Das Café international präsentiert sich als Ort der Menschlichkeit

Die Menschen sind auf der Suche nach Frieden und nach Orten des Friedens. Darum ist es beim Gottesdienst zum Thema Friedenslicht aus Bethlehem gegangen, der am Samstag, 23. Dezember 2023, 17 Uhr, auf dem Sonnenplatz stattfand. Die Gemeinden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Lahr hatten dazu eingeladen. Mit dabei war auch der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr mit seinem Café international, das einen solchen Ort des Friedens darstellt.

Das Thema Frieden ist auch von Oberbürgermeister Markus Ibert, dem Polizisten Kevin Kuhn, und Deborah Vital, die gerade in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr Erfahrungen bei der Lahrer Tafel sammelt, beleuchtet worden. Katya Ivchenko, Ukraine, Muhammed Ertekin, Türkei und Amir Hamza Ibrahimi, Afghanistan haben die Frage beantwortet, welche Bedeutung das Café international für sie hat. Ihre Äußerungen waren sehr bewegend.


Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge

Waltraud Stark (am Mikrofon) präsentiert Katya Ivchenko, Muhammed Ertekin und Amir Hamza Ibrahimi, die gleich über das Café international sprechen werden.


Waltraud Stark vom Freundeskreis hatte es übernommen, den Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes das Café international vorzustellen. Sie zitierte den persischen Mystiker Rumi, um den Sinn des Cafés zu verdeutlichen. Der hatte gesagt: „Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“ So ein Ort sei das Café, sagte Stark, offen für alle, für die Einheimischen und die Zugezogenen, für jung und alt.

Es sei ein Ort für Menschen, die von ihrem Glück etwas abgeben wollten und für Menschen, die Zuwendung bräuchten. Waltraud Stark wies auch darauf hin, dass das Projekt des Freundeskreises in diesem Jahr den Ortenauer Integrationspreis bekommen habe. Und dann erklärten Katya Ivchenko, Muhammed Ertekin und Amir Hamza Ibrahimi, was das Café für sie bedeutet.

Ehrenamtliche des Freundeskreises und Gäste des Cafés sind auf dem Sonnenplatz mit dabei. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Katya Ivchenko, Ukraine:

„Ich lebe jetzt seit einem Jahr und sechs Monaten in Lahr und gehe seit etwa einem Jahr und drei Monaten in das Café International. In dieser Zeit habe ich im Café viele nette Leute kennengelernt, die mir oft geholfen haben, wenn ich Probleme hatte. Dank des Cafés und der Menschen darin habe ich verschiedene Orte besucht und an Veranstaltungen teilgenommen, Deutsch und andere Sprachen geübt, andere Kulturen kennengelernt und Spaß gehabt.“

Muhammed Ertekin, Türkei:

„Ein wunderbarer Treffpunkt, der sich aus ehrenamtlichen Helfern zusammensetzt, die uns davor bewahren, in der Menge allein zu sein, die uns das Gefühl geben, zu Hause zu sein, und die uns in allen möglichen Fragen helfen wollen. Indem sie ihr Wissen und ihre Erfahrung mit uns teilen, helfen sie uns, uns besser in unser neues Leben in Deutschland zu integrieren. Ich freue mich sehr darüber, dass diese Gruppe, deren Konzept darin besteht, Gutes für die Menschlichkeit zu tun, von Tag zu Tag größer wird. Und ich schätze mich sehr glücklich, zu dieser Gruppe zu gehören.“

Amir Hamza Ibrahimi, Afghanistan:

„Lange Zeit habe ich die Welt mit meinen Augen gesehen und mir vorgestellt und gesagt, warum meine Welt so klein ist, aber mein Verstand glaubte nicht, dass sie so klein ist. Das war eine Frage, die ich mir immer gestellt habe. Das Café International brachte mir die Antwort auf die Frage und das Rätsel, die mich beschäftigt hatten. Ich sah dort Menschen, die sich mit reinem Herzen um die Probleme der Menschen kümmerten. Obwohl sie bequem leben könnten, wollen sie dennoch den Menschen dienen. Dort erfuhr ich, dass der Mensch zwei Arten von Augen, zwei Arten von Ohren und zwei Arten von Zungen hat. Sie sahen die Welt mit den Augen des Herzens. Als ich mit den Augen des Herzens schaute, war es viel größer als das, was ich mit normalen Augen sah. Danke an diejenigen, die mir beigebracht haben, dass ich die Welt mit den Augen meines Herzens betrachten sollte.“

Auch Oberbürgermeister Markus Ibert steuerte einen Aspekt der Suche nach Frieden bei. Die Stadt sei bestrebt, den Menschen, gleich ob Einheimische oder Migranten unterschiedlicher Herkünfte, in Lahr eine Begegnung zu ermöglichen. Ziel sei, dass die Menschen sich kennenlernen, sich verstehen, respektvoll miteinander umgehen. Ibert ging dann darauf ein, was die Stadt tue, um dieses Ziel zu erreichen. Man wolle auch zeigen, dass es eine Normalität im Pluralismus, in der Demokratie gebe. „Wir wollen nicht, dass die Probleme von außen in die Stadt hineingetragen werden“, betonte er. Es gehe um ein Miteinander, nicht um ein Gegeneinander.

Der Dinglinger Posaunenchor begleitet die Friedenslieder. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Das Friedenslicht aus Bethlehem scheine in diesem Jahr angesichts des Krieges in Nahost ein Widerspruch zu sein, hatte Pfarrer Michael Donner von der evangelischen Kreuzgemeinde zu Beginn des Gottesdienstes gesagt. Da sei man froh, wenn es vor Ort in Lahr Fuß fassen könne. „Es darf sich gerne ausbreiten“, betonte er. „Wenn Menschen den Frieden nicht suchen“, gab Martin Metzger, Gemeindepastor für den Bezirk Lahr der evangelisch-methodistischen Kirche, flapsig zu bedenken, „dann gute Nacht“.

Friedenslieder, die die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung auf dem Sonnenplatz sangen, wurden vom Posaunenchor Dinglingen begleitet. Anschließend wurden Punsch und Kerzen für das Friedenslicht angeboten. Jeder, der wollte, konnte auf der Suche nach Frieden ein Licht mitnehmen und es weitergeben.

Weitere Informationen zum Friedenslicht gibt es hier.