„Das Internationale Café hat zu meiner Integration beigetragen“, sagt Sana Ahmad Hussein Alyaaqubi, die dieses Projekt des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr über viele Jahre hinweg geleitet hat. Diese Aufgabe hat sie jetzt abgegeben. Im Gespräch mit ihr hat Heimfried Furrer, einer der sechs Sprecher und Sprecherinnen des Freundeskreises erfahren, dass mit diesem Schritt Sanas Engagement für geflüchtete Menschen keineswegs endet.
Sana, du bist eine der eifrigsten Betreuerinnen von Flüchtlingen in Lahr und vielleicht diejenige, die diese Arbeit schon am längsten macht. Im Freundeskreis Flüchtlinge bist du für alle ein Vorbild, und viele von uns bitten Dich um Rat und Hilfe. Dein Name ist auch untrennbar verbunden mit dem Internationalen Café, das du ins Leben gerufen hast und das jeden Monat Menschen aus verschiedenen Nationen zusammengebracht hat. Nun hörst du auf und gibst das Café in andere Hände ab. Warum eigentlich?
Sana: Ich wollte ganz einfach mehr Zeit haben – für mich, aber hauptsächlich für meine Familie. Es gibt so viele Ehrenamtliche, die beim Internationalen Café mitmachen; da kann auch einmal jemand anderes die Treffen organisieren. Und ich selbst werde weiterhin als Gast, aber auch, wenn nötig, als Helferin dabei sein.
Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr
Sana Ahmad Hussein Alyaaqubi an ihrem Arbeitsplatz im Begegnungshaus auf dem Urteilsplatz.
Wie lange besteht das Internationale Café eigentlich schon?
Sana: Zuerst, so ab 2005, war das ein rein privates Treffen, bei dem ich Frauen aus verschiedenen Ländern zu mir nach Hause eingeladen habe. Von 2008 an fand das Café dann einmal pro Monat regelmäßig im Begegnungshaus, später in den Sozialräumen der Flüchtlingsunterkünfte in der Geroldsecker Vorstadt und der Willy-Brandt-Straße und hin und wieder auch im Begegnungshaus statt.
Was war für Dich an dieser Veranstaltung am wichtigsten?
Sana: Zum einen waren es ganz persönliche Gründe: Ich habe so viele interessante Leute kennengelernt. Aber es sollten die Treffen immer auch Wegweiser für neu angekommene Migranten sein, die hier die Gelegenheit zur Kommunikation mit Einheimischen haben sollten, zu Bekanntschaften und im Idealfall zu Partnerschaften.
Erinnerst du Dich an besonders schöne Stunden oder herausragende Vorkommnisse?
Sana: Ganz besonders hat mich gefreut, dass hier Frauen, oft mit Kindern, Gelegenheit fanden, ihren Horizont zu erweitern, aus ihrer Isolation herauszukommen und ihr Selbstwertgefühl zu verbessern. Aber auch einzelne Erfolgsgeschichten machen mich glücklich, wie zum Beispiel die des syrischen Ingenieurs, der vor drei Jahren zu uns kam und es nun geschafft hat, ein Studium in Tübingen zu beginnen.
Gab es auch Enttäuschungen?
Sana: Eigentlich keine, nein.
Das Internationale Café wird weiterhin stattfinden, nun veranstaltet von gleich drei Frauen in Zusammenarbeit: Katharina Lindner von der Evangelischen Erwachsenenbildung, Sophia Stappel, der Flüchtlingsbeauftragten der Stadt Lahr, und Silvia Boniface-Anyunwo vom Freundeskreis Flüchtlinge Lahr. Glaubst du, dass auch weiterhin Flüchtlinge kommen werden, jetzt, wo Du weg bist?
Sana: Das Café hat von der Idee gelebt, nicht von meiner Person. Es waren immer schon Ehrenamtliche beteiligt und manchmal auch Profis zu Gast. Diese Idee des Dialogs von Flüchtlingen untereinander und von Flüchtlingen mit Einheimischen wird weiter für guten Besuch des Internationalen Café sorgen.
Bedeutet Dein Rückzug aus dem Café, dass du deine Arbeit in der Flüchtlingshilfe jetzt ganz aufgibst?
Sana: Ganz bestimmt nicht! Ich habe nur, wie ich schon erwähnt habe, ein paar Aufgaben abgegeben, um mehr Zeit für meine Familie und mich selbst zu haben.
Was hat Dein Einsatz für das Café für dich selbst gebracht?
Sana: Dass ich so viele Menschen kennengelernt habe, hat wesentlich zu meiner eigenen Integration beigetragen und dazu geführt, dass ich mich inzwischen ganz als Lahrerin fühle.
Du bist selbst als Flüchtling nach Deutschland gekommen und bist hier in Lahr mit deiner Familie heimisch geworden. Dadurch und durch deine langjährige Erfahrung im Einsatz für Flüchtlinge, im Umgang mit Behörden und dem Dickicht deutscher Vorschriften und Regelungen weißt du, auf was es am meisten ankommt. Welches sind die wichtigsten Ratschläge, die Du den Flüchtlingen geben kannst?
Sana: Ganz wichtig und an erster Stelle: Fleißig die Sprache lernen! Und selbst aktiv werden, Kontakte suchen, nicht nur passiv dasitzen und auf Hilfe warten. Die Regeln des Zusammenlebens in Deutschland lernen und beachten. Und, so schwer das auch ist, sich selbst aktiv um einen Arbeitsplatz bemühen.
Zur Person
Sana Ahmad Hussein Alyaaqubi kam im Jahr 2000 als Flüchtling nach Deutschland. Sie ist in Kirkuk im Irak geboren. Als studierte Arabisch-Lehrerin und mit einem turkmenischen Iraker verheiratet, spricht sie neben ihrer Muttersprache Arabisch auch fließend Türkisch, dazu Englisch und auch sehr gut Deutsch. Seit 2007 gibt sie bei der Lahrer Volkshochschule arabischen Sprachkurse und Kochkurse. Schon früh engagierte sie sich als ehrenamtliche Helferin für andere Flüchtlinge. Sie gründete und leitete das Internationale Café. Sie ist Mitglied im Dolmetscher-Pool der Stadt Lahr. Sie ist Mitglied im Interkulturellen Beirat der Stadt. Und seit 2010 leitet sich den ABC-Deutsch-Treff im Begegnungshaus am Urteilsplatz.
Weitere Informationen zum Internationalen Café gibt es hier.
Auf Humans of Lahr erzählt Heimfried Furrer die Geschichte von Sanas Flucht und von ihrer Integration in Lahr.
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