aber diejenigen, die gekommen waren, nahmen sich viel Zeit bei der Veranstaltung des Freundeskreises.
Im Laufe der Zeit sind Kontakte der Fahrrad-Werkstatt zur Kehler Flüchtlingshilfe entstanden, die dem Freundeskreis Flüchtlinge anbot, rund 20 Fahrräder aus eigenen Beständen übernehmen zu können. Zudem wurde Bekanntschaft gemacht mit Benotmane Adda vom Verein Treffpunkt Lahrer Kulturen, in dem Arabisch sprechende Menschen Mitglied sind. Der Verein organisiert Hilfslieferungen nach Nordafrika und ist auch an Fahrrädern interessiert. Deshalb stattete Adda der Werkstatt einen Besuch ab.
Es gibt noch ein Fazit der Werkstatt: Trotz der erschwinglichen Preise hat sich der Erlös aus dem Fahrrad-Projekt mit der Zeit gelohnt. Zweimal hat die Werkstatt dem Freundeskreis Flüchtlinge 1000 Euro auf seine Spendenkonten überwiesen. Anfang Oktober betrug der Kassenstand schließlich noch 800 Euro – nach Abzug der Pizzen, die sich das Team zum Abschluss ihrer Aktion gegönnt hatte. Das ist mehr als 2022.
Beim gemeinsamen Essen und Trinken geht es auch um die Wertschätzung. Das ehrenamtliche Engagement muss natürlich gewürdigt werden. Dazu gehörte im Juni ein gemeinsamer Besuch beim Chinesen, eine Radtour, die Jürgen Siefert angeboten hatte und schließlich das Pizza-Essen im interkulturellen Garten zum Abschluss in diesem Jahr. Dazu gehört aber auch, dass mit dem Ende der Fahrrad-Werkstatt die Zeit beginnt, in der für die Wintermonate gemeinsame Unternehmungen geplant werden – wie bereits im vergangenen Jahr.
Wie es im nächsten Jahr weitergeht? Die Fahrrad-Aktion kann durchaus im dritten Jahr in Folge stattfinden. Die Werkstatt auf dem Schlachthof-Areal steht dem Freundeskreis auch 2024 wieder zur Verfügung. Ob das Projekt allerdings zustande kommt, hängt davon ab, ob sich ausreichend Ehrenamtliche einbringen wollen.
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