Engagement – das beste Mittel gegen Vergreisung

Ein Aufruf der Zeitschrift „Aktiver Ruhestand“ der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Baden-Württemberg hat Heimfried Furrer, Sprecher des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr, dazu bewogen, in die Tasten seines Computers zu greifen. In der Kolumne „Auf ein Wort“ hatte die Autorin Barbara Haas die Auffassung vertreten, dass sich die pensionierten Pädagogen gemeinsam mit jüngeren Menschen für die Gesellschaft engagieren könnten.

Dieser Aufruf war für Heimfried Furrer natürlich ein gefundenes Fressen. Anhand des Engagements des Freundeskreises konnte er nachweisen, dass in Lahr genau dies bereits geschieht. Sein Beitrag wurde im übrigen ebenfalls in der Zeitschrift für Pädagogen im Ruhestand veröffentlicht. Er ist ebenfalls auf dieser Website nachzulesen, wobei der Text an zwei Stellen an die derzeit herrschende Corona-Situation angepasst wurde:


Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Engagement im Alter: Heimfried Furrer (links) repariert zusammen mit Geflüchteten ein Fahrrad.


Jüngere und Ältere arbeiten zusammen

„In Lahr, Schwarzwald, haben sich in einem Freundeskreis Flüchtlinge Menschen zusammengefunden, über deren ehrenamtliche Arbeit ich hier berichten möchte. Sie ist ein Beispiel für die vielen Möglichkeiten, wie sich ältere Menschen, die vom Druck der täglichen Arbeit entlastet sind, diese Forderung zu eigen machen und ihr Potenzial zum Wohl anderer einsetzen können. Flüchtlingsarbeit also. Was heißt das?

Diese Frage stellen uns Leute, die auch helfen wollen, aber unsicher sind, welche Aufgaben anfallen und ob sie sich dafür eignen. Es sind junge und ältere Menschen, die telefonisch oder per E-Mail Kontakt zu uns aufnehmen; da ist es wichtig zu sagen, dass auch bei uns Jüngere und Ältere zusammenarbeiten, solche, die sich noch in der Ausbildung, im Beruf oder schon in Rente befinden. Die zahlenmäßig stärkste Berufsgruppe sind Lehrerinnen und Lehrer, aber das berufliche Spektrum ist breit. Auch Geflüchtete sind bei uns aktiv – zwei von ihnen zum Beispiel in unserem siebenköpfigen Sprecherteam.

Der Aufruf – in Auszügen

Die weltweiten Probleme wie Klimawandel und Naturkatastrophen, Nationalismus, Flucht und Massenmigration . . . müssen in einem intergenerativen Prozess angegangen werden, um Generationenkonflikte zu vermeiden. Was heißt das für uns Ältere? . . . Unser Pfund ist unsere Bereitschaft, freiwilliges Engagement einzubringen – dort, wo sich Generationen begegnen. . . . Suchen wir den Kontakt mit den Jüngeren und setzen uns mit ihren Anliegen auseinander. . . . Engagieren wir uns auch für Flüchtlinge. Berichten Sie über Themen, die Euch mit anderen (jungen) Generationen zusammengebracht und bewegt haben. Barbara Haas

Unser Rat: Erst mal hospitieren

Wenn also jemand wissen will, wie er sich bei uns einbringen kann, dann gibt es von uns als erstes die folgenden Vorschläge: Einzelbetreuung einer Person oder Familie, sprachliche Förderung von Kindern oder Erwachsenen oder Übernahme eines Deutschkurses. Dazu die Empfehlung, an unserem monatlichen Gespräch im Plenum teilzunehmen, um dort sowie in Einzelgesprächen Näheres in Erfahrung zu bringen. Der Rat lautet auch immer: Erst einmal hospitieren, bevor man ins kalte Wasser springt. Eigene Ideen für neue Tätigkeiten sind willkommen.

Unsere Aktivitäten waren wegen Corona längere Zeit eingeschränkt, sollen aber bald wieder voll anlaufen. Das sind zum Beispiel:

  • Einzelbetreuung von Geflüchteten
  • Einzelförderung von Migrantenkindern (nicht nur Geflüchteten) in unserem Grundschulprojekt
  • Sprachunterricht für Kleingruppen in den staatlichen Unterkünften
  • Computerunterricht in einer Sammelunterkunft
  • Nachhilfe für Schülerinnen und Schüler
  • Hilfe für Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Sprachkursen der der Volkshochschule
Zeitschrift der GEW für Senioren

Unsere Webseite – www.freundeskreis-flüchtlinge-lahr.de – informiert laufend über aktuelle Projekte, aber auch über zahlreiche Aktivitäten in der Vergangenheit, wie zum Beispiel Fahrradreparatur-Workshop, Bau von Palettenmöbeln, Fahrradtraining, eine Ausstellung zum Thema Flucht und vieles mehr.

Unsere Flüchtlingsband The Worlderers unter der Leitung eines pensionierten Lehrers wird zu verschiedenen Anlässen immer wieder gerne gebucht. Aktuell ist die Planung eines wöchentlich stattfindenden Internationalen Cafés abgeschlossen. Wenn es die Corona-Lage erlaubt, kann es sofort losgehen.

Heimfried Furrer (rechts) beim Möbelbau mit Paletten – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Bei uns findet jeder Mensch eine für ihn passende Beschäftigung – und wer sich bei uns engagiert, erfährt vielfältige Bereicherung und fällt nach Ende der aktiven Dienstzeit mit Sicherheit nicht in das Loch der Leere und Depressivität, über das etliche Pensionäre klagen. Hilfe für Geflüchtete im Team mit anderen ehrenamtlich Engagierten führt zu interessanten Begegnungen und Erfahrungen, bereichert ungeheuer und ist das beste Mittel gegen geistigen Abbau und Vergreisung.“

Heimfried Furrer, Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

„Aktiver Ruhestand“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg tritt für die Interessen ihrer Mitglieder im Ruhestand ein. Dazu gehören die Sicherung von Pensionen und Renten sowie soziale Ansprüche in Krankenversicherung und Beihilfe. Die Einkommensentwicklung der Ruheständler*innen ist auch von Tarifverhandlungen der Aktiven abhängig. Die GEW informiert und berät ebenfalls, was vor dem Ruhestand zu beachten ist. Die Seniorinnen und Senioren sind in der GEW Baden-Württemberg als eigene Personengruppe und mit einem eigenen Fachbereich vertreten. Mehrmals im Jahr erscheint die Zeitschrift „Aktiver Ruhestand“.