Es war ein bewegtes und ein bewegendes Jahr

Nach einem bewegten und bewegenden Jahr – in Deutschland wie weltweit, aber auch im Wirkungskreis des Freundeskreises Flüchtlinge – sollen an dieser Stelle die Stimmen einiger aktiver Ehrenamtlicher eine Art Jahresrückblick ergeben. Anhand eines Fragebogens sind die Mitglieder über das Jahr 2023 befragt worden. Gefragt wurden sie zum Beispiel, welches für sie die Höhepunkte waren, welche Aktionen sie besonders gut fanden, aber auch, was es zu kritisieren und zu verbessern gibt.

Und darüber hinaus wurden sie auch um ihre Meinung zur Situation und zur Entwicklung der Geflüchteten und der Flüchtlingspolitik gebeten. Die folgende Zusammenfassung ergibt natürlich ein subjektives Bild; zum einen, wegen der Fragestellung, zum anderen, weil nur wenige der Befragten geantwortet haben. Es ist aber anzunehmen, dass viele der Mitglieder zustimmen werden. Sie haben ja ähnliche Erfahrungen gemacht, und vieles wird ihnen aus der Seele gesprochen sein.


Titelfoto: pixabay.de

Im zurückliegenden Jahr ist sehr viel passiert.


Den e i n e n Höhepunkt in der Arbeit des Freundeskreises gab es offensichtlich nicht. Neben dem geradezu spektakulären Erfolg des Café International und dem Erfolg beim Stadtgulden wurden eine ganze Reihe von Aktionen genannt: einmalige wie der Familienausflug zum Jägertonihof und der Besuch auf dem Weihnachtsmarkt in Obernai und längerfristige wie die beiden Projekte Fahrradwerkstatt und Spielzeug-Aktion des Werkstattteams. Aber neben diesen Projekten mit aktivem Einsatz vieler gibt es die individuell erlebten Höhepunkte bei der Beratung und Unterstützung und beim Deutschunterricht für einzelne Geflüchtete, die als besonders befriedigend und bereichernd empfunden wurden.

Steffi Kempchen freut sich über den dritten Platz beim Bürgerbudget Stadtgulden. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Vorschläge und konstruktive Kritik betrafen das Café, für das mehr feste Programmpunkte zum Mitmachen (Musik, Tanz, Basteln, Sprachspiele) und, ganz konkret, Namensschilder für alle gewünscht wurden.

Darüber hinaus gab es die Forderung, die eigene, deutsche Kultur ebenso offen und unbefangen darzustellen und zu leben, wie wir auch den Kulturen der Flüchtlinge gegenüber interessiert und tolerant sind.

Obwohl es wünschenswert sei, noch mehr aktive MitstreiterInnen, vor allem jüngere, zu gewinnen, wurde die Arbeit, wenn auch manchmal zeitraubend und anstrengend, nicht als Belastung, sondern als große Bereicherung empfunden.

In der Kritik am wenig selbstbewussten und bloß defensiven Umgang unserer Politiker mit den zunehmend negativen Stimmen gegenüber den Geflüchteten sind sich die Befragten einig: Der fremdenfeindlichen Stimmungsmache, welche suggeriert, Flüchtlinge seien unser Hauptproblem und die Wurzel allen Übels, wird nicht deutlich genug widersprochen. Dadurch lässt man zu, dass die demokratiefeindlichen Kräfte wie die AfD Auftrieb bekommen.

Waltraud Stark hält sie in Händen: die Urkunde, die belegt, dass der Freundeskreis den Ortenauer Integrationspreis bekommen hat; links Heimfried Furrer, rechts Klaus Schweizer. – Foto: privat

Neben den hilflos erscheinenden Versuchen, die Zahl der nicht erfolgreichen Asylbewerber zu begrenzen, werde zu wenig getan, die bereits im Land lebenden Geflüchteten – insbesondere auch die Frauen – zu integrieren, heißt es. Die Wirtschaft bräuchte sie dringend als Arbeitskräfte, sie würden einen finanziellen Beitrag leisten und nicht mehr dem Steuerzahler zur Last fallen – aber sie warten oft viel zu lange auf die erforderlichen Sprachkurse, und die bürokratischen Hindernisse für die Aufnahme von Ausbildungen sowie für die Anerkennung ihrer im Heimatland erworbenen Zeugnisse und Fähigkeiten seien schier unüberwindlich.

Ausblick auf das Jahr 2024

Im neuen Jahr erwarten den Freundeskreis Flüchtlinge neben der bisherigen Arbeit zusätzliche wichtige Aufgaben. Zitat aus der Antwort eines Befragten: „Beim Grundschul-Projekt müssen wir dafür sorgen, dass das Geld nicht ausgeht. Beim Stadtgulden-Projekt, der Outdoor-Fitness-Anlage in der Rainer-Haungs-Straße, stehen wir erst am Anfang der Umsetzung. Die Erweiterung des interkulturellen Gartens bietet eine tolle Chance für Geflüchtete. Auch daran sollten wir arbeiten.“

Dazu allen einen guten Rutsch ins neue Jahr, Gesundheit, Tatkraft und Energie. Damit das neue Jahr ebenso erfolgreich wird wie das vergangene.

Das Jahr 2023 in der Übersicht

Januar
  • Literaturwerkstatt mit José F. A. Oliver
  • Flüchtlinge erkunden den Schwarzwald

Februar

  • Trauer im Café international um die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien
  • Gedenkfeier zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine
  • Das Team der Fahrrad-Werkstatt trifft sich zum gemeinsamen Kochen.
März
  • Aktion gegen Rassismus
  • Das Café international zieht in den interkulturellen Garten um.
April
  • Die Fahrrad-Werkstatt öffnet wieder.
  • Tanz- und Theater-Workshop mit Gästen des Cafés international
Mai
  • Ukrainer feiern Kindertag im Café international
Juni
  • Tag der offenen Tür der Fahrrad-Werkstatt
Juli
  • Freundeskreis baut einen Sandkasten im Café international auf.
  • Beim Fest der Kulturen auf dem Marktplatz ist der Freundeskreis mit einem Stand vertreten.
August
  • Konzert der Worlderers im Gemeindesaal am Doler Platz
September
  • Jahresausflug auf den Jägertonihof
  • Ortenauer Integrationspreis für den Freundeskreis Flüchtlinge
  • Fahrrad-Werkstatt schließt mit einer sehr guten Bilanz.
Oktober
  • Der Freundeskreis bekommt 10 000 Euro aus dem Bürgerbüffet Stadtgulden für eine Outdoor-Fitness-Anlage in der Rainer-Haungs-Straße
  • Das Werkstatt-Team ruft das Spielzeug-Projekt ins Leben.
  • Das Café zieht um ins Winterquartier an den Doler Platz
November
  • Insgesamt 50 Ehrenamtlich und Migranten können den Europapark kostenlos besuchen.
  • Konzert der Worlderers auf dem Schlossplatz
  • Geburtstagsfeier für Heimfried Furrer in der Fahrrad-Werkstatt
  • Der Freundeskreis gewinnt das Dorfquiz in Mietersheim.
Dezember
  • Besuch auf dem Weihnachtsmarkt in Obernai, Elsass, mit 75 Teilnehmern
  • Beim Friedenslicht auf dem Sonnenplatz präsentiert der Freundeskreis das Café international.
  • In Flüchtlingsunterkünften machen Ehrenamtliche Kindern mit Spielzeug eine Freude.